Volltext Seite (XML)
DD)APIER-VERARBEITUNG B BÜ CH GE WERBE EiH Der Buchdrucker und die Schreibmaschine Von Johannes Kampe, Frankfurt a. M. War ursprünglich die Schreibmaschine nur als Hilfsmittel für den kaufmännischen Briefwechsel gedacht, so hat sie im Laufe der Jahre die Handschrift nicht nur von anderen Feldern des kaufmännischen Betriebes verdrängt, sondern ist auch außer halb der Kaufmannschaft vielfach in Verwendung gekommen. Selbst in Kreisen, die am Anfänge der Schreibmaschine ab lehnend gegenüberstanden, wie bei den Behörden, und auch dort, wo sie nicht verwendbar schien, hat sie den Ruf einer un entbehrlichen Mitarbeiterin erworben. Auf die Herstellung von Buchdruckarbeiten hat die Schreib maschine einen gewissen Einfluß bekommen, der aller Voraus sicht nach sich vergrößern wird, denn das Verwendungsgebiet der Schreibmaschine kann beträchtlich erweitert werden durch Schaffung neuer Spezialmodelle, die den Eigenarten bestimmter Berufsgruppen Rechnung tragen. Der Einfluß der Schreibmaschine auf den Buchdruck äußert sich nicht nur darin, daß Schreibmaschinen-Schriften, -Papiere und -Farben in Verwendung sind, sondern auch in der Weise, daß bei Herstellung des Satzes von Rundschreiben, Vordrucken, Registerkarten, Speisekarten usw. auf die spätere Verwendung der fertigen Drucksache in der Schreibmaschine Rücksicht ge nommen werden muß. Um mit der Schreibmaschine geschriebene Briefe vorzu täuschen, wurden seinerzeit von den Schriftgießereien die Schreibmaschinenschriften geschaffen. Das Vollendetste bieten in dieser Beziehung Schriften mit netzartiger Oberfläche und ebensolchem Schmitz an und in den Buchstaben. Die Wirkung des Farbbandes sollte hierdurch nachgeahmt werden, und ein Druck ohne Zurichtung oder Druck durch Ueberiegen eines Seidentuches über den Satz unterstützten das genannte Be streben. Das gedruckte Zirkular sollte eben durchaus als ge schriebenes erscheinen, um so bei einer Massenpropaganda den Eindruck eines individuellen Angebots hervorzurufen. Die Schreibmaschinenschrift hat heute diese Aufgabe nur noch in Ausnahmefällen zu erfüllen. -Sie ist vielmehr an Stelle der Schreibschrift und Brotschrift in allen den Fällen getreten, wo bei Rundschreiben und Vordrucken an dem fertiggestellten Druckerzeugnis Ergänzungen und Eintragungen mit der Schreib maschine vorgenommen werden sollen. Bei Auftrags- und Bestätigungsvordrucken, bei Mahnbriefen und Tratten-Anzeigen ist dies heute in den meisten größeren kaufmännischen Betrieben üblich. Man füllt eben mit der Maschine aus, was früher von Hand geschah. Beim Setzen derartiger Arbeiten ist darauf zu achten, daß der Abstand der einzelnen Zeilen von einander (Durchschuß) den auf der Schreibmaschine möglichen Abständen des Zeilen schaltwerks entspricht, damit durch einfaches Ueberschlagen der nötigen Zeilenanzahl die Eintragungen auf den im Satze freigelassenen Platz zu stehen kommen. Wird dies nicht be rücksichtigt, so muß der Maschinenschreiber bei jeder Zeile, welche mit einer Eintragung zu versehen ist, den Bogen neu einstellen. Es geht also jn solchen Fällen nicht an, einfach mit Nonpareille oder Cicero zü durchschießen, sondern sorgfältiges Nachmessen mit den Zeilen des mit Maschine geschriebenen Manuskripts ist notwendig, auch bei undurchschossenem Satze. Die Schrift der Maschine mit dem Bilde eines typographischen Cicerokegels entspricht in den meisten Fällen durchaus nicht einer Cicero-Schreibmaschinenschrift sondern ist etwas geringer.' Es müssen also im Schriftsatz die Zeilenzwischenräume so aus geglichen werden, daß das Raumverhältnis der Zeilen von einer bis zur nächsten Eintragungslücke einer bestimmten Anzahl von Betätigungen des Zeilenschaltwerks entspricht. Bedingung für genaues Passen ist hierbei, daß die Rund schreiben oder Vordrucke möglichst einzeln — wenigstens in nicht gar zu dicken Lagen — ausgefüllt werden. Andernfalls sind Abweichungen kaum zu vermeiden. Beim Setzen von Schreibmaschinen-Rundschreiben ist darauf zu sehen, daß der hintere Rand nicht gar so zerrissen aussieht. Durch 1/8 oder 14 Petit-Ausschluß mehr zwischen den Worten läßt sich gar viel erreichen, ohne daß die Drucksache ihren Charakter einbüßt. Seitliche Räume für Ziffernkolonnen, die durch Verwendung des Kolonnenstellers oder Tabulators ausgefüllt werden sollen, sind, wenn durch vorgedruckte Linien voneinander getrennt (wie dies bei Policen, Rechnungen, Kostenvoranschlägen der Fall ist), auf die Breite einer bestimmten Buchstabenanzahl der Schreibmaschine abzurichten, derart, daß alle Kolonnen hintereinander in einem Zuge beschrieben und die vorgedruckten Linien durch Anschlägen der Leertaste übersprungen werden können. In letzter Zeit ist eine neue Spezialmaschine eingeführt worden, die unter Verwendung des ,,Lose-Blatt-Systems” das Ausstellen der Rechnung und den Eintrag in das Verkaufs buch mittels Durchschlages zu gleicher Zeit besorgt. Die Liniatur der hierfür zu verwendenden Vordrucke muß genau mit der jenigen des Buches übereinstimmen. Auch muß die Beschnitt größe so gewählt werden, daß der Trennstrich des Buchheft randes als Anlage für den Vordruck benutzt werden kann. Um in allen diesen Fällen vor Beschwerden sicher zu sein, mache man den Korrektur-Abzug mit genauem Stand und veranlasse den Besteller, Schreibversuche auf der Maschine zu machen. Bei Rundschreiben in Schreibmaschinenschrift wird häufig der Druck in einer Farbe verlangt, wie sie das Farbband der Maschine zeigt. Nicht immer lassen sich diese Farbtöne genau treffen. Darum auch in diesen Fällen Vorsicht geübt und gleich den Korrektur-Abzug in der Farbe gemacht, die verwendet werden soll. , Zu bemängeln ist die Verwendung von Schreibschriften zu den Sätzen für Köpfe solcher Arbeiten (Briefbogen, Rech nungen, Rundschreiben), die später in ihrem textlichen Teil von Maschinen beschrieben werden oder mit einem Aufdruck in Schreibmaschinenschrift versehen sind. Die Schrift der Maschine erscheint doch als Drucktype und soll die Handschrift ersetzen und in solchem Falle kann doch der Kopf des Vor druckes nicht als handgeschriebenes Erzeugnis gelten. Eine Erleichterung des Satzes wissenschaftlicher Arbeiten wird wahrscheinlich durch ein vor kurzer Zeit auf den Markt gekommenes Modell der Schreibmaschine erreicht, wenn es hält, was die Prospekte versprechen: Es soll mit dieser Maschine möglich sein, mathematische Formeln, sogar solche schwierigster Art, schneller und deutlicher als durch Handschrift wieder zugeben. Gerade beim Formelsatz nach Handschrift ist ein wandfreies Setzen mitunter unmöglich. Es gehören geschulte Setzer dazu, die sich durch längere Tätigkeit mit dem behandelten Stoff ausreichend bekannt gemacht haben. Ein Satz nach einem deutlichen Manuskript hingegen könnte auch mit weniger ge schulten Arbeitern oder mit der Setzmaschine erledigt werden, ohne zeitraubendes Studium der Vorlage. _____ Druckfirma auf^Briefbogen Die X-Gesellschaft in A hat nach beifolgendem Entwurf Brief bogen in Stahlstichprägung bestellt. Sie verweigert die Annahme der fertigen Briefbogen, wovon ein Muster ebenfalls beigefügt ist, mit der Begründung, sie könne nicht dulden, daß meine Druckfirma auf denselben angebracht sei. Ich habe ihr zur Ueberzeugung nach träglich den Entwurf eingeschickt und darauf hingewiesen, daß die Firma aufskizziert gewesen sei und sie mir die Mitteilung zu machen gehabt hätte, daß der Aufdruck der Firma unterbleiben müsse. Das hat sie nicht getan, behauptet jetzt aber, die Druckfirma sei nach träglich auf den Entwurf skizziert worden, und der Wortlaut des Firma-Aufdruckes auf den fertigen Bogen sei ein anderer. Daß auf dem Entwurf die Druckfirma bei Vorlage gestanden hat, kann ich eidlich aussagen. Die Aenderung des Textes hat meines Erachtens nichts auf sich. Ist die X-Gesellschaft verpflichtet, die Briefbogen anzunehmen ? X. Wenn Fragesteller eidlich bestätigen kann, daß die Druck firma auf dem Entwurf angebracht war, so hat der Besteller kein Recht die Annahme zu verweigern. Daß der Wortlaut der Druckfirma auf der Skizze etwas anders ist als auf der ge lieferten Ware, ist ohne Belang. Auch tritt bei der Ware die Druckfirma nicht mehr ins Auge als auf dem Entwurf. A.