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Herr Braunwarth, Würzburg: Wenn heute eine Einigung zustande kommt, werden wir gemeinsam die außenstehenden Fabriken zum Beitritt in die Konvention veranlassen. Sonst ist jedoch ein Kampf gegen die Konvention unvermeidlich. Er überreicht dem Vorsitzenden folgende Resolution: 1. Wegfall des Treu-Rabatts, an dessen Stelle erscheint eine Umsatz-Vergütung. 2. Keinen direkten oder indirekten Verkehr der Konven tions-Mitglieder mit Verbrauchern. Direkte Anfragen und Bestellungen sind an die ortsansässigen oder be nachbarten eigenen Kunden, oder, falls solche nicht vorhanden, an die Kunden einer anderen Konventions- firma zu überweisen. 3. Verpflichtung der Abnehmer-Grossisten und Detail- L listen zur Einhaltung der Detailverkaufspreise. Im Zuwiderhandlungsfalle zunächst Verwarnung, im Wieder holungsfälle Lieferungssperre und Bekanntgabe der Namen in den Organen der Verbände. 4. Deutliche äußere Kennzeichnung der Ordner nach Qualität und Herkunft, auch derjenigen mit Sonder bezeichnung. 5. Sofortige Aufnahme des gegenwärtigen Standes aller Abschlüsse zu alten Preisen nach Zeit und Menge, um dem Vorwande die Spitze abzubrechen, es seien noch große Abschlüsse zu alten Preisen zu liefern. Wo letztere bestehen, ist es gestattet, bis zu deren Ablauf noch zu alten Preisen zu liefern. Die Konventions-Fabri kanten dürfen Abschlüsse, die ohne Festlegung der Zahl unter Konventionspreis, getätigt sind, nur nach dem Durchschnitt des Bezuges der letzten 2 Jahre, jedoch mit einem Mehr von höchstens 10 v. H. ausführen. 6. An Grossisten darf nur gegen schriftliche Verpflichtung zur Einhaltung der Detailverkaufspreise seitens deren Abnehmer geliefert werden. 7. Sämtliche wichtigen Beschlüsse der Konvention in Sachen der Preisregulierungen können nur im Einver nehmen mit der Händlerschaft erfolgen. Grundsätzlich wurde diese Resolution von der Konvention angenommen. Die Sitzung wurde darauf auf den Sonnabend vertagt. Am Sonnabend, 6. Dezember, konnte zunächst keine gemein schaftliche Sitzung stattfinden, und nur durch das Eingreifen des Herrn Dir. Lichtenstein war es möglich, nachdem verschiedene persönliche Streitpunkte aufgeklärt wurden, weiter in die Aus sprache einzutreten. Für die verschiedenen Gruppen wurden Einheits-Verkaufs preise festgesetzt, und das Schlußergebnis der Verhandlungen wurde in nachstehenden Sätzen einmütig zusammengefaßt: 1. Es bleibt den Mitgliedern der vertretenen Händler verbände überlassen an Stelle des -Treurabattes eine in anderer Form festgelegte Verpflichtungs-Erklärung abzu geben. 2. Die Konvention hat die Ladenpreise gemeinschaftlich mit den Verbänden festgelegt. Die eingehenden Ver handlungen haben jedoch ergeben, daß eine rechts verbindliche Festsetzung zurzeit aus verschiedenen Gründen in beiderseitigem Interesse noch nicht durch führbar ist. Sie soll aber fernerhin unbedingt ange strebt werden. 3. Mit Rücksicht auf die gemeinsam festgelegten Laden preise hält die Konvention auch bei späteren Preis fragen einen Meinungsaustausch mit der Händlerschaft, für erforderlich. 4. Die Konvention erklärt, daß ihre Mitglieder Lieferungen ' an Verbraucher grundsätzlich nicht unter Umgehung der Händlerschaft ausführen werden. Im übrigen wurden im Interesse des gemeinsamen Kampfes gegen jede Schleuderei noch mehrere wichtige Beschlüsse gefaßt. Bezüglich der Lieferungssperre herrschte beiderseitige Ueber einstimmung. Papier-Verein Berlin und Provinz Brandenburg I. A.: Carl Arenstedt. Der Schreibwaren-Kleinhandel und die Verbände Aus Berlin Die Konventionen in unserem Fache sowie auch Vereine der Großhändler wachsen jetzt ordentlich wie Pilze aus der Erde, so hat sich erst ganz neu der Verein Deutscher Papiergroßhändler ge bildet. Dies ist ein Zeichen, daß die Großkaufleute (Fabrikanten und Großhändler) sich immer mehr darauf besinnen, daß die Schleudereien und Preisunterbietungen nicht mehr so weiter gehen können; die sozialen Lasten sind immer höher gestiegen, die Preise dagegen, wenn nicht gefallen, so doch auf derselben Höhe stehen ge blieben. Es ist nur recht und billig, daß die Fabrikanten und Groß händler wieder erkannt haben, daß ein Kaufmann verdienen muß. Aber wie steht das Verhältnis dieser Konventionen und Vereine zu dem Kleinhändler ? Nach meiner Meinung bleibt hier noch sehr viel, ja fast alles zu wünschen übrig. Die gerechtfertigten Wünsche der Kleinhändler werden entweder garnicht oder in einem so ge ringen Maße berücksichtigt, daß er sich gestehen muß, die Kon vention arbeite nur für sich, aber nicht auch, wie es doch sein sollte, für ihn. Und doch sollten die Wünsche und Bedürfnisse der Klein händler mehr im Auge gehalten werden, denn auch ihre sozialen Lasten sind gestiegen. Die Briefordner-Konvention weigerte sich, Verkaufspreise für ihre Waren festzulegen, mit der Begründung, daß anderweitig für Briefordner höhere Preise erzielt werden, als bei den Verhand lungen vorgeschlagen waren. Wäre es hier, was ja durch die Schutz stelle gegen Preisunterbietungen ins Auge gefaßt worden war, nicht möglich gewesen, Mindest-Verkaufspreise festzusetzen, das heißt Preise, unter denen nicht verkauft werden darf ? Wer mehr ver dienen kann, soll den Verdienst ruhig in die Tasche stecken, aber dem Schleudern und Preisunterbieten wäre Einhalt getan worden. Im Kleinhandel kann also weiter geschleudert werden; hoffentlich werden aber die Konventions-Mitglieder wenigstens nicht weiter an Verbraucher liefern. Die Tinten-Konvention sah im Anfang, aus der Ferne gesehen, sehr schön aus, aber leider fielen selbst Vorstandsmitglieder dieser Konvention dem Kleinhandel in den Rücken und boten Verbrauchern zu Preisen an, wofür der Kleinhändler noch nicht einkauft. Auch der neu gegründete Verein Dautscher Papiergroßhändler müßte erst eine Reinigung nach dieser Richtung unter seinen Mit gliedern vornehmen, denn ein großer Teil unserer Berliner Papier großhändler hält es nicht unter seiner Würde, als Großkaufmann mit Papier zu krämern. Der Geist des Großkaufmanns ist hier im großen und ganzen geschwunden. Man sieht großartige Schilder ,,Papier en gros und Export“, dabei wird jedem Verbraucher, und wenn es 500 Blatt Schreibmaschinenpapier für 1 M. 25 Pf. sind, geliefert. Die Briefumschlag-Konvention verpflichtet die Kleinhändler durch Treurabatt, nur bei ihren Mitgliedern zu kaufen, Gegen leistung gleich Null, denn sie kann nicht einmal auf ihre Mitglieder einwirken, daß diese nicht an Verbraucher liefern, oder — wo es vielleicht nicht zu umgehen ist, nur zu den dem Kleinhändler ge stellten Bruttopreisen anbieten, damit dieser wettbewerbsfähig bleibt. Der Kleinhändler klagt gewöhnlich über den Mitbewerb der Warenhäuser und Konsumvereine, jedoch sein größter Mitbewerber ist in der Regel sein eigener Lieferant. Wenn sich Konventionen bilden, so sollten diese in erster Stelle von ihren Mitgliedern fordern, daß sie Kaufleute im wahren Sinne des Wortes sind und bleiben und ihrer Stellung als Großkaufmann nichts vergeben. Dies würde gewährleistet, wenn sie nur an seß hafte Wiederverkäufer (Ladeninhaber) lieferten. Dann erst wird auch der Kleinhändler vertrauensvoll mit der Konvention unter handeln können, bis dahin steht er allen Konventionen mißtrauisch gegenüber. Ueberall fordert man Erhaltung des Mittelstandes: der Hansa- Bund, die Aeltesten der Kaufmannschaft, alle schwärmen dafür, aber wer trägt die Schuld, daß der gewerbliche Mittelstand immer mehr und mehr zurückgeht? Unsere eigenen Lieferanten, die Groß kaufleute. Kleinhändler Daß die Verbände den Klagen der Kleinhändler Rechnung tragen wollen, geht aus dem oben abgedruckten Bericht des Papiervereins Berlin und Provinz Brandenburg hervor. Schriftleitung Ansichtskarten an Mitglieder kaufmännischer Vereine Mit sehr großem Interesse habe ich in Ihren letzten Nummern die verschiedenen Zuschriften hierüber verfolgt. Ich habe dem Verband der Deutschen Handlungsgehilfen als. Mitglied sehr deutlich zu erkennen gegeben, daß ein Verband in keiner Form Handel treibeh darf; darauf habe ich. folgende Zu schrift des Verbandes erhalten: „Bei der Postkartenversendung müssen wir von unseren Mitgliedern in erster Linie erwarten, daß sie den Zweck der Sache ins Auge fassen. Man kann natürlich über alle Dinge verschiedener Meinung sein, und es gibt natürlich auch Gründe, die gegen die von uns getroffene Wahl sprechen, den zum Bau unseres Erholungsheimes fehlenden Betrag aufzubringen. Wir sind daher nicht wenig erstaunt, daß. Sie den Inhalt unserer Sendung, die ausgesucht schöne Sachen in vorzüglichster Ausführung enthält, mit Ramschsendungen auf eine Stufe stellen. Wenn Sie aus irgend welchen Gründen, seien es sogar grundsätzliche, glauben Kritik üben zu müssen,.