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Merger Anzeiger Tageblatt. Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter u. der Stadträche zu Freiberg, Sayda u. Brand. 163 Montag, den 17. Juli Erscheint jeden Wochentag früh 9 U. Inserate werden bi« Nachm. 3 Uhr für die nichste Nr. angenommen. Prei« vierteljihri. 29 Ngr. Jnsnate werden die gespaltme Zeile oder deren I Raum mit 5 Pf. berechnet. VGF Tagesgeschichte. Berlin, 14. Juli. Die „Provinzial-Correspondenz" schreibt über die nächste Aufgabe der Regierung Folgendes: „Um dem Ge fahren des parlamentarischen Unwesens vorzubeugen, wird vor nehmlich Eines unbedingt verhindert werden müssen: die Regierung kann und darf nicht dulden, daß sich Sessionen, wie die letzte, wiederholen. Die jährliche Berufung des Landtags darf von dem Abgeordnetenhause in Zukunft nicht mehr dazu gemißbraucht werden, mit Beiseitesetzung der verfassungsmäßigen Aufgaben ganz andere Ziele und Zwecke, von welchen die Verfassung nichts weiß, vor Allem die Untergrabung des königlichen Regiments zu verfolgen. Solchem Mißbrauch zu steuern und den daraus erwachsenden Ge fahren vorzubeugen, ist gewiß der ernste und entschiedene Wille der Regierung: die Mittel und Wege dazu sind vermuthlich in den Berathungen, welche dem Schlüsse des Landtages folgten, allseitig sestgestellt worden." — Die „Prov.-Corr." führt weiter aus, daß die Regierung an eine Auflösung des Abgeordnetenhauses nicht denke, weil eine durchgreifende Aenderung davon doch nicht zu er warten stehe, und diese Maßregel nur eine Erregung des Volks- geisteS begünstigen würde. Sie sagt dann: „Die nächste Ausgabe der Regierung bleibt vielmehr, durch ihre Thaten die Kraft des Parteitreibens zu überwinden, und im Volke das volle Bewußtsein wieder zu beleben, daß in Preußen der König regiert und zum Heil des Landes regiert." Wien Der junge Kober, dessen 3jährige schwere Kerkerstrafe von Sr. Majestät in eine halbjährige Haft gemildert wurde, ist, dem „Narod" zufolge, am 14. d. M. seinen Aeltern zurückgegeben worden.. Pesth, 11. Juli. Baron Eötvös sagte in der heutigen Nummer seines Wochenblattes: „Nach unserer Ucberzeugung wird die con- stitutionelle Freiheit durch Alles, was sie in der einen Hälfte der Monarchie wahrhaft kräftigt, in der ganzen Monarchie gesichert. Das Verhältniß zwischen unserem Vaterlande und der anderen Hälfte der Monarchie gleicht zwei Bäumen, welche nahe bei einander stehen. Wir finden den Wunsch natürlich, daß die Neste dieser Bäume sich einander nähern sollen, damit der Schatten, welchen wir unter ihnen suchen, um so größer und sicherer sei. Dieses Ziel werden wir jedoch blos dann erreichen, wenn wir die Bäume in ihrer Stellung nicht stören, sondern jedem derselben gestatten, sich frei zu entwickeln. So werden die Aeste der beiden Bäume sich einander immer mehr nähern, endlich einander berühren, ja mit einander verwachsen. Reißt ihr aber den einen aus seiner Stelle, um ihn näher zum andern wieder einzusetzen, und ist euere Kraft hierzu genügend, so werdet ihr blos das erreichen, daß er verdorrt." Vom Main, 13. Juli. In dercheutigen Sitzung der Bundes versammlung sind mehrere Ausschußvorträge erstattet worden, darunter ein Vortrag des Militärausschusses bezüglich der Liquidation der Kosten der seiner Zeit nach Holstein und Lauenburg entsendeten Bundesexecution. Es wird sich zunächst um die Feststellung der Grundsätze, nach welchen die Liquidation zu regeln sein würde, handeln, namentlich um die Entscheidung der Frage, von welchem Termine an und bis zu welchem Termine die von der Gesammt- heit des Bunde« zu tragenden Kosten der Expedition zu berechnen wären. PoriS, 14. Juli. Wie die „Patrie" meldet, haben Frankreich und England an sämmtliche Seemächte Einladungen ergehen lassen, sich durch Absendung von Kriegsschiffen an dem Flottenfeste der Westmächte zu betheiligen. — Mehrere Journale sagen, daß die neue Anleihe der Stadt Paris der Gesellschaft des Credit-Mobilier zugewiesen sei. — Die „Patrie" bestätigt die Nachricht, daß der Kaiser Napoleon im August eine Zusammenkunft mit der Königin von Spanien haben wird. — Die französische Presse beschäftigt sich ziemlich ernsthaft mit den Möglichkeiten kriegerischer Verwickelungen zwischen den beiden deutschen Großstaaten. Man ist dort nämlich überzeugt, daß, je freier Oesterreich sich Italien gegenüber fühlt, es um so besser wird Front gegen Preußen machen können; und sei nur erst das Gefühl größerer Freiheit in den Bewegungen vorhanden, dann werde von selbst die Lust zu categorischem Auftreten kommen. Sachsen. ^-Dresden, 15. Juli. Die gestrige Volksversammlung war etwas stürmischer Natur, weil es einen Kampf der Lassalleaner ge gen die National-Vereinter galt, wozu sich die Lassalleaner in über wiegender Mehrheit eingefunden hatten. Die Versammlung selbst wurde vom Professor Wigard mit einigen einleitenden Worten er öffnet, worin er schließlich zur Wahl eines Vorsitzenden mittelst Ac- clamation aufforderte. Die Rufe „Försterling", „Wigard" machten die Abstimmung nöthig, deren Resultat in der Wahl Försterlings bestand, welcher aus seiner Partei den Stellvertreter Richter noch erhielt. Herr Knöfel hatte das Referat über den ersten Gegenstand der Tagesordnung übernommen, und zwar über folgende Beschlüsse der Dresdner Handels- und Gewerbekammer: 1. Der Arbeitgeber ist verpflichtet, den Grund der Entlassung oder des Austritts aus der Arbeit, insoweit sich derselbe nicht auf die Qualification zu einem speciellen Gewerbe oder einer besonderen Arbeit bezieht, im Arbeitsbuche zugleich mit der Austrittsbescheini gung zu bemerken. 2. Während der Dauer der Arbeitszeit ist der Arbeitgeber ver pflichtet, das Arbeitsbuch seines Arbeiters in Aufbewahrung zu nehmen. Der Redner ging davon aus, daß, wie auf religiösem und po litischem, ebenso auf gewerblichem Gebiete die reformatorischen Ideen der Gegenwart immermehr Platz griffen und mittelalterliche An schauungen und Gebräuche zurückdrängten. Das neue Gewerbe gesetz, welches Arbeiter und Arbeitsgeber gleichstelle, sei ein Product dieses Fortschritts der Zeit. Es basire auf der Gerechtigkeit und der Anerkennung der Menschenrechte des Arbeiters. WaS aber die obigen Beschlüsse anlange, so würden, dieselben, falls sie durchge führt würden, einen neuen Druck auf die Arbeiter auSüben und deren Mißtrauen erwecken. Man müsse den ersten Schritt zur Rückkehr nach veralteten Einrichtungen bekämpfen und deshalb schlage er folgende Resolution zur Annahme vor: „Die heutige Volksversammlung spricht aus, daß die Absicht der Handels- und Gewerbekammer in Dresden und.Zittau, die Arbeitsbücher den Arbeitsgebern zur Aufbewahrung zu überlassen und beziehentlich den Grund des Abgangs des Arbeiters im Ar beitsbuche zu vermerken, dem Geiste des Gewerbegesetzes, ebenso wie der Gleichberechtigung widerspricht und ungelässig ist." Arbeiter Richter nimmt hierauf das Wort, um die Arbeiter vor Beschlüssen zu warnen, die ihnen vom National-Verein vorge schlagen würden. Der National-Verein möge ja sonst nichts von den Arbeitern wissen; Schultze-Delitzsch habe es in Leipzig auStze- 'r sprechen, daß die Arbeiter nicht wirkliche Mitglieder sein dürften und den Schwanz des Vereins wollten sie nicht bilden. Ein Leip ziger Redner habe einmal geäußert: „zum Barrikadenbau brauchen wir die Arbeiter immer", er aber entgegne, daß die Arbeiter sich hüten würden, für den National-Verein die Kastanien aus dem