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Nr. 88/1913 PAPIER-ZEITUNG 3251 schickt angewendet; nur der Greif auf dem Titel erscheint etwas groß. Crefeld. Die sechsseitige Karte ist in ihrer Farbenstimmung Schwarz, Dunkelgrün und Gold sehr wirkungsvoll, nur ist der Rand etwas zu massig. Darmstadt hat eine sehr vornehm wirkende Druck sache beigesteuert. In vier Farben Schwarz, Hellblau, Grün und Fleischton ist der Titel gehalten, dem sich die Innenseiten durchaus würdig anschließen. Auch das Programm von Dessau weist vier Farben auf (Rot, Grün, Schwarz und Weiß), die den wuchtigen Buchdrucker-Adler gut zur Geltung kommen lassen. Sehr eigen artig ist der Linienunterdruck unter den einzelnen Ueberschrift- zeilen. Im Text wäre zu bemängeln, daß die Namen der Mit wirkenden' in Versalien gesetzt sind, welche dann größer sind als die entsprechende Programm-Nummer; wenn schon Versalien, dann sollte man diese einen Grad kleiner wählen. Gute Druck sachen liegen vor aus Düren und Eßlingen, welche mit Lust und Liebe hergestellt sind und gute Wirkungen erzielen. Etwas vorbei gelungen ist das achtseitige Programm von Forbach. Der Titel macht einen sehr zerrissenen Eindruck. Freiburg i. Br. Das Programm ist in Koch-Schrift gut gesetzt, auch die Farben sind gut. Die in der Kopf- und Fußleiste angebrachten geschnittenen Mäander- Linien sind jedoch verunglückt. Gelsenkirchen macht beim ersten Betrachten einen sehr reklamehaften Eindruck, der sich jedoch verliert durch die liebevolle Behandlung der Innenseiten. Gießen. Etwas Unschöneres, als diesen verzerrten, noch dazu bronzierten Adler gibt es nicht. Schade um die sonst ganz gute Drucksache. Göttingen hat einen zu dunklen Karton, der die Farben Gelb, Blau und Grün nicht recht zur Geltung kommen läßt. Hildesheim zeigt eine sehr schöne, in den Buchdruckerfarben gehaltene Karte, die gelbe Linie um den Text der Innenseiten konnte fortfallen. Eine sehr schöne, vornehme Drucksache hat Königsberg i. Pr. gesandt. Die stilisierte Eichenblatt-Einfassung umrahmt alle Seiten. Satz anordnung, Farbenstimmung und Karton passen vorzüglich zu einander. Einwandfreie Arbeiten sind die Programme von Pforzheim, Offenbach a. M., Oppeln und Nürnberg-Fürth. Mannheim. Das Programm zum Johannisfest verbunden mit der Feier des 50- jährigen Bestehens des Gaues Mittelrhein ist als vorzügliche Arbeit zu bezeichnen. Dasselbe ist von München zu sagen, das damit seinem Ruf als Kunststadt gerecht wird. Einwandfrei ist auch das vier seitige Programm von Stuttgart. Aus der Unzahl der Karten seien besonders die Karten zum 50 jährigen Bestehen des Berliner Gau- Vereins sowie zum Johannisfest hervorgehoben, die durch ihre eigenartige Zeichnung Interesse hervorrufen. Dresden hat eine dem Programm gleichgeartete sehr stimmungsvolle Eintrittskarte aufzuweisen. Farbenfreude spricht aus der Johannisfestkarte von Hamburg. Lübeck weist eine sehr vornehme Farbenstimmung und geschmackvollen Satz auf. Aus Rüstringen-Wilhelmshaven stammt ein sehr schönes Kärtchen, dessen Vignette, Umrahmung und Schrift vorzüglich zueinander passen. Alle übrigen, hier nicht ge nannten mögen sich damit begnügen, daß unter ihnen gleich vor zügliche Leistungen vorhanden sind, deren Aufzählung jedoch zu weit führen würde. Herr Basler sprach noch kurz über die „Bugra" und wies dabei auf den am 11. Oktober stattfindenden Lichtbilder- Vortrag über dieselbe hin. G—e. Leipzig. Typographische Gesellschaft. Am 8. Oktober waren zahlreiche Neuheiten ausgestellt, die im Laufe der letzten Zeit ein gegangen sind. Die Besprechung erfolgte durch Herrn Schwarz, der sich zunächst mit den Musterheften von den Buchdruck-Lehr anstalten in Leipzig, Mainz, München und Zittau befaßte und ihnen englische Arbeiten einer gleichen Anstalt gegenüberstellte. Die letzteren bauen sich auf den von Morris vertretenen Stil auf, zeichnen sich durch ungemeine Einfachheit in der Satzgestaltung aus und bringen gute Beispiele von einfachen Titeln, Briefköpfen, Karten usw. in verschiedener Ausführung bei gleichem Text. Die deutschen, vor allen Dingen aber die Leipziger Mappe hat dem gegen über den großen Vorzug, daß man durch sie ein Bild der systemati schen Arbeitsweise bekommt, und daß Arbeiten gezeigt werden, die der Praxis entnommen sind. Sie geben ohne Ausnahme gute Anregungen für die tägliche Arbeit. Die hiesige Buchdrucker- Lehranstalt soll noch wesentlich erweitert und in einem neuen Ge bäude untergebracht werden, das reichlichen Platz für etwa 2600 Schüler bietet. Unter den übrigen Eingängen sind Festschriften und Musterhefte von Julius Waldkirch & Co. in Ludwigshafen, Pickenhahn & Sohn in Chemnitz, Nicolaus Leff in Leipzig zu nennen. Ferner hatten J. G. Scheiter & Giesecke in Leipzig schöne Druckleistungen der Windsbraut und ein Tableau der Phönix- Presse gestiftet. Bei beiden verdienen sowohl Druck als auch Zurichtung, Retusche und Autotypie besondere Beachtung. Als Gegenstück war ein Plakat der Miehle-Presse zur Stelle, das sich ebenfalls durch sehr sauberen Farbendruck auszeichnete. Einige Reklameplakate und Schriftproben von Benjamin Krebs Nachf. (Epoche, Federzug-Antiqua), J. G. Scheiter & Giesecke (Vaterländische Vignetten, Salzmann-Schrift), Gebr. Klingspor (Schmale Koch-Schrift), Ludwig & Mayer (Rutzenschmuck), Julius Klinkhardt (Vignola-Ornamente), Heinrich Hoffmeister (Fraktur- Initialen, Kontrast-Ornamente) vervollständigten die Ausstellung. Besonderes Interesse fanden noch die Arbeitsproben der Firma Zerreiß & Co. in Nürnberg. Eine dem Fragekasten entnommene Anfrage enthielt kurz folgendes: Besteht die Absicht, den Erfinder des Mertensdruckes, der doch durch seine Neuerung so gewaltige Umwälzungen auf dem Gebiete des Illustrationsdruckes hervorgerufen hat, auf der nächst jährigen Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik auch so zu würdigen, daß es seinen Leistungen entspricht, oder wird er nur in bescheidener Weise in die Erscheinung treten, wie es früher Gutenberg, Senefelder u. a. ergangen ist, deren Verdienste auch zu spät gewürdigt wurden. Leider waren die Anwesenden nicht in der Lage, die Frage zu beantworten, deshalb übernahm es der Vorstand, beim Direktorium die gewünschte Auskunft einzuholen. Zum Schluß erweckte noch eine Adreßkarte Interesse, bei der durch Auflegen einer Art Folie die Wirkung von Prägekarten erzielt worden war. Am 12. Oktober wurden die Walter-Werke in Leipzig-Plagwitz gemeinsam besichtigt, wobei Herr Direktor Kunze Führung und Erklärung übernommen hatte. Das seit etwa 4 Jahren bestehende Unternehmen baut hauptsächlich Maschinen, die das Biegen und Stanzen in allen erdenklichen Arten besorgen. Bei den Biege maschinen ist man von neuen Gesichtspunkten ausgegangen, die die Verwendung jedes Rohstoffes, von der sprödesten Holzpappe auf wärts ermöglichen. Stauchbacken und Biegezunge werden durch einfache, überaus sicher wirkende Vorrichtungen derart eingestellt, daß Nachgeben der Biegezungen wie der Stauchbacken in der Mitte des Arbeitstisches ausgeschlossen ist. Die Maschinen werden für Hand-, Fuß- und Kraftbetrieb gebaut. Ein weiteres Sondergebiet sind die Perforiermaschinen in verschiedenster Ausführung. Be sonderes Interesse erweckte hierbei der Marken-Perforierapparat. Die zu perforierenden Bogen werden unter einem Anlegelineal mit der Hand hinweggeschoben und absatzweise weiter transportiert nach jedesmaliger Perforierung an drei Seiten. Als wesentlicher Fortschritt wurde dann die Rapidnutmaschine mit auswechsel baren und beliebig einstellbaren Nutwerkzeugen gezeigt. Sie findet bei der Anfertigung von Schnellheftern, Akten-, Muster- und sonstigen Mappen Verwendung und verblüfft durch die einfache Handhabung und schnelle Arbeit. Man kann in einer Sekunde bis zu 29 Nuten herstellen. Außerdem wurden Universal-Stanz- maschinen gezeigt, die in den Stanzbalken manche Verbesserung besitzen. Ein großer Vorteil mußte bei fast allen Maschinen fest gestellt werden, der darin bestand, daß der Umfang auf das Not wendigste beschränkt und fast alle Antriebsstellen in das Innere verlegt worden sind. Außerdem wurden noch Buchdruck-Hand pressen, Schneidemaschinen und Balancierpressen gezeigt. Am Schluß der Führung dankte der Vorsitzende für die Bereit willigkeit, mit der der Betrieb gezeigt wurde, der für jeden der.Teil- nehmer etwas Neues bot. dt. Hneinanderklebende lackierte Plakate Ich habe die beiliegenden Affichen-Plakate nach dem Druck- gefirnißt und zum Trocknen ausgehängt, dann sind sie mit Talkum abgerieben und verpackt worden. Trotz peinlichster Behandlung kleben die Plakate aneinander, und wenn sie gelöst werden und zum Trocknen nochmals längere Zeit aushängen, dann jedoch wieder aufeinandergelegt werden, kleben sie trotz alledem zusammen. Welcher Fehler wurde beim Drucken oder Firnissen begangen, der diesen Uebelstand mit sich brachte? R. Der Firnis wie auch die Druckfarbe wurden untersucht und festgestellt, daß der Fehler nicht an dem Lack liegt sondern an der Druckfarbe, namentlich an der gelben Farbe. Auf vor gedrucktem Chromgelb halten nämlich die Farben fast nie, sie verwischen sich vielmehr auch bei Verwendung verschiedenster Papiere. Niemals soll man ein Trockenmittel zu dem Gelb setzen! Ohne Zusatz von Sikkativ trocknet diese Farbe so schnell und hart auf, daß selbst ein Zusatz von Fetten für die nächsten Farben das Abstoßen nicht verhindert. Gerade bei Chrom gelb müssen diese Beigaben gänzlich fortfallen! Viel besser ist hierfür Gelblack oder Indischgelb für den Unterdrück zu nehmen als Chromgelb, diese beiden Farbstoffe werden vorteil hafterweise auch als erste oder Normalfarbe beim Dreifarben druck gebraucht. Man kann beobachten, daß bei Verwendung genannter Farben die nächsten Farben stets halten, falls das Gelb nicht durch die oben erwähnten Zusätze verdorben worden ist. Wenn man jedoch unbedingt Chromgelb als erste Farbe drucken will, dann müssen die Abdrücke vor dem Aufdruck der anderen Farben mit fein gemahlener Bologneserkreide, aber niemals mit Talkum, abgerieben werden. Dann heben sich die Farben sehr gut ab. Gelblack ist lichtecht und transparent. Man kann ihn auch über andere bunte oder schwarze Farben drucken, diesen Vor teil weist das Chromgelb nicht auf. Auch für Mischfarben, für Töne oder Farben, ist Gelblack besser, da er die manchmal schädlich wirkende Säure vom Chromgelb nicht hat, welche häufig zerstörend auf die folgenden Farben wirkt. Daß der entstandene Fehler an der Druckfarbe liegt, ist daran zu erkennen, daß die mit Chromgelb versehenen Stellen, also wo Chromgelb als Unterdrück diente, am stärksten das Zu sammenkleben zeigen. Es hilft hier nichts anderes als durch längeres Lagern — jeden Bogen frei legen — die Ware brauchbar zu machen, denn allmählich verharzt die Farbe. J. K.