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Aus den Typographischen Gesellschaften Altenburg. Graphische Vereinigung. Am 18. November be richtete der Vorsitzende über die Vorständekonferenz des Kreises Leipzig im V. d. D. T. G., welche am 26. Oktober in Halle a. S. stattfano. Die Zahl der dem Kreise Leipzig angeschlossenen Vereine stieg von 24 mit 1525 Mitgliedern auf 28 mit 2020 Mitgliedern. Die Typographischen Mitteilungen weisen im Kreise Leipzig 3558 Bezieher auf. Dem Unterrichtswesen sowie den Rundsendungen wurde eingehende Besprechung gewidmet, ebenso wurde auch der gemeinschaftliche Besuch der „Bugra" angeregt. Besonders aber wurde auf den 1914 in Leipzig stattfindenden Vertretertag des V. d. D. T. G. hingewiesen und hierfür verschiedene Richtlinien gegeben. Hierauf hielt Herr Kunze einen Vortrag über die Ent wicklung der Schrift. Als älteste Formen gelten die kyriologische und die symbolische Schrift. Hierher gehören die Hieroglyphen der alten Aegypter und die bereits im 3. Jahrtausend v. Chr. in China übliche Bilderschrift. Aus der hieroglyphischen Schrift ent wickelte sich die Silben- und Lautschrift. Im 9. Jahrhundert v. Chr. bedienten sich bereits die Phönikier der Buchstabenzeichen. Das phönikische Alphabet wurde von den semitischen Völkern über nommen, und es entstanden daraus das syrische, hebräische und arabische Alphabet. Auch das griechische ist dem phönikischen Alphabet entlehnt, wie aus der z. T. gleichen Benennung und der Form der griechischen Buchstaben zu ersehen ist. Die Latiner, Etrusker und andere italienische Völker entnahmen ihre Schrift zeichen wiederum dem griechischen Alphabet. Die bedeutendste Schrift des Altertums ist die lateinische. Neben der Uncialschrift wandten die Römer auch die Kursivschrift an. Aus der Uncial entwickelte sich die Semiuncial oder Minuskel. Erst im 17. Jahr hundert wurden die Anfangsbuchstaben der Hauptwörter mit großen Anfangsbuchstaben geschrieben. Zur Zeit der Erfindung des Buchdrucks herrschte die gotische Schrift vor, die aber nur in Deutschland sowie teilweise in Dänemark und Schweden bis heute beibehalten wurde. Die übrigen Länder kehrten bald zur Antiqua zurück. Redner schilderte im weiteren Verlauf seines Vortrags das Wesen des Schreibens vom klassischen Altertum bis zur Ein führung der Kunst Gutenbergs und erwähnte hierbei, daß man neuerdings wieder der Kunst des Schreibens größere Beachtung schenke. A—z Breslau. Typographische Gesellschaft. Die Sitzung vom 3. De zember hatte sich sehr guten Besuches zu erfreuen. Sie wurde vom Vorsitzenden mit der Bekanntgabe folgender Eingänge eröffnet: von der Schriftgießerei Otto Weisert ein Probeheft „Schrift und Schmuck“, der Typogr. Vereinigung in Lübeck das Winterprogramm, vom Typographischen Verein Concordia Köln das Programm des 40. Stiftungsfestes u. a. m. Nach Meldung mehrerer neuer Mitglieder berichtete der Vorsitzende über zwei Liegnitzer Wettbewerbe, deren erster die Festschrift zum 1. Ostdeutschen Buchdrucker-Sängertag betraf und s. Z. von der Typographischen Vereinigung Berlin be wertet wurde. Der Referent ging die 19 einzelnen Entwürfe durch und konnte dem Urteil der damaligen Preisrichter im allgemeinen beipflichten. Der zweite Wettbewerb betraf das Programm zum Johannisfest, war in Frankfurt a. M. bewertet worden, und auch hier war an dem Votum über die 30 Entwürfe nichts Wesentliches zu bemängeln. Nach einer kleinen, zur Ansicht der Rundsendung ver wendeten Pause folgte der Bericht über die Bewertung der Chem nitzer Neujahrskarte. Eingegangen waren hierzu 16 Entwürfe. Die Teilnehmer an diesem Wettbewerb ohne Preise hatten sich ver schiedentlich die Sache sehr leicht gemacht. Die Entwürfe krankten zum Teil an nicht genügender Durcharbeitung, und scharfe Kritik war daher berechtigt. Der Vorsitzende teilte mit, daß für den Neujahrskarten-Wett- bewerb der B. T. G. 62 Entwürfe eingegangen seien und begrüßte dieses Ergebnis mit lebhafter Freude. Die Bewertung der Arbeiten wurde in Lübeck vorgenommen, und in der Sitzung lagen die ersten drei Preise vor. In der Aussprache wurde beschlossen, den von Lübeck mit dem 1. Preise gekrönten Entwurf auch auszuführen. -—■ Am 6. Dezember hielt im großen Saal des Kaufmannsheims Herr Hupe, Vertreter der Augsburger Maschinenfabrik einen durch eine Anzahl Lichtbilder wirksam unterstützten Vortrag über „Moderne Schnell pressen und ihre Fabrikation“. Ausgehend von der Tatsache, daß die Entwicklung des Buchgewerbes besonders schnellaufende Maschinen forderte, schilderte Redner an Hand der Lichtbilder Bau und Leistung der „Schnelläufer“. Eine Anzahl Lichtbilder legte Zeugnis ab von der Größe des Augsburger Betriebes. In der anschließenden Aussprache wurde zum Ausdruck gebracht, daß die angegebene Druckzahl von 3000 stündlich wohl nur in sehr seltenen Fällen erreicht werden würde, und auch die Maschinen unter dieser Schnelligkeit sehr leiden würden. Der Vorsitzende dankte in seinem Schlußwort Herrn Hupe für seine interessanten Ausführungen. G—e. Leipzig. Typographische Gesellschaft. Am 26. November sprach Herr A Küttner über „Lateinische Gäste in der deutschen Sprache“. Seine Ausführungen stützten sich auf eine gleichnamiges Werkchen, das in der Buchdrucker-Fachschule zu München gedruckt und für dortige Lehrzwecke bearbeitet ist. Es zeigt die Ableitung einer großen Zahl Wörter aus dem Lateinischen, die im Laufe der Jahre so in die deutsche Sprache übergegangen sind, daß niemand ihren wirklichen Ursprung vermutet, sondern nur auf Grund von Sprach studien. feststellen kann. Auch andere Sprachen erweitern ihren Wortschatz durch Aufnahme fremder Bezeichnungen und nicht zuletzt aus dem Deutschen. In Frankreich zum Beispiel entscheidet die Akademie über die offizielle Aufnahme neuer Wörter, die dann endgültig zur Einführung kommen, von der Gebrauchssprache natürlich abgesehen. Daß in Deutschland eine so große Zahl lateinischer Bezeichnungen zu finden sind, liegt ohne Zweifel in der lateinischen Kultur des Mittelalters und in der Aufnahme aller Beschäftigungen und Gepflogenheiten nach römischen Vorbildern. Im zweiten Teile behandelte der gleiche Redner die vom Archiv für Buchgewerbe ausgehenden Anregungen zur Reform neuzeitlicher Druckschriften. Bereits in einem früheren Hefte der genannten Fachzeitschrift hat Herr L. R. Spitzenpfeil den gleichen Stoff zu längeren Ausführungen gewählt und Vorschläge gemacht, wie Fraktur und Antiqua in ihren Grundformen einander genähert werden, ohne daß sie an ihrer Eigenart und Mannigfaltigkeit der Ausdrucksformen etwas einbüßen. Wenn lediglich das Schönheits gefühl und praktische Rücksichten maßgebend wären, dann müßten in der Antiqua die Ligaturen ch ck tz eingeführt werden. Doch bringt die Vermehrung der vielen Matern beim Guß eine Menge Schwierigkeiten. Die vorgeschlagenen langen f, B, st scheiden schon deshalb aus, weil sie die schöne gleichmäßige Grundlinie in der Antiqua stören und die Leseflüchtigkeit stark beeinflussen. Ander seits liegt für uns keine Veranlassung vor, durch Abänderung von Buchstabenformen den Ausländern entgegenzukommen. Der Vor tragende wurde ermächtigt, nachdem er die Meinung der An wesenden kennen gelernt hatte, die Wünsche zu formulieren und dem Archiv für Buchgewerbe zu übermitteln. Das von Otto Säuberlich verfaßte Buchgewerbliche Hilfs buch wurde mangels genügender Zeit kurz besprochen. Es wurde aber jedem Fachgenossen zum Studium empfohlen, da in ihm sämtliche Verfahren in gedrängter Form vereinigt sind. Der Inhalt weicht von anderen Fachwerken ab, da es in der Hauptsache für solche geschrieben ist, denen der Verkehr mit den Buchdruckereien obliegt und die selbst als Auftraggeber in Frage kommen. Durch das Lehrbuch sollen sie einen Einblick in einen modernen Groß betrieb bekommen und sich darüber unterrichten, welche Arbeiten mit der Drucksachen-Herstellung Zusammenhängen. . Sie sollen aber auch beurteilen lernen, wieviel Zeit zur Anfertigung eines Klischees, einer Platte usw. nötig ist, wenn gute und einwandfreie Arbeiten verlangt werden. Das Werk soll nicht als Reklame dienen, wohl aber zeigen, welche weitverzweigten Tätigkeiten in einem großen Geschäftshause vereinigt sind. Nachdem, dem Wunsche des Verfassers entsprechend, auf einige kleine aber notwendige Ergänzungen hingewiesen worden war, schloß der Vorsitzende seine kurzen Ausführungen und bedauerte noch, daß der Rücken titel entgegen den üblichen Gepflogenheiten von oben nach unten laufe. Den Schluß des Abends bildete eine Besprechung des Werkes: Hellwig, Der Satz und die Behandlung fremder Sprachen. Das gut durchgearbeitete Lehrbuch liegt jetzt in dritter erweiterter Auflage vor, in der elf neue Sprachen einschließlich Esperanto auf genommen wurden, so daß im ganzen Anleitungen zum Setzen von 31 Sprachen gegeben und dem Werksetzer sowohl wie dem Korrektor ein wertvolles Hilfsmittel geschaffen wurde. Das Buch müßte im Besitz eines jeden Fachmannes sein. In der Aussprache wurden dem Verfasser einige Anregungen für die weitere Be arbeitung gegeben, die dankend vorgemerkt wurden. Als wenig praktisch wurde der Foliendruck des Umschlages bezeichnet, der sich beim Gebrauch nicht bewähren wird. dt. Chromokarton Zu Nr. 97, S. 3613 Wir (die Einsender aus Nr. 97) gehen mit Ihren Anschauungen über die Druckfähigkeit des Kartons sowie über die Härte des Striches einig, jedoch können wir Ihnen anhand von Beobachtungen und Erfahrungen mitteilen, daß da der Karton keine glatte Druckfläche zeigt, selbst ein Firnisaufdruck keinen Vorteil für Aufnahme der Farben bietet. Durch die unregelmäßige Oberfläche sind wir ge zwungen, die Farben sehr satt aufzudrucken, wodurch das Ein schlagen der Farben in Anbetracht der übrigen Mängel, die Sie fest gestellt haben, außerordentlich erschwert ist. Außerdem leidet die Schärfe des Druckes bedeutend, wenn die Farben sehr satt gedruckt werden müssen. Wir bitten Sie, auch diese Frage zu prüfen. Kunstanstalt Nochmalige Prüfung des Karton-Rohstoffes zeigte, daß die innere Lage nicht ganz leimfest ist, dabei aus weichem Stoff besteht, wodurch der Karton trotz der beiden gut geleimten Deckblätter unruhig ist, erstens durch die schwache Leimung und Aufnahme von Feuchtigkeit, zweitens durch den weichen Stoff. Diese Fehler lassen sich nicht immer durch die Streich masse. beseitigen. Die Druckproben zeigen, daß der Karton durch die starke Härtung der Schicht und die innere Unruhigkeit auch bei Ueberzug mit Firnis für die gewünschten Plakate nicht ver wendbar ist, da hier mit starken Farben gedruckt wird, die nach dem Druck ein geflecktes Bild ergeben. Vielleicht läßt sich der Karton für andere Zwecke gebrauchen. J. K.