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V. Abtheilmig: Landfeuerwerk. 1) Raketen mit verschied- ner Versetzung und Schlag, 8) Rakete» mit Fallschirmen, 3) Ta bleaux, 4) Römische Lichter, 5) Pot» ü lou, 6) Tafelraketen in Brillant, 7) Leuchtbomben und Luftkimeln, 8) doppelte Tafelraketen mit Perlen und Schlag, 9) Schluß-Girandole, 10) 6 Salutschüsse. Für die Besucher des Feuerwerks aus Freiberg und Umgegend geht Nachts 12 Uhr ein Extrazug von hier aus ab. Die heute eröffnete Ausstellung wurde leider durch schlechtes Wetter am Besuch beeinträchtigt, so daß die Hinnahme am Vor mittage nur 300 Thlr. ergeben hat. Leipzig, 26. Juni. Gestern Abend '/,6 Uhr traf der preußische Ministerpräsident v. Bismarck auf der Berliner Bahn hier ein, begab sich unter Benutzung der Verbindungsbahn auf den Baier'schen Bahnhof und reiste von dort uM '/,7 Uhr weiter nach Karlsbad. — Von dem Gedanken ausgehend, daß durch die Verbreitung größerer landwirthschaftlicher Maschinen, deren Anschaffung nicht Mm Kleinbesitzer Möglich ist, die leidige Arbeiterfrage Ihrer Lösung in Etwas genähert weiden könne, hat das Direktorium des Leipziger landwirthschaftlichenKreiSvereittS den löblichen Beschluß gefaßt: eine Breitdteschmaschine nebst Lokomobile und zwei Mähemaschinen aus der Bergmann'schen Fabrik auf seine Kosten zu erwerben und zum Gebrauch an einzelne Landwirthe, sowie an Verbindungen von solchen und an Gemeinden vom 16. Juli -an zu verleihen. In Baiern, Hessen und andern süddeutschen Ländern ist der miethweise Gebrauch der Dampfdreschmaschinen bei zerstückeltem Grundbesitz bereits «in- geführt , und so wird das Vorurtheil Men diese Neuerung wohl -uch von den intelligenten Landwirthen Sachsens auf großen und kleinen Gütern überwunden werden. — Die Schuhmachergesellen rdgen sich nun ebenfalls um höher» Lohn. Morgen wollen sie Versammlung im Hotel de Saxe halten, Um sich über die geeigneten Schritte zur Erzielung eines Wern Arbeitslohnes (Lohntärifes) zu berathen ; sie haben auch die Meister zu dieser Äeräthung eingeladen. — Für die nächsten Wochen werden die Stadtverordneten sitzungen nicht am Mittwoch, sondern am Donnerstag gehalten, weil auf die Mittwoch Communalgardenübungen fallen, welche heute beginnen. Vom Justizministerium ist der RechtScanditat Kirbach in Plauen '»um Advocaten ernannt und als solcher verpflichtet worden. Damit sind auch für ihn die Folgen der Maiereignisse und Waldheims dollständig ausgetilgt. vermischtes. * Fast allen Warschauer Blättern wird aus Wilna von einem vor kurzem dort stattgehabten merkwürdigen Leichenzuge berichtet, bei dem mindestens die Hälfte der Bevölkerung betheiligt war. Der so geehrte Mann, bei dessen Leichenbegängniß alle Läden sich schlossen, war ein jüdischer — Bettler, Namens Szymel Slizgol, auch Kaftan genannt. Es wird von ihm erzählt, daß er dreißig Jahre lang in der elenden Kleidung eine- polnisch-jüdischen Bettlers, mit einem Stab in der einen, und einer Sammelbüchse in der andern Hand, Tag für Tag durch die Straßen Wilna's wanderte mit dem lauten Rus: „Denkt der Armen, der Wittwen und Waisen!" Im Laufe dieser Zeit hat Szymel einige 90,000 Rubel zusammengebettelt, von denen es zur Evidenz bekannt war, daß er nicht einen einzigen Groschen sür sich verwandte. Er wußte, wo in Wilna ein hilssbedürftiger Kranker darnirderlag und half jede-Mal persönlich; sür arme Kinder Schulgeld zahlen und sie mit Büchern versehen, war einer der Hauptzwecke seiner Thätigkeit, und zu jeder Zeit hatte er Speise vokräthig, die er täglich an eitlem bestimmten Orte vertheilte. Seinen eigenen Unterhalt be- sotgte er dadurch, daß er Abends Schnupftabak verfertigte und ver kaufte. Jeder Groschen, de» er von seinem äußerst kümmerlichen Ge« wtrbe erübrigte, gehörte den Armen; ebenso bekleidete jedes bessere Kleidungsstück, das ihm Jemand schenkte, sehr bald die Glieder eines Atme», von deM Szymel jedesmal wissen wollte, daß er es nöthig brauche. Familie hatte der Mann nicht. Eine Warschauer Zeitung bemerkt hierüber sehr richtig, daß, wenn man auch vom Gesichtspunkte der StaatSökonomie gegen die Wirksamkeit Szymel Slizgvl'S Manches auSgusetzen -habe, doch eine solche ausdauernde, beispiellose Selbstver- läugnung um ßo mehr unser« Bewunderung und Verehrung verdiene, als Szymel ein ganz simpler und ungebildeter Mann war, dem nicht einmal die Triebfeder des Ehrgeizes zugeschrieben werden kann; seine Wirksamkeit war einzig und allein der Ausfluß seines an Menschenliebe reichen Herzens. * Ludwig Koffuth's Gattin, Frau Therese Kossuth, ist dieser Tage nach zehnjährigem Leiden, SS Jahre att, kN Genua gestorben. Wie man der „AügSb. Alltz. Ztg." au- Park- -sWM> ist Kossuth durch diese- häuSlicke Unglück seit lange sehr angagriffen unterdrückt. Aran Kossuth war mit dem Agitator seit IM» verehelicht, Mh-iligte sich an allen seinen Entwürfen, lebte 1849 versteckt in Urigärn, ging 18SV nach Schumla und Kiutahia, befand sich 18S1 in England, 1SSS in Amerika, dann in London, 18S4 in Turin. Sie hinterläßt die Söhne Franz und Ludwig Theodor, angestellt im Ministerium der öffentlichen Arbelten in Berlin. Die Tochter Vilma starb 1862. * Die „Magdeb. Ztg." berichtet: „Man erzählt sich eine sehr artige Anekdote aus dem Jahre 1848, durch die der treffliche alte General v. Pfuel «inen guten Beitrag zur Abfertigung thörichter Duellanten lieferte. Nachdem er als Krieg-miniM Und liberal» Ab geordneter in der Nationalversammlung sür die Aufhebung des Adels und die Abschaffung der Orden MMM, Ml Ms Nr Skräffe nn junger Fähnrich an ihn heran und fragte ihn, ob er h«lr General Uuel sei. Er bejahte dies. „Dann muß ich Ihnen satzßk,Haß Str eih ganz gemeiner Kerl find." „Oh", erw-ldMe PM, „sch Mcke IHM sür diese Nachricht, das habe ich noch gar nicht gewußt." Damit zog er höflich den Hut und ließ den Fähnrich so verblüfft stehen, daß er wie ein begossener Pudel abziehen mußte. Was sollte wohl daraus werden, wenn ein liberaler Krieg-Minister sich mit jedem unreifen Fähnrich schlagen sollte?" < * Der Bürgermeister und Gemeindewirth Mr- Dorfe- fn Mn« österreich, welcher der reichste Grundbesitzer des Kronlandes sein soll, feierte verflossenen Sonntag seine Hochzeit nrit einer Pracht, die in diesen Kreisen unerhört ist. Außer seiner und der Braut Verwandt schaft wurden sämmtliche Bewohner der Gemeinde glänzend bewirthet und cs find bei dieser Gelegenheit 48 Ochsen, 46 Schweine ün- Schafe und 67 Kälber geschlachtet worden, wozu noch andere Eßwaarek und mehrere hundert Eimer Wein und Bier aufgetischt wurden. Da» Hochzeitsfest dauerte drei volle Tage. - . Neueste Post. Wien, 27. Juni. Erzherzog Rainer hat dell Vorfitz deS Ministerraths niedergelegt. Graf MenSVOtff ist ^zum MiNisitt- präsidenten, Georg v. Majlath zum Höfkanzled für Ungarn «! Stelle des Grafen Zichy ernannt worden. — In Äbgeordnettn- kreisen wird versichert, die Minister v. Plener, v. Schmerling, vo«. Lasser, vr. Hein, v. Franck, v. Mecfzery Und der siebesiMgische Hofkanzler Graf Nadasdy hätten heute ihre Deinisstok eiygerticht. Ein Gerücht bezeichnet den Grafen Belcredi ÄS künftigen Staat-- minister. Verantwortlicher Redactcur: I. G. Wolf. kirchliche RachritWn. Vs« 14. bi, 20. Juni wm-t« «ngMldtt: GebokNe: dem Gänghäuer Richter 1 Tochter — dem Äafchinen- wärter Lehmann 1 Sohn — dein Tugarbeiher Meyev fl Tochter — dem Hüttenarbeiter Andreas 1 Sohn — dein TisHler Thiele 1 Tochter — dem Posthaltereischirrmeister Zschoch 1 Tochter — bist, Comptoirist Lohse I Sohn — dem Ziegelsormer Rau 1 Tochter — 'dem Lohn- kutschergehilfen Leonhardt 1 Sohn — Lem FuhrweikSbefitzer Hemer 1 Sohn — dem Hüttenarbeiter Schmieder 1 Schn — diM Rigider- schreibe! Kräher in Zug 1 Tochter — dein ÄleiddMacher Tittel 1 Tochter — dem Kausmann E. Franke 1 Soh» — böm Gold- und Silberarbeiter Schade 1 todtgeb. Sohn — dem Doppelhäuer Gehmlich 1 Sohn — dem Doppelhäuer Hammerschmied 1 Tochter — dm Gänghäuer Zschocke 1 Sohn. — Hierüber 3 unehel. Kinder, al- 2 Söhne, wovon 1 todtgeb., und 1 Tochter. — Ueberhaupt 21 Kinder, als 12 Söhne und 9 Töchter. Getraute: der Buchbinder Friedrich Wilhelm Süß in Zwickau mit Jgsr. Amalie Auguste Keller — der Bergingenieur Gdtirad 'Alfred Sickel in Aslaksbye in Norwegen mit Jgsr. ANNa PKNlktie'GätzfchhjM. — Ueberhaupt 2 Paare. Gestorbene: des Hüttenarbeiter Schüttauf Schn, Earl Otto, 2 Mon. 3 Wochen 2 Loge — d«S Bergschmied Imhof -in -Friede-«- Ehefrau, Johanne Juliane geb. Thate, »2'Jahr 2 Mon. 7 Tagt --- des Tischler Spengler Tochter, Alma Lina, 6 Mon. — des Korbmacher Richter Sohn, Friedrich August Mnp, 2 Mon. — des Bergmaurer Kandler Tochter, MürthN Elisabeth, 1 Jahr 3 Wochch 2 Tage — der pens. Hüttenarbeiter Traugott Friedrich HvsmäNN, 68 Jähr 6 Mn. 2 Wochen 6 Tage — Sophie JulMe HildibdüÄ , st« Jahr Scharwerksmaurer RuffaNh Schn , 'Richaid Mm, Ä MH. ^Mirger