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28 Von Gutsmuths und Jahn wird übrigens eine grosse Zeitausdehnung für die Leibesübungen verlangt. In Bezug auf Zweck und Mittel der Gymnastik sagt Gutsmuths: — Seite 264 und ff. — „Wir wünschen, dass sie (die Gymnastik) von weichlicher Sinnlichkeit abziehe und den physischen und geistigen Menschen mehr stähle; sie sei also mit Mühe verknüpft, verlange Geduld, Ausdauer, störe die weichliche Ruh, gewöhne den Übenden an bald geringen, bald merklicheren Schmerz, damit er ihn verachten lerne, sie stelle ihn der Witterung und den Elementen bloss, damit seine Haut sich abhärte. — — — Sie soll den Mut heben, die Gegenwart des Geistes beleben, die Thätigkeit wecken und erhalten; wir legen daher in ihre Ausführung bald so, bald so einige Gefahr, mutvolles Ausharren und einen hohen Grad von Nacheiferung. — Unser Gymnasium sei, so viel es nur immer sein kann, das Freie.“ Gutsmuths giebt (S. 645) die Lebens jahre vom 7. bis 15. Jahre an und bestimmt, wieviel Zeit in jedem Jahre auf Schlafen und Wachen, wieviel auf wissenschaftliche Ausbildung, Essen und Trinken, wieviel auf körperliche Bildung verwendet werden solle. Im Anschluss an diese Zusammenstellung sagt er dann: „Ich habe bei diesem Entwürfe den studierenden Jüngling im Gesicht gehabt. Ich glaube nicht, dass man ihm je mehr als 9 Stunden zur wissenschaftlichen Bildung bestimmen dürfe, und auch dann behält er noch (täglich) 4 zu körperlichen Übungen, von denen er auch als Mann im Amte wenigstens 3 zu täglichen Übungen beibehalten sollte. Für Nichtstudierende und für solche, die sogar zu mechanischen Arbeiten bestimmt sind, ändert sich die Sache sehr ab, sie sollten, so scheint es mir, vom 12. Jahre an nie mehr als 6 Unterrichtsstunden haben und dabei täglich 6 Stunden arbeiten und sich gymnastisch üben.“ Das sind nun wohl utopistische An schauungen und Forderungen, obgleich ein solches Verfahren für die körperliche Ausbildung gewiss sehr nützlich wäre. Ich fahre nunmehr fort: Jahn kennt nur den Turnplatz (im Freien). Dieser soll, womöglich, hoch liegen, denn auf der Höhe ist eine freiere, reinere Luft, soll einen mit kurzem Rasen bedeckten Boden haben, soll mit Bäumen bestanden sein. Was die Zeitausdehnung betrifft, so sagten S. 222: „Zur Turn zeit sollten immer billig ganze Nachmittage verwandt werden.“ Mass mann, der als Schüler Jahns der einzelnen Turnstunde abhold war, fügte die Erklärung hinzu, dass nur an solchen ganzen Nachmittagen in Feld und Wald die Lungen sich recht auslüften könnten. Die eigentliche formelle Leibesübung, ursprünglich gegen Wanderung, Spiel und Baden zurückstehend, erscheint bei Gutsmuths naturgemäss