120 hundert zurückgedrängt worden. Gegen Ende des vorigen Jahrhunderts und in der Anfangszeit des gegenwärtigen wurde das Hauptgewicht auf das Stossfechten gelegt und die bei den Franzosen üblich gewordenen Ausdrücke wurden auch von den deutschen Fechtern angenommen. Man verfahr jedoch nicht immer folgerecht und thut es auch gegenwärtig nicht. Ich fand z. B. in einem Fechtbuche aus dem Jahre 1807, dass die erste Armdrehhaltung, die sich bei dem Ziehen der Waffe (aus der Scheide) ergiebt, „Prime“ genannt wurde. Gegenwärtig bezeichnet man mit Prime den Hieb von oben nach unten, damals aber war die „Prime“ der ent gegengesetzte Hieb. Inzwischen hatte die Fechtkunst in Deutschland durch Friesen einen grossen Aufschwung gewonnen: er hatte fast alle damals vorhandenen „Schulen“ praktisch kennen gelernt und von jeder nahm er das Gute an. Für diese Friesensche oder turnerische Fecht- weise wurde eine Kunstsprache gewählt, die mit den damaligen Fremd wörtern vollständig in Widerspruch trat; man nahm bei dem Hiebfechten die Bezeichnungen der Hiebe von den Körperteilen her, die der regel recht geführte Hieb treffen sollte. — Mir nun als Turnersmann liegt sehr viel daran, dass bei dem Fechten überhaupt und so auch bei den Fecht übungen unserer Turnvereine die Fechtsprache ein sinnvolles Deutsch sei. Wie unsere Turner am Reck und sonst einen Rist-, einen Kamm-, einen Ellen- und Speichgriff kennen, wie man bei den Freiübungen schon von einem Rist-, einem Speichhieb des Armes spricht, so werden sich die Fechter aus Turnerkreisen leicht daran gewöhnen, diese Ausdrücke auch in der Kunstsprache des Hiebfechtens zu verwenden, redet doch auch der turnerische Stossfechter schon von einem Rist- und Kammstosse u. s f. — Ich möchte Sie also bitten, Ihre Zustimmung dazu zu geben, dass wir Fremdwörter von der deutschen Fechtsprache gänzlich fern halten und bei dem Hiebfechten zur Bezeichnung der Hiebe nur die deutschen Aus drücke verwenden, die ich vorhin angedeutet habe.“ Professor Voigt-Berlin: „Ich empfehle Ihnen im allgemeinen das selbe, was der Vorredner empfohlen hat, da die fremden Ausdrücke zu vielfachen Verwechslungen geführt haben. So z. B. wurde derselbe Stoss, den wir als Quarte bezeichnen, von anderen als Prime bezeichnet. Jedoch sind auch wiederum in manchen Beziehungen die deutschen Ausdrücke, welche man von den Körperteilen hernehmen will, nicht gut. Wir werden den Bauchhieb nicht nach dem Bauche schlagen und den Brust hieb nicht nach der Brust, sondern nach dem Gesichte.“ Engelbach-Berlin: „Ich halte es gleichfalls für nötig, uns an deutsche Ausdrücke zu gewöhnen, und möchte nur Herrn Wassmannsdorff um eine nähere Erklärung bitten.“