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Tageblatt. , Amtsblatt des Kgl. Bezirksgericht« zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter u. der Stadträthe zu Freiberg, Sayda u. Brand. 1V8. Erscheint j»m Wochentag früh 9 U. Inserat« werden bi« Nachm. Z Uhr für di« nLchst« Nr. angenommen. Freitag, dm 18. Mai. Pr«i« vietttljrhrl. 20 Ngr. Inserat« werden di« g«spalten« Z«il« od«r d«r«n Raum mit S Pf. berechnet. 18«S. Tagesgeschichte. Berlin, 9. Mai. Aus der Kriegskostenvorlage macht die „Nat.-Ztg." folgende Mittheilungen: Die Nachweisung der Kriegskosten umfaßt: 1. Für das Kriegsministerium a) an einmaligen Ausgaben der Mobil machung 2,144,097 Thlr.; b) Ausgaben aus Veranlassung des Krie ges für die Artillerie u. Festungsbau 4,258,900 < e) an laufenden Ausgaben, soweit sie nicht in den Mitteln der laufenden Verwaltung Deckung gefunden haben 12,121,463 - Summa . . 18,522,460 Thlr.; darunter 8,256,900 Thlr. AuSgaberückstLnde, indem beim Rechnungs abschlusse 10,265,560 Thlr. zur Verausgabung gelangt waren. 2. Für das Marineministerium s) Ausgaben, die sich dem Ordinarium anschließen . 998,013 Thlr.; d) ertraordinSre Kriegskosten .... 549,758 - c) Kosten, welche durch den Krieg veran ¬ laßt find 2,122,932 . Summa . . 3,670,704 Thlr.; wovon 2,963,354 Thlr. bereits ver ausgabt waren, 707,350 Thlr. noch zu leisten waren. 3. Post« und Telegraphenverwaltung . . . 288,613 Thlr. Die Ueberficht der Staatseinnahmen und Ausgaben für 1864, die lausende Verwaltung betreffend, ergiebt: Summa aller Ausgaben 154,596,289 Thlr., wovon 5,495,771 Thlr. in Rest geblieben, 149,100,518 Thlr. geleistet find. Die Jsteinnahme beträgt 159,163,821 Thlr., mithin der Ueberschuß der laufenden Verwaltung 4,567,532 Thlr. Durch die Ueberschüsse der Restverwaltung stellt sich der Ueber schuß auf 6,861,829 Thlr. Von den Kriegskosten sind 1864 veraus gabt (einschließlich des AuSgabcrestes des Marineministeriums) 14,224,876 Thlr.; diese Summe ist, wie folgt, bestritten aus dem Ueberschuß pro 1864: 6,861,829 Thlr-, aus dem Ueberschuß pro 1863: 5,351,609 Thlr., aus dem Staatsschatz 2,011,439 Thlr., zusammen 14,224,877 Thlr. Da die gesammten Kriegskosten 22,481,777 Thlr. betragen, so bleiben beim Schluß des Rechnungsjahres noch zu leisten: 8,256,900 Thaler. Der Denkschrift liegt die Note vom 22. Februar 1865 bei, welche bekanntlich die Bedingungen Preußens in der schleswig-holsteinischen Frage ausstellt. In den Beilagen derselben sind die Bedingungen aus gestellt und zwar in Betreff a) eines Bündnisses und Verschmelzung deS Heeres und der Flotte; b) in Betreff des holsteinischen Bundes« contingents; c) der Bundesfassung Sonderburg; 6) der Territorial abtretungen iSonderburg, Friedrichsort und entsprechendes Gebiet be hufs Anlegung eines preußischen Kriegshafens in der Kieler Bucht, Mündungen des Canals); ferner v) in Betreff des NordostseecanalS; t) der Zutritts zum Zollverein, endlich des Verkehrswesens (Post, Tele graphen). Am Schluffe dieser Beilage heißt es: „Die Uebergabe der Herzogthümer an den künftigen Souverän erfolgt nach Sicherstellung der Ausführung aller-vorstehenden Bedingungen. Kommen letztere nicht zur Ausführung, so Witt Preußen in die ihm aus dem Wiener Frieden zustehenden Rechte wieder ein und behält sich die Geltendmachung aller ihm sonst in Betreff der Herzogthümer zuständigen Ansprüche vor." Der Schlußantrag der Denkschrift lautet: Der Landtag wolle der stattgefundenen Verwendung der VcrwaltungSüberschüffe der Jahre 1863 und 1864 im Betrage von resp. 5,351,609 Thlr. und 6,861,829 Thlr., sowie «ine Summe von 1,304,089 Thlr. (die AuSgabereste der Marineverwaltung, welche bloS reservirt waren, find offenbar iw diese Summe nicht eingerechnet), aus dem Staatsschätze zur Bestreitung der Kosten des Krieges gegen Dänemark nachträglich seine Zustimmung er- theilen und zugleich sich damit einverstanden erklären, daß die aus der selben Veranlassung herrührenden Ausgaben zur Verstärkung der ar tilleristischen und fortificatorischen Ausrüstung mit dem Betrage von 4,256,900 Thlr., vorbehältlich deS rechnungsmäßigen Nachweise-, eben falls aus dem Staatsschätze nach Bedarf entnommen werden. Für das Jubelfest, das am 16. Mai in Aachen gefeiert wer den soll, werden sehr großartige Vorbereitungen getroffen. Der Marktplatz ist zum Hauptschauplatz ausersehen. In dem alten Kai sersaal soll das Festbanquet gegeben werden. Dagegen ist in Köln ein Schriftchen erschienen, das den Titel führt: „Ein Wort an da» preußische Volk zur Jubelfeier der Wiedergeburt Deutschlands", das einen argen Mißklang in die Jubeltöne wirft. Es sagt rund heraus, das rheinische Volk habe sich nicht bei dem preußischen Königshause zu bedanken, sondern umgekehrt. Würtemberg. Am Schluß der Sitzung der Abgeordnetenkam mer vom 4. Mai, als sie sich schon trennen wollte, machte der Prä sident die Mttheilung, daß auf dem Tische des Hauses die „Zu kunftskarte von Deutschland" aufgelegt sei. Diese Mittheilung gab, wie die „Schwäbische Zeitung" berichtet, Anlaß zu einer erregten Scene. Die Abgeordneten umstanden in dichten Gruppen den Bo gen Papier und studirten die seltsamen Linien desselben. Nach kur zer Zeit stellte Abg. Fetzer den Antrag, diese Zukunfskarte öffentlich zu zerreißen. Abg. v. Gültlingen unterstützt dieses Verlangen. Abg. Hölder sagt, es sei eine Beleidigung des Hauses, daß man es ge wagt habe, diese Karte, welche das linke Rheinufer al« französisches Territorium bezeichne, dem Hause zu übergeben. Wer das gethan habe? Der Präsident erklärt, daß die Sendung unter Kreuzband gekommen sei. Die Entrüstung ist allgemein. Es fehlte wenig, daß Jemand den Antrag auf Vernichtung durch Henkershand gestellt hätte. Doch faßte sich die Kammer auf Zureden des Abg. Seeger und beschließt die einfache Entfernung des landesverrälherischen Schriftstücks. Stuttgart, 7. Mai. Der „St.-Anz." bringt folgendes Bülle- tin: „Heute Nachmittag 4 Uhr wurde Ihre kgl. Hoheit die Frau Prinzessin Auguste zu Sachsen-Weimar nach 26stündiger schwerer Geburtsarbeit von einem tobten Prinzen entbunden. Das Befinden der Frau Prinzessin ist den Umständen angemessen gut. vr. Hauß mann. Dr. Kornbeck." Hanau, 5. Mai. Die „Kasseler Ztg." berichtet: Gelegentlich eines gestern stattgehabten Brandes dahier insultirte man in be dauerlicher Weise die Soldaten der Hauptwache, welche hierauf von ihren Waffen Gebrauch machten. Die Verletzungen sind zahlreich und bleibt dabei zu bedauern, daß sich unter den Verwundeten auch mancher Unschuldige befindet, der zufällig in den Kreis der Lärmen den unb Tobenden trat.' — Ueber eine hierbei vorgefallene Ver wundung des ProcuratorS Osius wird dem „F. I." geschrieben: Hr. OsiuS hatte die in der Nähe der Hauptwache befindliche Brand stätte besucht und sich dann wieder zur Rückkehr nach dem Parade platz gewandt. Da marschirte, ohne daß vorher irgend eine Wei sung zum Weggehen erfolgt, oder — wie bei solchen Gelegenh Uten üblich — die Aufruhracte vorgelesen worden wäre, eine Abtheilung Soldaten von der Hauptwache ab und warf sich auf die Volks menge, welche bei dem unerwarteten Angriff nach allen Richtungen auseinanderstob. Hr. Osius, welcher etwa sechs Schritte vor den versammelten Leuten dastand, erhielt nun von einem der vorbeistür- menden Soldaten einen Kolbenschlag auf den Kopf, welcher zwar durch den Hut geschwächt wurde, aber doch immerhin eine etwa 3 Zoll lange klaffende Wunde hervorbrachte, so daß er blutüberströmt nach Hause gefahren werden mußte. ,