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126 die anderen Fechtarten.“ Lübeck, dem sehr bedeutende practische Er fahrungen zur Seite standen, will, dass mit dem 13. die Vorübungen, mit dem 15. Jahre das Stossfechten selbst begonnen werde. Das Hiebfechten, welches grössere Kraft und Vorübung erfordert, soll erst im 18.—20. Jahre begonnen werden. Dementsprechend erteilte er auch den Fecht unterricht in den hiesigen Kadettenanstalt. Eiselen empfiehlt auch das Hiebfechten für Schulen. Er meint, jede Turnanstalt müsse einen Fechtsaal haben, wo wenigstens alle Turner vom 16. Jahre an fechten lernen sollen. Er hält es aber auch für unbedenklich, das Fechten schon mit dem 13. oder 14. Lebensjahre zu beginnen. Wenn er dem Hiebfechten den Vortritt vor dem Stossfechten giebt, so begründet er seine Ansicht folgendermassen: „Wenn auch zum Hieb eine grössere Kraft des Unterarmes und des Faustgelenkes gehört, so ist beim Stoss wieder eine ungemeine Anstrengung des ganzen Armes und Leibes nötig, und es ist daher selten ein Knabe im Stande, einen festen deutschen Stoss zu führen. Ausserdem gehört zu den mannigfaltigen und feinen Bewegungen eine Aufmerksamkeit, Auffassungskraft und schnelle Geistes gegenwart, wie sie selten in diesem Alter anzutreffen ist. Der Einwurf, dass die, welche vorher auf den Hieb gefochten, sich nicht an die engen Bewegungen des Stosses gewöhnen können, will nicht viel sagen, denn erstens sind die Hiebbewegungen so ganz anderer Art, dass sie mit den Stossbewegungen gar nicht verglichen werden können, und zweitens macht ein guter Hiebfechter auch nur enge Bewegungen. Meine Er fahrung hat mir bis jetzt immer, bewiesen, dass gute Hiebfechter auch gute Stossfechter geworden sind.“ Professor Dr. Voigt: „Ballot und andere haben mir gesagt, dass Eiselen entgegen dem, was er in seinem eigenen Buche sagt, mit dem Stossfechten stets begonnen habe.“ Direktor Bach: „Das Stossfechten erfordert nie das Mass von Kraft und Gewandtheit, wie das Hiebfechten, es ist aber auch bildender für den Körper und dem zu Schwerfälligkeit neigenden Deutschen be sonders empfehlenswert. Hat uns in Frankfurt a. M. Pavenstedt (Bremen) darauf aufmerksam gemacht, dass wir Deutschen das Boxen üben müssen, um im unfreundlichen Verkehr mit Ausländern nicht zu kurz zu kommen, so möchten wir schon aus ähnlichem Grunde uns des Stossfechtens vor dem Hiebfechten befleissigen, obwohl dieses für etwas besonders Deutsch- tümliches gehalten zu werden pflegt. Der Stoss ist das Kürzere und Schnellere. Diejenigen, welche das Stossfechten als Grundlage empfehlen, sagen aber auch, es habe geringere ethische Bedenken, insofern als der Schüler mit dem Stossfechten nicht so leicht zu Ausschreitungen kommen