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Neuere Einrichtungen an Schreibmaschinen Die Fortschritte der letzten Jahre im Bau von Schreib maschinen lassen sich in zwei Gruppen trennen, nämlich in Verbesserungen und Erweiterungen. Es gibt einige wenig vor eilhafte Bauarten, die durch Anbringung einzelner Erweite- ungen nicht verbessert worden sind. Eine Schreibmaschine wird jedoch z. B. verbessert durch Herstellung aus besserem Stoff, durch Ausstattung mit stärkeren Typenhebeln, sicherem Typenhebel-Lager, genauerer Wagenführung und genauerem und zuverlässigerem Arbeiten aller Teile, wodurch Reparaturen vermieden werden. Folgende Neuerungen wurden in den letzten Jahren an Schreibmaschinen angebracht. Rückschalter und Zweifarben-Vorrichtung. Einige alte Schreibmaschinen-Arten waren zum Schreiben mit zweifarbigen Bändern eingerichtet, ohne daß die Fabrikanten es wußten. Ich erinnere an die alte Remington, Modelle 2 und 5, und die Remington-(Fay)-Sholes. An diesen Maschinen war noch nicht jene Einrichtung vorhanden, die dem Band außer der Längs bewegung auch die Querbewegung (Zickzackbewegung oder Oscillation) gab, vielmehr mußte dem Band durch Verstellen der beiderseitig angebrachten Bandhalter eine andere Farb zone gegeben werden, da das Band ruhig lag und sich nur in der Längsrichtung entweder nach links oder nach rechts bewegte. Bei den erwähnten Remington-Modellen hatte man daher nur nötig, die beiden Bandhalter ganz nach hinten zu schieben und die vorn befindliche rote Zone des Bandes legte sich vor die Typen, um so den Abdruck der Schrift in rot oder einer anderen Farbe hervorzuheben. Aehnlich bei der Remington- Sholes-Maschine, welche an der rechten Seite des Rahmens einen sechseckig geformten Knopf zur Bandschaltung trägt. Drehte man diesen Knopf so, daß mittels seiner Zahnradüber tragung der Bandhalter ganz nach hinten kam, so war auch hier die gleiche Wirkung erzielt, wie beim Original-Remington- Modell. Neuerdings hat man die Einstellung der 2 Farben (bei Smith Premier sogar drei) durch handlichere Einstellvorrichtungen ermöglicht, da dort, wo abwechselnd viel in zwei Farben ge schrieben wird, die Einstellung schnell und bequem vor sich gehen muß. Deshalb ist man von der Einstellung durch Knöpfe, Schieber, Verstellen des Farbbandhalters usw. abgekommen, da dieses beim Schreiben hindert, und man sich bei der letzt genannten Ausführung stets die Finger beschmutzt. Bei den neueren Maschinen wird die Einstellung auf „zweifarbig” stets von der Tastatur aus bedient, meistens durch eine rechts oder links angebrachte Taste (mit roter Platte) die die gleiche Be wegung hat wie die übrigen Tasten. Ueber den Wert der zweifarbigen Bänder kann man ge teilter Meinung sein. Die meisten Maschinenschreiber sehen sie als Spielerei an, und sie werden deshalb nur vereinzelt, z. B. für Angebot-Briefe und Buchhaltungsaufgaben, verwendet. Nutzen von zweifarbigen Bändern haben jedenfalls die Händler mit Bürobedarf, wenngleich auch die Erfahrung gelehrt hat, daß die Benutzer bald zu einfarbigen Bändern übergehen. Dies geschieht zum großen Teil aus Sparsamkeit, da die Abnutzung der meist nur 6—8 mm breiten blauen Zone verhältnismäßig sehr schnell vor sich geht und die rote Zone nie ganz ausgenutzt wird. Hieraus folgt häufigere Auswechslung des Farbbandes: bei zweifarbigen Bändern etwa einmal im Monat, bei einfarbigen jedoch nur einmal im Vierteljahr. Rechnet man nun ein zwei farbiges Farbband zu 3 M. 50 Pf., so muß man 12 Bänder im Jahr anschaffen, gleich einem Kostenaufwand von 42 M., wo hingegen man an einfarbigen Bändern nur viermal 2 M. 50 Pf. im Jahr gebraucht. Man spart somit bei einfarbigen Bändern 32 M. im Jahr, was für Besitzer von mehreren Maschinen wichtig ist. Auch beim Schreiben rufen die zweifarbigen Bänder mehr Störungen hervor als die einfarbigen. Die zweifarbigen Bänder ■erfordern nämlich eine sehr genau wirkende Einstellung, die infolge der Abnutzung der Tastenstäbe und Typenhebel oft nicht ordnungsgemäß arbeitet und in der Regel schwer nach stellbar ist. Die Folge ist, daß entweder die Spitzen oder die Füße der Buchstaben in der andern Farbe erscheinen, was dem Schriftstück unschönes Aussehen gibt. Häufig versagt die Zwei farbeneinstellung nur im Anfang des Wortes und die beiden Anfangsbuchstaben erscheinen blau, wenn sie auf rot eingestellt sind; auch geht der Farbbandhalter mit dem zweifarbigen Band häufig zu hoch, so daß z. B. die Unterlängen bei j g und der Unterstreichungsstrich in der anderen Farbe erscheinen oder überhaupt keine Farbe tragen. Diese Störungen mehren sich mit dem zunehmenden Alter der Maschine und verursachen hohe Reparaturkosten, bei alten Maschinen lassen sie sich über haupt nicht ganz beseitigen. Erfreulicherweise sind fast alle Maschinen so eingerichtet, daß ohne weiteres nach Belieben ein einfarbiges oder ein zwei farbiges Band benutzt werden kann. Mehr als die Zweifarbenvorrichtung hat der Rückschalter den Verwendungskreis der Schreibmaschine erweitert. Wenn man heute eine neue Maschine kauft, so setzt man als selbst verständlich voraus, daß die Maschine einen Rückschalter habe. Diese Vorrichtung hat sich bestens bewährt. Die erste Maschine mit Rückschalter war die Densmare, deren sehr sinnreiche Vor richtung in vielen nachträglich auf den Markt gekommenen Maschinen nachgeahmt war. Da das Rückschalten des Wagens fürs Ueberschlagen oder bei Addierungen sehr häufig nötig ist, so war es dringend erforderlich, daß der Rückschalter im Be reich der Tastatur blieb. Man hat daher Rückschalttasten, welche im Griffbrett angeordnet sind, andere Maschinen haben links oder rechts oberhalb des Griffbrettes Druckknöpfe zum Drücken, Ziehen oder auch Hebel, welche eine drehende Be wegung ausführen (Underwood). Eine Maschine ohne Rück schalter erscheint heute veraltet, Händler mit gebrauchten Ma schinen bewerten deshalb Maschinen mit Rückschalter höher als solche ohne, und häufig wird von ihnen nachträgliche An bringung einer Rückschaltvorrichtung verlangt, welches Ver langen bei einigen Systemen auch erfüllt werden kann, z. B. bei der Adler, wo die Fabrik Teile für Rückschaltvorrichtungen liefert, die an älteren Maschinen anzubringen sind. Maschinen ohne Rückschalter werden heute fast nicht mehr gebaut. Eher als der Rückschalter kann eine „Stechwalze” ent behrt werden, wenngleich der Kampf mit den Wettbewerbern die Fabrikanten veranlaßt, jede neue Maschine mit einer solchen zweckmäßigen Vorrichtung zu versehen. Das Beschreiben vor gedruckter Linien und die Einstellung von geschriebenen Wörtern zwecks Ausbesserungen oder dergleichen ist bei den meisten Maschinen sehr umständlich: Man muß erst verschiedene Aus schaltbewegungen machen, um die Zeile und den Buchstaben auf die Schriftskala zu bringen. Bei einer Stechwalze aber drückt man nur den meist rechts befindlichen Walzendrehknopf in das Innere der Walze, worauf das Zahnrad, welches sonst das Zeilenmaß einstellt, außer Eingriff kommt, und man die Walze auf jeden beliebigen Punkt genau einstellen kann. Man braucht nach der Einstellung nur den Walzenknopf loszulassen, wo durch die Zahnradkupplung sich von selbst wieder einschaltet und die Walze so festklemmt, daß sie sich beim Schreiben und Schalten nicht verschiebt. Beim Beschreiben vorgedruckter Linien oder Texte und zum Ausbessern von geschriebenen Wörtern und Sätzen ist eine Stechwalze, auch Walzenfreilauf ge nannt, eine sehr nützliche Einrichtung, welche verdient, nach drücklich verlangt zu werden. Eine Art Spielerei brachten vor mehreren Jahren einige Fabrikanten mit sogenannten Sperrschriftvorrichtungen heraus. Diese Vorrichtungen entsprechen keinem Bedürfnis und ver schwinden erfreulicherweise immer mehr von der Bildfläche. ’ Es lag kein Verlangen nach solcher Einrichtung vor, denn die Spatiumtaste fast jeder Maschine ersetzt einen Sperrschrift mechanismus in vollkommenster Weise. Ein solcher ist also unnötiger Ballast, der Störungen Tür und Tor öffnet. Infolge der Benutzung der Sperrschrift-Einrichtung werden nämlich durch das fortwährende Schalten und die großen Sprünge, die die Schaltmesser machen müssen, die Schaltvorrichtungen der * Schrittbewegung des Wagens dermaßen in Mitleidenschaft gezogen, daß diese sehr oft versagen. Auch kann man infolge der bei diesen Vorrichtungen notwendigen großen Sprünge der Schaltmesser bei eingestellter Sperrschrift nicht schnell