Volltext Seite (XML)
Aus den Typographischen Gesellschaften Berlin. Typographische Vereinigung. Am 5. November sprach Herr Schütz über „Vervielfältigungsverfahren*'. Seit mehr als 400 Jahren kennt man die Metallätzung. Sie beruht auf dem Prinzip, daß man eine Metallplatte mit einem Aetzgrund, welcher aus einer Mischung verschiedener Harze und Fettstoffe besteht, bedeckt. Dieser Aetzgrund wird von Säuren nicht angegriffen. Bleiben aber einzelne Teile der Platte unbedeckt, so löst hier die Säure das Metall auf. Man unterscheidet Hochätzung und Tiefätzung. Das Ver fahren der Tiefätzung ist älter. Hierzu verwendet man pokerte Kupfer-, Eisen- oder Zinkplatten. In die mit Aetzgrund versehene Platte radiert der Künstler mit Hilfe der sogen, kalten Nadel die Zeichnung ein, derart, daß an diesen Stellen das blanke Metall zum Vorschein kommt. Hatte er die Zeichnung vollendet, dann goß er die Säure auf die Platte, welche an den bloßgelegten Stellen das Metall wegätzte. Bei der Hochätzung wird nach demselben System verfahren, nur muß hier die Zeichnung von dem Aetzgrund bedeckt bleiben, während von den zu vertiefenden Stellen der Aetzgrund entfernt werden muß. Diese Art der Aetzung ist viel später bekannt ge worden. Lebensfähigkeit erlangte die Hochätzungstechnik eigent- lich erst, als man anfing das Zink an Stelle des Kupfers zu verwenden, und das aus dem einfachen Grunde, weil Zink viel leichter ätzbar ist. Auch kannte man nicht gleich ein Mittel, das ätzfähige Bild auf die Metallplatte zu bringen, welches später erst, mit Hilfe des Umdruckverfahrens aus dem Steindruck, möglich wurde. Heute benutzt man noch ein anderes, das sogen, direkte photographische Kopierverfahren. Die Platte wird mit einer lichtempfindlichen Schicht überzogen, unter einer Matrize belichtet und das so kopierte Bild hervorgerufen; es wird dann noch verstärkt, damit es der Säure genügenden Widerstand leistet. Es wird auf diese Weise eine photographische Aufnahme auf dem kürzesten Wege und ohne Mithilfe des Zeichners in ein druckbares Klischee verwandelt. Man unterscheidet die Chromsalz-Verfahren (das Chromeiweiß- Verfahren und den Chromleimprozeß oder Emailverfahren) und das Asphalt-V erfahren. Redner erklärte dann das Wesen der Autotypie. Die Galvano plastik und die Stereotypie behandelte der Vortragende nur kurz, da diese Verfahren jedem geläufig sind. Bei dem photographischen Dreifarbendruck ist man bestrebt, die Tonwerte einer der drei Farben (Blau, Gelb und Rot) auf je eine sensibilisierte Platte zu bringen. Dies wurde erreicht durch Lichtfilter, welche die anderen Farben von der Platte abhalten. Jedes farbige Original muß demnach dreimal von demselben Stand punkte aus photographiert werden. Der Vortragende hatte zur besseren Illustrierung seines Vor trages Material mitgebracht. Da waren kopierte Glasplatten, an geätzte und halbfertig geätzte Kupfer- und Zinkplatten, ver schiedene Rasterabbildungen usw. zu sehen. Der Vortrag wurde mit regem Interesse und großem Beifall aufgenommen. Herr Mackrodt sprach über ausgelegte und von der Firma Sigismund freundlichst zur Verfügung gestellte Bütten-, Leinen- und Kunstdruckpapiere mannigfaltigster Art, die auch für die Reklamedrucksachen der Firma in geradezu musterhafter Weise benutzt wurden. Herr Wiese sprach über die eingegangenen Musterbücher der Schriftgießereien von Stempel, Scheiter & Giesecke und Berthold. Leipzig. Typographische Gesellschaft. Herr M. Brückner sprach in der Sitzung am 22. Oktober über „Erfolgreiche moderne Plakate und ihre Herstellung". Die in den 90 er Jahren entstandenen Plakate waren nicht geeignet, den Beschauer mit Bewunderung zu erfüllen. Sie wurden von Zeichnern angefertigt, die Plakate auf Vorrat ent warfen und je nach Bedarf den Wünschen des Bestellers anpaßten Mit wenigen Ausnahmen wurden sie dann in 8, 10 und mehr Farben gedruckt, ohne aber gute und erfolgreiche Wirkung erreichen zu können. Heute sind bei der Plakatanfertigung andere Gesichts punkte bestimmend. Unsere westlichen Nachbarn machten damit den Anfang, denn deren Plakate zeichneten sich schon frühzeitig durch gute Fern Wirkung bei künstlerischer Anordnung aus. In Deutsch land führte das Plakat Sütterlins für die Berliner Gewerbe-Aus stellung 1896 zu neuen Wegen. Und obwohl das große Publikum kein Verständnis für diese Richtung bekundete, sie vielmehr be spöttelte, war die Umwandlung in der Plakatausstattung zur Tat sache geworden, denn bald stellten sich Künstler wie Knab, Paul, Klinger, Heine u. a. in den Dienst der Straßenkunst. Bis heute sind nun weitere Wandlungen zu verzeichnen, wobei München bahnbrechend wirkte. Schon beim Verlassen des Bahnhofs erblickt man dort mächtige Plakattafeln und beim genauen Betrachten kann man einen friedlichen Wettstreit beobachten, der sich nicht allein auf die herstellenden Künstler erstreckt, sondern auch die Firmen suchen sich durch originelle Ideen und beste Ausführung gegenseitig zu übertreffen. Sie alle bringen aber den sogenannten Münchener Stil zum Ausdruck. Ihnen gegenüber sind die Berliner Plakate zu nennen. Auch hier ist der eingeschlagene Weg der richtige, denn man schafft Flächenplakate, bei denen trotz Ein fachheit in der Herstellung groteske Wirkungen erzielt werden. Der Berliner Stil weicht vollständig von dem Münchener Stil ab, beide Richtungen bringen aber den gewünschten Erfolg. In Leipzig st die Plakatkunst noch nicht zu bedeutenden Erfolgen gekommen, da die Geschäftswelt auf diesem Gebiete der Reklame sehr zurück hält, obwohl Künstler genügend vorhanden sind. Man scheut die erforderlichen Kosten, und es ist zu wünschen, daß recht bald ein Wandel eintritt. Hierauf ging der Vortragende auf die ausgestellten Plakate ein. Gleich wie in den Ideen verschiedene Richtungen zum Aus druck kommen, so ist auch die Herstellungsweise verschieden. In Berlin werden die bekannten Plakate von Hollermann & Schmidt auf der Zinkrotationsmaschine hergestellt, München be dient sich des Steindrucks, und in Leipzig ist eine Vereinigung von Steindruck und Buchdruck üblich. Von allen diesen Verfahren waren- zahlreiche Beispiele zur Stelle, nur der Offsetdruck fehlte, obgleich dieser ganz vorzügliche Eigenschaften hierzu besitzt. Sämtliche Stücke zeichneten sich durch möglichst wenig Text, gut hervortretende Schlagwörter und große technische Einfach heit aus. Bei den Münchener Plakaten findet noch eine Art Tempera- Technik Anwendung, wodurch die Farbenwirkung ganz eigenartig wird. Bei den Leipner Plakatverhältnissen verurteilte der Referent die verhältnismäßig kleinen Litfaßsäulen und wünschte, daß der Rat der Stadt dem Reklamewesen größere Zugeständnisse machen möchte im Interesse der gesamten Geschäftswelt, denn dadurch würde auch die Geschäftswelt weit mehr veranlaßt, Plakate her stellen zu lassen. In England, Frankreich und Oesterreich schuf man längst Flächen, auf denen auch Plakate von außergewöhnlichen Formaten untergebracht werden können. | Im Anschluß an diese Ausführungen setzte eine längere Aus sprache ein, in der vor allen Dingen dagegen Verwahrung eingelegt wurde, daß in Leipzig nicht geeignete Kräfte vorhanden seien, die eine sachgemäße und künstlerische Erledigung von Plakataufträgen übernehmen können. Ferner wurden die übrigen Druckverfahren (Tiefdruck, Linoleum usw.) erwähnt, da ja mit ihnen wieder wesent lich andere Wirkungen erzielt werden können. Große Schwierig keiten bereiten den Künstlern immer die Plakate mit viel Text. Die Ausführung des neuen Plakates für die nächstjährige Aus stellung für Buchgewerbe und Graphik konnte nicht den Beifall der Anwesenden finden, dt. Mainz. Typographische Vereinigung. Die letzte Sitzung be gann mit der Aufnahme von drei neuen Mitgliedern. Der Vor sitzende teilte mit, daß für die Mitglieder ein Schriftschreibekursus verbunden mit Skizzierübungen eingerichtet sei. Leiter desselben ist der kunstgewerbliche Zeichner Herr Böttiger. Die Uebungs- abende finden Dienstags im Sitzungssaale des Verbandshauses der Metallarbeiter, Kaiser-Friedrich-Straße 7. statt. Für Mitglieder der Vereinigung ist der Unterricht frei, ‘während Nichtmitglieder 3 M. zu zahlen haben. Der Wettbewerb zur Erlangung von Ent würfen zu einem Bibliothekkatalogumschlag der Mainzer Typo- graphia wird von Herrn Tümmler eingehend besprochen. Das Aus schreiben, zu dem 28 Entwürfe eingegangen waren, wurde vom „Graphischen Klub", Stuttgart, bewertet und der erste Preis fiel •auf Herrn Hübner, der zweite auf Herrn Kitzinger, der dritte auf Herrn Tümmler. Den Schluß des Abends bildete die Besprechung des Johannisfestdrucksachen-Austauschs. Dieser war gut beschickt und durch eine beigegebene Broschüre erläutert. Um für die Vereinigung eine mustergültige Neujahrskarte zu erlangen, wurde ein Preisausschreiben unter den Mitgliedern ver anstaltet. Die Bedingungen hierzu sind folgende: Text und Format ist freigestellt. Es können drei Farben Verwendung finden, wobei Gold oder Silber als zwei Farben zählen. Es sind drei Preise vor gesehen, jedoch hat jeder Teilnehmer nur Anspruch auf einen Preis. Die Entwürfe und ein beigefügtes Kuvert, das den Namen des Ver fassers enthält, müssen mit gleichem Kennwort versehen bis 27. No vember beim Vorsitzenden, Herrn Tümmler, Margarethengasse 19, eingereicht sein. Nürnberg. Typographische Gesellschaft. Am I. Oktober wurde das Winterprogramm 1913/14 unter die Mitglieder verteilt. Die guten Ergebnisse, die das Winterprogramm des vergangenen Jahres erzielte, sowie das stets wachsende Bedürfnis nach technischer Fortbildung gaben Veranlassung, einen Schriftschreibe- und Skizzier kursus einzurichten. Auch die Normen der Stillehre werden dabei kurz gewürdigt. Als weiterer Ausbau dieses Kurses sind Uebungen im Tonplattenschnitt in verschiedenen Materialien geplant. Die Kalkulation soll in einer Reihe von Unterrichtsstunden gepflegt werden. Im Anschluß hieran soll den Teilnehmern auch Entstehung, Beschaffenheit und Verwendung des Papiers vor Augen geführt werden. Am 15. Oktober wurden 10 neue Mitglieder aufgenommen. Herr Heinrich Heckel berichtete über ein vom Arbeitsausschuß bewertetes Preisausschreiben der Typographischen Gesellschaft Bayreuth. Es zeigte sich bei großem Fleiß viel Verständnis und Schaffensfreude. In der gleichen Sitzung lag eine Rundsendung sehr beachtenswerter und künstlerisch ausgeführter „Rothenburger Arbeiten" aus. Die Kurse beginnen gegenwärtig und zählen bereits 85 Teilnehmer. Ha. Lauftücher der Liniiermaschinen Wie lassen sich Lauftücher an Liniiermaschinen am besten reinigen, ohne daß sie von den Trommeln genommen werden müssen ? Geschäftsbücher-Fabrik Wir bitten um Mitteilung von Erfahrungen.