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Nr. 97/1913 PAPIER-ZEITUNG 3613 Die bänderlose Flachsatz-Rotationsmaschine „Heureka“ Mit der Einführung des Rotationsmaschinen-Betriebes wird stets die Anschaffung einer Stereotypie-Einrichtung nötig, die an sich schon ziemlich kostspielig ist, wenn sie ihren Zweck erfüllen soll, die aber außerdem wenigstens eine geübte Arbeitskraft erfordert und einen von den übrigen Geschäftsräumen abgesonderten Arbeits raum notwendig macht. Durch diese Umstände gestaltet sich der im übrigen vorteilhafte Rotationsbetrieb mit runden Platten ziem lich kostspielig und lohnt sich nur, wenn ausreichende Beschäftigung für die Rotationsmaschine vorhanden ist, nicht aber wenn es sich vielleicht darum handelt, täglich eine Zeitung mit mäßiger Auflage in kürzester Zeit herzustellen. In solchen Fällen empfiehlt sich die Anschaffung einer Flachdruck-Rotationsmaschine. Zwei Systeme solcher Maschinen haben sich eingeführt: die von der Maschinen fabrik Duplex, Printing Co. in Zürich gebaute „Duplex“- und die von der Schnellpressenfabrik A.-G.-Heidelberg in Heidelberg auf den Markt gebrachte „Heureka“. Die erstere druckt direkt vom Satz, zu ihrer Bedienung ist es erforderlich, daß unterhalb der Ma schine eine Einsteig-Grube vorhanden ist, die etwa 1 m tief sein muß. Die andere, die hier im Bilde wiedergegebene „Heureka“ bedient sich des indirekten Druckes wie die,Offset-Presse. Bei der „Heureka“ vollzieht sich der Druck wie folgt: Das flachliegende bewegliche Fundament oder Satzbett der Maschine kann in der Breite vier nebeneinanderliegende Seiten aufnehmen und hintereinanderliegend die Schön- und Widerdruckform, also zusammen acht Seiten. Das Fundament hat in gleichmäßiger Ge schwindigkeit einen kurzen Weg zurückzulegen. Durch Luftdruck zylinder wird jeder Stoß bei Ueberwindung des toten Punktes ver mieden. Auf jeder Seite der Maschine befindet sich ein mit 2 Masse walzen, einem Farbzylinder und 2 Stahlreibern ausgestattetes Farb werk. Der Farbkasten hat ein vierteiliges genau einstellbares Farb messer. Die beiden mit Gummi bezogenen Abnahme- oder Speicher zylinder, je einer für Schöndruck und für Widerdruck, rotieren un unterbrochen, sie werden abwechselnd von der am Fundament be festigten Zahnstange mitgenommen und nehmen die Farbe von der eingeschwärzten Druckform ab, um sie dem Uebertragungszylinder zuzuführen und an diesen abzugeben. Das hierbei wieder negativ gewordene Schriftbild wird hierauf durch den geschliffenen Druck zylinder, den das Papier unterläuft, abgegeben. Wie bei der gewöhnlichen Rotationsmaschine läuft das Papier nicht ruckweise, sondern in gleichförmiger Geschwindigkeit von der Rolle ab, nach dem Schöndruck in kurzer Entfernung zu dem Wider druckzylinder über eine Brückenwalze. Hier wird es in der Längs richtung zerschnitten und läuft über die schräg liegende Wende stange zum Falztrichter, der es in die Falz- und Schneidezylinder leitet, welche die fertigen Exemplare auslegen. Da die Schrift mit dem Druckzylinder nicht in unmittelbare Berührung kommt, wird sie mehr als beim direkten Buchdruck geschont und der Druck zeigt keine Schattierung. Vorbedingung für einen sauberen Druck ist bei diesem Verfahren, das eine Zu richtung im gewöhnlichen Sinne nicht zuläßt, das Vorhandensein gut erhaltener Schriften in unbedingt gleichmäßiger Höhe. Die Höhe des Formates ist entsprechend dem Zylinderumfang unveränderlich, die Breite kann eingeschränkt und es können zwei Papierrollen verschiedener Breite nebeneinander gedruckt werden. Die Maschine wird in zehn verschiedenen Größen für sechs oder acht Seiten gebaut. Die Formate — die Breite ist stets die Höchst breite — steigen von 471 x 650 cm bis 707 X 1100 cm. Die stünd liche Leistung erreicht bei den kleinen Formaten 8000, bei den größten 6500 fertige Zeitungen von sechs bis acht Seiten. Zum Betriebe sind bei dem kleinsten Format etwa 5 Pferde- kräfte, aufsteigend je nach der Größe der Maschine bis zu 8 Pferde kräften erforderlich; an Raum werden in der Länge 4,90 m bis 6,25 m, in der Breite 2,90 bis 4,48 m beansprucht. Auf besondere Bestellung werden auch abweichende Formate geliefert. Das Ge wicht einer Maschine beträgt je nach dem Format 8300 bis 11 500 kg. Die Benutzung einer Flachsatz-Rotationsmaschine/bietet gegen über einer solchen mit runden Platten noch den Vorteil, daß man auch während des Druckes notwendige Aenderungen ohne Schwierig keit und ohne erheblichen Zeitverlust vornehmen kann. Eine Einsteig-Grube ist bei der „Heureka“ nicht erforderlich, sie kann deshalb an jedem beliebigen Platze aufgestellt werden. Zum Druck auf der „Heureka“ verwendbar sind maschinen glatte Rotationspapiere von 45 g/qm aufwärts. Die Maschine erfordert einen aufmerksamen und gewissenhaften Maschinenmeister, ebenso wie eine Schnellpresse — wenn man guten Druck verlangt. Vergleiche zwischen der Leistung zweier in ver schiedenen Betrieben aufgestellten „Heureka“-Maschinen zeigten an der einen Maschine durchaus zufriedenstellende Leistungen, die jeden Fachmann von der Brauchbarkeit der Maschine nicht nur zum Zeitungsdruck, sondern auch für viele andere Arbeiten mit ent sprechender Auflage überzeugten; auf der andern Maschine ließ der Druck recht viel zu wünschen übrig. Chromokarton Wir haben einer Kartonfabrik von einem Chromokarton, von welchem wir größere Posten benötigen, einen Probeauftrag erteilt, bei welchem die Vereinbarung getroffen worden ist, daß der Karton Druckfähigkeit für 12 Farben und Bronze, sowie gute Prägefähig keit besitzen soll. Der Karton wurde im Frühjahr geliefert, und da die Firma längere Zeit zur Anfertigung beanspruchte, machten wir darauf aufmerksam, daß das Ausprobieren erst im Herbst statt finden könnte. In der Zwischenzeit hat der Karton in Kisten in unserem Lager, das wir bei einer Speditionsfirma inne haben, ge legen. Auf diesem Lager befinden sich viele hundert Kisten mit dem verschiedensten Papier, und wir hatten niemals eine Beschwerde auszuüben, die sich auf das Lager bezog. Als wir den Karton vor einigen Wochen auf die Maschine nehmen wollten, zeigte sich, daß er zum Druck mehrfarbiger Arbeiten nicht zu gebrauchen ist. Wir senden Ihnen einen Bogen, auf welchen wir probiert haben, ein einfaches Schriftplakat zu drucken. Wir bitten Sie, den Karton darauf zu untersuchen, ob seine Beschaffenheit und sein Strich für einen Druck von 12 Farben und Bronze geeignet sind. Kunstanstalt Der Karton wurde geprüft, und es zeigte sich, daß der ge rügte Fehler am Aufstrich, d. h. an der Streichmasse liegt. Diese enthält zuviel Bindemittel, auch wohl zuviel Härtung, wodurch es den Farben unmöglich wird in die Schicht einzudringen und Halt zu finden. Papiere für Mehrfarbendruck dürfen keine zu starke Leimung besitzen. Das Lagern trägt hier keinesfalls die Schuld. Wohl werden Papiere mit Aufstrich im Lauf der Zeit etwas härter, jedoch nicht in dem Maße, wie hier der Aufstrich zeigt. Falls die Fabrik, die den Karton geliefert, sich zu einem Nachlaß bereit erklärt, könnte man versuchen, den Karton durch Hilfsmittel ,wie Firnissen, verwendbar zu machen. J. K. Büchertisch Tierschutzkalender 1914. Herausgegeben vom Berliner Tier schutzverein, Berlin SIV 48, Wilhelmstr. 28. Preis einschließlich Porto, 10 Pf., 5 Stück kosten 35 Pf., 10 Stück = 70 Pf., 20 Stück = 1 M. 30 Pf., 50 Stück = 3 M„ 100 Stück 5 M. Auf je 10 Stück gibt es 1 Kalender zu. Ein lieber alter Freund unserer Kinderwelt, der vom Berliner Tierschutz verein herausgegebene Tierschutzkalender, ist soeben für das Jahr 1914 erschienen. Auch diesmal 48 Seiten stark, mit einem hübschen bunten Umschlag verziert, stellt er sich dem farben frohen Auge des Kindes als willkommene Gabe dar. Gemütvolle kleine Geschichten, deren Wirkung durch 21 Illustrationen erhöht wird, wechseln mit Gedichten und Rätseln ab. Selbst ein in Musik gesetztes Liedchen findet sich vor. Das Büchlein wirkt sittlich be fruchtend und anregend auf das Kinderherz, es erweitert und ver tieft die Liebe zur Natur. Auch für Erwachsene ist manches gesagt. Der billige Preis ist nur durch die Massenauflage von 1 800 000 Stück möglich. Coellns Fehlerbuch, eine Sammlung von Sprachfehlern. Dritte, vollständig umgearbeitete Auflage. (Preis 1 Krone. Kommissions verlag Leykam in Graz.) Der Wert des Fehlerbuches liegt darin, daß es stets auf den möglichen Fehler hinweist. Es antwortet auf Fragen, in denen die Grammatik im Stich läßt. Der Inhalt umfaßt außer Tausenden von Rechtschreib-, Stil- und Grammatikfehlern einen Auszug der amtlichen Rechtschreibregeln und eine Vorlage, wie man fachmännisch richtig Fehler zeichnet. Für alle, die genötigt sind, ihre Gedanken schriftlich auszudrücken oder die mit Druckereien zu tun haben, ist es ein brauchbarer Behelf. Da es das mühsame Nachschlagen in Lehrbüchern erspart und die Aufmerksamkeit auf die Vermeidung von Fehlern lenkt, fördert es die Sprachreinheit.