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6 Akademie-Echo Es sei vorweg genommen, mag der Beitrag der Energieeinsparung durch die Medizinische Akademie Dresden auch nur ein bescheidener sein, aber eben die sen Beitrag können und sollten wir lie fern. Verluste im Energiebereich haben ob jektive und subjektive Momente. Sie kön nen in beiden Bereichen gesenkt wer den, wobei im objektiven Bereich dies eine Verantwortung der Produzenten von Maschinen und Anlagen ist. Den subjektiven Momenten der Ver lustquellen müssen sich alle Anwender stellen, auch die Mitarbeiter der MAD, gleich ob sie als Leiter von Strukturein heiten oder als Mitarbeiter, Studenten in Kollektiven tätig sind. Um die Energieversorgung der Einrich tung abzusichern, müssen jährlich Mittel in Höhe von fast 6,7 Mio Mark aufge bracht werden. Allein davon entfallen für die Wärmeversorgung 4,3 Mio Mark und für die Elektroenergieversorgung 1,2 Mio Mark, das sind 64,2 Prozent bzw. 17,9 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs. Aus diesem Grunde geht es besonders in diesen beiden Bereichen darum, Verluste zu senken, sie auf ein Minimum zu redu zieren. Wo sind sie nun zu finden, die Verlu ste? Ein Gedankengang soll helfen, dies zu verdeutlichen. Wird ein Haus gebaut oder rekonstru iert, besteht von Seiten der zukünftigen Nutzer ein Spektrum von Wünschen: wo welches Zimmer angeordnet wird, wo welcher Schrank aufgestellt werden soll, wo das Waschbecken, wo Licht und Steckdosen, wo und wie die Heizung usw. Man baut das Haus von innen nach außen. Das ist richtig und kann anders nicht sein. Nachdem diese Wünsche als Anforderung an die zukünftige Zweckbe stimmung festgelegt sind, wird durch den Projektanten der Rotstift des Gesetz gebers angelegt. Man muß sich erneut verständigen, um den gestellten Anforde rungen sehr nahe zu kommen. Kompro misse entstehen, bis eine Aufgabenstel lung vorliegt, die unumstößlich ist und die Grundlage für die Projektierung bil det. Auf dieser Basis werden dann die Elt- Leitungen und Heizungssysteme verlegt, so wie sie der künftigen Zweckbestim mung dienlich sind. Erfolgen nun in die ser Phase Änderungen, erneute Wün sche, können sie nicht mehr berücksich tigt werden. Werden dann noch im Zuge der Inbetriebnahme Räumlichkeiten einer anderen Zweckbestimmung zugeführt als geplant, muß man auch bereit sein, mit der selbst geschaffenen Problematik der Energieökonomie der Zeit heißt, Senkung von Verlusten unzureichenden Versorgung von Ener gieträgern zu leben. Ein Projekt verlangt in seiner Durchfüh rung, gleich ob es ein Gebäude, eine Sta tion oder nur ein Raum ist, daß sowohl die zukünftigen Nutzer als auch die Erbauer ein Höchstmaß an Projekttreue an den Tag legen. Somit sind wir bei einem Schwerpunkt von Verlusten auf dem Energiesektor angelangt, die z. Z. Grö ßenordnungen erreichen. Werden, um konkret zu bleiben, geplante Wirtschafts räume zu Arbeitsräumen für sitzende Tä tigkeiten umgerüstet oder umgekehrt, wird das Heizungsproblem akut. Auch den Bauausführenden, gleich welchen Gewerkes, kommt es zu, Pro jekttreue in der Bauausführung zu halten, bzw. soweit es erkennbar ist, daß ge plante Ausführungen den eigentlichen Verwendungszweck entgegenstehen, Än derungen durchzusetzen, damit ein ord nungsgemäßes Funktionieren von Hei zungsanlagen gewährleistet wird. Es ist schon Energieverschwendung, wenn Heizkörper in Mauer- oder Fensterni schen eingebaut werden, deren Überbau zwischen 23 bis 27 cm liegt und damit die freie Konvektion und Zirkulation der Um luft behindert wird. So gestaltete Raum heizungen bedingen ein enormes Hoch fahren der Heizungsanlage, um die notwendige Wärmeversorgung zu si chern (vom Einbau von Thermostaten an diesen Stellen ganz abgesehen). Jeder staatliche Leiter unserer Einrichtung war schon in der Situation, aus den wenigen ihm zur Verfügung stehenden Räumen neue zu gewinnen. In der Regel erfolgt der Ausweich im Keller- oder Bodenbe reich, in Durchgänge oder breite Korri dore. Auch in diesen Fällen sollten die Raum anforderungen bezüglich der Energiever sorgung rechtzeitig mit den Technikern abgestimmt werden, um Nachrüstungen, falls sie überhaupt noch mögich sind, zu vermeiden. Dies gilt selbstverständlich auch für die Probleme des GAB, der Ar- bitshygiene u. ä. Den in letzter Zeit gestellten massiven Anfragen auf das Betreiben zusätzlicher elektrischer Heizungen, also bei Vorhan densein anderer Heizmedien, erfolgt eine eindeutige Absage. In erster Instanz ist das Wärmedämmverhalten der betref fenden Räumlichkeiten zu prüfen: genü gen die Isolierungen entsprechend der vorhandenen Mauerstärke den geforder ten Dämmwerten, schließen Türen und Fenster, ist der Fußboden isoliert, gibt es andere Heizlasten von Nebenräumen usw. Erst danach erfolgt eine eventuell notwendige Heizflächenerweiterung. Unmißverständlich muß auf die Redu zierung der Heizlasten durch das Verstel len der Heizkörper durch Möbel, Bestuh Jung, Gardinen oder ähnlichem hinge wiesen werden. Solche Gegebenheiten bringen Verluste von 10 bis 25 Prozent der installierten Leistung und können Einfluß der Verkleidung auf Wärmeleistung nicht dadurch kompensiert werden, in dem ein Temperaturniveau gefahren wird, was bei der Summe der anderen Räumlichkeiten zu Überhitzungen führt, nur um die wenigen anderen Räumlich keiten auf Raumtemperatur zu bringen. Somit ist ein ganzes Spektrum der Ver lustquellen im Heizungsbereich genannt. Zusammengefaßt betrifft das • Überheizung von Räumlichkeiten, zu gunsten nicht richtig dimensionierter Heizkörper (Schwarzbetrieb elektrischer Heizkörper), • erhöhter Wärmebedarf durch fehlende freie Konvektion an installierten Heizkör pern, • erhöhter Wärmebedarf durch Ände rung der Zweckbestimmung von Räum lichkeiten, • erhöhter Wärmebedarf durch man gelnde Wärmedämmung, • unnötige Erweiterung von Heizflächen wegen mangelnder Dichtheit, • unnötige Erweiterung von Heizflächen oder erhöhter Wärmebedarf wegen nicht durchgesetzter Kubatorreduzierungen in Räumen mit Deckenhöhen über 4 m, • mangelnde Projekttreue zu festgeleg ten Rekomaßnahmen, hinsichtlich Gestal tung und Zweckbestimmung von Räum lichkeiten. Das mit der Wärmeträgerumstellung neu gewonnene Heizungssystem der MAD gestattet es nicht, daß bestimmte Zimmer im gleitenden Netz separat be heizt werden. Die geforderten staatlichen Temperaturnormative von 20 bis 21 °C für Verwaltungszimmer und 23 bis 25°C für Op-Räume müssen eingehalten werden und bilden die Grundlage für die Fahrkur ven der Heizungsanlagen, die außentem peraturabhängig geregelt werden. Die aufgezeigten Verlustquellen im Heizungsbereich,'im Zusammenhang mit dem Heizungssystem der MAD, lassen sich im Einzelfall nicht alle beseitigen, doch tragen insbesondere die Techniker als auch die Betreiber ein großes Maß an Verantwortung, um die Verlustquellen weiter spürbar zu reduzieren. In diese Verantwortung ordnen sich auch die Kontrollen der Raumtemperatu ren durch die Energiebeauftragten der Struktureinheiten sowie die zu erstellen den Schwachstellenanalysen ein, die er neut Gegenstand von Kontrollen durch die ABI sein werden. Nicht anders gelagert ist die Problema tik im Elektroenergiebereich. Als Verlust quellen sehen wir im Elt-Bereich auch sol che Beleuchtungskörper an, die mehr Licht bereitstellen, als benötigt wird. Für die Zeit von Oktober des laufenden Jahres bis April des folgenden Jahres gibt es für die Medizinische Akademie die Spitzenzeit im Elt-Bereich, welche von 7 bis 10 Uhr (Frühspitze) und 17 bis 20 Uhr (Abendspitze) festgelegt ist. Für jede ver brauchte kWh wird in dieser Zeit ein Preis berechnet, der in Abhängigkeit vom cos phi bei 0,31-0,346 M/kWh liegt. In der Restzeit wird ein Preis von 0,12 M/ kWh abverlangt. Das heißt, daß in der Restzeit das 2,5fache an Elektroenergie verbraucht werden kann, um einen Ko stenausgleich zum Spitzenpreistarif zu er reichen. Zur Situation im Elektroenergiebereich Die Preisrelation macht deutlich, wes wegen das Anliegen nach Verlagern von eltintensiven Prozessen in die tarifgünsti gere Restzeit so zwingend gefordert wird. Dieser Aufgabe haben sich alljähr lich die Leiter der Struktureinheiten mit ihren Energiebeauftragten zu stellen, in dem sie die erstellten Stufenprogramme jährlich vor Winterbeginn aktualisieren. Diese Stufenprogramme werden ohne Aufforderung ab Oktober bis April wirk sam und dienen zur Einhaltung des Elt- Kontingents der MAD in der Früh- und Abendspitze. , Mit den 1 680 kWh in der Frühspitze hat die Medizinische Akademie ihr Maxi mum im Elt-Haushalt erreicht. Eine Erhö hung ist netztechnisch nicht mehr mög lich, d. h., daß jede eltintensive Investi tion durch andere Maßnahmen kompen siert werden muß, denn die Überziehung der Leistungsinanspruchnahme in der Spitzenzeit bedeutet den zehnfachen Preis pro kWh, also 3,10 bis 3,46 Mark. Um alle Abnehmer noch mehr zum sinnvollen Umgang mit Elektroenergie zu zwingen, wird durch das Energiekombi nat eine Tarifregelung angestrebt, die vorsieht, daß künftig ein Grundpreis pro kWh gezahlt wird und dazu der eigentli che Leistungspreis (Verbrauchspreis elek trischer Arbeit) addiert wird. Damit tritt eine Preisexplosion ein, die die Größen ordnung von 0,50 bis 0,60 Mark/kWh in der Spitzenzeit erreichen kann (nicht für Haushalte). Desto mehr sollten sich die Mitarbeiter unserer Hochschule dadurch provoziert fühlen, zukünftig noch sorgsamer mit Elektroenergie umzugehen. Es war nicht die Aufgabe, der Kritik die Hand zu reichen, doch sollte mit den vor genannten Bemerkungen und Hinweisen Anregungen gegeben werden, in wel cher Richtung es not tut, weiter zu den ken, um einerseits Ärgernisse in der Wär meversorgung und im Elt-Bereich abzu bauen und um andererseits den eingangs genannten bescheidenen Beitrag, den die Medizinische Akademie Dresden zu lie fern vermag, abzusichern. Baumann, Hauptenergetiker