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3024 PAPIER-ZEITUNG Nr. 82/1913 Zweck, den er erfüllen soll, zu große Empfindlichkeit vorwerfen. Diese Empfindlichkeit gibt indessen zu Beunruhigungen keinen An laß, da einmal die Grenzen der Falzklassen weit auseinander liegen, und ferner die großen Unterschiede in den Einzelwerten, die bei der Art der Beanspruchung des Versuchsstreifens von vornherein zu erwarten waren, sich, wie zahlreiche Kontrollversuche, über die in den Mitteilungen 1 ) berichtet worden ist, ergaben, bei Ausführung von 10 Versuchen in der Längs- und Querrichtung ausgleichen. Man lasse sich also durch die Abweichungen nicht beirren und rechne nur mit dem Gesamtmittel aus allen Einzelwerten oder mit der Falzklasse. Zu dem Kapitel über die Schwierigkeiten beim Erreichen der Falzzahl, das in der P.-Z. 12 S. 1391 eingehend behandelt worden ist, verlangt ein Mitarbeiter des P:-F. 2 ) Berücksichtigung des Quadrat metergewichtes bei der Festsetzung der Falzzahl, d. h. Herab setzung der Falzzahl mit abnehmendem Gewicht des Papiers. Das Materialprüfungsamt nimmt zu dieser Frage bekanntlich eine andere Stellung ein. Die Anforderungen die bei den Normal papieren an die Falzzahl gestellt werden, sind durchaus nicht über mäßig hoch und können auch bei Papieren, die etwas leichter sind als die im normalen Gewicht, ohne besondere Schwierigkeiten erfüllt werden. Bei erheblich leichteren Fertigungen ist dies natürlich bei Verarbeitung desselben Stoffes nicht möglich; aber der Ausgleich soll hier nicht durch Herabsetzung der Falzzahl, also durch eine Güteverminderung, sondern durch eine Heraufsetzung des Stoff materials, d. h. durch Zuteilung festerer Rohstoffe, erreicht werden. Der mechanische Gebrauchswert des dünneren Papiers ist an sich ge ringer als der des dickeren aus gleichem Stoff, daher ist es gerecht fertigt, wenn dieser Unterschied zum Teil durch Zusatz festeren Faser materials ausgeglichen wird. Diesen Standpunkt nimmt, so weit mir bekannt, auch der Verein Deutscher Papier-Fabrikanten ein, der sich bisher allen Bestrebungen, die für die Normalpapiere festgesetzten Werte herabzusetzen, ablehnend gegenüber verhalten hat. Die Bestimmung des Falzwiderstandes muß bekanntlich, will man vergleichbare Werte erzielen, ebenso wie die der Festigkeit und Dehnung bei stets gleicher Luftfeuchtigkeit erfolgen; die Prü fung bei 65 v. H. hat sich nach dem Vorgehen des Materialprüfungs amtes allgemein eingebürgert. Vor dem Falzen müssen die Streifen einige Zeit in dem Versuchsraum lagern, damit sie sich diesem Feuch tigkeitszustand anpassen; zweckmäßig geschieht dies in einer be sonders hierfür gebauten Vorrichtung 3 4 ), in der sie auf hoher Kante stehen und gegen das Wegwehen durch Zugluft geschützt sind. Die oben erwähnte Zuschrift im P.-F. regt nun an, daß die Zeit dauer des Auslegens der Streifen bei amtlichen Prüfungen auf min destens 24 Stunden ausgedehnt wird, damit das Papier nicht zu trocken gefalzt wird. Hierzu ist folgendes zu bemerken. Die Dauer des Auslegens der Streifen vor dem Zerreißen ist zur zeit auf rund 2 Stunden festgesetzt; diese Zeit hat sich als ausreichend erwiesen, da ja die Papiere weder stark ausgetrocknet noch stark feucht, sondern in gut lufttrockenem Zustand ins Amt gelangen und die Streifen sich bei ihrer aufrechten Stellung in der erwähnten Vor richtung dem Feuchtigkeitszustand 65 v. H. bald anpassen. Hinzu kommt, daß die Papiere auch während der Zeit vom Eingang ins Amt an bis sie zur Prüfung kommen, was bei Behördenpapieren fast immer mehrere Tage, bei Privataufträgen auch meist 1 — 2 Tage dauert, in dem Versuchsraum lose in einem Papierumschlag lagern, so daß sie also schon vor dem Zerschneiden und Auslegen Gelegenheit haben, sich dem Feuchtigkeitszustand 65 v. H. weitgehend anzupassen. Ferner kommt hinzu, daß jedes Papier, daß bei der Prüfung nicht ausreichende Werte ergibt, vor Ausfertigung des Zeugnisses einer Kontrollprüfung unterzogen wird. Es dürfte also kaum der Fall vorkommen können, der dem Verfasser der erwähnten Zuschrift vorschwebt, daß bei einem Papier zu geringe Falzwerte ermittelt werden, weil das Versuchsmaterial in zu trockenem Zustande zur Prüfung gelangt ist. Eine Veranlassung, in bezug auf das Auslegen der Versuchsstreifen Aenderungen vorzunehmen, dürfte somit zurzeit nicht vorliegen. Lichtdurchlässigkeit Zur Bestimmung der Lichtdurchlässigkeit von Papier sind im Laufe der Jahre verschiedene Vorschläge gemacht worden. Wi nkler legt so viel Blätter des zu prüfenden Papiers auf schwarze Buchstaben von bestimmter Dicke, daß die Buchstaben eben nicht mehr erkennbar sind. Klemm bringt in seinem Diaphanometer so viel Papierblätter zwischen das Auge des Beobachters und eine Amylacetatlampe, daß die Flamme der letzteren nicht mehr sichtbar ist. 1) Herzberg. Erfahrungen mit dem Schopperschen Falzer. Mitt. 1905 S. 71; 1907 S. 28; 1909 S. 181. E 2) Falzzahl. P.-F. 1912 S. 1220. 3) Zu beziehen von L. Schopper, Leipzig, zum Preise von 2 M. Schmidt 1 ) mißt die Lichtdurchlässigkeit (die bei senkrechter Bestrahlung des Papiers durchgehende Lichtmenge, ausgedrückt in Prozenten) auf einer für diese Zwecke besonders hergerichteten optischen Bank. Maximowitsch 2 ) hat den Martens’sehen Apparat zur Bestimmung der Schwärzung photographischer Platten 3 ) umgebaut und benützt ihn so zur Bestimmung der Lichtdurchlässigkeit. Frank Sammet 1 ) hat jetzt für diesen Zweck einen neuen Weg vorgeschlagen, von folgender Erwägung ausgehend. Fällt Licht (L) auf ein Papier, das auf weißer Unterlage ruht, so wird ein Teil (L 1 ) von der Oberfläche des Papiers zurückgeworfen, ein weiterer Teil dringt durch das Papier und wird von der Unterlage wieder zurückgeworfen (L 2 ). Liegt das Papier auf schwarzer Unter lage, so wird nur L 1 zurückgeworfen, L2 aber von der Unterlage verschluckt. Der Unterschied in der zurückgeworfenen Lichtmenge einmal bei weißer und dann bei schwarzer Unterlage ist somit ein Maßstab für das durch das Papierblatt gedrungene Licht, also für seine Lichtdurchlässigkeit. Zur Ermittelung der beiden Werte hat S. einen Farben-Photometer gebaut, der in der Originalarbeit leider nicht abgebildet oder durch Skizzen erläutert ist. Auch aus der Be schreibung ist nicht klar zu ersehen, wie der Apparat gebaut ist und wie sich die Versuchsausführung gestaltet. Eine Anzahl von Versuchsergebnissen, gewonnen mit verschie denen Papiersorten, führt S. am Schluß seiner Arbeit an. Klebstoffprüfung unter Benützung von Papier. Die Berliner Dextrin-Fabrik Otto Kutzner gibt ein Prüfungs- Verfahren bekannt, nach dem sie vergleichend die Klebkraft von Klebstoffen bestimmt. 5 ) Von den zu vergleichenden Sorten werden Lösungen von gleicher Zähflüssigkeit (bestimmt mit einem bewährten Zähflüssigkeitsmesser) hergestellt und in diese Streifen von unge leimtem Papier getaucht; letztere werden dann bei bestimmter Tem peratur getrocknet und auf einem Festigkeitsprüfer geprüft. Die Festigkeitszunahme gegenüber dem unbehandelten Papier ist ein Maß für die Beurteilung der Klebstoffe. Versuchsergebnisse teilt die Firma leider nicht mit; ihre Angabe, daß es bisher noch kein Verfahren zur Beurteilung der Klebkraft von Klebstoffen gegeben hat, trifft nicht zu. Daten hat bereits 1894 ein Verfahren bekannt gegeben, um diese Eigenschaft unter Benützung von Papier zahlenmäßig zum Ausdruck zu bringen. 6 ) Dale'n selbst hat aber damals schon darauf hingewiesen, daß seine Versuche noch nicht zu einem einwandfreien Versuchsver fahren geführt haben, weil sich für verschiedene Papiersorten unter sonst gleichen Umständen verschieden große Werte für die Klebkraft ergeben. Die mit einem Versuchspapier ermittelten Ergebnisse kann man also nicht ohne weiteres auf jedes andere, etwa das'im praktischen Betrieb zu klebende Papier, übertragen. Die Klebkraft eines Klebstoffes kann für verschiedene Papiere sehr verschieden groß sein, je nach den Eigenschaften des Papiers, insbesondere dessen Glätte, Härte, Dichte, Leimung usw. Man wird daher, um ein sicheres Urteil zu gewinnen, den Vergleich verschiedener Klebstoffe bis auf weiteres mit demjenigen Papier vornehmen müssen, das man verkleben will und feststellen, welche Sorte genügende Klebkraft bei geringstem Materialverbrauch zeigt, oder bei gleichem Materialverbrauch die höchste Klebkraft. Prüfung von Kohlepapier Verschiedentlich sind dem Materialprüfungsamt Anträge unter breitet worden, u. a. auch in Streitfällen vor Gericht, Kohlepapiere verschiedener Herkunft hinsichtlich ihrer Brauchbarkeit miteinander zu vergleichen. Es handelte sich also immer, wie ausdrücklich be merkt sein mag, um den Vergleich mehrerer Sorten, nicht um die Prü fung eines Papiers. Der Umfang der Prüfung wurde mit den Antragstellern, teils Fabrikanten, teils Händlern, vereinbart und wie folgt festgesetzt: 1. Dicke der Blätter, 2. Gleichmäßigkeit der Farbschicht und Lochfreiheit des Papiers, 3. Farbabgabe beim Darüberwischen mit dem Finger oder mit Papier, 4. Flachliegen der einzelnen Blätter, 5. Feststellung der praktisch brauchbaren Durchschläge bei gleichzeitiger Herstellung einer größeren Anzahl und zwar bei Verwendung eines dünnen und eines dickeren Durchschlag papiers, 1) P.-Z. 1908 S. 1951. 2) P.-Z. 1909 S. 2272. 3) Photographische Correspondenz 1901 S. 528. 4) Lichtdurchlässigkeit von Papier. P.-Z. 1912 S. 2687. 5) Prüfung der Klebkraft von Klebstoffen. P.-Z. 1912 S. 2804. 6) G. Daldn. Ueber die Bestimmung der Klebkraft verschiedener Gummisorten. Mitt. 1894 S. 149.