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—- MMWWDWMW 782 -- - —- Nevada, Senator Hale von Neuhampshire und General Farns» worth von Illinois am angegebenen Orte einfanden. Hr. Chase nahm Hrn. Johnson den AmtSeid ab: Ich schwöre feierlich, daß ich mein Amt als Präsident der Ver einigten Staaten gctreü ausübcn und nach besten Kräften die Consti tution der Vereinigten Staaten bewahren, beschützen und vertheidigen werde. Nachdem er den Eid geleistet und zum Präsidenten der Ver einigten Staaten erklärt worden war, hielt Hr. Johnson folgende Ansprache: Meine Herren! Die Kunde von dem traurigen Ereignisse, wel ches soeben erst geschehen ist, hat mich fast niedergeschmettert. Ich fühle mich nicht im Stande, so wichtige und der Verantwortlichkeit volle Pflichten auszuführen, wie sie jetzt so unerwartet auf meine Schultern gefallen find. WaS eine Andeutung der Politik betrifft, die ich in der Leitung der Regierung befolgen könnte, so habe ich zu sagen, daß diese der Entwickelung der Dinge überlassen bleiben muß, wie die Admini stration fortschreitet. Die Botschaft oder Erklärung wird sich nach dem Gange der Ereignisse richten müssen. Die einzige Versicherung, die ich augenblicklich für die Zukunft geben kann, ist der Rückweis auf die Vergangenheit. Die Bahn, welche ich in vergangener Zeit in Bezug auf die Rebellion eingeschlagen habe, muß als eine Bürgschaft für die Zukunft angesehen werden. Mein öffentliches Leben, ein langes und beschwcrdenvolleS, ist, wie ich mit gutem Gewissen glaube, auf einen großen Rechtsgrundsatz basirt gewesen, welcher allen Dingen zu Grunde liegt. Die besten Klüfte meines Lebens sind der Aufrichtung und Fort pflanzung der Principien freier Regierung geweiht gewesen, und ich glaube, daß die Regierung, nachdem sie durch ihre gegenwärtige Prü fung gegangen, sich auf der Basis von Prineipien befestigen wird, welche dauernder und standhafter als hiezuvor, mit den Rechten deS Volks übereinstimmen. Wenn ich mir der Gefühle meines Innern klar bin, so habe ich — Sie werden mir es zu sagen erlauben — lange gearbeitet, um die Lage der großen Masse des amerikanischen Volks zu erleichtern und zu verbessern. Mühsal und eine ehrliche Verfechtung der großen Principien freier Regierung sind mein Loos gewesen. Die Pflichten sind mein gewesen — die Folgen stehen bei Gott. Dies war die Grundlage meiner politischen Ucberzeugungen. Ich fühle es, daß zuletzt die Regierung triumphiren wird und daß die großen Prin- cipien auf ewig aufgerichtet werden. Zum Schluffe habe ich Ihnen zu eröffnen, daß ich Ihrer Unterstützung und Aufmunterung bedürfen werde. Aus Sie und Andere werde ich mich verlassen, um die Negie rung durch die sie bedrohenden Gefahren hindurchzusühren. Ich weiß, daß diese meine Bitte einen herzlichen Anklang in Ihnen und allen andern Patrioten und Freunden der Rechte und der Interessen eines freien Volks finden wird. — New-Aorker Berichte melden: Unter den Papieren Lincoln's wurde der Entwurf einer Amnestie-Proclamation gesunden. Miß Ella Turner, die Geliebte W. Booth's, hat einen Selbstmordversuch mittelst Chloroform gemacht, wurde jedoch wieder zur Besinnung gebracht. Aus den gepflogenen Erhebungen geht hervor, daß W. Booth mehrere Stunden vor der Ausführung deö Attentats in der Loge des Präsidenten war und daselbst Vorbereitungen getroffen hatte. — 19. April. Den so vielfach commentirten Scandal am 4. März in Washington, wegen dessen Mr. Johnson von einem großen Theil der Presse als gemeiner Trunkenbold dargestellt worden ist, erklärt die „Brooklyn Union" in folgender Weise: „Andrew Johnson, der Vicepräsident, war ernstlich krank gewesen, und als er Tennessee verließ, war er nicht stark genug, die Mühsal der Reise nach Washington zu ertragen. Er kani dort sehr angegriffen an und hatte Mehrere Nächte nicht geschlafen, so daß sein Arzt und seine Freunde am Morgen deö 4. ihm den Rath gaben, sich durch ein Glas Brandy zu stärken. Da er nicht zu trinken gewöhnt ist, stieg es ihm zu Kopfe; aber man gab ihm ein zweites GlaS ein, und dies brachte ihn ganz um die Besinnung. Er ist ein nüchterner, zuverlässiger Mann und verdient in jeder Beziehung die Achtung des amerikanischen Volkes." Das europäische Ausstellungsfieber im Jahre 1885. Sehen wir auch von den rein localen Ausstellungen tu Paris, Königsberg, Odessa, Malmö (Schweden), Liegnitz, Freiberg, sowie von den 10 größeren landwirthschaftlichen Ausstellungen in Oester reich ab, so bleiben der internationalen oder Weltausstellungen, die im laufenden Jahre beabsichtigt werden, noch genug übrig, um von einem Ausstellungsfieber sprechen zu können. Es sind folgende: 1. In Bremen während deö zweiten deutschen Schützenfestes Aus stellung von Schifffahrtsgegenständen und HandelSproducten. 2. In Bergen (Norwegen) vom 1. August bis 1 »^September Ausstel lung von Fischereiproducten und Gerüchen. 3. In London vom 9. bis 16. December allgemeine Obst- und Gemüseschau. 4. In Erfurt zu Anfänge des Monats September Blumenausstellung und europäischer Gemüsemarkt, veranlaßt durch den zweiten deutschen botanischen Congreß. 5. In Paris Blumenausstellung vom 30. Dachsen. . Dresden. Die erste Nummer der vom Festausschüsse heraus- ; gegebenen „Festzeitung für das erste deutsche Sängerbundesfest" ist '"tzeMn erschienen, und entnehmen wir derselben folgende Mitthei- lungen: Um eine einheitliche Münze zu schaffen und dadurch alle ' NMWlü'^e- aus den verschiedenen deutschen Geldsorten entstehen n^WNnM MnMen, läßt der WirthschaftsauSschuß 100,000 Stück ns WiMMMärM^ÄNfettigen. Dieselben werden von vergoldetem von Vir und Vr» Thlr. geprägt und M cMMMcB Bezeichnung „ganze und halbe Noten" fMesetzten Preisen des Bieres, kohlen- »^aM«-MsM"M MiMiM vttflrt- entsprechen, daß bei Bezah lung mit solchen Marken, zu deren zwangsweiser Annahme aber nur die Wirthe und deren Personal in der Halle und auf dem Festplatze contractlich verpflichtet sind, keinerlei Geldwechsel nöthja ist. — Ebenso beschafft der WirthschaftsauSschuß 100,000 Stück Festgläser. Diese Gläser werden nach einer vom Festausschüsse be sonders bestellten künstlerisch schönen Form in Bechergestalt ohne Henkel verfertigt und fassen etwas über eine halbe Dresdner Kanne' sie können von jedem Sänger und überhaupt jedem Gaste auf dem Festplatze um eine«, die Anschaffungs- und Verkaufskosten deckenden äußerst billigen (noch zu bestimmenden) Preis käuflich erworben werden. — Zür Erleichterung des Verkehrs in der Fcststadt wird auf Veranlassung des Festausschusses ein „Führer durch Dresden" mit Orientirungskarte vorbereitet und soll mit dem Festprogramm an alle mit Festkarte versehene Sänger unentgeldlich abgegeben »Vör den. — Der Wohnungsausschuß entfaltet eine sehr ersprießliche Thätigkeit. Zur Förderung seiner Aufgabe hat er die Feststadt in 35 Districte eingetheilt und in jedem Einzeldistricte die Leitung der Geschäfte nach einheitlichem Plane geregelt. Auch die nächste Um gebung Dresdens ist in's Auge gefaßt worden. Bisher hat man schon erfreuliche Resultate erzielt: so haben Einzelne sich zur Auf nahme von 20, 30 Sängergästen erboten, andererseits sind Geld spenden von 20 Thlrn. und mehr, ja von 100 Thlrn. zugesagt und theilweise schon gegeben worden. — Für jede mögliche Begün stigung der Reisenden ist der Ordnungsausschuß sorglich bemüht; bereits sind tiefgreifende Einleitungen wegen Ermäßigung der Fahr- preise auf Eisenbahnen und Dampfschiffen, beziehentlich Gewährung freier (Rück-) Fährt getroffen und feiten der sächsischen Behörden die größtmöglichen Erleichterungen zugesichert worden. — Roch fei erwähnt, daß der Wirtschaftsausschuß auch auf Einrichtung einer fliegenden Wirthschaft für den Festzug Bedacht Nehmen will, damit die beim Zuge Betheiligten auf dem langen, in heißer Mittagszeit zurückzulegenden Marsche des labenden Trunkes nicht entbehren möchten. Leipzig, den 4. Mai. Zu dem gestrigen Sängercommers, welchen diesmal die Meßfremden ausgeschrieben' hatten, war eine große Zahl „Sangesbrüder" aus aller Herren Länder erschienen. Er hatte natürlich zunächst nur die Geselligkeit zum Zweck. Unter vr. Langer's Direktion ertönten die Lieder: „Was uns eint", „Die Wacht am Rhein", „Singet dem Gesang zu Ehren", „Das Wandern" rc., und die Reden galten dem deutschen SäNaerthum, dem Sängerbundesfest, Weib, Wein und Gesang , den Dichtern, Componisten und Dirigenten, der deutschen Gemüthlichkeit rc. Doch flocht der Vorsitzende vr. Benedix auch einen 'Trinkspruch auf das deutsche Vaterland ein, welches speciell das Land des Gesanges sei, und Schmidt aus Löbau einen auf die deutsche Einheit. Letzterer erwähnte beiläufig, daß der Staatsminister v. Beust beim Dresdner Sängerfeste 34 Sängergäste, je einen aus den verschiedenen deutschen Bundesstaaten, beherbergen werde, und Herzog und Langer ermahnten dringend, daß man sich auf dieses Fest in allen Sängcrkreisen tüchtig rüsten möge, damit die' von den Festdirigenten jetzt erst, in so später Stunde gestellte Aufgabe würdig und künstlerisch ge löst werde. Wurzen, 3. Mai. Eine erschütternde Scene fand heute früh auf dem hiesigen Bahnhofe statt. Es sollten nämlich mit dem um '/«7 Uhr von hier nach Dresden gehenden Zuge zwei geisteskranke Frauenzimmer, Mutter und Tochter, nach dem Sonnenstein geschafft werden. Sie wollten jedoch nicht gutwillig eiustrigen und gewährten durch ihr herzzerreißendes Schreien und Klagen und durch ihre nur mit Mühe bewältigten Versuche, sich zu befreien, ein alle Passagiere aufs Tiefste ergreifendes Schauspiel. Die Unglücklichen sind Ein wohner aus dem Dorfe Deuben, die bei dem letzten Brande daselbst ihr Haus verloren hatten und infolge des Schreckes beim Ausbruch des Feuers wahnsinnig geworden waren.