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Tageblatt. Amtsblattes Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter u. der Stadträthe zu Freiberg, Sayda u. Brandt ^47. Erscheint jeden Wochentag früh S U. Inserate «erden bt« Nachm. A Uhr für die »Schste Nr. angenommen. Sonnabend, den 23. Februar. Prei« vierteljihrl. 2V Ngr. Inserate werdm die gespaltene Zeile oder deren Raum mit 5 Pf. berechnet. 1863. Tagesgeschichte. Berlin, 22. Februar. Aus den östlichen Provinzen wird mehrfach gemeldet, daß die Zahlung der neuen Gebäudesteuer ver weigert wird, weil die Verfassung nur der Regierung das Recht gebe, die bisher bestehenden Steuern fortzuerhcben. Wie die „Jnster- burger Zeitung" hört, ist jetzt auch beim Gutsbesitzer Reitenbach in Plicken doppelte Execution vollstreckt. Der bekannte Siegelring ge nügte laut Taxe nur für die Einkommensteuer, es fand sich aber noch ein zweiter für die zum ersten Male executirte Gebändesteucr vor. — Die „Zeidler'sche Correspondenz" will wissen, daß von der preußischen Depesche, in welcher die Negierung ihren Anschauungen über die künftigen Leistungen der Herzogthümer und über die Ver- werthung derselben für deutsche Macht eine genauere Fornmlirung giebt, die zwar noch im Cabinet liegt, jedoch binnen kurzer Frist nach Wien abgehen werde, eine vorläufige Analvse an den Kaiser von Oesterreich abgegangen sei und daß dieser hierauf in bestimm tester Weise erklärt habe: „Der Standpunkt Preußens in jener Sache sei schon um deshalb ein gerechter, weil dasjenige, was Preußen bezwecke, zugleich der Erhöhung des deutschen Ansehens zugute komme." Die „Kreuzzeitung" dagegen schreibt unter'm 22. Februar: „Die preußische Depesche, in welcher die Regierung ihren An schauungen über die künftigen Leistungen der Herzogthümer und über die Verwerthung derselben für deutsche Macht eine genauere Fornmlirung giebt, liegt noch im Cabinet, wird jedoch binnen kurzer Frist nach Wien abgehen. Hiesige und Wiener Blätter, sowie Correspondenzen der Kölnischen und anderer Zeitungen enthalten allerlei Details über die von Preußen aufzustellenden Bedingungen. Eine aufmerksame Prüfung der bezüglichen Angaben läßt von vorn herein erkennen, daß dieselben aus bloser Combination vielfacher schon früher vereinzelt aufgetauchter Vermuthungen hervorgegangen sind. Wir können überdies zuverlässig versichern, daß alle jene Angaben thatsächlich irrthümlich sind. Auch die Mittheilungen über eine vorläufige Aeußerung des Kaisers von Oesterreich in Betreff der von Preußen aufzustellenden Forderungen an Schleswig-Holstein scheinen auf Irrthum zu beruhen." — Die „Zeidler'sche Correspondenz" enthält Folgendes: „Die Zeitungen, welche von Kiel aus mit augustenburgischen Nachrichten versehen werden, fahren immer noch fort von Verhandlungen zu sprechen, die zwischen dem Prinzen von Augustenburg und dem preußischen Cabinet gepflogen würden. Man will sogar genau an geben, in welchen Punkten eine Einigung erfolgt sei und in welchen die Meinungen noch differiren. Wir dürfen erklären, daß keine solchen Verhandlungen stattfinden, daß daher weder von Verein barungen, noch von Differenzen die Rede ist, und daß von Seiten der preußischen Regierung dem Prinzen nicht die mindeste Ermun terung zutheil geworden, um dergleichen Negociationen zu versuchen oder von ihnen irgend ein Resultat zu erwarten. Dem Privat- agenten des Prinzen möchte, bevor er Berlin verließ, kein Zweifel mehr in Betreff der Frage geblieben sein, ob er zu den Diplomaten gehöre oder nicht, gleichwie sich der Prinz selbst mit Rücksicht auf sein , Herzogthum' wohl keinen Illusionen mehr hingiebt. Die Angelegenheit der Herzogthümer reicht weit über das Haupt des augustenburgischen Prinzen hinaus." — Wie der „Neuen Freien Presse" aus Berlin gemeldet wird, sind Zwischenhändler für den Verkauf der schlesischen Herrschaft Dölzig (dem Herzog von Augustenburg gehörig) thätig. — Unter den 72 Landwehrofsizieren, welche wegen AuSzeich- nung im schleswig-holsteinischen Kriege vom Könige dem StaatS- Ministerium zur Berücksichtigung empfohlen worden sind, befinden sich 2 Kreisrichter, 8 Gerichtsassessoren, 15 Gerichtsreferendare, 9 Gerichtsauscultatoren, 1 Staatsanwaltsgehilfe, 3 Regierungs assessoren, 10 Regierungsreferendare, 1 Gymnasiallehrer, 1 Polizei leutnant) 10 Forstcandidaten, 6 Bauführer, 1 Postsecretär, 1 Ge- sandtschaftSattachö, 1 Regierungssupernumerar, 1 Steuersupernume- rar, 1 Kreisgerichtsactuar, 1 Castulator. Man schreibt der „Volks-Zeitung" aus Bromberg» daß der dortige Kaufmann E. B. an die königliche Regierung daselbst eine Eingabe folgenden Inhalts abgesendet hat: „Der königlichen Regierung beehre ich mich die anliegende Nr. 4 des Amtsblattes zu remittiren, da ich den an der Spitze enthaltenen Artikel: „Der Weg zur Verständigung und zum innern Frieden", nicht lese. Derartige politische Artikel, die nicht einmal den Namen des Ver fassers tragen, gehören überhaupt nicht in das Amtsblatt. Letzteres ist ein rein osficielles Verordnungs- und Anzeigeblatt, ist als solches nicht cautionspflichtig und darf aus diesem Grunde politische Aussätze nicht bringen. Die anliegende Nr. 4 ist, ebenso wie die Nr. S wegen eine» ähnlichen Artikels an ihrer Spitze, demnach dem Preßgesetz verfallen, und die Staatsanwaltschaft hat die Pflicht, wegen dieser Preßvergehen einzuschreiten." Posen, 18. Februar. (Ostd. Z.) Der König von Württemberg ist der von hier aus an ihn gerichteten Bitte, die Verfolgung de» Redacteurs der „Ostdeutschen Zeitung", vr. Waldstein, wegen an geblicher Beleidigung seiner Person durch einen Leitartikel, der die Ueberschrift führte: „Die Krönung des Königs von Württemberg", zu genehmigen, nicht nachgekommen. Da durch die Weigerung des Königs die Verfolgung des vr. Waldstein aus dem angeführten Grunde unmöglich geworden ist, so ist jetzt gegen ihn aus demselben Artikel, wegen angeblicher Beleidigung des Königs Wilhelm von Preußen, Anklage erhoben. Wien, 22. Februar. Ein officiöser Wiener Correspondent der „Frankfurter Postzeitung" erklärt die Angabe der „Weimarischen Zeitung", nach welcher die österreichische Regierung von der preu ßischen im Verlaufe des deutsch-dänischen Krieges zur Bestreitung von Transportkosten, Verpflegung der Truppen rc. bedeutende Vor schüsse erhalten haben soll, für unbegründet. Die preußische Re gierung habe der österreichischen keine Vorschüsse geleistet und sei hierfür niemals in Anspruch genommen worden. — Aus Wien schreibt die „Presse": Am 20. Februar ereignete sich hier folgender trauriger Vorfall: Die achtundsiebzig Jahre alte Antonie v. S. half ihrer Enkelin, einem achtzehnjährigen Mädchen, die Toilette zu einem Balle vervollständigen und war ganz selig über das reizende Aussehen ihrer Enkelin. Plötzlich schrie diese auf: „Großmutter, du brennst!" Die alte Fra» war nämlich dem Kamine zu nahe gekommen, ihre Kleider hatten Feuer gefangen. Man eilte herbei und wollte helfen, doch die Flammen schlugen empor, noch einige Schritte lief die Greisin und stürzte dann zu sammen. Obschon das Brenne» der Kleider kaum eine Mmute dauerte (so schnell wurde es von den Hauspersonen gelöscht), so er litt die Unglückliche doch so arge Brandwunden, daß sie noch m der Nacht verschied. Die Enkelin war natürlich nicht auf dem Balle, das arme Mädchen hat der Schrecken derart ergriffen, daß sie nun krank daniederliegt. München, 21. Februar. (B. Bl.) Ihre MiA. Hoheiten der Herzog Karl Theodor und die Herzogin SoM. Mchtsti gestern