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Tageblatt. Amtsblatt deS Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter u. der Stadträthe zu Freiberg, Sahda u. Brand. ^?so. Erschein« jetm Wochentag früh S U. Inserate werden bi« Nachm. 3 Uhr für die nächste Nr. angenommen. Freitag, den 21. April. Prck« »itrteljthrl. 20 Ngr. Inserate werden die gespaltene Zeile oder deren Raum mit 8 Pf. berechnet. 1863. . I Tagesgeschichte. Aus Berlin vom l8. April berichtet die „Nordd. Allg. Ztg.": „Die Berliner Schneidergesellen stehen im Begriff, dem Beispiel ihrer Leipziger College» zu folgen, um durch massenhafte Arbeitseinstellung höher» Lohn zu erzielen. Wie uns mitgetheilt wird, hat in der Mehrzahl der hiesigen größern Schneiderwerkstätten eine Arbeitsaufkündigung seitens der Gesellen bereits ans morgen stattgefunden; namentlich wird uns die Werkstatt von Landsberger als eine solche bezeichnet, in welcher im Lallfe des gestrigen und heutigen Tags die Aufkündigungen auf brieflichem Wege erfolgt sind." — Die „Berliner liberale Correspondenz" vom 18. April sagt: „Preußen soll mit dem Herzog von Augustenburg von Neuem in Unterhandlungen getreten und so direct auf das Ziel zugegangen sein, daß Oesterreich und die Mittelstaaten besorgt sind, der Herzog könnte schnell ein Abkommen mit Preußen treffen. Wir zweifeln auch heute noch nicht daran, daß, trotz aller Versprechungen Oesterreichs und der Mittelstaaten an den Herzog, Preußen leicht ein Abkommen treffen kann, wenn eS selbst nur ernstlich einen schnellen Abschluß will." — Die Hamburger „Nessel", ein anti-augustenburgischeS Blatt, hat schon viel närrisches Zeug zur Welt gebracht. Das Aller närrischste liefert sie aber in ihrer Nummer vom 1l. April, irr welcher sie als bishex „verschwiegene" Thatsache Folgendes über ein fehlgeschlagene« badisches Experiment zu Gunsten des Herzogs von Augustenburg zum Besten giebt: „Mancher hat sich gewundert, daß der Großherzog von Baden seinem osficirllen Vertreter am Deutschen Bunde, Hrn. v. Mohl, de» Auftrag ertheilt hat, zugleich eine Vollmacht des schleswig-holsteinischen Erbprätendenten Prinzen Friedrich von Augustenburg zu führen. Dieses Vorgehen erklärt sich aber leicht, wenn man den großartigen und um fassenden Plan kennt, den die maßgebenden, über den Regierungseinfluß in Badei« bestimmenden Personen zur Entscheidung der schleswig-hol steinischen Lage im nationalen Sinne und zugleich im dynastischen Privatintercffe des Erbprinzen von Augustenburg wie zur Erhöhung des deutschen Kleinstaatenthums vorbereitet hatten. Der Plan bestand darin, ein Regiment der badischen Armee nach dem andern, und so die ganze Armee zu beurlauben, und den Beurlaubten die heimliche Ordre oder Weisung zu geben, sich für den Herzog von Augustenburg und den unter ihm gegen Dänemark zu führenden Krieg anwcrbcn zu lassen. Als Privatpersonen sollten sie das preußische, das braunschweigische, hannoverische, mecklenburgische Gebiet passiren. Die Sammlungsorte waren bestimmt; die Führer ernannt; die Waffen und die Gelder in Bereitschaft. An drei verschiedenen Punkten sollten die gesammelten Kolonne» in Holstein einfallen und sich unter des Herzogs Banner vereinigen." Und warum kam nun dieser schöne Plan, für den die „hitzigsten und witzigsten Köpfe" begeistert waren, nicht zu Stande? Weil der Herzog von Augustenburg, als ihm derselbe vorgelegt wurde, ängstlich wurde, weil seine Hand „zitterte", als er unterschreiben sollte. Und für diesen Mann — das ist nun die Moral — be geistern sich in Berlin noch zu dieser Stunde ein Virchow, ein Löwe-Kalbe und andere! Kiel, 17. April. (H. N.) Gestern ist das Urtheil über die drei Excedenten, welche vor einiger Zeit eine Schildwache insultirten, vom Polizeigericht gesprochen worden. Der Maurergesell; welcher vor dem Poften entflohen war und hinter dem Letzterer geschossen hatte, ist zu dreimal 5 Tagen Gefängniß strafe bei Wasser und Brod, der Maurerlehrling zu zweimal 5 Tagen gleicher Strafe verurtheilt. Der Dritte, ein erst nach dem Vorfall confirmirter Knabe, ist wegen seines jugendlichen Alters mit 40 Tagen Gefängniß bei gewöhnlicher Gefangnenkost belegt worden. Rom, 13. April. Das „Giorn. dtMoma" zeigt, nach dem letzten Bericht der Einnahmen des PeterSpfennigS, an, daß an die päpstlichen Kassen eine Summe von 5,376,000 Fr, geflossen ist. Die Gesammtsumme, welche seit September 1859 bis auf diesen Tag gesammelt worden ist, beläuft sich auf 43,010,400 Fr. — Das „Giorn. di Roma" fügt hinzu, daß man niemals in Rom so viele Fremde gesehen hat, als in der Charwoche des Jahres 1865. „Dieser ungeheure Andrang", sagt es, „giebt einen Beweis von der stets wachsenden Ehrfurcht der Katholiken für da« päpstliche Rom". Sachsen. Chemnitz, 18. April. (CH. T.) Der sächsische Turntag wurde am 16. April in „Stadt London" eröffnet unter Vorsitz des durch Acclamation gewählten Kreisvertreters vr. Friedrich und des 0r. Götz, Schriftführung des Prof. Wigard und vr. Lion. Die Präsenzliste zeigt 117 Vereine, mit 14780 Stimmen vertreten. Haupttagesfrage war die Berathung eines Gesetzentwurfs für einen sächsischen Turnerbund, welche, nur von kurzem MittagSesfen unter brochen, bis 6 Uhr dauerte. Nach der darüber eröffneten, ziemlich eingehenden und langen GeneralSdiscussion stimmen auf die vom Vorsitzenden gestellte Frage „hält man die Gründung eines sächsischen Turnerbundes für wünschenswerth?" 8757 Stimmen dafür, 6063 da- - gegen. Die zuletzt folgende Berathung über die Paragraphen des Gesetzentwurfs, an der sich fast E für den Vertreter betheiligten, endete mit der Annahme des Entwurfs unter einigen nicht unerheblichen Modifikationen, z. B. Wegfall aller Feste. Faßt man das Resultat im Ganzen ins Auge, so ist dasselbe für die Freunde der Verbindung nicht sehr ermuthigend; berücksichtigt man, daß mehrere Vertreter, wie z. B. Leipzig mit 1900 Stimmen, nur unter Vorbehalt der Genehmigung ihrer Vereine dafür stimmten — eine Abstimmung, die, streng genommen, gar nicht zulässig war; daß der niedererzgebirgische Gauverband mit einer bedeutenden Stimmzahl sich dagegen erklärt und aus diesem Grunde dett Tum- tag gar nicht beschickt hat ; daß einzelne Bezirke Sachsens, z. B. die Lausitz, fast gar nicht vertreten waren; daß Sachsen über 360 Vereine zählt, hier also etwa der dritte Theil erschienen und die größern Vereine von Chemnitz, Zwickau, Freiberg dagegen ge stimmt haben, so ist der zweifelhafte Sieg mehr einer Niederlage Leipzig, 19. April. Infolge geschehener Veranlassung der französischen Gesandtschaft in Dresden ist ,,1.e»?ropo8 ä« ^.-«kievus^ auch m Sachsen mit Beschlag belegt nnd in den hiesigen» sowie Dresdner Buchhandlungen gestern confiscirt worden. In Deutsch land sind allein vier französische Nachdrücke und sechs Uebersetzungen von dieser Broschüre erschienen und hat dasselbe längst schon eine enorme Verbreitung gefunden. — 20. April. Ein großer Theil der bei der Legung der WasserleitungSrvhren angestellten Arbeiter hat gestern die Arbeit eingestellt und statt eines Tagelohnes von 15 Ngr., 20 verladt. Schon neulich, al» der große Schnee gefallen war, weigerten sich die Schneeschipper der Arbeit und nahmen sie nicht eher wieder auf, al« bis ihnen der Rach auf 15 Ngr. Lohn eine Zulage von 2'/, Ngr. bewilligt hatte. Es ist wenig Aussicht, mit dem Tagelohn billiger wegzukommen, da die vielen Neubauten, die Eifenbahnbauten rc. viele Arbeitskräfte in Anspruch nehmen. In Stürza bet Stolpen wurde am 21. März da« 50jährige Dienstjubiläum des Cantors Herrmann gefeiert. Au« dem Festberichte, den die „Sächs. Schulzeit. .^»gt, ersieht man, daß der hochgeehrte Jubelgreis während einer so langjährigen Amt«. thätiMt n?ch nicht einen Schultag Krankhest halber hak au-fetzeu müssen. Gewiß ist dies ein Fall, wie er im Schulfache Uwe äußerst selten vorkommt. ———