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Schnett« im Munde aufzuthauen, soll de» Körper schr anstrengt«, th« viel Wärme entziehen und dabei einen brennenden Durst erregen, de» die Tropfen de« abgethauten Schneewaffer« nicht zu stillt» vermöge«. * sJohn Shaw.) Ein Beispiel, wie durch Beharrlichkeit die Arbeit mit glänzendem Erfolg gekrönt wird, giebt die Entstehung der Shaw'schen Petroleumquellen, eine der ergiebigsten Canada'«. John Shaw, durch die glücklichen Erfolge der Nachbarn ermuntert, begann gleichfalls in der Nähe von Victoria nach Petroleum zu graben. Mit der größten Thätigkeit fing er sein Werk an, grub den Brunnen, bohrtt und pumpte, opferte seine ganze Baarschaft, seinen Credit, zuletzt seine Kräfte beim ermüdenden Tagwerk, ohne aber die erwartete Quelle springen zu sehen, während die Brunnen der Nachbarn vom Petroleum« segen überflossen. Er war ein ruinirter. hoffnungsloser Mann; seine Taschen leer, die Kleider zerlumpt, selbst das Schuhwerk so zerrissen, daß er behindert war, fortzuarbeiten; er machte den Versuch, in eine« Verkaufsladen ein Paar Schuhe aus Credit zu erhalten, sie wurden ihm verweigert und ganz zerknirscht kehrte er zu seinem Brunnen zurück. Hier faßte er den Entschluß, noch einen Tag seine Arbeit sortzusetzen, dann aber, blieb sie erfolglos, den Schlamm von Enniskillen abzu- schütteln und nach einem besseren Lande zu wandern. Verdrießlich hob er den Bohrer und warf denselben mit furchtbarer Gewalt auf den Felsen nieder Horch! Was ist das? Ein Zischen und Rieseln, wie wenn cS einer Gefangenschaft von Jahrhunderten entrinnen wollte. Hört es auf? Nein, es kommt und wächst mit jedem Augenblick. Da» Nohr der Pumpe füllt sich mit Oel, der Brunnen füllt sich und be ständig quillt mehr Oel hervor. In fünfzehn Minuten ist der Brunnen voll. Das Oel fließt über in die Behälter, auch diese füllen sich und unwiderstehlich strömt die Oelfluth über den Abhang in das schwarze Flüßchen. Wer vermag die Gefühle zu beschreiben, welche John Shaw in diesem Momente ergriffen? Noch am Morgen war er der alte Shaw: jetzt wurde er Herr Shaw betitelt und von allen Seiten beglückwünscht, sogar von dem Kaufmann, welcher ihm kurz zuvor die Schuhe ver weigert hatte. Dieser Mann des Handels würdigte die Situation, er beugte sich vor der überfließenden Oellampe und indem er da- mit Schmutz und Oel bedeckte Licht umarmte, sagte er: mein lieber Herr Shaw, ist vielleicht irgend etwas in meinem Laden, was Ihnen mangelt, so sagen Sie es mir. Welch' ein Augenblick für Shaw! Wir wollen die Antwort nicht wiedergeben; sie war gar zu kräftig. — Die Er giebigkeit des Brunnen konnte anfangs gar nicht geschätzt werden; erst nachdem es gelang, der Heftigkeit des Stromes Schranken zu setzen, fand man, daß er je in 1Minuten zwei Barrels zu je 40 Gallone« liefert, was, die Gallone zu 1'/. Cent berechnet, einem Gewinn von 66 Cents in der Minute oder 39 Dollars in der Stunde oder SäO Dollars in 24 Stunden gleich kommt. — Herr Shaw genoß leider sein so wunderbar erreichtes Glück nicht lange. Aus eigenem Antriebe stieg er eines Tages in den Brunnen, um ein Stück GaSrohr in die Höhe zu ziehen, wurde von den scharfen Petroleumdämpfen betäubt und fiel in die Tiefe hinab. V ermischtes. * sEine sinnreiche Vorkehrung.) Der „Courier der Vereinigten Staaten" erzählt folgende Geschichte, der wir vollen Glauben schenken können; denn bekanntlich erzählen die Amerikaner nur glaub hafte Dinge : Ein alter Bewohner von Philadelphia hat ein Pferd, das schon mehr als 20 Jahre lang der Familie treue Dienste geleistet. Seit einiger Zeit war das arme Thier kurzsichtig geworden, so daß eS ost stolperte. Sein Herr hat ihm also nun eine Brille machen lassen, die ihm sehr gut steht und worauf es sehr stolz scheint. Seitdem das Pferd die Brille trägt, geht es mit hoch erhobenem Kopfe, wie in seiner " Jugend und mit so sicherem Schritt, wie nur irgend ein anderes Pserd im Lande. In der Stadt nennt man es den „Doctor". So wahr ist cs, daß ost nur eine Brille dazu gehört, um au- einem Vieh eine angesehene Person zu machen. güten." „Kommt mir döch verdächtig vor! Wer sind Sie denn? Zeigen Sie mir Ihren Paß." Der Fremde wird verlegen: „Ich habe keine Legitimation bei mir. Ich habe ja nur ein paar Schritte über die Grenze gethan, noch dazu, ohne e« zu bemerken, da ich botanisirte." „Da hilft nichts, ich muß Sie verhaften." Der Fremde wird noch verlegener: „Ich wollte gern unerkannt und un gestört bleiben. Aber in dieser Verwickelung will ich es Ihnen sa gen: ich bin der König von Sachsen." '„Hahaha! Ein König! In diesem An- und Aufzuge! Allein auf der Wiese! Wo sind die sechsspännigen Equipagen, wo die Kammerherren und Hofbedienten? Halten Sie Mich für so dumm, daß ich solche plumpe Lüge glauben soll? Jetzt gehen's mit mir." Der Fremde greift in seine Westen taschen und sucht. Kein Geld darin. Doch er zieht eine goldene prächtige Uhr und reicht sie dem nicht weichenden Dränger hin. Aber dieser zürnt: „Ah, also durch ein Geschenk wollen Sie mich, da ich arm bin, von meiner Pflicht abwendig machen? Gerade nun gilt keine Nachsicht mehr!" So führt denn der Grenzmann den Fremden fort auf'S nächste Grenzzollamt. Daselbst erkennen die Beamten sofort den König Friedrich August (-s- 1854) und bitten um Entschuldigung ob des Jrrthums. Der König, ein Kenner und Freund der Pflanzenkunde, hatte einen botanischen Ausflug gemacht und den Wagen in einem sächsischen Dorfwirthshause nahe der Grenze zurückgelassen. Jetzt spricht er im Weggehen freundlich zu dem verdutzt dastehenden Grenzmann: „Sie sehen, daß ich die Wahr heit gesagt und demnach nicht gerade eines Bestechungsversuches mich schuldig gemacht habe. Nunmehr können Sie mit gutem Ge wissen die Uhr von mir annehmen. Tragen Sie dieselbe zum An denken an mich und an diese Stunde. Auch werde ich an Ihren Kaiser schreiben und Sie, als einen so rechtschaffenen Diener, zur - Weiterbeförderung empfehlen. Sie sind ein braver Mann. Nennen Sie mir Ihren Namen." Es hat weder an freudiger Annahme der Uhr, noch an Brief und Avancement gefehlt. * sWirkungen der Kälte in den Nordpolgegenden, j Die Kälte ist ein grimmiger Feind de- menschlichen Lebens. Sie ist in den Nordpolgegenden so groß, daß Wallfischjäger, die vor mehreren Jahren im Monat Mai schon in den nordischen Gewässern angekommen waren, binnen kaum einer Stunde das Wasser in einer Schüssel zu einem Stück Eis gefrieren sahen, welches dem schönsten Krystallglase ähnlich war, so daß es die Leute auch wirklich als BrennglaS be nutzten und im Brennpunkte desselben ihre Tabakspfeifen anzündeten. DaS geschah also im Monat Mai noch, der bei uns schon mild und freundlich ist. — Wie groß muß dort die Kälte in den Wintermonaten sein! da wird es glaublich, wie erzählt wird, daß einem Matrosen eines dort überwinternden Schiffes die Flasche an die Lippen gefror, als er im Freien daraus trinken wollte. Der Hauch des Menschen soll förmlich qualmen und den verdichteten Dampf der Feueressen färben die sich darin brechenden Strahlen der noch tiefen matten Sonne purpurroth. Gebackenes Obst, das Nordpolfahrer als erquickenden Mundvorrath in jene unwirthbaren Gegenden gern mitnehmen, wurde vor Kälte so hart, daß es dem klaren Stcinschlag aus unseren Straßen ähnlich war. — Chocolade, welche die Seefahrer meist in großen Massen- stückcn mitnehmen, gefriert in jener Kälte so hart, daß sie in scharst Stücke springt, wie Feuersteine. Das mitgenommene Sauerkraut glich dem Schieferstein und mußte mit der Brechstange ausgebrochen werden. Grober weißer Rohzucker wurde dem Sandsteine ähnlich und mußte mit der Säge zertheilt werden. Speck uüd Butter springen im Winter in jenen Gegenden wie GlaS und zeigen einen muscheligen Bruch. EingepökelteS Fleisch war wie Stein gefroren und mußte zum Aust thauen in die erwärmte Kajüte gebracht werden, wo es in zweimal 24 Stunden doch nur erst zwei Zoll tief erweicht war. Solche Wirkungen setzen eine Kälte von 40 bis 50 Grad voraus, ja, man hat sie bis 55 Grad beobachtet. Der Schnee in solcher Kälte zieht «uf der Haut Blasen wie bei Verbrennungen. Ein Klümpchen solchen Neueste Post. Marienberg, 9. Mai. Heute Nachmittag ist die hiesige Stadt von einem schweren Brandunglück heimgesucht worden. DaS Feuer brach auf der Ännaberger Straße in den Hintergebäuden des Schuh« machermeisters Ehrig und des Sattlermeisters Lohse aus und griff bei heftigem Südostwind dermaßen um sich, daß binnen kurzer Zeit 17 Wohnhäuser mit Seitengebäuden, sowie das überbaute Annaberger- thor mit ThorhauS und Schuppen in Asche gelegt wurden. Unter den abgebrannten Wohnhäusern befindet sich der Gasthof „zum weißen Roß". Nicht weniger als 36 Familien haben hierdurch Ob dach verloren. Wien, 11. Mai. Die Nachricht der „Neuen Freien Presse": .— Oesterreich habe in Berlin den Vorschlag gemacht, für die Ver legung eines Theiles der preußischen Marine nach Kiel eine ent sprechende Reduction der preußischen Landtruppen eintreten zu lassen — ist unbegründet. Von Wien aus ist ein derartiger Vorschlag nicht gemacht. Preußen hat sich vielmehr schon am 17. April in der ersten Beantwortung der österreichischen Beschwerdenote vom 11. April wegen Verlegung der preußischen Flottenstation nach Kiel bereit erklärt, nach Verlegung der Marinestation nach Kiel eine entsprechende Verminderung des Landheeres eintreten zu lassen. München, 11. Mai. Der Justizminister Bomhard hat heute das Amnestiegesetz vorgelegt, beifügend: Der König habe heute allen Militärs, welche 1849 in der Pfalz desertirten, General« pardon ertheilt. Brüssel, 10. Mai. König Leopold konnte heute schon eine Spazierfahrt im Laekener Park unternehmen. — Die vergangene Nacht war ruhig.