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Tageblatt. Amtsblatt de« Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Genchtsämter u. der Stadträthe zu Freiberg, Sayda u. Brand. ^8«. Erschein« jeden Wochentag früh 9 U. Inserate werden bi» Nachm. Z Uhr für He nächste Nr. angenommen. Freitag, den 7. April. 1888 Preis »leneljahrl. 2V Ngr. Inserat» werden die gespaltene Zeile oder deren Raum mi« !> Bk berechnet. Tage8geschichte. In Torgau ist der Gymnasialprofessor Arndt, weil er sich weigerte, aus dem Nationalverein auszutreten, mit drei Viertel seines Gehalts in den Ruhestand versetzt worden. Hannover, 3. April. (N.-Z.) Die Kammern verhandelten heute in vertraulichen Sitzungen die Rückwirkung der Zollvereins- verträge auf den Staatshaushalt und die von der Regierung des halb vorgeschlagenen Maßnahmen in erster Berathung. Aeußerm Vernehmen nach beruhen dieselben in Finanzoperationen. In der Vorlage soll auch schon auf die von den Ständen in der vorigen Diät gewünschte Aufhebung der Lotterie Rücksicht genommen und die Einstellung derselben auf den 1. Juli 1866 in Aussicht gestellt sein. Der damit verbundene Einnahmeausfall beträgt 78,000 Thlr. Die ganze Vorlage wurde von beiden Häusern der gemeinschaftlichen Finanzcommission überwiesen. Die Vorlage über Erhöhung der Salz« und Ermäßigung der Personalsteuer gab in der I I. Kammer R. v. Bennigsen Veranlassung, die Haltung des Ministeriums in der Frage über Erneuerung des Zollvereins einer kritischen Be leuchtung zu unterziehen. Die Regierung habe bis zu dem letzten Augenblicke mit ihrer Anschlußerklärung gezögert; /sie habe sich wieder durch österreichische Interessen leiten lassen. Wenn die Re gierung sich gleich der Sachsens schon 1862 entschieden auf Seite Preußens gestellt hätte, würde sie wahrscheinlich bessere Bedingungen erzielt haben, vielleicht die Erhöhung der Salzsteuer nicht nöthig gehabt haben, welche Hannover beim Eintritt in den Zollverein mit Erfolg abgelehnt »habe. Finanzminister Eixleben versicherte, öster reichische Sympathien leiteten ihn nicht, die Verhandlungen seien erst so spät begonnen und habe man sich dem Süden genähert, weil man in Berlin nicht geneigt gewesen, das Präcipuum weiter bestehen zu lassen. Die preußische Regierung habe mit dürren Worten erklärt, sie wisse wohl, wie nothwendig für Hannover das Verbleiben im Zollverein sei und wie es sich der Salzsteuererhöhung gar nicht entziehen könne, wolle es einen Theil des Präcipuums retten. Der Finanzminifter erklärte ferner, die successive Erhöhung der Salzsteuer werde nicht ausführbar sein, da hierzu Oldenburg seine erforderliche Zustimmung nicht geben werde. Kiel, 31. März. Die „Kieler Zeitung" theitt mit: „In unserer gestrigen Nummer theilten wir mit, daß am Mittwoch Abend von dem, in der neuen Dänischen Straße vor dem Hause des Hommgndeurs vom 61. preußischen Regiment während der Stunden von 6—8 Uhr stehenden Posten auf einen Vorübergehenden geschossen sei. Wir erfahren über diesen peinlichen Vorfall weiter, daß die Aussage des Soldaten dahin gehe, er sei von drei Personen, die zu verschiedenen Zeiten vorbeigekommen, dadurch insultirt worden, daß dieselben das mit den preußischen Farben angestrichene Schilder haus bespuckt hätten. Den Ersten, einen 24jährigen Maurer, und den Letzten, einen 16jährigen unconfirmirten Knaben, hat der Posten verhaftet; dieselben befinden sich behufs weiterer Untersuchung in Polizsiarrest; der Zweite ist davon gelaufen und hinter diesen her hat der Posten geschossen. Wir Erfahren ferner, daß noch selbigen Abend eine Untersuchung gegen den betreffenden Soldaten eingeleitet wordeu ist. Das Resultat dieser Untersuchung ist gleich dem der Polizeiuntersuchung gegen die Jnhaftirten abzuwarten; hoffentlich wird beides zur Oeffentlichkeit gebracht werden. Der Anlaß, daß die Hachen mit geladenem Gewehre aufziehen, soll durch Schimpfereien und ändere Beleidigungen, welche in jüngster Zeit aygen Wachtposten begangen sind, gegeben sein. ES ist selbstver ständlich, daß ein Posten von seiner Waffe Gebrauch machen darf, wenn er thätlich insultirt wird. Andererseits ist aber anzunehmen, daß in Fällen, wo den Posten scharfe Labung gegeben wird (sitzt hat jeder Soldat IO scharfe Patronen), sie zugleich genaue An weisung erhalten, wann sie von diesem äußersten Mittel Gebrauch machen dürfen. Daß bei dem Fall am Mittwoch Letztere- nicht hätte geschehen dürfen, wird, wie wir glauben, auch militärischerseitS anerkannt. Wir bedauern, daß die Befehlshaber, welche sich zu Ausnahmsmaßregeln, wie der erwähnten, genöthigt sahen, nicht zu gleich eine öffentliche Bekanntmachung darüber erlassen haben. ES würden dann im Voraus alle Besonnenen sich vereinigt haben, auf'S Entschiedenste gegen jede Wiederholung jener Insulten zu wirke«, die ebenso unwürdig, wie strafbar sind. Brüssel, 3. April. Der „Nord" meldet, daß zufolge einer zwischen der russischen Telegraphcnverwaltung und einer amerikanische« Compagnie geschlossenen Convention die Telegraphenlinie zwischest Europa und Amerika über Sibirien und die Behrittgsttaße bi- zuM 25. März 1870 vollendet sein soll. Paris, 3 April. In Betreff des internationalen Telegraphen» vertrag«, dessen Unterzeichnung noch nicht stattgefunven hat, schreibt man den „H N.", daß die meisten Regierungsvertreter die Chiffirn» spräche für Privattelegramme zu gestalten gepenkeu. Die Tarife sollen in Gestalt von Maxima festgesetzt werden, welche pon den betreffenden Regierungen wohl erniedrigt, aber nicht erhöht werden können, und sollen sie jedesmal für ein Land sich gleich blewen Für Preußen würde die Depesche, gleichviel von welchem fremden Lande, etwa nur 3 Francs, für Oesterreich 5, für Spanien 4, für die Schweiz 3, für Italien 4, für Rußland 11, für die Türkei 11, für die skandinavischen Länder 3'/,—4 Fr«, kosten. Auch werde man Depeschen wie Briefe recommandiren können. — Der „Constitutionnel" findet den Vorwurf der Ueber- stürzung, der von preußischer Seite dem Bundestag gemacht wird, nicht gerechtfertigt. „Nach beinahe jahrelanger Geduld konnte der Deutsche Bund wohl denken", sagt da- officiöse Blatt, „daß der Vorwurf, den er am wenigsten verdient habe, der der Ueber« eilung sei." — Der „Moniteur" meldet'heute, daß in Sachen der allge« meinen Industrieausstellung für 1867 und auf den Wunsch de- Prinzen Napoleon, der Minister des Auswärtigen die fremden Re gierungen innerhalb und außerba b Europa'» durch die bei ihnen beglaubigten diplomatischen Vertreter Frankreichs zur Betheiligung an Wer Ausstellung hat einladen lassen. Bereit« haben die Nachbar staaten zugesagt, und es unterliegt keinem Zweifel, daß Europa in glänzender Weise in Paris vertreten sein wird. In England ist Lord Granville, Präsident des GeheimratHS, beauftragt worden, sich mit der kaiserlichen Ausstellungscommission in Verbindung zu setzen und an der Spitze des zur Centralisirung der Ausstellung der eng lischen Jndustrieerzeugnisse zusammengetretenen Comitö steht der Prinz von Wales. Einen gleichen Eifer beweist auch die Schweiz, und in Preußen, Bayern, Würiemberg wie in dem Kirchenstaat be schäftigt man sich mit Maßregeln zu einer erfolgreichen Beschickung der Ausstellung. Der Zustimmung der übrigen Staaten sieht man in Kurzem entgegen. — Die Kaiserin Eugenie hat an demselben Tage, an dem vor 299 Jahren Margarethe von ValoiS eine Druckerei in Pari« be suchte, die Druckerei des Paul Duport in Lllchh in Augenschein genommen. Es war am 21. Mär». Da in dieser Druckerei meist junge Mädchen als Setzerinnen arbeiten, hatten dieselben zum Em pfang der Kaiserin einen befondern Gesang einstudirt.