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und Tageblatt. Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter u. der Stadträthe zu Freiberg, Sayda u. Brand. ^?85. Erscheint jeden Wochentag früh S U. Inserate werden bi» Nachm. 3 Uhr für die nächste Nr. angenommen. Donnerstag, den 13. April. Prei» vierttljährl. LV Ngr. Inserat« «erden die gespaltene Zeile oder deren! Raum mit S Pf. berechnet. 1863. Insofern stehen die Chancen für die jetzige Dynastie günstig, als sie nicht leicht durch eine andere oder durch eine neue Regierung ersetzt werden kann; aber ungünstig stehen sie doch im Allgemeinen deshalb, weil das Napoleon'sche Cäsarthum nicht blos in Frankreich und ganz Europa die große und mächtiger werdende Partei der Freiheit gegen sich hat, sondern auch die Partei der Moral. Man kann getrost sagen, daß die Napoleon'sche Dynastie als eine Nothwendigkeit angesehen, aber nirgends geliebt und hochgeachtet, wohl aber viel gehaßt und verdammt wird, nicht blos bei den Völkern, sondern auch bei den Regierungen Europas. Kaum mag es eine geben, die den Fall Napoleon III. nicht gleichgiltig oder schadenfroh mit ansähe, geschweige denn für ihn in die Schranken träte. Nur die Furcht vor dem, waö dann in Frankreich kommen würde, läßt die Regierungen wünschen, daß das Cäsar'sche Geschlecht vor dem wirklichen Sturze bewahrt bleibe. Aber die Völker alle« sammt würden den Sturz mit Freuden begrüßen, Niemand darüber trauern, als die Napoleon'schen Hofschranzen und die Wenigen, die mehr in eitlen Ruhm, als in die Freiheit verliebt sind. Und ist es nicht, als entblättere die Napoleon'sche Herrschaft vor ihrem Ende schon? Sinken nicht die Stützen derselben alle ins Grab und wo erstehen neue aufrichtige Freunde? Wären diese etwa jene Richler, die wie Lakaien auf den Wink von Oben den Ver ¬ fasser der „Fragen des Labienus" jüngst zu fünf Jahren Gefängniß verurtheilten, weil er in der fulminanten Kritik des Cäsar Augustus in jener Brochüre das Bild des jetzigen Kaisers von Frankreich in plumper Dreistigkeit erkannt haben wollte? Man kennt diese Freunde, die heute kriechen, immer kriechen vor dem, der die Macht hat. Es sind die Sclavenseelen, die selbst einen Tiberius anwiderten. Und die ganze gebildete Welt liest nun heute mit unverhohlener Schadenfreude die Brochüre über Augustus und erinnert sich dabei, daß der französische Gerichtshof erklärt, dies Bild de» Augustus solle der Souverain von Frankreich sein. Mit Schadenfreude liest die Welt, wie ihr durch das Urtheil vorgeschrieben, nun da» böse Pamphlet auf Napoleon-Cäsar und wie dagegen sein Buch über den Julius Cäsar? Achselzuckend oder gleichgiltig nimmt man e» auf, daß sich der jetzige Kaiser als ein von der Vorsehung zum Herrscher und Weltbeherrscher bestimmte» Genie im ersten der Cäsaren malt, den man mit anderer Elle messen müsse; man lächelt darüber, wie der Mann, der einst sich stolz einen Parvenü nannte, heute durch ein Buch sich eine göttliche Legitimität zulegen will. War das sein letztes großes Werk — dann endet die Carrier« des dritten Napoleon mit einer moralischen Niederlage. -i- Der Kaiser Napoleon. Nach mehrfach von Paris aus verbreiteten Gerüchten ist LouiS Napoleon krank; die Ohnmächten überfallen ihn und die Befürch tungen für sein Leben sind nicht mehr so ungerechtfertigt. Er muß in ein freiwilliges Exil der Ruhe, nach Algier, um seine Gesundheit zu Pflegen; monatelang wird der moderne Cäsar fern von der Re gierung leben und man erwartet die Veröffentlichung eines Decrets, welches den Prinzen Napoleon zu des Kaisers Stellvertreter ernennt. Mag Napoleon III. wohl rnhigen Herzens und sorglos nach Algier gehen? Angesichts der Möglichkeit seines Hinsterbens, kann er wohl beruhigt über die Zukunft seiner Dynastie sein? Alle An zeichen sprechen eher ungünstig, als günstig dafür. Freilich, Frank reich ist durch das kaiserliche Regiment demoralisirt worden, die alten Parteien sind zersplittert und niedergeworfen — wenn man die Bonapartes wieder vom Throne verjagte, wer sollte und könnte dann wohl Herr von Frankreich werden? Wir wüßten Niemanden, der dazu des moralischen Halles besäße. Die Bourbons sind un möglich, die Orleans haben nur eine kleine Partei, die Royalisten überhaupt sind in Frankreich im Aussterben. Die republikanische Partei aber ist vielleicht die größte und doch ist der Gedanke schwer zu fassen, daß Frankreich unmittelbar nach dem jetzigen Kaiserreiche wieder eine Republik werden könnte, eine Republik, die sich einer populären und starken Regierung zu erfreuen vermöchte. Mit ihrer Proclamirung würde der Bürgerkrieg ausbrechen, bei dem die dis- ciplinirte und in der Armee basirende Bonaparte'sche Partei die Hauptrolle spielte und wie 1851, so würde wahrscheinlich nach kurzem Leben die neue Republik ihren neuen Cäsar oder Dictator sinden, einen glücklichen Soldaten, mit dem doch nur, freiwillig oder gezwungen, das Napoleon'sche Kaiserreich erstände. — Tagesgeschichte. Burg, 5. April. Die „Magdeb. Pr." hat Nachrichten von Burg, denen zufolge jetzt die Staatsanwalt gegen die feiernden Arbeiter einschreiten würde. Wie wir vernehmen (schreibt ein Correspondent genannten Blattes) haben die drei Arbeiter, welche die nach Berlin abgesandte Deputatton gebildet haben, zum 8. d. eine Vorladung zu ihrer Verantwortlichen Vernehmung erhalten. Auf Grund welches Paragraphen die Untersuchung eingeleitet werden soll, ist noch nicht bekannt. Außerdem ist sämmtlichen Arbeitern, die nicht unter der neuen Fabrikordnung arbeiten wollen, eine Ver« fügüng zugegangen, nach der sie auf Grund des H. 184 der Ge« Werbeordnung 5 Thlr. Strafe zahlen sollen. (Der 184 der Gewerbeordnung lautet: „Gesellen, Gehilfen und Fabrikarbeiter, welche ohne gesetzliche Gründe eigenmächtig die Arbeit verlaffen, oder ihren Verrichtungen sich entziehen, oder sich groben Unge horsams und beharrlicher Widerspenstigkeit schuldig machen, sind mit Geldbuße bis zu 20 Thlr. oder Gefängniß bi» zu 14 Tagen zu bestrafen.") Den Hauptdifferenzpunkt zwischen Fabrikanten und Arbeitern bildet noch immer der tz. 4 der revidirten Fabrikordnung. Diesen wünschen die Arbeiter so gefaßt, daß eine Strafe für da» Zuspätkommen nur bei den im Wochenlohn stehenden Arbeitern fest gesetzt wird, und zwar soll ihnen nur so viel von ihrem Lohn in Abzug gebracht werden dürfen, al» der Arbeitgeber durch die Ber- säumniß Schaden erleidet. Die Accordarbeiter soll jedoch für da» Zuspätkommen keine Strafe treffen. Wien, 8. April. Der „Pester Llohd" berichtet über ein große» Unglück, welches sich am 6. April Abends auf der Donau, unwert des etwa 1000 Einwohner zählenden Dorfes Sz-get-Monostor, ereignete: „Die Bewohner dieses Ortes, welche sich chrer Arbeit wegen nach der gegenüberliegenden Sz.-Endreer Serie zu begeben pflegten, kehrten an diesem Abend wie gewöhn rch Herm. Der nicht im besten Zustande befindliche Kahn, in den sich 36—38 Menschen drängten, war so mit Holz- uud Arbeitsaeräth beladen, daß nur 3 Zoll aus dem Wasser emporragtcn. Da gerieth da» Fahrzeug in eine heftigere Strömung und nahm sv viel Wasser aus, daß e»