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geschrieben wird, lassen «euere und genauere Zusammenstellungen es außer Zweifel, daß wenigstens 60,000 Menschen während jener Stürme ertrunken over auf andere Weise umgekommen sind. Die Insel Saugor allein zählte vor dem Sturme 8200 Einwohner, jetzt hat sie nur noch 1200, ohne daß einer ausgewandert wäre. 7000 sind rein weggefegt worden und dasselbe ist weit hinauf dem Fluß ufer entlang geschehen. Dazu entvölkern nun Cholera, Blattern und Fieber die ganze Provinz. In einzelnen Dörfern haben die Epidemien so furchtbare Verheerungen angerichtet, daß die Bewohner schaft gänzlich verschwunden zu sein scheint. Der „National'-Zeitung" schreibt man aus Petersburg vom 1 26. Januar: „Wie eS heißt, soll die jetzt in Moskau tazeM , Adelsversammlnng, wie schon vor drei Jahren, an einer Adresse berathen, welche für Rußland eine Constitution fordert. Dey > Kaiser aber wird die Aeußerung in den Mund gelegt, als werde er, . so lange er am Leben sei, keine constitutionelle Regierung eiuführen, denn er wisse sich um 50 Jahre fortgeschrittener, als seinen Adel ' und sein Volk; sollten ihn aber die Umstände hierzu bemüßiaen, so werde er vorerst gewisse liberale Gesetze als Grundgesetz; octroyiren, um einem späteren Landtage den Rückschritt in du Feubalität unmöglich zu machen." — Die „Moskauer Nachrichten", gegenwärtig das einflußreichste § russische Blatt, wenden seit einiger Zeit ihre besondere Aufmerksam- ; keit der für Rußland so wichtigen Judenfrage zu und drängen auf eine den Anforderungen der Zeit entsprechende Lösung derselbe». Es sei nothwendig, meint das Blatt, die loyale Gesinnung und d« Patriotismus der Juden dadurch zu kräftigen, daß ihnen gestattet werde, ganz Rußland und nicht bloS die äußersten Grenzen desselben als ihr Vaterland zu betrachten, daß mithin alle die Freizügigkeit der Juden beschränkenden Gesetze aufgehoben werden. — Jetzt giebt sogar die „Petersburger Zeitung" der preußi schen Regierung den wohlgemeinten Rath, der Volksvertretung die „entscheidende Feststellung des Budgets" und die „zweijährige Dienstzeit" zuzugestehen, wodurch wohl der Friede hergestellt werden könnte. DaS russische Blatt schließt mit folgenden Bemerkungen: Die Gegenwart erscheint uns, wenn auch nicht beunruhigend, so doch sehr ernster Natur, und wenn nicht ganz besonders günstige Um stände eintreten, so bleibt zu befürchten, daß die Zukunft trübe werden wird. In Zeiten der Roth und Gefahr aber, das hat die Geschichte sattsam erwiesen, genügt eine strenge DiSciplinirung von Heer und Be amten nur selten. Es beruht dang , wie im Allgemeinen immer, die wirkliche Macht des Staats bei weitem mehr in der Einigkeit von Re gierung und Volk. Obgleich wir mm die versöhnliche Form, in welcher die Negierung der Landesvertretung bei der diesjährigen Session ent gegenkam, keineswegs unterschätzen, können wir doch in Rücksicht auf das Gesagte den Wunsch nicht unterdrücken, daß diese Versöhnlichkeit auch in der That platzgreifen möge, und zwar womöglich im Sinne der unvergeßlichen Worte jenes deutschen Fürsten, der allen Zerwürfnissen ein Ende machte, indem er erklärte: „Ich will Frieden haben mit meinem Volke!" Berichten aus Mexico zufolge hat der Kaiser Maximilian ein Manifest erlassen, worin er erklärt, daß Kirchengüter in Mexico Eigenthum des StaatS seien. Der päpstliche Nuntius zeigte an, daß er ohne Instructionen über diesen Punkt, worüber der Kaiser großes Erstaunen aussprach. Die Stimmung des Landes wird als > revolutionär geschildert. Zeitungen verßff-ntlichten Schreiben vom !S. Oktober 1864. ... In , Verbindung hiermit steht die Rachricht, daß die Gründung eines polnischen i Seminars zur Ausbildung von Aspiranten polnischer Nationalität für < den geistlichen Stand in Rom genehmigt und der Resurrectionistenmönch Peter Semeneko ermächtigt worden ist, die ehemals polnischen Landes- theile zu bereisen, um Schüler für das Seminar zu gewinnen, zugleich aber in katholischen Ländern Beiträge für dasselbe zu sammeln. Die königl. Regierung mache ich hierauf mit der Veranlassung aufmerksam, gegen etwa zu Gunsten der gedachten Association oder des Seminars beabsichtigte Sammlungen die bestehenden, bez. auf Grund des Rescripts vom 24. October 1862 ergangenen Vorschriften wegen unbefugten Collectirens zur Anwendung zu dringen." — Dir „Kreuzzeitunz" sagt: „Das Abgeordnetenhaus scheint von denjenigen Mitgliedern, welche einem schärfern Cvnflict aus dem Wege gehen wollen, in der Budzetberathung auf Nebenwege verleitet zu werden, welche thatsächlich auf eine Arbeitseinstellung in Bezug auf die nächste und Hauptaufgabe, nämlich die gesetzliche Feststellung des Staatshaushaltsetats, hinausführen würde. ES scheint nicht zweifelhalft, daß in solchem Falle die Regierung die thatsächliche Verweigerung der Mitwirkung lediglich als solche be trachten und behandeln und dem Hause die Verantwortung für die Fruchtlpsigkeit und den nothwendigen Abbruch der Verhandlungen überlassen würde." Gera, 1. Februar. Durch die Theaterblätter ging vor einigen Wochen die Notiz, der Director des Hoftheaters hier, Herr v. Re- kowsky, habe sich in Folge pecuniärer Verlegenheiten daS Leben genommen. Jetzt erklärt nun Herr v. Rekowsky öffentlich, daß er sich in durchaus günstigen Vermögensverhältnissen befinde, daß er in keiner Weise je daran gedacht habe, sich das Leben zu nehmen, und daß er den ersten Verbreiter dieser Nachricht, den Theater agenten und Herausgeber einer Theaterzeitung, Herrn Stein in Dresden, wegen böswilliger Verleumdung gerichtlich belangen werde. Rendsburg, 28. Januar. (H. N.) In diesen Tagen ist man hier damit beschäftigt, die im Januar v. I. von den Bnndestruppen nach ihrem Einmärsche hier westlich und östlich von der Altstadt hart an der Eider erbauten Schanzen theilweise abzutragen und daS zum Bau der Pulverkammern verwendete werthvolle Holz zu bergen. — Die geschästsleitcnde Commission des CentralguSschusses in Frankfurt hat, wie die „Hess. Landesztg." schreibt, in ihrer Sitzung vom 27. Januar wiederum 7000 Fl. für die Brandbeschädigten in Sonderburg bewilligt und noch eine größere Summe in Aussicht gestellt, falls ein höherer Bedarf gehörig nachgewiesen werde. Paris, 29. Januar. Der „Moniteur de la Legion d'Honneur" enthält eine Uebersicht der im Jahre 1864 verliehenen Ordenskreuze. ES fanden während des verflossenen Jahres 3170 Ernennungen und 789 Beförderungen in der Ehrenlegion statt, darunter 5 Groß kreuze (wovon 4 in der Armee), 22 Großoffiziere, 142 Commandeure und 609 Offiziere. Die Militärmedaille erhielten 4177 Unteroffiziere und Soldaten, sowie auch Marschall Forey. — Der „Moniteur" enthält in seinem amtlichen Theile einen Bericht des Ministers für Ackerbau, Handel und öffentliche Arbeiten, in welchem auf eine neue Anordnung über die Anwendung von Dampfmaschinen und Dampf apparaten für den Gebrauch der Industrie und der Eisenbahnen angetragen wird. — Heute ist es das „Avenir national", das sich mit der Po litik des Hrn. v. Bismarck beschäftigt. Es sagt ungefähr Folgendes: Der preußische Ministerpräsident verfolge mit großer Entschiedenheit den Plan, den liberalen Geist zu bändigen, den militärischen Geist zu entwickeln. Mögen die secundären Staaten in ihrer Schwachheit an den liberalen Utopien halten, Preußen darf nur im Feuer und Schwert seine Größe suchen. Prenßen kann unter den Ländern ter Freiheit nur den zweiten Rang einnehmen; unter den militärischen Ländern kann es im ersten Range figuriren — das sei ter Grundsatz des Hrn. v. Bis marck. Unter solchen Umständen sei nicht an ein Kompromiß mit der Landesvertretung zu denken; man glaube allgemein, ter König werde das parlamentarische System für unpraktikabel erklären, die Deputirten heimschicken und wieder die absolute Macht in die Hände nehmen. Bon diesem Augenblick an werde Hr. v. Bismarck seine Projecte materieller Vergrößerung ungestört verfolgen. Bisher habe dieser Staatsmann seine Träume ziemlich gut zur Ausführung gebracht, aber die Kühnheit, welche mit dem Erfolg wächst, führte oft zu Tollkühnheiten, und der Tag sei vielleicht nicht fern, wo ein Erwachen der Völker diesen ganzen Bau des Absolutismus nicderwersen werde. London, 29. Januar. Die Angabe, daß den letzten furchtbaren Chitonen in Judien 12,000 Menschenleben zum Opfer gefallen seien, war in Europa vielfach als eine Uebertreibung angesehen worden. Leiter aber ist diese Schätzung noch weit hinter der Wirklichkeit zurückgeblieben; wie der „TuneS" au« Kalkutta vom 2?. December Sachsen. Freiberg, 1. Februar. Oeffentliche Gerichtsverhandlungen: Den 10. Februar, Vormittags 9 Uhr: Verhandlungstermin in Privatanklagsachen Christianen Friederiken verw. Flade in Ullersdorf gegen Johann Gottlieb Oehme daselbst. — Verhandlungstermin in Privatanklagsachen des Hausbesitzers Carl Heinrich Leschner zu Frei- bergSdorf gegen den Bergarbeiter Johann Gotthelf August Heppner daselbst. — Vormittags 10 Uhr: Anderweiter Verhandlungstermin in der Untersuchung wider den Hausbesitzer Carl Gottlieb Hölziz ans Niederpretzschendorf, wegen Diebstahls. Freiberg, 31. Januar. DaS Direktorium der Aktiengesell schaft, welche unsere Gasbeleuchtung in'S Leben rief, legte gestern der anberaumt gewesenen Generalversammlung den 19. Jahres bericht 1863/1864 vor. Wir bringen aus diesem, bei H. Gerlach gedrucktem Berichte Folgendes zur Kenntniß des größeren Publikums. An producirtem Gas ward die Summe von 5,016,452 Cubikfuß verkauft ; die Anstalt selbst verbrauchte 147,221 Cubikfuß. Da die Flammenzahl im genannten Betriebsjahre um 28 sich vermehrte, so erreichte ihre Gesammtzahl die Höhe von 1935. Im eigenthümlichen Besitze der Gasanstalt befaßen sich zur Z;it 2H982'/« Fuß Haupt-