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möerger Anzeiger Mr Amtsblatt dt8 Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter u. der Stadträthe zu Freiberg, Sayda u. Brand. SW 7« l8M. Montag, den 27. März. Nach- mitte flfen »t neu. früh 8 «-scheint jeden Wochentag früh 9 U. Inserate werden bi» Nachm. 3 Uhr für die nächste Nr. angenommen. LIL . . .s' hr. affe, lße. Gatte, meister Lebens- runden hler:' Ulicher in die mngm !annten S Gatt glichen .d.M. r. : Gott, wieder Herzen Nach- erhause Tagesgeschichte. Berlin, 22. März. Die „Ndd. Allg. Z." feiert den Geburts- tag des Königs in einem Leitartikel. Es heißt darin: ,MaS vor zwei Jahrhunderten der Große Kurfürst begann, was nach ihm alle Fürsten Preußens anstrebten, König Wilhelm'S Führung hat e- für Preußen erreicht. Er hat den Skandinavismus von dem letzten Rest der deutschen Erde zurückgedrängt. Er hat für Deutsch land das Meer erschlossen, diesen gewaltigen Factor der Civilisation und des Fortschritts, ohne dessen Besitz selbst der mächtigste Staat ver kümmern muß; und eine neue Aera für Deutschland und Preußen be ginnt unter der Regierung König Wilhelm'S l. Dieser große, welt historische Erfolg liegt in der kurzen Spanne Zeit des verflossenen Jahre- vom 22. März 1804 bis zum 22. März 1865, und mit dem Dank gegen die Vorsehung, welche das Werk des Königs bis dahin gesegnet, treten wir heute mit dem heißen Wunsch vor den Thron, daß diese Hand, die Preußen so sichtbarlich in seinem König gesegnet, dem selben die Kraft gebe, festzuhalten, eisern festzuhalten an dem begonnenen Werk und dasselbe zu seinem Ruhm und zu des Landes Wohlfahrt glücklich zu Ende zu führen." — Die „N. Pr. Z." meldet: Se. Maj. der König von Preußen hat den in den Elbherzogthümern stehenden preußischen Truppentheilen gestattet, ans den Herzogtümern gebürtige junge Leute, wenn sie den sonst vorgeschriebenen Bedingungen entsprechen, zum freiwilligen Militärdienst anzunehmen, ohne daß die Ein tretenden gehalten sein sollen, vorher die Eigenschaft eines preußischen Unterthanen zu erwerben. Der „Presse" wird aus Wien vom 20. März geschrieben: „In der Franciscanerkirche sprach gestern Pater Rudolph gegen den Jndifferentismus, gegen diejenigen, welche die Behauptung auf stellen, eS sei gleichgiltig, ob man dieser oder jener Religion ange höre, wenn man nur ein rechtlicher Mensch sei. Wie, fragt der Redner, das sollte gleichviel sein? Ob ich an Wahrheit oder an Lüge glaube, ist das dasselbe? Ob ich aus einer reinen Quelle oder aus einer Pfütze schöpfe; ob ich in einen morschen Kahn mich setze oder in einem festen Schiffe von Gottes starker Hand mich leiten lasse; ob ich sage: „Allah ist groß und Mohammed sein Prophet", oder Christus als den Heiland anerkenne? Das Alles wäre gleich viel ? Ob ich Heide, Mohammedaner, Jude, Protestant oder Katholik bin, das sollte dasselbe sein? Der Katholik betet für seine Todten, daß sie nicht in das Fegfeuer kommen; der Protestant und die Schismatiker lachen sie darum aus und nennen sie dumm, denn sie glauben nicht an das Fegfeuer. Der Katholik darf nur einmal in seinem Leben, den Tod seiner Frau ausgenommen, eine Braut zum Altäre führen; der Protestant kann sich von seiner Frau scheiden und eine andere nehmen, sich von dieser wieder scheiden und eine dritte heimführen und so fort. Und trotz alledem gleichgiltig, ob Protestant oder Katholik? Gleichviel, ob ich mit den Naturanbetern in die Natur hinauslaufe und draußen meinen Gottesdienst halte, oder den Christusglauben habe; ob ich ein Götzenbild anbete, gleich den wilden Mexikanern mit Ueberresten verstorbenen Viehes CultuS treibe oder — Gott verzeihe mir die Zusammenstellung — beim Anblik des Sakraments mein Knie beuge? Ganz ein und dasselbe sollte es sein, ob ich meine Grundsätze aus dem heiligen Evangelium nehme oder mich von einem verkommenen Romanschriftsteller, von einem abgewirthschafteten Journalisten (der Berichterstatter kann hier nicht mit Bestimmtheit angeben, ob der Redner Journalist oder Jurist sagte) belehren lasse; ob ich ein Schmutzkäfer in der Pfütze bin oder ein Katholik, ein reines Ebenbild Gottes? — Katholiken! die Geschichte hat die Charakterlosigkeit, deren Stempel die Gegen- Prei» vier»»!»»» 2V Ngl. Znjeia,» werden die gespaUcne Zelle oder deren Raum mir 5 Pf bnechnet. und Tageblatt schW ce gute m ver» .nach Me ir altta ch mit. wart trägt, nicht gekannt. Da war es nicht wie jetzt, wo der Dienst» bote die Kirche nicht besucht, weil die Frau oder der Herr es nicht will. Strönie Blutes sind geflossen, bis das Christenthum sich Bahn gebrochen, Ströme Blutes von den barbarischen Kaisern hervorge rufen. Wie will man all' dieses Blut verantworten, wenn die Religion etwas Gleichgiltiges ist. Vielleicht wird man erwidern, damals war ein roheres Zeltalter. So gehen wir der Gegenwart näher. Man denke an die Greuel des dreißigjährigen Krieges, der um die Religion geführt wurde. Jene Kluft, um derentwillen dieser Krieg entbrannt, sie besteht heute noch. Warum wird bei gemischten Ehen solcher Zwist geführt, in welcher Religion die Kinder erzogen werden sollen; warum werden Verträge abgeschlossen, daß der eine Theil dein Vater, der andere Theil der Mutter gehören soll; warum, wenn das Alles so gleich- giltig ist? Wie lange ist es her, daß in Stockholm acht Personen ihrer Habe beraubt und aus dem Lande verwiesen wurden, aus dem alleinigen Grunde, weil sie, ihrer Ueberzeugung folgend, die pro testantische Kirche verließen! So handelt der Protestantismus, der dem Katholicismus I ntoleranz vorwirft. Sehen wir in unsere nächste Umgebung. Wer, der Zeitungen liest, wird, wenn er nicht geistig blind und taub ist, in Zweifel darüber sein, daß eS darauf abgesehen ist, die katholische Kirche zu untergraben? Den Grundsatz: Gleiches Recht für Alle! schreiben sie auf ihre Fadnen. Ja, gleiches Recht für Alle, für den Protestanten, für den Juden, für den Mo hammedaner; für den Katholiken aber: Hohn, Haß, Spott, Gist, Wuth! Woher dieser Haß gegen den Katholicismus, wenn die Re ligion gleichgiltig ist? Gehe nur einmal nach der Türkei und sage dem Muselmann, seine Religion sei nicht besser als jede andere; du mußt gefaßt sein, daß er den Säbel zieht und dir den Kopf vor die Füße legt. Gehe nach Rußland und sage dem Russen, jeder andere Glaube sei so gut wie der seine; du mußt vorbereitet sein, daß er die Knute ergreift und dich züchtigt. Der Katholik aber hört eS gläubig an, wenn man ihm vorredet, man brauche nur ein rechtlicher Mann zu sein, die Religion sei Nebensache. Ein Wahn das! Die Protestanten sind dem Katholicismus abtrünnig geworden, die Juden haben nur die Vorbegriffe des Christenthums; in der katholischen Religion allein liegt das Heil." Wien, 21. März. Die „Neue Freie Presse" erfährt, daß Oesterreich zwar den beabsichtigten bairisch-sächsischen Antrag am Bunde unterstützen werde; was diesen Antrag selbst aber betreffe, so werde derselbe die Linie eines wohlwollenden Wunsches nicht überschreiten und sich darauf beschränken, die Wahrung des Bundes rechts in den Herzogthümern und die Unabhängigkeit des eventuellen Souveräns zu betonen." — Die „Wiener Abendpost" enthält aus Wien vom 21. März Folgendes: „Die intensive Kälte, welche seit zwei Tagen über Wien hereingebrochen ist und sich bei der vorgerückten Jahreszeit doppelt unangenehm fühlbar macht, ist ein derart ungewöhnliches Ereigniß, daß eS seit 1775 (von welchem Jahre angefangen die regelmäßigen Beobachtungen der k. k. Sternwarte ihren ununter brochenen Fortgang nahmen) bis jetzt in Wien noch niemals be obachtet worden ist. Allerdings hat es Jahre gegeben, in welchen der Monat März das diesjährige Temperaturminiu.um von -9,4 noch übertroffen hat, und zwar fand dies fünf Mal in den 90 Jahren 1775 bis 1864 statt, aber jedesmal trat dann das Temperalur- minimum in den ersten Tagen des Monats ein. Die nächsten meteorologischen Bulletins dürften nähern Aufschluß über den Ur sprung und die Verbreitung dieser ungewöhnlichen Kalte geben, mS jetzt scheint die Ursache der Kälte eher in Schweden und im Md» lichen Deutschland als in Rußland zu suchen zu sein."