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arbeitet und gebunden werden. Bologneserkreide wird ebenfalls trocken fein gemahlen den Farben zugesetzt, um dieselben matt zum Einschlagen zu bringen. Doch darf man auch hier höchstens 10 v. H. zugeben, da sich sonst leicht die Farben herunterwischen lassen. Bei Merkantilfarben müssen bei großer Tiefe auch Tö nungen zur Geltung gebracht werden, so daß die dunkel ge zeichneten Stellen fast schwarz, die leichter gezeichneten sich aber farbig zeigen. So müssen hierzu nur fest angeriebene, recht körperhaltige Farben verwendet werden, und mit ganz billigen Farben ist schwer und selten ein Erfolg möglich. Einige häufig verwendete Zusammenstellungen sind folgende: Merkantilblau setzt man am besten zusammen aus Blaulack dunkel mit Schwarz (für Buchdruck: Illustration, für Steindruck: Federfarbe), macht die Farbe aber nicht mit Firnis weich, sondern mit Drucker creme, da mit Firnis die Farbe meist fahl wird, während wenig Druckercreme die Farbe kurz und geschmeidig macht, die aber, trotzdem es eine Fettsubstanz ist, nicht ganz die Trockenfähigkeit verliert. Blaulack 5 v. H., Schwarz 3 v. H., dazu 5—7 v. H. Druckercreme. Merkantilblau mische aus: Rotbraunlack, 4v. H. Geraniumlack, bläulich 1—2 v. H. und 3 v. H. Schwarz, nur muß hier etwa 5—7 v. H. Trockenstoff neben dem nötigen Druckcreme zugesetzt werden, da eigentümlicherweise Braun immer Schlecht trocknet, wenn auch jede einzelne Mischfarbe, allein gedruckt, ganz normale Trockenfähigkeit zeigte. Merkantilgrün wird ent weder aus Grünlack hell oder auch Brillantgrün mit Schwarz gemischt oder aus Gelblack oder Indischgelb, Miloriblau und Schwarz (Gelblack oder Indischgelb 3 v. H., Miloriblau 2 v. H., Schwarz 3 v. H.) bei „Olivgrün” gehe man von Persischgelb aus, oder falls dies nicht vorhanden, setze man der ersten Angabe noch etwas dunkle Terra di Siena zu, lasse etwas Gelb heraus. Zum Merkantilviolett verwendet man Geranium 3 v. H., Blaulack dunkel 3 v.H., Schwarz 2 v. H., unter Umständen kann man reinen Violettlack zusetzen. Da von jeder Arbeit erst ein Probedruck angefertigt wird, empfiehlt es sich, die dazu verwendeten Farben und Zusatzmengen genau abzuwiegen und zu notieren, wodurch dem Maschinendrucker zur Auflage das Nachmischen sehr er leichtert wird, er wird dann bei einiger Sorgfalt immer das Richtige treffen. Das Wiegen ist eine geringe Mühe und kostet lange nicht so viel, als wenn der Maschinenmeister stundenlang hin- und her probiert, und dann noch einmal so viel Farbe hat, als er zur Auf lage braucht, und, um sich keine Blöße zu geben, den größten Teil wegwirft oder in Schwarz mit verarbeitet. Gabrikean. Schneidemaschinen mit scherenartigem Doppel zugschnitt auch Schaukel- oder Schwingschnitt genannt In Nr. 86 der Papier-Zeitung wird der Wert des scherenartigen Doppelzugschnittes und die Entstehung desselben behandelt. Die Ausführungen darüber bedürfen der Richtigstellung. Der Doppelzugschnitt ist mit großem Vorteil verwendbar bei jedem Material, sei es dünn, weich, dick oder hart. Der Vorteil ist zwar dem Laien verständlicher, wenn er dickes Material, etwa Pappen schneidet; er ist kaum wahrnehmbar, wenn man mit einem scharfen Messer dünnes Material bearbeitet, jedoch ist er nachweisbar stets vorhanden. Wenngleich der scherenartige Doppelzugschnitt bisher zumeist bei schnellaufenden Maschinen angewandt wurde, so ist doch dessen Verwendung bei langsamlaufenden Maschinen und mit mäßiger Beanspruchung ebenso empfehlenswert. Der Vorteil des scherenartigen Doppelzugschnitts besteht in der Hauptsache darin, daß die Antriebsteile der Maschine geschont werden, weil der Widerstand beim Schneiden infolge einseitigen Eindringens in den Stoß anfangs ganz gering ist und sich nur all mählich vergrößert. Hieraus läßt sich folgern, daß die Vorteile, wenn auch in verschiedener Art, an schnell wie an langsam arbeitenden Schneidemaschinen tatsächlich bestehen. Die Anwendung des Doppelzugschnittes ist schon älteren Da tums. Bereits im Jahre 1900 lieferte die Firma August Fomm, Leipzig Schnellschneidemaschinen mit Schrägschnitt und hat später auch alle Neukonstruktionen mit dem Doppelzugschnitt und schräg stehendem Messer ausgestattet. So wurden die Schnellschneide maschinen „Fomm” AT, AM und AI- DRP Nr. 186736, die einge kapselte Schneidemaschine „Fomm“ DRGM Nr. 315889, wie auch alle neuen Dreischneider und Schnelldreischneider „Fomm“, DRP 230681 und DRP Nr. 193517 damit versehen und seit jüngster Zeit auch Maschinen älteren Systems, so daß die Firma August Fomm, Leipzig für Einführung des Doppelzugschnitts als bahnbrechend anzusehen ist. Tatsache ist, daß sie Schneidemaschinen, Schnell schneidemaschinen, Dreischneider und Dreiseiten-Beschneide- maschinen mit Schwingschnitt schon seit über 10 Jahren liefert, und davon wurden insgesamt etwa 500 Maschinen auf den Markt gebracht. Eine große Zahl der Empfänger haben ihre Anerkennung und Zu friedenheit mit diesen Maschinen durch Zeugnisse zum Ausdruck gebracht. August Fomm, Maschinenfabrik, Leipzig Aus den Typographischen Gesellschaften Breslau. Typographische Gesellschaft. Am 5. November sprach nach Erledigung einiger Eingänge und Aufnahme von sechs neuen Mitgliedern Herr Lindner über „Die Arbeiten der Fachklasse für Buchdrucker an der Handwerker- und Kunstgewerbeschule im Jahre 1912". An Hand der Görlitzer Bewertung wurden die auf 44 Tafeln verteilten Arbeiten, die sowohl die Adreßkarte als auch den Buchtitel und Katalog-Umschlag zeigen, eingehend besprochen. Am 18. November hielt Herr cand. phil. W. Wolff einen sehr interessanten Vortrag über „Die Entwicklung der deutschen Familiennamen in historischer, sprachlicher und geographischer Beziehung," den wir auszugsweise hier wiedergeben. Redner ging davon aus, daß die größte Zahl un serer Geschlechts- oder Familiennamen uns unverständlich sei. Die Familiennamen sind fest geworden im Mittelalter, also vor 6—700 Jahren. Seit dieser Zeit geht nun der Name des Vaters auf den Sohn über und bleibt somit an dem ganzen Geschlecht haften. Die Namen, welche sich danach als Familiennamen festsetzten, sind nicht zu jener Zeit entstanden, sondern gehen weit höher hinauf, bis in die Zeit der Völkerwanderung, also ums Jahr 375. Es sei hier an die hervorragenden Gestalten aus dem Nibelungenliede er innert, deren Namen Siegfried, Gunther, Hagen, Dittrich und Rü diger, wir sämtlich, wenn auch etwas verändert, noch in der Gegen wart als Familiennamen wiederfinden. Andere wieder reichen noch höher hinauf bis zu den Anfängen der germanischen Geschichte. Nun haben aber die Familiennamen mit der stetigen Weiterent wickelung der Sprache nicht gleichen Schritt gehalten, Veränderungen, welche die Sprache erlitt, nicht mitgemacht. Die alten Wortformen sind untergegangen in dem sonstigen Gebrauch der Sprache, doch in den Namen sind sie noch vorhanden, wenn wir sie auch nicht mehr verstehen. So verstehen wir wohl von dem Worte Hildebrand noch die letzte Silbe, aber was bedeutet Hilde ? Hier gibt uns die Sprache, die wir heut sprechen, das Neuhochdeutsche, keinen Aufschluß. Wir müssen zum Althochdeutschen heraufsteigen und finden da den Schlüssel für diesen Namen. Hild heißt Schlacht, Kampf, also Hildebrand— Schlachtenbrand, Kampfesbrand. Redner gab in seinen weiteren Ausführungen Erklärungen für die Namen Waldemar, Germar, Rudolf und Rüdiger. Wie schon bemerkt, läßt das hohe Alter mancher Namen ihre UnVerständlichkeit erklärlich erscheinen, auch die Mundarten, in welche sich das Deutsche spaltet, tragen dazu bei, die Bedeutung der Familiennamen zu verhüllen. Als sich die Fa miliennamen bildeten, waren die verschiedenen Mundarten noch in vollerer Blüte als heut, und so setzten sich auch die Namen für jede Landschaft zunächst in der Mundart fort, die dort gesprochen wurde. Erst als Luther die Bibel übersetzte und dadurch eine all gemein gültige Schriftsprache schuf, wurden die verschiedenen Namen der neuen Sprache angepaßt, aber doch nicht ohne Aus nahme, viel Niederdeutsches oder besser Plattdeutsches blieb stecken. Daran erinnern Namen wie Schulte statt Schulze, Niebuhr statt Neubauer, Voß statt Fuchs u. a. m. Redner erörterte alsdann die Elemente der deutschen Familiennamen und unterschied drei Schichten. Diese sind: 1. Alteinheimische ursprünglich heidnische Personennamen, d. h. sich forterbende Benennungen einzelner Personen. 2. Später dazugekommene fremde Personennamen aus christlicher Zeit (z. B. Peter und Paul). Beide Klassen haben das gemeinsam, daß sie ursprünglich Personen- oder besser Einzelnamen gewesen sind. 3. Eine dritte Klasse von Bezeichnungen, ursprüng lich nur unterscheidende Zusätze zu den Personennamen der beiden ersten Schichten: Namen jüngster Periode (Weber, Wittenberg). Wenn also ein Name sich auch als Vorname findet, so ist das ein Beweis, daß derselbe den ersten beiden Schichten entstammt. Redner streifte alsdann die altgermanische Namengebung, dabei überaus anschaulich die damals üblichen Namen streifend und in seinen weiteren Ausführungen die Zeit berührend, da die Namen fest wurden und sich forterbten. Außer Namen, welche der alten Kriegsgeschichte entstammten, tauchten solche auf, welche Körperteile bezeichneten usw. Einen breiten Raum im Vortrag nahm die jüdische Namenwelt ein, und Redner erwähnte, daß die Juden sich zu allerletzt dazu be quemen konnten, Familiennamen anzunehmen; sie mußten erst durch Gesetz, in Oesterreich unter JosephTI., in Preußen durch Hardenberg 1812, in Bayern 1813 dazu genötigt werden. Sie hatten nun die Wahl, und wählten natürlich das naheliegendste, alttestamentarische Namen wie Abraham, Moses, Jacob usw. Aber in der Mehrzahl wurden hochdeutsche Namen gewählt, und zwar in Verbindung mit Eigenschaften, natürlich meist guten. Nun hatten namentlich die Juden Ungarns, Galiziens und der Bukowina niedere Kultur und wollten sich nicht bequemen Namen zu wählen. Hier griffen nun die dafür eingesetzten Kommissionen ein und gaben dann allerdings Namen, die mitunter sehr komisch und unschön waren. Redner erläuterte zum Schluß an Hand des Mitgliederverzeichnisses der B. T. G. die Abstammung und Bedeutung einer Anzahl darin ent haltener Namen. Lebhafter Beifall zeigte sowohl dem Redner als auch dem Vorstande, daß dieser Vortrag allseitig Anklang gefunden. G—e. Glogau. Typographische Vereinigung. Am 15. November fand die ordentliche Generalversammlung statt, zu welcher der Vor sitzende Herr Otto den Jahresbericht erstattete. Der Verein besteht seit 9 Jahren und gehört ebensolange dem Verbände der deutschen Typographischen Gesellschaften an. Aus der Bibliothek wurden 462 Fachschriften von 201 Besuchern entliehen. Eine Generalver-