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UrnöMc InzeM -kl und Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter u. der Stadträthe zu Freiberg, Sayda u. Brand. O n's.mUK 1S1. Erscheint jeden Wochimag such d U. Inserate werden bi» Nachm. 3 Uhr für die nächste Nr. angenommen. Freitag, den 18. August Preis Vierteljahr!. LV Ngr. Inserat« werden die gespaltene Zeile oder deren I Ke UHjTH Raum mit S Pf. berechnet. Die Donaufürstenthümer. „Dort, wo die Donau brausend geht", — im Süden Oester reichs, von der südlichen und östlichen Abdachung der siebenbürgi- schen Karpathenwand bis an die Donau und den Pruth, dort er strecken sich zwei türkische Lehnsfürstenthümer: Walachei und Mol dau, welche mail die Donaufürstenthümer nennt. In einer Aus dehnung von 2280 Quadratmeilen werden diese gesunden, gut bewässerten' und äußerst fruchtbaren Länder von ungefähr 5 Mill. Mischlingen aus Slaven und Römern bewohnt, welche sich selbst Rumänen nennen. Zwar heute noch der Türkei tributbar, stehen dieselben seit dem Jahre 1856 unter dem Protectorate der fünf europäischen Großmächte, und da gegenwärtig die Aufmerksamkeit sich ihnen mehr und mehr zuwendet, so möge eine kurze Darstellung der neuesten Geschichte dieser Länder hier Platz finden. Die Geschichte der osmanischen Pforte, hier von wesentlicher Bedeutung, bietet dieselbe Erscheinung, wie so viele andere orien talischen Reiche: das siegreiche Vordringen eines kriegerischen, bar barischen und tapferen Stammes über geschwächte und reichere Des potien in fruchtbaren und üppigen Gegenden und dadurch die Bil dung eines Reiches aus verschiedenen, in gleicher Weise unterwor fenen Völkerschaften, hierauf eine Organisirung derselben und eine darauf folgende Macht nach Außen, alsdann der unaufhaltsam ein« tretende Verfall durch Willkür bei verdorbener Regierung, Verlu sten nach Außen u. s. w. Die gewöhnliche Auflösung durch fremde Eroberung ist bei der Pforte zwar noch nicht eingetreten oder viel mehr durch europäische Mächte aufgehalten worden, dagegen löst sich aber ein Stück nach dem anderen aus der compacten Masse des Reiches los, um in möglichst unabhängige Stellung zu kommen, wie dies neuerdings mit den Donaufürstenthümern geschehen ist. Mehrere zu Anfang der fünfziger Jahre im Orient an Chri sten verübte Gräuelthaten veranlaßten Rußland, das Protectorat über alle griechischen Christen im türkischen Reiche zu beanspruchen. Da die Pforte sich auf Betrieb Englands und Frankreichs dieser Forderung widersetzte, schritt Kaiser Nicolaus zur pfandweisen Be setzung der Walachei und Moldau, worauf die Kriegserklärung der mit England und Frankreich verbündeten Pforte und so der Aus bruch des orientalischen Krieges im Jahre 1853 erfolgte. Dieser Krieg mit dem ausgesprochenen Zwecke der Erhaltung der türkischen Unabhängigkeit wurde bekanntlich zu Wasser und zu Land auf euro päischem und asiatischen Boden mit der höchsten Anstrengung der beiderseitigen Kräfte geführt und schloß mit der Niederlage Ruß lands, welches am 30. März 1856 auf die Bedingungen des Pa riser Friedens einging. In diesem Frieden verzichtete Rußland auf da» Protectorat über die beiden Donaufürstenthümer sowohl, als auch über die griechischen Christen in der Türkei; auch trat es einen Theil von Bessarabien zu Gunsten der freien Donauschifffahrt an die Pforte ab und verpflichtete sich gleich der Pforte, am Gestade des schwarzen Meeres kein Seearsenal zu unterhalten, noch eines zu errichten, endlich seine Kriegsflotte daselbst auf eine bestimmte Anzahl Schiffe zu beschränken. Die Donaufürstenthümer, bisher von der Pforte in getrennter Verwaltung erhalten, strebten nun bei den Großmächten vor Allem nach einer Union, welche ihnen noch größere Selbstständigkeit und innere Lebenskraft sichere. Am 20. November 1861 sahen sie ihren Wunsch erfüllt und am 23. December desselben Jahres verkündete Fürst Cusa diese Vereinigung in folgender Proclamation: „Romanen! Die Union ist vollbracht I Die romanische Na tionalität ist begründet. Diese großartige, von den vergangenen Generationen ersehnte, von den gesetzgebenden Körpern ausgerufene, von uns selbst mit Wärme herbei gewünschte That ist von der ho hen Pforte und den garantirenden Mächten anerkannt und in das Völkerrecht einverleibt worden. Der Gott unserer Ahnen war mit unserm Vaterlande und mit uns. Er hat unsern Bestrebungen die Kraft verliehen und die Nation einer würdevollen Zukunft ent gegen geführt" u. s. w. Die vereinigten Kammern wurden gleich zeitig auf den 24. Januar 1862 nach Bukarest einberufen. Diese würdevolle Zukunft will aber für die Donaufürstenthü mer noch nicht anbrechen. Parteisucht und innere Streitigkeiten, verbunden mit den gröblichsten Excessen, durchwühlen das Land. Wir erinnern nur an ein Factum. Als der Ministerpräsident Ca- targiu am 20. Juni 1862 das Local der Nationalversammlung ver ließ, wurde er in seinem Wagen erschossen. Drei Tage darauf übertrug die Versammlung der Regierung dictatorische Gewalt auf 6 Monate und suspendirte die Preßfreiheit, um nur Ruhe und Ordnung Herstellen zu können. Und so geht es fast bis zum heu tigen Tage, daß eine Leidenschaft die andere bekämpft. Vornämlich sind es drei Parteien: eine französische, russische und türkische, denen sich in neuester Zeit eine österreichische angeschlossen und die jeden inneren Frieden unmöglich machen. Zu alledem kommt noch hinzu, daß sowohl die Pforte, als auch die garantirenden Mächte das an maßende und über seine Stellung weit sich erhebende Verfahren des Fürsten Cusa satt bekommen haben und empört über die belei digende Gleichgiltigkeit sind, mit welcher der Fürst die Beschlüsse der Gesandtenconferenz aller europäischen Großmächte aufnimmt und ignorirt. Man glaubt deshalb, daß Commissäre der Großmächte in nächster Zeit abgesendet werden dürften, welche im äußersten Nothfall den Fürsten Cusa beseitigen und eine interimistische Re gierung auf den Thron der Donaufürstenthümer setzen sollen. Daß aber dieser Thron weder an Oesterreich — wie preußische officiöse Blätter jetzt andeuten, um Oesterreich nachgiebig zu machen — noch an den Prinzen Friedrich als Ersatz für Schleswig-Holstein fallen wird, dürfte kaum einer Begründung bedürfen; denn was würden zu solchem Arrangement, ganz abgesehen von der Pforte, England, Frankreich und Rußland sagen. Daß Preußen sich Mühe giebt, Oesterreich mit solchen Hoffnungen zu schmeicheln, liegt wohl nur im Interesse seiner Annexions-Politik. Tagesgeschichte. Wozu der Lärm? was steht dem Herrn zu Diensten? — Die schlesischen Festungen werden armirt und verproviantirt, meldete eines Tages die schlesische Provinzial-Zeitung. Schrecken überall,