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Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, svwie der Kgl. Gerichtsämter u. der Stadträthe zu Freiberg, Sayda u. Brand. 189. Erscheint jeden Wochentag ftüh V Ü. Inserate werden bi« Nachm. Z Uhr für die nächste Nr.,angenommen. Montag, den 28. August Pret« vierteljährl. Sv Ngr. Inserat« werden die gespaltene Zeile ode; deren I Raum mit S Pf. berechnet. O W Tagesgeschichle. Berlin, 23. Aug. Die „Zeidl. Corresp." bemerkt über die Noth- wendlgkeit der Mitwirkung des Landtags bei der Einverleibung Lauenburgs: „Die Kammern werden erst dann zu hören sein, wenn das Herzogthum Lauenburg in den Umkreis der preußischen Ver fassung ausgenommen wird. Zur Erzielung dieses Resultats wird die preußische Regierung zuvörderst mit den Ständen des Herzog- thums zu verhandeln haben. Lauenburg erfreut sich alter ver fassungsmäßiger Privilegien, welche diesem Ländchen eine vollständige Autonomie zusichern. Der Landesreceß vom 15. September 1702, den der erste Braunschweig-Lüneburgische Fürst des Landes unter schrieb, garantirt dem Herzogthum das herkömmliche Recht, „alle zeit eine absonderliche Regierung, Hofgericht und Consistorium zu haben;" er bestätigte ferner das Recht der Stände, bei der Gesetz gebung zu concurriren und die Steuern zu bewilligen. In dem StaatSvertrage zwischen Hannover und Preußen vom 29. Mai 1815, durch welchen Lauenburg an Preußen überging, wurde ausdrücklich die Aufrechterhaltung der Bestimmungen des Recesses vom 15. Sept. 1702 stipulirt. Der Tauschvertrag mit Dänemark vom 14. Juni 1715, sowie der Art. 29 der Wiener Congreßacte vom 9. Juni 1815 sorgt für die Conservirung der alten Rechte Lauenburgs. Und noch die lauenburgische Verfassung vom 20. Dec. 1853 euthält so wohl in ihrem Eingänge wie in tz. 21 eine Bestätigung des Recesses von 1702. Es fragt sich, ob die Lauenburger großen Reiz em pfinden werden, an den Segnungen der jetzigen constilutionellen Verfassung Preußens Theil zu nehmen." Diesen Satz unterschreiben wir. Der jetzige Verfassungszustand in Preußen bietet wahrlich nichts Verlockendes. , Königsberg, 21. August. Gegen den Redacteur des „Schul- blatteS der Volksschullehrer für die Provinz Preußen", Eduard Sack, stehen für den Monat September bereits fünf Termine wegen Preßvergehen auf der Liste. München, 23. August. Die Ankunft des Königs von Preußen ist diesen Mittag nach 1 Uhr erfolgt. Der König wurde im Bahn hofe von dem königlichen Oberceremonienmeister Frhrn. v. Moy im Namen unseres Königs empfangen und fuhr dann mit seinem hiesigen Gesandten, dem Prinzen Reuß, und in dessen Equipage nach seinem Absteigequartier, dem „Englischen Hofe", wo sich als bald die Prinzen Adalbert und Ludwig zur Aufwartung einfanden. Der König ist von Herrn v. Bismarck, von den Generallieutenants v. Manteuffel und v. Alvensleben, Generalmajor v. Treskow, Hof marschall Grafen v. Perponcher und von seinem gesammten Cabi- netspersonal begleitet, im Ganzen von 36 Personen, welche, mit Ausnahme des Hrn. v. Bismarck, der im preußischen Gesandtschafts hotel abstieg, im „Englischen Hof" wohnen. Bereits gestern Abend war der preußische Staatsminister v. Mühler hier eingetroffeu. Die Ankündigung einiger Blätter, daß der König v. Preußen sich heute Rachmittig zu einem Besuch des Königs von Sachsen nach Possenhofen begeben wird, hat sich nicht bestätigt. Kiel, 23. August. (N. P. Z.) In der Seeveste Friedrichsort sind neuerdings wieder zwei große Baraken zur Casernirung von reichlich 300 Seesoldaten in Stand gesetzt worden,,und in nächster Zeit wird daselbst der Bau eines großen, von dem Marinebau meister König entworfenen Hauses, zur Aufnahme von 6 Haupt leuten, bez. mit deren Familien, in Angriff genommen werden, weil außer der Commandantenwohnung sich keine Wohnungen für Offiziers familien daselbst befinden. Nach Vollendung des Neubaues und Instandsetzung sämmtlicher vorhandener Baraken kann die Seeveste mit 4 completen Compagnien Seesoldaten und 2 Compagnien See artillerie belegt werden. Die Verbindung der Stadt Kiel mit der Seeveste Friedrichsort wird durch Sr. Majestät Kanonenboot „Cyklop" hergestellt. — Gestern ist der Contreadmiral Jachmann von seiner mehrwöchentlichen Badereise hierher zurückgekehrt und hat das Stationscommando wieder übernommen. In Veranlassung der Vorarbeiten des projectirten Nordostseecanals war der geheime Oberbaurath v. Lentze in dieseti Tagen hier anwesend. Er ron- ferirte zum Oeftern mit den Marinebehörden. London, 21. August. Der „Daily Telegraph" klagt über die „Dänisch-Deutsche Tretmühle", auf der die öffentliche Meinung Europas seit Jahren gepeinigt werde, und spricht seine individuelle Ueberzeugung aus, daß die Schleswig-Holsteinische Frage bestimmt sei, niemals gelöst zu werden. Die Einsetzung- eines kleinen Fürsten in den Herzogthümern wäre für das zerstückelte Skandinavische Königreich nicht halb so gefährlich gewesen wie die unmittelbare Nachbarschaft Preußens. Auch bedauert daS Blatt, daß nach dem neuesten Arrangement Preußen in Schleswig regieren solle, anstatt in dem ganz deutschen Holstein. Die Germanistrung werde in Schleswig durch die Berliner Propaganda betrieben werden und kräftigere Fortschritte machen , als wenn Flensburg und Apenrade böhmische und ungarische Besatzungen hätten. Die Zeit sei nicht fern, wo aus Jütland und Fühnen der Schrei einer unterdrückten deutschen Nationalität ertönen und in Berlin Gehör finden werde. — Die „Times" spottet heute schon, daß daS „untheilbare" Schleswig-Holstein nun doch getheilt sei; von einem „Schleswig- Holstein" könne man jetzt nicht mehr reden u. s. w. Die beiden Herzogthümer hätten nichts mehr miteinander gemein als eine aus ländische Besatzung und könnten sich heute oder morgen im Kriege gegeneinander befinden. — Dem „Star" erscheint Deutschland als warnendes Beispiel für unterdrückte Nationalitäten, die nach Inter vention und Befreiung schmachten. Aus Konstantinopel gehen düstere Berichte über die Verhee rungen ein, welche die Cholera daselbst anrichtet. Nach diesen Be richten fallen täglich 1000—1500 Personen, die Soldaten nicht mit gerechnet, als Opfer der gräßlichen Epidemie. Die Zahl der be reits weggerafften Soldaten und Matrosen steht- nicht fest; die Flotte liegt am Eingänge des schwarzen Meeres. Die Schulen sind sämmtlich geschlossen, auch die meisten Regierungsbureaux stehen leer. Am 7. Aug. konnte das türkische Journal „Djeride HavadiS" nicht erscheinen, weil sämmtliche Drucker krank darniederlagen. Die medizinische Commission, welche eine ungemeine Thätigkeit entfaltet, hat bis jetzt 18 ihrer Mitglieder verloren. Auch viele Priester sind bereits Opfer ihrer Pflicht geworden. Am grauenhaftesten hat die Seuche in Therapia gehaust, in einer einzigen Nacht wurden 700 Personen befallen, d. h. ein Zehntel der Bevölkerung, von denen auch nicht eine einzige mit dem Leben davon kam; der englische GesandschaftSsecretär Hughes, welcher ungeachtet der allgemeinen Flucht wacker aushielt, entdeckte bei einer Untersuchung der leeren Wohnungen gegen 50 unbeerdigte Todte. Höchst komisch war das Verhalten des Wohlfahrtsausschusses in Bujukdere; nachdem der Präses desselben, Herr Kiriko, eine Menge der willkürlichsten Oua- rantänemaßregeln verordnet, natürlich ohne alle Befugniß, ergriff er sofort die Flucht, bei dem ersten Cholerafall im Dorf nach einem entlegenen Flecken am schwarzen Meere, mit ihm die Unterstützungs fonds, die mach dem Ausschuß anvertraut hatte. Man will jedoch wissen, daß er ^wieder heimgekehrt sei. Während sich so der Geist der levantinischen Bevölkerung durch feige Selbstsucht kennzeichnet, sind die Türken theilS passiv, theils opponiren sie den wirklich mä ßigen Anforderungen der Commission. Hier und da «klären fana tische Jmame, denen das Walten der Gjaurenärzte ein Gräuel ist, in ihren Predigten die Vorschriften der Commission für überflüssig, denen man keinen Gehorsam schulde. Allnächtlich durchziehen bei Fackelschein Derwische, von zahlreichen Rechtgläubigen begleitet, un-