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Chartum, Ende Juli. In Taka ist ein MilitLraufstand au-« gebrochen, weshalb der Gouverneur von Chartum 1200 Mann Truppen gegen die Aufständischen abgeschickt hätte. Aus Konstantinopel in Marseille eingetroffene Nachrichten schildern das daselbst herrschende Elend als maßlos. Die Regierung unterstützte die durch das Brandunglück Betroffenen; allein da mehrere tausend Familien Alles verloren haben, so reicht diese Unterstützung nicht zu. Man hat daher öffentliche Subseriptionen er öffnet, wozu die Regierungsbeamten eine Monatsrate ihrer Besoldung beigetragen haben. Gelte stellen zu wollen. Er sagte in seiner Rede in der Petri- kirche zu Ratzeburg bei der Huldigungsfeier unter Anderem: „Wir Lauenburger wissen, daß Ew. Majestät einen schweren Kampf mit den Ideen der Zeit kämpfen, die von Christus und von jeglicher Obrigkeit nichts mehr wissen und das Fleisch zur Herrschaft über den Geist setzen wollen. Diesen Kampf — daS weiß ich von Vielen und sage ich für Viele, die hier anwesend sind — wollen wir Lauenburger mit Ew. Majestät kämpfen." Raheburg, 27. Sept. Sicherem Vernehmen nach hat Se. Maj. der König die bisherigen Privilegien der Ritter- und Land schaft schon vor der Huldigung bestätigt. Wien, 27. Sept. Die große Personalveränderung in hohen Staatsposten, welche mit dem Eintritte des Ministeriums Belcredi begonnen und noch lange nicht ihren Kreislauf beendet hat, scheint sich nicht bloS auf das Gebiet der innern, sondern auch auf das der äußern Politik zu erstrecken. Eine wichtige Nachricht geht der „O. P." heute zu. Der hier in Wien weilende österreichische Bot schafter in Rom, Freih. Alex. v. Bach, hat um die Erhebung von diesem Posten angesucht und der Kaiser hat die Demission anzu nehmen geruht. ES geschah dies in einer Audienz, die Freih. v. Bach vor einigen Tagen bei Sr. Majestät hatte. Die persönlichen Freunde Bachs sind über die Motive dieser Demission theils im Unklaren, theils sehr zurückhaltend. Nur so viel scheint aus ein zelnen Aeußerungen hervorzugehen, daß der ehemalige Minister des Innern Ursache hatte, wahrzunehmen, daß man an seiner Entfer nung von dem Botschafterposten arbeitete, so daß es ihm angemes sener schien, den Verlauf jener Bestrebungen nicht abzuwarten, son dern selbst die Initiative zu seinem Rücktritte zu ergreifen. Wie die „O. P." erfährt, gedenkt Freih. v. Bach noch eine kurze Zeit auf der in der Nähe Wiens liegenden Besitzung seines Bruders zu verweilen, dann nach Rom sich zu begeben, um sich bei dem heili gen Väter zu verabschieden und dann nach Wien zurückzukehren, um hier als Privatmann zu leben. Alex. v. Bach ist ein angehender Fünfziger. Altona, 27. Sept. Der Proceß gegen Mah löst sich in eine Anklage wegen Majeftätsbeleidigung aus, die er in der „Schlesw.- Holst. Ztg." begangen haben soll. Die Zeitung erschien früher gerade so öffentlich wie jetzt; um ihren Inhalt zu constatiren, be durfte es keiner Haussuchung, keiner Wegschleppung von Papieren. Ferner: das angebliche Vergehen war, wenn überhaupt, schon vor dem 25. Juli begangen; die desfallsige Anklage bedurfte also zu ihrer Einleitung nicht erst der Verhaftung, noch der zweimonatlichen Haft. Drittens: eine Anklage wegen Majestätsbeleidigung gegen einen deutschen Bundcsfürsten kann in jedem deutschen Bundcslande, also auch Holstein, also auch in Altona anhängig gemacht werden, und wenn Preußen berechtigt war, May als einen Preußen vor ein preußisches Gericht zu rcclamiren, so konnte es diese Reclamation vor unseren Landesgerichtcn durchsetzen. Von welcher Seite man auch die Sache betrachten mag — die Gewaltthat bleibt. (Schl.-Holst. Ztg.) Kiel, 26. Sept. (K.Z.) Der Prinz Friedrich zu Schleswig- Holstein (Noer) befand sich auf einer wissenschaftlichen Reise in Ostindien, als Anfangs Juli sein Vater auf einer Reise durch Syrien erkrankte und starb. Er ist vor einigen Tagen nach Europa zurückgekehrt und wird nach einem Besuche bei der Prinzessin Louise, seiner einzigen Schwester, welche zur Zeit am Genfersee weilt, seine Reise nach den Herzogthümern fortsetzen. Aus dem väterlichen Erbe sind unter Anderem auch die im dänischen Wohld belegenen Güter Noer, Grönwohld und Berensbrook ihm zugefallen. Paris, 27. Sept. Ein kaiserliches Decret vom 26. d. M. hat, wie der „Moniteur" heute an der Spitze seines BülletinS be kannt macht, den Polizeicommissar Billon in Marseille seines Am tes entsetzt, weil er, um der Cholera zu entgehen, seinen Posten verlassen hatte. — Am 25. d. M. sind in Marseille bis Nachmit tags 2 Uhr 31 Personen an der Cholera gestorben. In Toulon war die Sterblichkeit immer noch bedeutend stärker. Am 24. star ben in der Stadt und der Bannmeile noch 61 Personen an der Cholera. In La Seyne, das sehr verödet ist, wurden für den 24: (bis 2 Uhr Nachmittags) 12 Todesfälle infolge der Cholera ange meldet. Auch in Nimes hat sich die Cholera gezeigt. London, 27. Sept. Die „Times" zeigt an, daß in Sout hampton zwei Cholerafälle vorgekommen sind. Athen, 25. Sept. Der König Georg hat, um seinerseits zur Erleichterung der schwierigen Lage des Staatsschatzes beizutragen, auf ein Drittel seiner Civilliste verzichtet. - Am 22. Sept, sind die Kammern .wieder eröffnet worden. — Die Regierung hat auf den Kopf des berüchtigten Räuberhauptmauns Kitzes, der seit länger als zwei Jahren in Attika haust, einen Preis von 30,000 Drachmen gesetzt. Freiberg. Oeffentliche Gerichtsverhandlung, den 3. Octbr., Vormittags 9 Uhr: Hauptverhandlung in der Untersuchung wider Ernst Heinrich Göldner aus Gersdorf, wegen Diebstahls; den 10. October, Vormittags 9 Uhr: Verhandlungstermin in der Untersuchung wider den Uhrmacher Karl Heinrich Richter aus Brand, wegen Widersetzung gegen erlaubte Selbsthülfe und Störung des Hausfriedens mit Gewalt. Vormittags 10 Uhr: Verhand lungstermin in Privatanklagsachen Friedrich Wilhelm August Langes zu Colmnitz gegen Johanne Juliane verehelichte Gahmig daselbst. Vormittags 11 Uhr: Verhandlungstermin in der Untersuchung gegen Johanne Christiane verw. Göhler aus Frauenstein, wegen Diebstahls. Einem Berliner Blatte schreibt man: Laut „Berichten aus Leipzig ist der diesmalige Besuch der Leipziger MichaeliSmesse nicht nur aus den Zollvereins-Staaten, sondern auch aus dem östlichen und westlichen Europa und namentlich aus den Vereinigten Staaten von Nordamerika ein sehr reger; das Geschäft beginnt sehr flott zu werden bei fest anziehenden Preisen. Die Handels- Verträge des Zollvereins mit Frankreich u. s. w. erweisen sich auch in der Meßsphäre bereits als äußerst wirkungsreich und wesentlich vortheilhaft für Deutschlands Handel, Industrie und Fabrikwesen. Von ganz besonderem Einflüsse ist aber der kolossale Bedarf, welchen Nordamerika nach allen Richtungen hin in Anspruch nimmt. Die Fabriken aller Branchen in den Zollvereinsstaaten, Böhmens und Deutsch - Oesterreichs sind für eine lange Zeit hin mit festen Be stellungen für Amerika so erstaunlich massenhaft überhäuft, daß sie kaum denselben genügen können und trotz hoher Lohnsätze über großen Mangel an Arbeitskräften klagen. Biele Fabrikanten ver sichern daher, daß sie mit ihren Fabrikaten lediglich deshalb die jetzige Messe nur besucht haben, um ihren regelmäßigen deutschen Kunden aus den Detail-Branchen gerecht zu werden und sich die selben zu erhalten gegenüber den transatlantischen, die doch nur als temporäre und je nach den Zeitkäufen wiederkehrende in Anschlag zu bringen seien; obschon man allgemein der Meinung ist, daß der Bedarf Amerikas auf Jahre hinaus anhalten und somit den Fabriken eine ebenso ausgedehnte, wie rentable Beschäftigung gewähren werde. Aus Mittweida erhält das „Dr. I." folgenden weiteren Bericht vom 28. Sept.: Die östliche Armeebrigade suchte am heu tigen dritten Tage des Manövers sich ihren Rückzug -auf der von Rochlitz über Wiederau, Klaußnitz und Niedergarnsdorf nach Chem nitz führenden Straße zu sichern, während die westliche Armeebri gade diesen Rückzug nicht nur möglichst zu beunruhigen, sondern auch durch etwaige Umgehungen unmöglich zu machen trachtete. Die westliche Brigade begann früh 9 Uhr ihren Vormarsch von den nördlich Wiederau gelegenen Höhen, dieses Dorf durchschreitend, indem sie auf ihrer rechten Flanke nur demonstrirte, auf der linken aber mit bedeutenden Kräften eine Umgehung versuchte. Die öst liche Abtheilung sah sich genöthigt, diesem Angriffe bald nachzuge ben und zog sich über den Sandberg, den fast rechten Winkel, den die Chemnitzer Straße hier bildet, abschneidend gegen daS östliche Ende von Diethensdorf zurück, um hier das feindliche Debouchiren aus dem Königshainer Walde zu hindern. Nachdem dieser Punkt einmal erreicht war, hatte die östliche Brigade sich ihre kürzeste Rückzugslinie auf Chemnitz gewahrt. Sie nahm bei Klaußnitz und bei Garnsdorf nochmals günstige Positionen ein, den Rückzug au- denselben durch ihre abwechselnd zurückgehcnden Batterien sichernd. Die westliche Brigade konnte von Diethenödorf aus dem Gegner nur in gerader Richtung nachdrängend folgen. DaS wellige Ter rain mit seinen langgestreckten, ziemlich tief eingeschnittenen Thalern gab den Truppen Gelegenheit, von ihrer Ausdauer bei Ueberwin- düng von Hindernissen günstige Proben abzulegen. Die Uebungen endigten Mittags 1 Uhr, nachdem die östliche Brigade Niedergarns dorf durchschnitten. Jede Armecbrigade wurde hierauf in sich in einer concentrirtcn Stellung vereinigt, in welcher Se. Maj. der Köniz die Truppen einer nochmaligen Besichtigung zu unterziehen und denselben Seine allerhöchste Zufriedenheit mit den bewiesenen Leistungen zu erkennen zu geben geruhten. An die vor der Fronte