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DEUTSCHER PAPIERVEREIN Nord westdeutscher Papier-Verein Sitz in Hannover Bericht über die Mitglieder-Versammlung am 24. September 1913 im Kaiserhaus Tagesordnung: 1. Bericht über die Generalversammlung in Stuttgart des Deutschen Papiervereins durch Herrn Harry Doetsch, i. Fa. Doetsch & Cahn. 2. Wie verhalten wir uns zur Konvention der Briefordner- Fabrikanten bzw. deren Vorgehen wegen des Treu-Rabatts ? Referent: Herr Ed. Bayer, i. Fa. Fiedeler & Bayer, bzw. Herr Rechtsanwalt Krueger. 3. Sonstiges. Um 91 Uhr eröffnet der 1. Vorsitzende Herr Herbes die im Vergleich zu früheren Versammlungen recht gut besuchte Ver sammlung in Anwesenheit von 18 Personen. Nach einem herz lichen Willkommen an die Erschienenen, unter denen besonders der Ehren-Präs, des D. P. V., Herr Fettback, und Herr Rechts anwalt Dr. Krueger genannt seien, verbreitet sich der Vorsitzende eingehend über die Notwendigkeit des Zusammenschlusses und die Ziele des Papier-Vereins. Die anwesenden Gäste bittet er, sich dem Verein anzuschließen und dessen Bestrebungen zu unter stützen. Herr Dr. Krueger wird dem Verein an diesem Abend als Syndikus vorgestellt, der sich bereit gefunden, den N.’P. V. auf juristischem Gebiet nach Kräften zu unterstützen.Als Gegen leistung sind die Mitglieder gebeten, Herrn Rechtsanwalt Krueger in geschäftlichen und auch privaten Angelegenheiten heran zuziehen, damit er sich mit der Zeit als Fach-Anwalt entwickele. Zum Schluß dankt der Vorsitzende Herr Herbes für seine Be rufung zur Leitung des Vereins, die in seiner Abwesenheit auf ihn gefallen, und die er übernommen in der sicheren Voraussetzung, seitens der Mitglieder stets voll und ganz unterstützt zu werden. Hierauf wird der Einlauf der letzten Zeit bekannt gegeben und dann in die Tages-Ordnung eingetreten. 1. Herr Henry Doetsch gibt einen kurzen Ueberblick über die Veranstaltungen und die General-Versammlung in Stuttgart und verweist zwecks eingehenderen Studiums auf den gedruckt vorliegenden Bericht aus der Papier-Zeitung. Eingehender be richtet er über die Verhandlungen und Beschlüsse der General versammlung betreffs unseres Antrages „Schutzverband zur Bekämpfung von Preisunterbietungen”. Obwohl dieser unser Antrag mit Freude auf der Generalversammlung aufgenommen sei, die Zustimmung aller gefunden habe, überhaupt das Salz der Stuttgarter Verhandlungen gewesen, habe niemand bis jetzt etwas über die weiter zu unternehmenden Schritte gehört. Die Wahl des Herrn Doetsch zu diesem Ausschuß wird vereinsseitig bestätigt und Herr Doetsch beauftragt, recht energisch für die Ver folgung des gesteckten Zieles in diesem Ausschuß tätig zu sein. Auf Antrag des Herrn Dietrich soll der Vorstand des D. P. V. um etwas regere Verfolgung der Generalversammlungs-Beschlüsse seitens des Hauptvereins ersucht werden. 2. Ueber den neuesten Treu-Rabatt, der über die Papierhändler hereingebrochen, berichtet Herr Bayer, i. Fa. Fiedeler & Bayer, also ein davon Betroffener und nicht Theoretiker. Herr Bayer gibt ohne weiteres zu, daß die Preise für Briefordner und Re gisterhilfsmittel einer Aufbesserung dringend bedurften, er ist jedoch der Ansicht, daß diese auch ohne den Treu-Rabatt zu er reichen sei. Die Fabriken müßten zunächst einen einheitlichen Ladenpreis für ihre Sorten aufstellen und den Händlern einen Rabatt einräumen, der verfällt, sobald sie unter Preis verkaufen. Dann war der Schleuderei entgegengetreten, ohne dem Händler jede freie Entschließung, die ihm als selbständigem Kaufmann zukomme, zu nehmen. Die Begründung der Notwendigkeit und der Einführung des Treu-Rabattes ist nicht stichhaltig. Auch neuen Erfindungen gegenüber soll sich der Händler binden, selbst wenn er von der Zweckmäßigkeit nicht überzeugt ist. Schließlich glaubt der Vortragende, daß der Hauptverein infolge seiner Zu sammensetzung nicht imstande sei, hier die Interessen der Be troffenen zu vertreten und empfiehlt dem N. P. V., selbständig zu handeln. Hierauf erteilt der Vorsitzende Herrn Dr. Krueger das Wort, um diese Angelegenheit von der juristischen Seite zu besprechen. Herr Rechtsanwalt Krueger dankt zunächst für seine Wahl als Vereins-Syndikus, wobei er der Hoffnung Ausdruck gibt, daß ihm die Mitglieder sämtlich mit Vertrauen entgegenkommen, woraus sich eine ersprießliche Tätigkeit für den Verein ergeben werde. Sodann spricht er sich über den Treu-Rabatt aus, der nur so lange Geltung habe, wie eine Aenderung an dem bestehenden Vertragsyerhältnis einseitig nicht vorgenommen sei. Sobald also z. B. eine Preiserhöhung auf Fabrikanten-Seite vorgenommen werde, sei die Vereinbarung durchbrochen und auch für den Händler nicht mehr bindend, er muß sich nur hüten, die Erhöhung durch neue Abnahme zu genehmigen. Diese Seite des fesselartig empfundenen Treurabattes wurde bisher noch gar nicht näher beleuchtet. Die sklavenartige Duldung dieses „Rabattes” dauert also immer nur bis zur. nächsten fabrikseitigen Aenderung des Vertragverhältnisses. Sehr interessante Ausführungen über ein seitige Vertragsfestsetzungen bildeten den Schluß des Vortrages unseres Syndikus. Ein ausführliches Schreiben der Bellers Regi strator Comp. wurde vom Schriftführer verlesen. An der nun einsetzenden regen Aussprache beteiligten sich die Herren Bähre, Dietrich, Fettback, Herbes, Neuberg und Krueger. Dem Vorstand wurde der Auftrag erteilt, das Ergebnis der den Treurabatt betreffenden Verhandlungen in einem aus führlichen Schriftsatz zusammenzufassen und diesen alsbald allen Zweigvereinen zur Stellungnahme zugängig zu machen. Herr Bähre machte den für die neue Briefordner-Konvention beherzigenswerten Vorschlag, die Sorten zu beschränken. Dieser Vorschlag wurde aus der Versammlung heraus dahin ergänzt, wenigstens dem Aeußeren der verschiedenen Fabrikate ein einheit liches Aussehen zu geben, damit ein Verbraucher auch mal zwei Fabrikate nebeneinander aufstellen kann. 3. Herr Brunotte und die Firma Wilh. Willig melden sich als Mitglieder an. Herr Dr. Krueger wird zur Unterstützung des Herrn Doetsch in den Ausschuß für die Schutzstelle gewählt. — Schließlich nimmt Herr Fettback Gelegenheit, den vor einigen Tagen statt gehabten 70. Geburtstag des in voller Frische anwesenden Herrn Emanuel Goldschmidt in zündenden Worten zu feiern. Um 11 1 Uhr wurde die anregend verlaufende Versammlung geschlossen. gez. Hans Müller, Schriftführer. Briefordner-Konvention Die Briefordner-Konvention hat sich in ihrer voll besuchten Sitzung vom 7. Oktober in Leipzig über die Ladenpreise für Briefordner, wie sie ihr wünschenswert erscheinen, verständigt. Es ist beschlossen worden, diese Liste der Ladenpreise aber zu nächst allen der Konvention zugängigen Verbänden, in welchen der Kleinhandel vertreten ist, vorzulegen, damit auch dieser zum Worte kommt und seine Meinung über die Ladenpreise zum Ausdruck bringen kann, da die Fabrikanten die end gültige Festlegung der .Preise nicht einseitig vornehmen wollen. Nachdem die Verbände gesprochen haben, erfolgt Ver öffentlichung. Die Konvention hat mit dem Verein der Leip ziger Großhändler über die Rabatte verhandelt und eine Ver ständigung erzielt. Büro-Ausstellung in Paris 1913. Von einer schweizerischen Fachzeitschrift wird die Mitteilung verbreitet, daß die Beschickung einer vom 18. bis 28. Oktober 1913 im Luna-Park an der Porte Maillot zu Paris stattfindenden Internationalen Ausstellung für kaufmännische Organisation und Büro-Einrichtungen vom deutschen Konsul in Paris den deutschen Fabrikanten empfohlen werde. Diese Nachricht entspricht, wie die „Ständige Ausstellungs kommission für die Deutsche Industrie" mitteilt, nicht den Tat sachen.