138 bequem und wohlfeil sei. Die Erfolge eines solchen Turnunterrichtes seien denn auch in den meisten Fällen ungenügend und die Disziplin einer Schule leide fortwährend Schaden darunter. Anderswo nehme man sogar die kleinen Schüler derselben Klasse und setze sie zehn und zwölf anderen Knaben als Vorturner vor. Dass da von einem Unterricht keine Rede sein könne, bedürfe wohl keines Nachweises. Übrigens, warum wähle man denn bloss Vorturner? In den Mädchenschulen müsse man dann doch in weiterem Verfolgen des Systems Vorturnerinnen haben, von denen er aber bisher nichts gehört habe. Auch der Umstand, dass das Riegen- turnen einen verhältnismässig gut und reich eingerichteten Turnplatz und Turnsaal voraussetze, dürfte dasselbe widerraten. Er warne davor, die Berliner Verhältnisse als massgebend anzunehmen; an solchen reichen Hallen und kostspieligen Einrichtungen würde sich das Turnen in den meisten Kleinstaaten verbluten, das könne nur Berlin leisten. Er habe sich verwundert, dass Angerstein in diesen Palästen den Ruf erheben konnte: Rückkehr zur Einfachheit. Die meisten Turnlehrer müssen unter dürftigen Raumverhältnissen unterrichten, und dass sie auch da noch Tüchtiges zu leisten vermögen, gereiche ihnen zu hoher Ehre. Schliesslich erwähne er, dass, wo Riegenturnen durchgeführt werden will, allwöchentlich wenigstens eine Vorturnerstunde gegeben werden müsse. Diese solle von den auserwählten Schülern regelmässig besucht werden. Wie aber, wenn der Rektor einer Anstalt sage: Er könne und dürfe die Schüler nicht anhalten, diese Stunde zu besuchen, weil die Schulordnung allwöchentlich nur zwei Turnstunden vorschreibe. Er (Redner) sei grundsätzlich gegen die Zusammenwerfung von Schulklassen. Die deutschen Turnlehrer müssten sich in ihren Forderungen und über die Bedingungen, unter denen das Schulturnen gedeihen könne und zu seinem Recht und Ansehen komme, klar sein und dürften nicht Vorschlägen zustimmen, die schädliche Verquickungen nach sich ziehen. Er wenigstens sehe in dem Vorturnersystem im Schulturnen keinen Vorteil für unsere Sache und werde es bekämpfen, wo er es in der Schule finde. Prof. Dr. Euler-Berlin: „Den Worten des Vorredners gegen über möchte ich fast behaupten: Wir kommen vielleicht noch zu Vor turnerinnen. In Rohrschach habe ich ein solches Turnen gesehen und es war nicht schlecht. Freilich auf solchen Standpunkt würde Freund Weber niemals kommen. Aber — Scherz bei Seite — die Vorturner lasse ich nicht fallen, wenigstens nicht in den oberen Schulklassen. In dem Riegen turnen dieser Klassen unter Vorturnern steckt noch die alte Jahnsche Poesie des Turners. In der Beziehung der erwachsenen Schüler unter einander bei dem Riegenturnen liegt ein eigentümlicher Reiz und dasselbe