Volltext Seite (XML)
aus sittlichen Cründen!“ Von der Pfarrerstochter zur ersten Zahnärztin Zu den alltäglichen Gegebenheiten Hilfe suchender Patienten gehören in un serem Lande Begegnungen mit Zahnärz tinnen. Schließlich sind über die Hälfte der Dentalmediziner unseres Landes weiblichen Geschlechts. Das war natür lich nicht immer so und noch vor einem reichlichen Menschenalter gab es eine recht beträchtliche Anzahl von Wissen schaftlern, denen es nicht an Worten und Argumenten fehlte zu „begründen", daß es den Frauen „naturgegeben" an Fähig keiten fehle, ein richtiges Medizinstu dium zu verwirklichen und etwa gar Zahnarzt zu werden. Im Herbst des Jahres 1869 hatte Berlin eine Sensation. In der Behrenstraße Nummer 9 befand sich die soeben eröff nete Zahnarztpraxis von Henriette Herz feld. Konnte man, trotz aller preußischer Pedanterie und Gründlichkeit, schon nicht diesen Einbruch in eine absolut maskuline Domäne verhindern, so fehlte es doch nicht an schikanösen Einschrän kungen. Die erste Zahnärztin in deut schen Landen durfte aus „sittlichen Grün den" nur Frauen und Kinder behandeln. Die Pfarrerstochter Henriette Hirsch feld hatte mit Beharrlichkeit und zähem Fleiß alle Vorbehalte gegen ein Frauen studium und alle ihr in den Weg gestell ten Hemmnisse überwunden. Drei be deutungsvolle Ereignisse lassen die 1834 auf der Insel Sylt Geborene eine für ihre Zeit ungewöhnliche Entwicklung neh men. Mit den Brüdern gemeinsam vom vielseitig gebildeten Vater unterrichtet und so mit hohem Wissensstand ausge stattet, ist ihre erste Ehe von kurzer Dauer und schon als Dreißigjährige scheint ihr Leben als Witwe seinen Ab schluß gefunden zu haben. Eine ihrem In ¬ tellekt und ihrer Bildung entsprechende Berufsausbildung ist damals nur im Rah men eines Studiums in pädagogischen Richtungen gegeben. Das entspricht nicht ihren Neigungen, und so schafft sie vollendete Tatsachen, bricht alle Brücken in die Vergangenheit ab und läßt sich nach Berlin als Hausdame engagieren. Vielseitig interessiert fällt ihr eine Zeitung in die Hände mit einem sie begeisternden Artikel über Elizabeth Blackwell. Sie war die erste Medizinstudentin in den USA und hatte gemeinsam mit einer aus Polen stammenden Medizinerin und ihrer eige nen Schwester Emily ein Privatkranken haus eröffnet. Ob es eine Tatsache war oder nur eine schöne Anekdote - Henriette Hirschfeld leidet gerade jetzt an heftigen Zahn schmerzen und wird unsachgemäß be handelt. Ergo beschließt sie Medizin zu studieren und Zahnarzt zu werden, um den damals weit verbreiteten „vom Zahn weh kurierenden" Inhabern von Gewer begenehmigungen Paroli zu bieten. Aber sie lebt in Preußen und benötigt drei volle Jahre, um im Ergebnis von unzähli gen Gesuchen und Bittschriften dem sei nerzeitigen Minister von Mühler eine schriftliche Zusage einer Genehmigung zum Praktizieren abzuringen, wenn be stimmte Voraussetzungen ihrerseits er bracht sind. Henriette Hirschfeld gibt nicht auf. Da in Preußen ein Frauenstu dium nicht möglich ist, bemüht sie sich in Philadelphia am „Dental College" um eine Studienzulassung. Aber auch in den USA bereitet man ihr viele Schwierigkei ten, nur weil sie eine Frau ist. Endlich er wirkt die Fürsprache eines namhaften Wissenschaftlers für sie eine Studienzu lassung auf Probe. Sie stand also unter stetigem Höchstlei- stungs- und Erfolgszwang, der ihr wohl die besondere Studienintensität abver langte. Übrigens, hat sie sich das Geld für die Überfahrt und den spartanischen Lebensunterhalt in der Neuen Welt vor her geliehen. Im zeitigen Frühjahr des Jahres 1869 ist sie am Ziel; sie besteht das Examen überaus erfolgreich und kann sich fortan „Doctor of Dental Surgery" nennen. Jetzt treibt es sie in die Heimat zurück, trotz lukrativer Angebote, in Philadelphia zu bleiben. In Berlin stößt sie allerorts auf Ablehnung, man zweifelt sogar die Kor rektheit ihrer Studiennachweise und das Diplom an, es war ja nicht hier ausgefer tigt worden. Allen Widerständen zum Trotz setzt sie sich durch, die Zahl der Pa tienten nimmt zu, sie schenken ihr Ver trauen und bringen der tapferen Frau Sympathien entgegen. In einer zweiten, harmonischen Ehe mit dem Militärarzt Ti burtius erlebt sie das Glück der Mutter schaft und schenkt zwei Söhnen das Le ben. Mit der ihr eigenen Beharrlichkeit verbleibt sie dennoch im Berufsleben und engagiert sich stark-auf sozial-hygieni schem Gebiet. Sie wurde auch zur Weg bereiterin der Vorbeugungsuntersuchun gen in den damaligen Schulen und betrieb weiterhin ihre immer umfängli cher werdende Praxis auf dem neuesten Stand der seinerzeitigen Zahnheilkunde. Henriette Hirschfeld-Tiburtius half mit auf dem langen Weg der Frauenbewe gung Meilensteine zu setzen, ihre geisti gen Kräfte auf einem zuvor noch ver schlossenen Bereich zu erproben und damit Schranken niederzureißen. G. Daniel Kleinüildoljehtiue im 0 isier Vorstellung der einzelnen Objektive von Will Broesan Für Kleinbildspiegelreflexkameras wird im Fachhandel eine Vielzahl von Zusatz objektiven angeboten. In mehreren Bei trägen soll ein Überblick über die Kon zeption, die möglichen Einsatzgebiete sowie Tips für den Gebrauch der wichtig sten Objektivvertreter gegeben werden. Die mit Prakticar bezeichneten Objek tive haben Bajonettanschluß und sind ausschließlich für die Kameras der Prak- tica B-Reihe bestimmt. Alle anderen Ob jektive besitzen Gewindeanschluß M 42 x 1. 20 mm Brennweite Einziger Vertreter ist das Zeiß-Flekto- gon 2,8/20 bzw. Zeiß-Prakticar 2,8/20. Es stellt eine Spitzenleistung der fotoopti schen Industrie dar. Hohe Anfangsöff nung, gestochene Schärfe sowie eine ge ringe Masse machen diese Objektive sehr universell. Durch seine kompakte Bauweise eignet es sich besonders zur Mitnahme auf Reisen. Es ist ein echtes Super-Weitwinkelobjektiv mit einem Bild winkel von 93°. Man könnte es als ein Objektiv für Feinschmecker bezeichnen. Bei richtiger Anwendung können ex zellente Bildresultate erzielt werden. Ab gesehen von der Tatsache, daß es mit diesem Objektiv möglich ist, viel auf ei nem Foto abzubilden (in kleinen, engen Räumen beispielsweise), eignet es sich auch für Aufnahmen, die unserem Auge „Das graue Band" - im Juli und August sicher weit mehr bevölkert - eine Auf nahme von Will Broesan mit einem Ob jektiv 20 mm Brennweite. Um die Verzerrung besonders der senk rechten (stürzenden) Linien in Grenzen zu halten, muß die Haltung der Kamera stets kontrolliert werden. ungewohnt vorkommen. Die Fotos zei gen eine enorme Tiefe des Raumes bei gleichzeitiger Überbetonung des Vorder ¬ grundes. Besonders in der Architekturfo tografie kommen ungewöhnliche Per spektiven zustande. Bei der Benutzung von Super-Weitwin kelobjektiven allgemein sind die forma len Elemente eines Objektives entschei dend für die Abbildung. Dieses Sehen und Sehenlernen wird sich im Laufe der Zeit durch die häufige Benutzung solcher Objektive einspielen und bildet die ei gentliche Voraussetzung zum Gelingen guter Fotos. 28 mm Brennweite Im Angebot sind das Zeiß-Prakticar 2,4/28 und das Pentacon 2,8/28. Zwi schen den Brennweiten 20 und 35 mm liegend, sind diese Objektive für viele Gebiete der Fotografie zu verwenden. Abgesehen von den klassischen Anwen dungsmöglichkeiten wie Landschaft und Architektur eignen sie sich auch sehr gut für Schnappschüsse. Durch entspre chende Abblendung auf z. B. Blende 8 können bei einer festen Entfernungsein stellung interessante Szenen unbemerkt fotografiert werden. Dies setzt allerdings bisweilen voraus, daß man sehr nah an das Objekt herangehen muß. Gegenüber dem 35-mm-Objektiv, das in seiner Weit winkelwirkung noch sehr gemäßigt ist, zeigen obige Objekte bereits eine kräf tige raumgreifende Wirkung. Für die Orthopädische Abteilung der Zentralen Hochschulpoliklinik Hallux . । valgus 88 Du bist nicht jung mehr, kommst so langsam in die Jahre, es ging so manches am Gestell ent zwei. Du fühlst dich trotzdem nicht so alt - bewahre - du wünschst nur: Ach, wäre doch al les neu! Der Fuß macht dir am meisten schon Beschwerden, beim Laufen schmerzt's, im Schuhe drückt's. Es könnt dir durch OP geholfen wer den. Wäg's ab, sag „ja" und hoffe, viel leicht glückt's! Du hast zwar Angst - ganz viel - sei ehrlich und schöbest alles noch viel länger raus. Man klärt dich auf, es sei gar nicht ge fährlich und ambulant, du darfst danach nach Haus. Du holst tief Luft, gehst hin und wirst sediert du wirst ganz ruhig, bis - man zwecks Lokalanästhesie dich traktiert. Dann fühlst du nichts mehr und kannst auch nichts sehen - nur deine Ohren nehmen alles auf. Man hämmert, meißelt, bohrt in dei nen Zehen und nebenbei legt man 'ne Mozart platte auf. Dann bist du fertig und sogar ganz munter, man fährt dich zum OP-Saal raus, dann schafft man dich per Lift hinun ter und gute Seelen bringen dich nach Haus. . So war's, falls jemand danach fragen sollte - ich kann nicht mehr davon erzählen. Ich laufe wieder, so wie ich es vorher wollte, nur darf mein Dank an alle hier nicht fehlen! Ingeborg Küchler, Institut für Pharmakologie und Toxikologie Herausgeber: SED-Hochschulparteilei- tung der Medizinischen Akademie „Carl Gustav Carus" Dresden, Fetscherstraße 74, Dresden, 8019. Verantwortlicher Redak teur: Ursula Berthold, Ruf: 4583468. Veröffentlicht unter Lizenz-Nr. 50 beim Rat des Bezirkes Dresden, Druck III/9/288, Grafischer Großbetrieb Völkerfreundschaft Dresden, Julian-Grimau-Allee, Dresden, 8012, Ruf: 48640.