Volltext Seite (XML)
Weiter brachte Herr Werra die Antwort zum Vortrag, die von der technischen Kommission auf eine Anfrage in betreff des normalen Zylinderaufzuges erteilt wurde. In dieser Antwort wird zunächst erwähnt, daß die Be rechnung des Zylinderumfanges früher viel zu wünschen übrig ge lassen habe, daß die Zylinder mehrfach zur Verminderung des Um fanges nach der Fabrik hätten zurückgeschickt werden müssen, weil nicht einmal Raum für einen 1 mm starken Aufzug vorhanden gewesen sei. Ein Spielraum von 1 % mm sei gut zu gebrauchen, zumal beim Druck großer Auflagen auf billigem Papier und ge mischten Druckformen (Bilder und Schriften verschiedener Her kunft). Hier schließe man die Zurichtung gern mit einem weicheren Tuche ab, damit Knoten und sonstige Fremdkörper im Papier die Druckform nicht beschädigen. Wenn in solchen Druckereien, wo man nur mit gutem Schriftmaterial zu arbeiten habe, die 1 % mm als Aufzugstärke lästig empfunden wurden, so könne dem dadurch abgeholfen werden, daß man auf den nackten Zylinder einen ge eigneten Preßspan aufziehe, wie er in guten Sorten von 1/10 mm aufwärts zu haben sei und bei guter Behandlung Jahre lang vor halte. Die vordere Kante des Preßspans müsse mit Hilfe eines Metallineals leicht geritzt und angeleimt werden. An die hintere Kante klebe man einen Stoffstreifen und ziehe ihn mit der ersten Fuchsspannstange straff. Schließlich erläuterte Herr Werra noch die Herstellung des ausgestellten, auf einer Zweifarben-Miehle-Maschine bei der Firma Döring & Hüning hergestellten Druckbogens auf Kunstdruck karton im Format von 115x165 cm, wobei eine seltene Häufung technischer Schwierigkeiten gut überwunden und eine ziemlich große Auflage durchaus zufriedenstellend gedruckt wurde. Der Vorsitzende dankte den Vortragenden des heutigen Abends, den Herren Erler, Hoffmann, Schneider und Werra namens der Gesellschaft für ihre Mühewaltung. Die dem Fragekasten entnommene Frage: „Ist der Besitzer einer Setzmaschine berechtigt, eine selbst erfundene Verbesserung an seiner Maschine anzubringen, oder bedarf er der Genehmigung der Maschinenfabrik?“ wurde dahin beantwortet, daß der Eigentümer mit seiner Maschine machen könne, was er wolle, daß die Fabrik aber eine weitere Garantie für die Brauchbarkeit der Maschine in solchem Falle ablehnen werde. Schluß der Sitzung 11 % Uhr. Meisterprüfung im Buchdruckgewerbe Am 1. Oktober dieses Jahres traten die verschärften Be dingungen für die Ablegung der Meisterprüfung im Buchdruck gewerbe in Kraft, und zwar müssen u. a. Buchdrucker, die die Meisterprüfung ablegen wollen, die Gehilfenprüfung vorher be standen haben, während letzteres bisher nicht erforderlich war. Bis zum 1. Oktober war also die Möglichkeit gegeben, sich der Meister prüfung zu unterziehen, ohne daß man vorher die Gehilfenprüfung abgelegt hätte. Wir haben in unserem Betriebe einen jungen Werkführer, der gerne die Meisterprüfung im Buchdruckgewerbe ablegen möchte, und er hat sich zu diesem Zwecke an die hiesige Handwerkskammer gewandt, wo ihm bedeutet wurde, daß er sich als Buchdruck- Maschinenmeister der Prüfung zu unterziehen und er als solcher in der praktischen Prüfung u. a. die Zurichtung und den Fortdruck eines Illustrationsdruckes zu liefern hätte. Hierzu ist unser Werk führer außerstande, da er ausschließlich in größeren Papierwaren fabriken tätig gewesen ist und auch seine Lehrzeit in einer solchen verbracht hat. Er hat sich also ausschließlich ohne Unterbrechung der Papier verarbeitung, insbesondere der Herstellung von Tüten und Beuteln aller Art zugewandt. Insbesondere hat er den Druck auf allen Maschinen, soweit solche mit Druckvorrichtung versehen waren, gepflegt und ist sowohl in dem dabei vorkommenden Rotations druck bewandert wie auch mit dem Anilinfarbendruck vertraut. Ferner kennt er den Druck auf Beutel-Rotationsdruckpressen so wie auf Rollendruckpressen. Er ist ferner mit allen Schnell- und Tiegeldruckpressen, soweit solche in Papierwarenfabriken stehen, vertraut; nur kann er keinen Kunstdruck liefern, weil solcher in Papierwarenfabriken nicht vorkommt. Wir meinen, daß im vorliegenden Falle die Handwerkskammer bei der Meisterprüfung eine Ausnahme machen sollte. Wir wären den Herren Fachgenossen verbunden, wenn sie uns ihre Erfahrung auf diesem Gebiete mitteilen könnten. Welcher Weg wäre einzu schlagen, um Aenderung der erwähnten Vorschrift zu erreichen ? Auch wären uns Mitteilungen erwünscht, welche Bedingungen andere Handwerkskammern in einem solchen Falle, wie er hier vorliegt, bei der praktischen Prüfung stellen. X & Co. Der Meistertitel ist den Mitgliedern des Handwerkerstandes vorbehalten, ein Tütenfabrikant ist jedoch kein Handwerker. Wenn also ein Werkführer, der mit der Tüten- und Papierwaren fabrikation vertraut ist, den Meistertitel als Buchdrucker er werben will, so muß er das gesamte Gebiet des Druckes, be sonders auch dessen kunstgewerblichen Teil, beherrschen, und nötigenfalls die fehlenden Kenntnisse durch Arbeiten in einer auf diesem Gebiete tätigen Druckerei erwerben. Zur Unfallverhütung an Tiegeldruckpressen Ungeachtet der jetzt allgemein eingeführten Fingerschutz- Vorrichtungen sind die Unfälle durch Quetschung der Hände zwischen Tiegel und Druckform an den Tiegeldruckpressen noch recht zahlreich. Darum hat die Buchdrucker-Berufsgenossenschaft in einer kleinen Broschüre Verhaltungsmaßregeln veröffentlicht. Sie sind in die folgenden „zehn Gebote“ zusammengefaßt, die in der Broschüre ausführlicher behandelt und durch Abbildungen erläutert sind: 1. Sprich nicht während der Arbeit an einer laufenden Maschine, sondern halte die Augen auf die Arbeit gerichtet und lasse deine Aufmerksamkeit nicht ablenken. 2. Trage keine weiten Aermel, Fingerringe, Haarschleifen, lose Schürzen u. dgl. beim Arbeiten, weil sie durch Hängen- bleiben Unfälle verursachen können. 3. Arbeite nie an einer Maschine mit mangelhafter Schutz vorrichtung; jeder bemerkte Mangel ist dem Vorgesetzten sofort zu melden. 4. Schließe die Form für'die Tiegeldruckpresse immer so, daß das Anlegen bequem und ungefährlich ist; das anzulegende Stück muß annähernd an die Tiegeloberkante heranreichen, die Form muß deshalb gegebenenfalls nicht in die Mitte, sondern — unter Benutzung eines schrifthohen Steges zum Ausgleich des Drucks — mehr nach oben geschlossen werden. 5. Bringe die Anlegemarken richtigan. damit das Anlegen ohne Störung vor sich geht. 6. Stehe vor der Presse nicht höher, als daß der Ellenbogen, annähernd im rechten Winkel gebeugt, die Tiegeloberkante des offenen Tiegels berührt. 7. Lasse den Papierbogen richtig an, damit er nicht der Hand entgleitet und zum Nachgreifen verleitet. 8. Lege nicht von der Seite an, weil hier keine Schutzvorrichtung vorhanden ist. 9. Greife niemals nach und bedenke, daß gesunde Glieder mehr wert sind als der wertvollste Papierbogen. 10. Lasse die Maschine nicht schneller laufen, als sie falzen kann. Wenn diese Verhaltungsmaßregeln stets beachtet werden, wird die Zahl der Unfälle erheblich abnehmen. Ausstellung von Buchbinderarbeiten Im Kunstgewerbemuseum zu Köln ist zurzeit eine Ausstellung von Buchbinderarbeiten untergebracht, welche aus dem von der Gewerbeförderungsanstalt für das Rheinland eingerichteten Meister kursus hervorgegangen sind. In erster Linie war der Heftung alle Aufmerksamkeit gewidmet, dann den Schnitten. Eine Reihe von ver zierten, ziselierten, bemalten und untermalten Schnitten sind hier zu sehen. Verarbeitet wurden Saffiane, Bock-, Schaf- und Kalbleder, sowie Pergamente. Dabei kamen alle üblichen Ziertechniken zur Anwendung, in weitestgehender Weise die so schwierige Arbeit des Handvergoldens und des Blinddrucks. Die sogenannte Lackbatik, eine für die Verhältnisse des Bucheinbandes umgeänderte Art der javanischen Wachsbatik, fand auf Pergament Anwendung. Die Ver zierung und Veredelung der Ueberzug- und Vorsatzpapiere wurde durch Herstellung von Kleistermarmor sowie Bedrucken mit selbst gefertigten Linoleummatrizen gepflegt. Alle Teilarbeiten wurden von Hand ausgeführt, auch wurden Leder- und Portefeuillewaren in Ver bindung mit Lederflechtung behandelt. O. K. K. Fenster-Briefumschläge Auf welche Weise werden Fenster-Briefumschläge hergestellt? Wie werden die Fensterlacke verarbeitet und durch Maschinen auf getragen ? Läßt sich dieser Lack durch eine Tiegeldruckpresse auflegen, und wie verfährt man hierbei ? X. Wir verweisen auf einen Aufsatz über diesen Gegenstand in Nr. 4, S. 108. Die Fabriken, welche Fenster-Briefumschläge herstellen, halten die Einzelheiten geheim. Patrize für Monogramm-Stempel Zu Nr. 76 S. 2817 Ich fertige Patrizen wie folgt: Ich nehme sehr harte Lederpappe, leime sie kräftig, und leime, nachdem der erste Leimaufstrich gut trocken ist, nochmals. Nun klebe ich die passend zugeschnittenen Stücke Pappe, nachdem ich sie angefeuchtet habe, auf die Metall unterlage, presse fest an, am besten unter der Presse der Schneid maschine, nehme nach kurzem Druck heraus und lasse fertig trocknen. Dann präge ich kräftig vor und schneide die Buchstaben sauber aus. Hierauf spanne ich auf dem Tische der Maschine über die Patrize ein Stück Gummituch, wie man es zu Betteinlagen nimmt, pudere etwas mit Talkum ein, und dann geht das Prägen sehr gut, auch halten diese Patrizen ziemlich viel aus. Die Hauptsache ist, daß die Lederpappe sehr fest und dick ist. Die Patrize aus einzelnen Stücken zusammensetzen dürfte nicht gut gehen. E. F. S.