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3070 PAPIER-ZEITUNG Nr. 83/1913 aufnahmen, wie überhaupt jede Vorlage, photographisch ver größern. Dabei werde das Bild auf eine lichtempfindlich gemachte Zinkplatte geworfen und zeige ein unregelmäßiges Korn ohne klecksig zu wirken. Die Erzeugnisse seien erheblich besser als die der bekannten Gigantographie. Man könne das Verfahren selbst zur Herstellung vielfarbiger Bilder zu Reklamezwecken verwenden. Schließlich machte Herr Könitzer noch aufmerksam auf einen in den technischen Mitteilungen der Zentralkommission der Maschinen setzer Deutschlands abgedruckten Artikel über eine Schnellsetz maschine, die aus drei getrennten Apparaten, der Schreibsetz maschine (dem Taster), dem Umspulapparat (damit nicht wie bei der Monotype die perforierte Rolle rückwärts abgezogen werden muß, wird sie umgespult) und der Gießmaschine (System Linotype) besteht. Die Maschine soll eine Leistungsfähigkeit von 16 000 Buchstaben zulassen. Dem Fragekasten wurden die folgenden Fragen entnommen: 1. Warum läßt sich die Farbe von der beiliegenden Druck sache (ein auf hochsatiniertem Kunstdruckpapier hergestellter Prospekt) abwischen ? 2. Worauf beruht die eigenartige Wirkung dieser Farbe (die Farbe liegt fühlbar auf dem Papier auf und hat einen starken Glanz). Die Fragen wurden, erstere von Herrn Werra, letztere von Herrn Kedzierzynski wie folgt beantwortet: 1. Es handelt sich um ein stark saugfähiges Papier, das den Farbträger, den Firnis, derart aufsaugt, daß der Farbkörper fast trocken auf dem Papier liegt und sich darum abwischen läßt. Das Zusetzen von Sikkativ hat sich nicht bewährt, dagegen hilft das von G. Ruthe in Wandsbek vertriebene und als Zusatz verwendete Präparat „Solidor" gegen den Uebelstand. 2. Um diese Wirkung zu erzielen, bestreut man den frischen Druck mit einem aus 1 Teil Borax, 1 Teil Kolophonium (beides fein pulverisiert) und 8 Teilen Dextrin bestehenden Pulver und läßt dann einen Dampfstrahl über die Schrift gehen. Wenn man farbige Wirkung erzielen will, mengt man dem Pulver einen Farbkörper bei. Ein Wort zur Umkehr Erwiderung auf die Auslassungen in Nr. 80 Unter obigem Schlachtruf wendet sich Herr R. gegen das Ein dringen der Künstler in das Buchdruckgewerbe. Man sollte es nicht für möglich halten, daß heute noch einzelne in dem Ein dringen der Kunst in das Handwerkliche eine Gefahr für das Ge werbe erblicken! Der Einsender beklagt es, daß der „Buchdrucker im Durchschnitt nur noch Handwerker, um nicht zu sagen, Hand langer ist“. Ich freue mich, daß täglich mehr Leute den Buch drucker als solchen erkennen und, da er nur „typographisch denken kann,“ einen mit Geschmack begabten Künstler zu Rate ziehen. Mit der „Liebe zur eigenen Technik“ und dem „typographischen Denken“ allein kommt nämlich heute keine geschmackvolle Druck arbeit mehr zustande. Das war in alten Zeiten. . Daher der Auf schwung der Reklamezeichner, die zwar keine Akzidenzlehre durch gemacht haben, auch nicht richtig „ausschließen“ können, oft auch keine Kunstschule besucht haben, die aber das mitbringen, was die alten Drucker angeboren im Leibe hatten, nämlich den Ge schmack, das Gefühl für Raum und Stil, Eigenschaften, die, Gott sei’s geklagt, heute vielen Druckern fehlen. Herr R. dürfte wohl die „Initiative der Buchdruckerschaft“ etwas unterschätzen, denn wir können stolz auf den Aufschwung sein, den das Buchdruck gewerbe in den letzten zehn Jahren genommen hat und der uns an die Spitze aller Nationen der Welt führte. Amerikanische Zeitungen mögen technisch vollendeter gedruckt sein, in bezug auf das Geschmackliche sind wir ihnen über. Der Anzeigenteil unserer B. Z. wird von keinem Blatt der Welt erreicht. Die Fach zeitschriften des Buchdruckers selbst sind in Frankreich und Italien, Spanien, Rußland usw. weit hinter den unsrigen zurück. In Eng land und Amerika sind sie vornehmer und teurer ausgestattet, inhaltlich und künstlerisch sind wir ihnen durchaus ebenbürtig. Zeitschriften, die das Reklamewesen behandeln, fehlen dort ganz, während wir hier verschiedene gute haben. Was die neuen Schrift gießerei-Erzeugnisse anbelangt, so danken wir Firmen, wie Flinsch, Klingspor, Bauer usw., daß sie sich von ihren handwerksmäßig vertrockneten „Hausschneidern“ freigemacht haben, um Künstler mit Sinn für die bewegte Linie heranzuziehen, und diese mit An fertigung neuer Typen, die den veränderten Ansprüchen Rechnung tragen, beauftragten. Auf diese Weise ist es möglich, mit „Kon trasten“ zu arbeiten, die Herr R. als „unsympathische Geschmacks richtung“ ausmerzen möchte. Um das zu erreichen, was Herr R. will, nämlich die Alleinherrschaft des unkünstlerischen Setzers und Buchdruckers wieder aufzurichten, brauchte der Staat und die von ihm geleitete Reichsdruckerei nicht jene jungen Künstler mit Lehrstellen zu betrauen, von denen Herr R. geringschätzig als von jungen Leuten spricht, die die Technik nicht kennen und nicht achten! Die Herren Belwe, Ehmcke, Kleuckens, Sütterlin, Seliger, Bruno Paul u. a. werden sich dafür bedanken, daß man ihnen nachsagt, sie bildeten Halbtalente aus. Wenn sie aus dem Material nichts machen können, was ich übrigens bezweifle, dann liegt es an den Schülern oder an denjenigen Geschäftsherren, die dem Zug der Zeit nicht folgen können oder wollen, und deren Vorstellungs kreis der Zeit vor 20 Jahren angehört. Wenn heute das K. d. W. die „Anzeigen mit Schönheitsgefühl“ des Herrn R. bringen wollte, dann hätte es bald keine Kunden, denn für den Geschmack der Tauentzien- straße, den ich in seinen Auswüchsen ebenso bekämpfe wie jeder geschmackvolle Mensch, kann man nicht Herrn Hajduck verant wortlich machen, er zeichnet die Kundinnen jenes Kaufhauses so, wie er sie sieht. Carol Hilarius Schutz' des Briefkopfes Im Briefkasten der Nummer 69 Ihrer geschätzten Zeitung findet sich auf Seite 2588 in einer Antwort auf die Frage 12786 der Nummer 67, betreffs des Schutzes von Briefköpfen (im Gegensatz zur Ansicht der Schriftleitung) die Ansicht (eines Juristen) vertreten, daß es han delsüblich sei und auch gegen das Urheberrecht nicht verstoße, Brief köpfe zu kopieren. Dieser Ansicht müssen wir entschieden wider sprechen, solange uns nicht rechtskräftige Urteile vorgelegt werden, die derartigen Schöpfungen lithographischer Anstalten allgemein den Urheberschutz absprechen und auch das handelsübliche Ko pieren derselben feststellen. Wir stimmen vollständig mit der in der Nummer 67 gegebenen Antwort (der Schriftleitung) überein, daß durch die Bestimmungen des am 1. Juli 1907 in Kraft getretenen Gesetzes betr. das Urheber recht an Werken der bildenden Künste und der Photographie, auch Briefköpfe, sobald sie eigenartige freie Schöpfungen sind, geschützt werden. Das Sekretariat des Verbandes Deutscher Steindruckereibesitzer Abteilung Fachverband. Aus den Typographischen Gesellschaften Hannover. Typographische Vereinigung. Am 18. September hielt die Vereinigung ihre ordentliche Generalversammlung ab. Aus dem Geschäftsbericht sei folgendes erwähnt: Es wurden im abgelaufenen Berichtsjahre 18 Sitzungen abgehalten, ein Schrift schreibekursus umfaßte sechs Abende und ein Skizzierkursus eben falls sechs Abende. In den Sitzungen wurden 12 Vorträge gehalten, sechs Abende wurden mit Rundsendungen und Besprechungen von Drucksachen und Gießereiproben ausgefüllt. Sechs Preis ausschreiben wurden erlassen und sieben Bewertungen für aus wärtige typographische Gesellschaften übernommen. Zwei Aus stellungen wurden veranstaltet: Johannisfestdrucksachen und Amerikanische Drucksachen. Dem Verein der Plakatfreunde trat die Vereinigung bei. Die Neuwahl des Vorstandes ergab folgendes Ergebnis: Alberti, Vorsitzender; Brembach, Schriftführer; Nau mann, Kassierer; Hartmann und Fleischhauer, Bibliothekare. Der technischen Kommission gehören die Herren Erche, Sorgenfrei, Kawelke und Könnecker an. Auf einen Antrag aus Mitglieder kreisen wurde der monatliche Beitrag um 10 Pf. erhöht, um dafür den Mitgliedern die Typographischen Mitteilungen liefern zu können. Stuttgart. Graphischer Klub. Während sich die Tätigkeit im Sommer auf einige Besichtigungen, Ausstellungen von Rund sendungen und Zusammenkünften in Lesezirkeln beschränkte, wird für den Winter die berufliche Weiterbildung durch Ausstellung von Neuheiten und Besprechung technischer Fragen sowie durch praktische Unterrichtskurse gefördert. Der erste Unterrichtskurs wird deutschen Aufsatz und Stillehre behandeln und etwa 15 Stunden beanspruchen. Er wurde am 5. Oktober durch einen Vortrag des Leiters des Kurses, Herrn Korrektor P. Beyerling, eingeleitet. An den Dienstagabenden wird das Thema „Vom Satz“ behandelt, und zwar Werksatz, Anzeigensatz und Akzidenzsatz. Im November beginnt ein Kursus im Freihandzeichnen unter Berücksichtigung der praktischen Anwendung in der Graphik, Uebungen im Be rechnen von Buchdruckarbeiten nach gegebenen Beispielen werden folgen. Außerdem sind Besichtigungen von Museen, Ausstellungen usw. vorgesehen. — dl — Chromokarton Zu Nr. 79 Seite 2925 Das sachverständige Urteil des Herrn W. R. habe ich dankend zur Kenntnis genommen, muß aber feststellen, daß zur Herstellung meines Chromostriches kein China Clay verwendet worden ist, sondern Blanc fixe und engl. Satin White, halb auf halb. Ich lege nochmals ein Muster bei und bitte den obigen Fachmann, mir mit zuteilen, ob es nicht ratsam wäre, das Satin White durch Blanc fixe oder etwas anderes zu ersetzen. Fabrikant Ich würde raten, Satin White bei dem Chromokarton ganz wegzulassen und nur Blanc fixe zu verwenden. Zu Chromo wird fast nie Satin White genommen, sondern nur Blanc fixe, dazu mitunter China Clay. W. R.