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Nr.100141)3- ■APIER=VERARBEITUNG ■ Buchgewerbe Berliner Typographische Gesellschaft Vorsitzender: G. Könitzer, Steglitz, I Kassenführer: Gustav Naumann, Arndtstr. 35 | Neukölln, Stuttgarter Str. 53 Postscheck-Konto: Postscheck-Amt Berlin NW 7; Nr. 8700 Zu der am Dienstag, 16. Dezember 1913, abends 9 Uhr im Berliner. Buchgewerbesaale, Dessauer Straße 2, stattfindenden letzten Sitzung im laufenden Jahre werden die geehrten Mit glieder ergebenst eingeladen und gebeten, vollzählig zu er scheinen. Der Vorstand Tagesordnung: 1. Geschäftliches. Eingänge. 2. Aufnahme neuer Mitglieder. 3. Wahl zweier Kassenprüfer. 4. Ausstellung und Besprechung von Bilddrucksachen, die auf Tiefdruckmaschinen aller Systeme hergestellt sind. Vortragender Herr August Raßloff. 5. Technische Fragen. * * * Um einen ordnungsmäßigen Kassenabschluß bewirken zu können, werden die Mitglieder gebeten, die Beiträge für das 4. Quartal 1913 und etwaige Reste unter Benutzung des oben genannten Scheckkontos an den Kassenführer Herrn Naumann noch vor Jahresschluß abzuführen. Der Vorstand Mehrlieferung bei Packpapier und Tüten Die Handelskammer zu Posen hat es neuerdings als Gebrauch bei den maßgebenden Firmen des Packpapier- und Tütenfaches bezeichnet, dem Gewicht nach etwas mehr zu liefern, als bestellt wurde. Dies geschehe, weil das genaue Abwiegen bestimmt vor geschriebener Mengen, wie z. B. von 25 Pfd., 50 Pfd., 100 Pfd. und 200 Pfd., viel Zeit in Anspruch nimmt und viel Mühe verursacht. Wenn sich die Gewichtsüberschreitung in angemessenen Grenzen von 20 bis 25 v. H. hält, so wird die Mehrlieferung von den Käufern fast nie beanstandet, weil sie für das Mehr stets Verwendung haben, und der Wert des Ueberschusses unerheblich ist. Es hat sich also aus den angeführten Gründen der Handelsbrauch herausgebildet, auf Packpapier und Tüten 20 bis 30 v. H. der bestellten Mengen mehr zu liefern. (Das Gutachten weicht ab von einem solchen der Breslauer Handelskammer, die für den Geschäftsverkehr mit Papierwaren, namentlich mit Tüten und Beuteln, nur eine Mehrlieferung über die bestellte Menge in mäßigen Grenzen von 10 bis 15 v. H. als ver kehrsüblich bezeichnet hat.) Chromleim Nachdruck verboten Wie bereite ich mir einen wasserunlöslichen Chromleim, der vollkommen neutral ist und sich kalt in der Anleimmaschine ver arbeiten läßt ? R. H. Zur Herstellung wasserunlöslichen Chromleims werden 1000 g heller Knochenleim, 25 g Glycerin und 100 g doppelt chromsaures Kali verwendet. Der Leim wird einige Stunden aufquellen gelassen. Sodann läßt man ihn im Wasserbad aber ohne weiteren Wasserzusatz schmelzen, bis er sich seimig spinnt, und filtriert durch dünn maschiges Gewebe, worauf das Glyzerin unter stetem Umrühren zugeteilt wird. Gleichzeitig bringt man das aufs feinste gepul verte doppeltchromsaure Kali in möglichst wenig heißem Wasser zur Lösung, um es unter stetem Umrühren dem Leim einzuver leiben. Die Chromleimlösung muß in gut verstöpselten Flaschen und in einem dunklen Raume aufbewahrt werden. Um Kle bungen damit zu machen, ist der Leim heiß aufzutragen und die Klebestelle einige Stunden dem Sonnenlichte auszusetzen. Ob die gleiche Klebekraft auch bei kalter Verwendung erzielt werden kann, entzieht sich meiner Kenntnis, da ich einschlägige Ver suche nie gemacht habe. Die Klebestelle muß sich recht dunkel bräunen, wenn die Klebung wasserunlöslich sein soll. E. H. Oxydieren bronzierter Drucke Nachdruck verboten Beim Druck von Goldbronze stellt sich oft Matt- oder Trüb werden, Bräunen oder Schwärzen des Bronzeaufdruckes nach längerer oder kürzerer Zeit ein und die Ursache ist selten zu finden. Oft wirken verschiedene Anlässe ein, z. B. in den Papieren oder in der Streichschicht befindliche Säure oder Schwefelver bindungen, die bei Lagerung in feuchten Räumen sich lösen. Auch die geringe Güte der Goldbronze leistet durch ihren starken Kup fergehalt dem Oxydieren, d. h. dem Matt- und Trübwerden usw., Vorschub, indem feuchte Lagerung das Freiwerden der Säure ver ursacht. Auch die Goldunterdruckfarbe, z. B. Chromgelb, Schwarz, der Firnis oder die anderen Bindemittel oder das Sikkativ können Schuld haben, denn säurehaltiges Chromgelb, unreiner Firnis und gewöhnliches Sikkativ verderben den Glanz der Bron zen, während Schwarz oder eine andere gerade auf den Walzen befindliche Farbe die Bronze zwar nicht oxydiert, aber unan sehnlich und blind macht. Reiner Leinöldruckfirnis, eine gute Goldunterdruckfarbe, entfettetes gutes Drucksikkativ und für bessere Arbeiten Hoch glanzbronze, sowie schließlich reingewaschene Walzen sind un bedingt erforderlich, wenn man haltbare, brillante Bronzedrucke erzielen will. Natürlich muß auch das Papier, der Druck selbst, die Lagerung und die spätere Behandlung der fertigen Auflage besser sein, als meistens, sonst können sich immer noch Anstände ergeben, und einmal verdorbene Bronzierungen sind nicht mehr zu retten. Setzt man die Goldunterdruckfarbe selbst zusammen, so benutzt man am besten im Teig fertig geriebene Terra di Siena, welche zuerst mit Mittelfirnis gut durchgearbeitet, darnach mit schwachem Firnis geschmeidiger gemacht wird. Als Bindemittel für die Bronzen gibt man je nach den zu verdruckenden Pa pieren etwas besten Kopallack und die Hälfte dieses Zusatzes bestes Drucksikkativ. Am Schlüsse fügt man dem Ganzen eine Wenigkeit venetianisches Terpentinharz bei, so daß das ganze Mischungsverhältnis etwa folgendes ist: 8 Teile Mittelfirnis, 2 Teile .schwacher Firnis, 1.1 Teil Kopallack, 1(4 — % Teil Drucksikkativ und 1/10 Teil venetianisches Terpentinharz. Je nach der Papiersorte muß das Mischungsverhältnis geändert werden, dagegen darf kein Bestandteil ganz wegbleiben; z. B, hat das venetianische Terpentinharz den Zewek, daß die Bronze satt und voll angenommen und allzurasches Trocknen der mit Sikkativ vermischten Farbe verhindert wird. Das Sikkativ bildet mit dem Kopallack das Bindemittel für die Bronzen, so daß sie nach dem Trocknen unabwischbar fest auf den Papieren haften. Im allgemeinen soll beim Bronzedruck langsamer Gang der .Maschine eingehalten werden, wobei sich dann aber der Miß stand einstellt, daß die Goldunterdruckfarben auf den Walzen und dem Farbtisch schnell hart werden und antrocknen, weshalb man zeitweise einige Tropfen rektifiziertes Terpentinöl in das Farbwerk mischt, und die gleichzeitige Zugabe von etwas Bronzeöl oder Bronzetinktur macht die Farben etwas geschmeidiger, wenn sie gut durchgespachtelt werden. Fettige Oele, Vaseline oder Talg dürfen niemals zu Hilfe genommen werden, ebenso darf keine andere Farbe der Goldunter druckfarbe beigemischt sein, höchstens kann bei zu zähen Farben noch etwas Drucköl oder Drucktinktur auf die Walzen kommen; Petroleum läßt man am besten ganz weg. a Je nach den Papieren ist der Farbenauftrag zu regeln, denn stark saugfähige Papiere benötigen eine größere Menge Farbe, als z. B. Glacepapiere; demnach ist der Verbrauch an Farben und Bronzen bei den ersteren größer, was man auch bei der Berech nung von Drucksachen in Betracht ziehen muß. Für den Bronzedruck können nur ganz feingemahlene Hoch glanz- oder Etikettenbronzen verwendet werden, weil diese be deutend ausgiebiger sind, glättere und glänzende Flächen er geben und besser halten, als die gröber gemahlenen Sorten, die höchstens nur für stark narbige, sehr rauhe Papiere zu gebrauchen sind, wo sie aber nur als Ausnahme zu gelten haben. J. Mai