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23 gekommen aus allen deutschen Landen und Gauen. Die Sache ist klein gewesen und ist gross geworden, eine Angelegenheit unseres ganzen grossen deutschen Volkes! Wenn Jahn, der greise Jahn 1844 sagte: „Das Turnen, entsprungen aus einer kleinen Quelle, wallt als ein freudiger Strom durch die deutschen Gaue und künftig wird er sein ein verbindender See und ein grosses Meer, das die heilige Grenzmark des Vaterlandes umwogt“, so ist jetzt bereits ein guter Teil dessen, was sein Seherauge sah, in Erfüllung gegangen, die gute Sache hat sich Bahn gebrochen und ist in einer siegreichen Entwicklung begriffen. Der Gegner, welche sie nicht wollen, sind sehr wenig geworden; der Freunde aber und Förderer sehr viele, und, wenn sie auch nicht über jeden Schritt zu dem schönen Ziele einig sind, so sind sie es doch in dem Ziele selber, in der har monischen Ausbildung des ganzen Menschen. Und zur Erreichung dieses edlen Zieles ist ja auch diese hochgeehrte Versammlung zusammen- gekommen. Fragen, welche vor Jahrzehnten im Schosse der Turnfreunde die Geister und Gemüter aufregten, sind im Frieden zum Abschluss ge kommen; aber eine gute und grosse Sache, eine lebensfähige und lebens kräftige, wie es das Turnen ist, bringt aus ihrem Schosse immer wieder neue Fragen auf die Tagesordnung, und es wird auch dieses in dieser Versammlung geschehen. Mögen immerhin die Geister aufeinanderplatzen im Redekampfe: ich lebe der Überzeugung und gebe der Hoffnung Aus druck, dass auch durch die Beratungen in diesen Tagen die grosse und gute Sache des Turnens eine Förderung erfahren wird zum Heile und Segen unseres ganzen, grossen deutschen Vaterlandes. Es gilt auch hier das Wort des hochgefeierten Dichters: „Das ganze Deutschland soll es sein“. Stadtschulrath Professor Dr. Cauer*): „Hochgeehrte Herren! Der Herr Oberbürgermeister von Berlin hatte den lebhaften Wunsch, selbst in Ihrer Mitte zu erscheinen und Sie hier im Namen der Stadt zu be- grüssen. Er ist durch eine unaufschiebbare Familienangelegenheit, durch eine Reise nach Westfalen, daran verhindert und hat mich beauftragt, seine Stelle zu vertreten, um einige begrüssende Worte an diese Ver sammlung zu richten. Ich unterziehe mich diesem Auftrage um so lieber, als ich durch die ehrenvolle Stellung im städtischen Turn-Kuratorium in der Lage bin, der Sache der Turnerei Tag für Tag zu dienen und nahe zu stehen. Sie, die aus allen Teilen des deutschen Vaterlandes zu sammengekommen sind, werden, das darf ich ohne Ruhmredigkeit sagen, aus dem, was Sie in diesen Tagen sehen und hören werden, die Über- *) Gestorben am 29. September 1881.