Volltext Seite (XML)
Tageblatt. , j, Amtsblatt dt- Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter u. der Stadträthe zu Freiberg, Sayda u. Brand. ^-79. Srschtint jedm Wochm^g früh S U. Inserat« werden bl« Nachm. Z Uhr für die nächste Nr. angenommen. Donnerstag, den 6. April. Prew »ierrtljihr». 2V Ngr. Jnsnau werdm die gespaltme Zeile oder deren Raum mit 5 Pf bttechnet. 18SS. AS^SSSSS 4- Stimmen der Gegenwart. Während da- Berliner Abgeordnetenhaus noch im Partei- und Fractionskampf wegen der schleswig-holsteinischen Frage steht, und während es nach den neueren Nachrichten noch lange dauern dürfte, ehe diese brennendste aller brennenden Fragen der deutschen Tages ordnung dort vor das Plenum des Hauses gebracht werden wird, hat da- österreichische Abgeordnetenhaus bereits sein Urtheil ge sprochen. Die ganze Debatte culminirt in der Rede des Abgeord neten vr. Rechbauer, die ihrer Bortrefflichkeit wegen hier wörtlich Platz finden möge. Als im Jahre 1848, beginnt Rechbauer, das mannhafte Volk Schleswig-Holsteins die Wassen ergriff, um seine , Rechte zu schützen, warf die Regierung es nieder; Oesterreich hat damals ein für seine Rechte kämpfendes Volk entwaffnet nnd mit gebundenen Händen dem Auslande überliefert. Mit dem Tode Friedrich VH., der die Warschauer und Londoner Abmachnungen vernichtete, trat ein zweiter großer Moment für Oesterreich ein. Wäre es sich seiner Aufgabe bewußt gewesen, hätte es mit alten Traditionen gebrochen, so hätte es seine alte Aufgabe, der Führer Deutschlands zu sein, erfüllt und sich an die Spitze der Bewegung gestellt. ES kam anders. Unsere leitenden Staatsmänner konnten den Sirenenklängrn, welche von der Spree herübertönten, nicht widerstehen. Hand in Hand mit Bismarck glaubte unser Ministerium das Jahrhundert in die Schranken fordern zu können. Man schob Länderschacher nicht eingehen wird. Ebensowenig ist mit der Würd Oesterreichs eine Abfertigung in Geld vereinbar. Und wenn die Entschädigung vielleicht darin bestehen soll, daß man auf die Ga rantie des österreichischen Staatsgebietes hinweist, dann wäre e« ein trauriges Zeichen für Oesterreichs Kraft und Macht, wenn e« fremder Hilfe bedarf. Es ist aber ein solche- Versprechen nie ernst haft zu nehmen, denn Preußen hat weder den Willen, noch die Macht, ein solches Versprechen zu halten; es hat nicht den Willen, denn Allianzen sind nur dort von Dauer, wo gleiche Interessen find, das Interesse Preußen» ist aber die Schwächung Oesterreich«, E- giebt nur einen Preis, um den sich Oesterreich die Garantie ver schaffen könnte, das ist die Aufgebung der Stellung Oesterreichs in Deutschland. Dieser Preis ist mir aber zu hoch, um den möchte ich nicht einmal Venedig erkaufen. Wenn ich da» Vorgehen de» Ministeriums betrachte, so muß ich sagen, daß seine Politik Schritt für Schritt zuxückgegangen ist. Vielleicht ist e« jetzt in der eilften Stunde noch Zeit zur Umkehr. — Die deutschen Mittel- und Kleinstaaten haben sich schwach gezeigt. Aber wie konnten sie anders, wenn ihr bisheriger Hort, Oesterreich, ihnen den Rücken zeigte? Aetzt ist vielleicht noch der Moment, wo Oesterreich, wenn e« ihm Ernst ist mit der Einigung Deutschlands, seine Stelle wieder erringen kann. Oester reich stelle sich auf den Boden, daß unter allen Prätendenten Herzog Friedrich als der Berechtigte erkannt wird. Friedrich ist den Bund bei Seite, beseitigte die besten Freunde, zog in den Krieg, aber heute wissen wir noch nicht, warum! Damals sagte man uns, e« gelte die Integrität Dänemarks, sie sei ein Bedürfniß für da- europäische Gleichgewicht. Das Verhängniß hat sich unserer Politik bemächtigt, man brachte die Fetzen des Protokolls zurück, für das man in den Krieg zog. Von der Ministerbank wurde erklärt, an der Nothwendigkeit der Integrität Dänemarks zu zweifeln, sei ein halber Wahnsinn: der Friedensvertrag hat sie vernichtet. Nachdem Schleswig-Holstein von den Dänen gesäubert war, trat eine dritte Epoche für Oesterreich ein. Nun hätte man glauben sollen, ganz Deutschland juble auf, nun tritt die glorreiche Zeit heran, wo Recht wieder Recht wird. Doch was nun? Nun hat der eine der Verbündeten seine Maske gelüftet; es zeigt sich, daß es sich nicht um das deutsche Recht, sondern um partikuläre Ver mehrung handelt. Kann Oesterreich nun noch weiter auf diesem Pfade folgen? Unmöglich! Viel zu viel schon hat es gethan, ohne seine Stellung zu berücksichtigen; es hat geduldet, daß der Bund lahm gelegt, Rendsburg überliefert, ganz Holstein Preußen über lassen, die Bundestruppen auf schmachvolle Weise aus den Herzog- thümern entfernt wurden. Man sagt, wir werden dafür noch Entschädigung bekommen. Ich kann mir nicht denken, wie so eine Entschädigung geboten werden sollte, dafür, daß die Herzogthümer vergewaltigt werden; aber worin soll am Ende die Entschädigung bestehen? Ich habe von einem Streifen der Wasserpollakei gelesen ; ernsthaft, glaube ich, kann man das nicht nehmen. Aber wenn da« richtig ist, so hoffe ich noch so viel von dem Ehrgefühle der österreichischen Regierung, daß sie diesen schmachvollen nicht blos von seinem Volke anerkannt, die immense Majorität der deutschen Nation hat sich für ihn ausgesprochen, die ersten Recht«- lehrer nnd Facultäten Deutschland» haben sich für ihn erklärt. Wenn aber trotzdem ein oder das andere vergilbte Pergament ge funden werden sollte, welches seine Rechte streitig macht, so bleibt es doch wahr, daß das Volk Schleswig-Holsteins das Recht hat, über sich selbst zu verfügen, und daß Deutschland nicht dulden darf, daß über ein Land verfügt werde, ohne es zu fragen, daß man e- wie eine Waare behandle, und darüber disponire, wie über eine Heerde von Schafen. Dieses Recht ist da, das ist der Boden, wo Oesterreich etwas thun kann; es spreche sich voll und unbedingt für dieses Recht aus, daß nichts verfügt werden darf, ohne die gesetzliche Regierung des Lande« zu hören. Die Annexion Schleswig-Holsteins an Preußen gegen den Willen de« Bolkes wäre der Beginn der Borussificirung Deutsch lands. Preußen hat bereit« die Hegemonie auf dem handels politischen Gebiete. Die Annexion Schleswig-Holstein- wäre der erste Schritt hierzu auch auf dem politischen Gebiete. Die Welt stellung Oesterreichs wäre aber damit vernichtet. Da« mögen sich die Staatsmänner bedenken, die an der Spitze der Regierung stehen, jetzt im letzten Momente. — Tagesgeschichte. Glogau, 1- April. (Schl. Ztg.) Heute Mittag wurde bei dem hiesigen kgl. Krcisgericht die AppellationnechtsertigungSschrist