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3612 PAPIER-ZEITUNG Nr. 97/1913 Im zweiten Jahre Mun-jong (1452) wurden die Kyong-ja-Lettern umgegossen, und Prinz Anpyong, der dritte Sohn Se-jong’s, schrieb die Muster für die neuen „Im-sin-Lettern“. Drei Jahre später ließ Se-jo, der inzwischen den Thron bestiegen hatte, die Lettern von 1452 wieder umschmelzen und von Kang Heui-an neue Vorbilder schreiben. Diese Lettern erhielten ihren Na men nach dem Jahre Eul-hai (1455). Zehn Jahre danach sollte das berühmte klassische Werk des Buddhismus „Won-gak Kyong" gedruckt werden, aber die nach Cheung Nan-jong’s Schrift geformten „Eul-yu (1465)-Lettern“ waren nicht gut. Im zweiten Jahre Song-jong (1471) sammelte der König die Schriften der Herzöge Wang Hyong und‘Ku Yang und ließ danach Lettern gießen. Sie waren kleiner, aber schöner als die Kyong-ja- Lettern und wurden nach dem Guß-Jahre 1471 ,,Sin-myo-Lettern“ benannt. Weitere „Kechuk (1493)-Lettern“ hatten einen chinesischen Neudruck des Kang-mok zum Vorbild, und diese sollten fortan von der Druckerei bei der Herausgabe aller möglichen Werke benutzt werden.“ Dies ist die Entwickelungsgeschichte, und nun sei die Schrift von Kwon Keun wiedergegeben, in der er die Erfindung der beweg lichen Lettern durch König Tai-jong rühmt. Der Verfasser lebte von 1352 bis 1409. „Im zweiten Monat des ersten Jahres Yong-nak (1403) sprach Se. Majestät zu seinen Ministern: „Wer die Welt regieren will, muß Bücher lesen und sich bekannt machen mit den Schriften, daß sein Urteil klar werde und sein Herz gerecht, denn nur so kann er gute Sitten, Ordnung im Staate und gute Herrschaft gewinnen. Wenig Bücher kommen aus China zu uns über das Meer, und die Holzstöcke verderben schnell, so habe ich Lettern aus Kupfer herstellen lassen und begonnen, Bücher zu drucken, die weithin über das Land ver breitet werden sollen, auf daß sie uns unendlichen Gewinn bringen. Die Kosten aber soll nicht das Volk tragen, sondern die Königliche Kasse. Vi Chik, Min Mu-jil, Pak Sokmyong und Yi Eung sollen fortan die Leitung der Druckerei haben, bei der Vorbereitung des Werkes halfen Kang-Chon-ju, Kim Changkan, Yu Mi-su, Kim Eui- min und Pak Yun yong. Zum Vorbild nahm ich die alten Ausgaben der Bücher der Ge schichte, der Dichtung und des Choa jun und nach ihren Schrift zeichen wurden die Lettern geformt. Am 19. Tage des 2. Mondes begann die Arbeit, und in wenig Monaten waren zehntausende von Lettern gefertigt. In Seiner großen und erhabenen Weisheit und in der Klarheit Seiner Tugend gedachte der unaufhörliche Eifer Seiner Majestät, während eines Augenblicks des Ausruhens von 10 000 Staatsgeschäften, der Literatur und fand so die Quelle aller guten Regierung und gab das Gesetz, das beitragen soll, die Kenntnis der großen Klassiker zu verbreiten. Sein Wunsch war, die Schätze der Tugend und Erleuchtung auszustreuen und den kommenden Ge schlechtern zu überliefern, und deshalb ließ er zum ersten Male Lettern gießen und schneiden und Bücher aller Art drucken, 10 000 Bände und mehr, die er aussandte nach 10 000 Stätten. Hoch erhaben ist dieses Gesetz und edel der Gedanke Seiner Majestät. Von nun an wird das Wort des Königs und die Lehre der Weisen sich ausbreiten und dauern in alle Ewigkeit. Ehrfurchtsvoll unterbreitet am 1. Tage des 11. Monats des Jahres 1404." Wie oben gesagt, findet sich eine weitere Erwähnung der Tat des Königs in der Geschichte der letzten Dynastie. In Kapitel 3, Seite 12, des Kuk-cho Pogam lesen wir: „Im dritten Jahre (Ke-mi—1403) der Regierung König Tai- jong’s gedachte Se. Majestät in Sorge der Tatsache, daß so wenig Bücher gedruckt werden könnten, er gründete deshalb eine Anstalt für die Herstellung von Lettern und ließ mit diesen Bücher drucken. Dem Yi Chik, Pak Sok-myong und Yi Eung wurde die Leitung der Werkstatt übertragen, und das Metall dafür wurde von der Re gierung geliefert.“ Auch Pyon Ke-ryang, der während der Regierung Shinu’s in Ko-ryo (1375—1389) im Alter von 17 Jahren promovierte, erwähnt die Erfindung der Einzel-Lettern. Er schrieb die folgende Bemer kung, als er das erste mit den neuen Lettern gedruckte Buch empfing. Dies war eine kommentierte Ausgabe des ,,Buches vom Großen Lernen“: „Die Herstellung beweglicher Lettern wird zur Folge haben, daß viele Bücher gedruckt und allen kommenden Geschlechtern überliefert werden können. Das wird unabsehbaren Nutzen bringen. Die ersten Lettern waren nicht sehr praktisch, und die Drucker hatten manche Schwierigkeit dabei. In der Zeit Yong-nak (während der chinesischen Ming-Zeit. 1403—1425) und im Jahre Kyong-ja (1420) dachte Se. Majestät etwa im Dezember einen Plan aus und befahl dem zweiten Vorsteher des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten Yi Chön, neue Lettern herzustellen. Auch Kim Ik-chong und Cheung Cho wurden zur Teilnahme befohlen. In etwa sieben Monaten waren genügend Lettern hergestellt, und die Drucker waren mit diesen sehr zufrieden. Zwanzig Seiten und mehr konnten sie mit ihnen in einem einzigen Tage setzen. Die ersten Lettern ließ der verstorbene König Tai-jong anfertigen, der gegenwärtige Herrscher hat die Arbeit weitergeführt und sehr verbessert. So gibt es kein Buch mehr, das nicht gedruckt werden könnte, und keinen Menschen, dem das Studium unmöglich wäre. Literarische Kenntnisse werden von jetzt an Verbreitung finden wie nie zuvor, und die Wissenschaft zu immer größerer Klarheit auf steigen. Die Könige von Han und Tang hielten Wohlstand, Nutzen und kriegerische Bereitschaft für die wichtigsten Fragen des Staates. Die Tat unserer Zeit ist, damit verglichen, wie der Himmel gegen die Erde. Wahrlich unendlicher Segen wird unserer Heimat Korea daraus erwachsen!" Ueber die Herstellung der Lettern berichtet der Literat Song Hyon, der in der Periode Yon san (1495—1507) blühte, folgender maßen: „Zuerst wurden Lettern aus Buchsbaumholz geschnitten. Dies waren die Modelle. Dann holte man vom Meeresufer, wo das Rohr wächst, Schlamm, tat ihn in einen Trog und drückte die hölzernen Lettern hinein. So erhielt man die negative Matrize, die Gußform. Darüber wurde nun ein Deckel mit Löchern gelegt und das flüssige Kupfer hineingegossen. War es erkaltet, so hatte man Lettern. Zeigten sich Unregelmäßigkeiten, scharfe Kanten und dergleichen, so wurde mit der Feile nachgearbeitet. # b , Durch Bambusstäbe wurden die einzelnen Lettern in Reihen festgehalten, daß sie nicht durcheinandergeworfen werden konnten. Anfangs hatte man nicht gewußt, wie man die Lettern seitenweise zusammensetzen und befestigen solle, und hatte dazu um die auf gestellten Lettern eine Wachsplatte gegossen. Diese aber war nicht fest genug, und so kann man auf den Ausweg, sie in einen Bambus rahmen zu klemmen." Dies sind die Nachrichten, die wir von der Erfindung beweglicher Einzel-Lettern in Korea besitzen. Bindfaden aus Papier Bindfaden aus Papier haben sich nicht bewährt, weil ihr im Vergleich zu Bindfaden aus Hanf mäßigerer Preis durch die geringere Festigkeit und dadurch aufgewogen wird, daß der Faden, wenn er angefeuchtet wird, seine Festigkeit fast völlig verliert. Daß trotzdem für gewisse Sonderzwecke Bindfaden aus Papier Vorteile bieten kann, geht aus folgender Mitteilung der amtlichen Nachrichten für Handel, Industrie und Landwirt schaft hervor: Durch einen Beschluß der Regierung von Uruguay vom 20. August 1913 wird bestimmt, daß „Garn aus Papier, zum Zusammenbinden der Schafvliese" eine besondere Stelle im Spezialzolltarif mit einem Verzollungswerte von 0,10 Peso erhalten soll. Diese Aenderung ist auf eine aus den Kreisen der Schafzüchter hervorgegangene Anregung zurückzuführen, die durch den ständigen landwirtschaftlichen Kongreß (Congreso Rural Permanente) vor der Regierung vertreten worden ist. Die Wolle kommt hier, wie vielfach auch in Deutschland, vom Lande in Säcken auf den Markt, in denen sich die einzelnen Schafvliese, d. h. je die Schur des einzelnen Tieres, mit Bindfaden kreuzweise verschnürt befinden. Zum Ver schnüren benutzt man in der Regel einen locker gedrehten Bind faden, hilo desflocado, wörtlich übersetzt: „ausgezupftes" oder „ausgezogenes" Garn. Als Material dieser Bindfaden dient Hanf, Jute, in jüngster Zeit auch Sisal. Die Klagen der Wollkäufer, daß die von diesen Bindfaden sich absondernden und mit der Wolle sich mischenden Fasern des Rohstoffs nur mit Mühe oder gar nicht aus ihr entfernt werden können und im letzteren Falle bei der weiteren Verarbeitung, namentlich beim Färben die Güte herunterdrücken, hat dazu geführt, daß man für den hier in Rede stehenden Zweck Bindfaden aus Papier, eine angeblich amerikanische Erfindung, empfohlen hat, dessen Entfernung aus der Wolle weniger Schwierig keiten bietet. Um die Einführung dieses neuen Bindfadens zu er leichtern, sollte er aus der allgemeinen Begriffsbestimmung der Nr. 210 des Spezialtarifs herausgehoben werden und mit einem billig zu bemessenden Verzollungswert eine besondere Tarifstelle bilden. Uruguays Jahresausfuhr von Wolle hat in den letzten fünf Kalenderjahren zwischen 47 000 und 81 000 Tonnen geschwankt und im Durchschnitt 60 000 Tonnen betragen. Das Plakat der Deutschen Werkbund-Ausstellung nach dem Entwurf von Professor Peter Behrens wird in allernächster Zeit in der Oeffentlichkeit erscheinen. Es zeigt einen fackelschwingenden Reiter auf einem anspringenden Pferde, das durch einen von der Rück seite her mächtig vorantreibenden Sturmwind aufgepeitscht wird, ein Motiv, das ein kraftvolles Symbol der unwiderstehlichen Wucht des Werkbundgedankens in unserer Zeit darstellt. Das Plakat be deutet eine entschiedene Abkehr von der Art der Geschäftsplakate, wie sie namentlich von der Berliner Richtung ausgebildet ist. Es ist ein höchst beachtenswerter Versuch zur Schaffung einer neuen Form des Repräsentationsplakates, wie es für bedeutsame öffent liche Veranstaltungen in der Art der Deutschen Werkbund-Aus stellung geboten erscheint. Der geschäftsführende Vorstand der Ausstellung hat sich daher nach Vorlage der Druckproben, die eine ausgezeichnete technische Durchführung der lithographischen Arbeit durch die Druckerei Molling in Hannover erhoffen läßt, entschlossen, das Plakat endgültig als amtliches Ausstellungsplakat zu erklären. A.