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Akademie-Echo *3 Genügen unsere Lehrinhalte dem Arzt des Jahres 2000? (Fortsetzung von Seite 1) Der Politbürobeschluß vom 10. Novem ber 1987 zur hausärztlichen Betreuung ist hinsichtlich seiner Konsequenzen für die Ausbildung immanenter Bestandteil aller Arbeiten zur Entwicklung der Lehrkon zeptionen bei der Neugestaltung des Stu diums. Bei einer Überarbeitung dieser Konzeption ging es um die Anteile für eine spürbar bessere Ausbildung in medizinischer Grundbetreuung’, der Auf gaben des vorbeugenden Gesundheits schutzes und der Gesundheitserziehung. Bisher haben 15 Lehrgebiete darauf rea giert und 11 haben kurzfristig ihre Vor stellungen formuliert. Es lassen sich fol gende Grundgedanken summieren: - Verringerung der Vorlesungszeit im Interesse größerer Freiräume für selb ständige wissenschaftliche Arbeit - konsequentere vertikale und horizon tale Durchdringung der Lehrgebiete zum Abbau von Wiederholungen und Über schneidungen - praxisbezogenere Lehre, patientennah und in kleinen Gruppen; stärkere Integra tion allgemeinmedizinischer Lehraspekte; keine eigenständigen Vorlesungen zur Allgemeinmedizin - Durchführung des Staatsexamens in Innerer Medizin und Chirurgie im 6. Stu dienjahr - grundsätzliche Neuerarbeitung der Lehrpläne und Lehrkonzeptionen für All gemeine und Kommunalhygiene, So zialhygiene und für Physiotherapie - stärkere Einbeziehung des territorialen Gesundheitswesens in die Ausbildung - Erweiterung weiterführender Lehrver anstaltungen, insbesondere durch Stu dentenzirkel in Fachgebieten, Jugendob jekten in der medizinischen Betreuung mit dem Ziel, auf diese Weise einen Zu wachs an praktischen Fähigkeiten und Fertigkeiten sowie das Erlernen einer qualifizierten Patientenführung zu üben. An der MAD ist das Bemühen um die Betonung praxisbezogener Inhalte in al len Fachgebieten erkennbar. Vorausge setzt, daß sich die Lehrgebiete in unter schiedlichem Maße für den Erwerb praktischer Erfahrungen eignen, sind deutliche Verbesserungen feststellbar. Schwerpunkte weiterer Darlegungen des Prorektors für Erziehung und Ausbil dung sowie Schlußfolgerungen bildeten der Stand und die Entwicklung der Stu diendisziplin und Leistungsbereitschaft der Studenten, insbesondere deren selbständige wissenschaftliche Arbeit, die Förderung von Begabungen und Ta lenten - eine Aufgabe, die nach wie vor auf der Tagesordnung steht. Er äußerte sich zur Arbeit der Studlenjahresleitun- gen und Seminargruppenberater, wür digte hier die Tätigkeit von Professor Klimm als Studienjahresleiter und konsta tierte eine Verbesserung der Arbeit der Seminargruppenberater. Er nannte die Genossinnen Dr. Knothe (M4), Dr. Mark wardt (4 S), Genossen Dr. Brückner und Frau Dr. Koch (S 5). In den Schlußfolgerungen verwies er - teilweise im Bericht schon erwähnt - auf solche Schwerpunkte wie die Überprü fung der Lehrkonzeptionen, Erhöhung der Qualität der berufspraktischen Ausbil dung in Zusammenarbeit mit territorialen Gesundheitseinrichtungen, gab Empfeh lungen für die Studienjahresanalyse 1988/89 weniger Probleme darzustellen, sondern über Wege, Methoden und er reichte Resultate zu berichten. Zur Neugestaltung des Medizin- und Stomatologiestudiums nach 1990 Magnifizenz äußerte in seinem Beitrag interessante Überlegungen zur Gestal tung der Lehre nach 1990. Er machte auf Schwerpunkte und Tendenzen der Ge samt- und speziell der Gesundheitspolitik aufmerksam, so zur Vervollkommnung des Gesundheitsschutzes und die weitere Gestaltung der Gesundheits- und Sozial politik. Neue Anforderungen werden an das Wissen und Können des Hoch- und Fachschulpersonals gestellt, es erhöht sich die persönliche Verantwortung jedes einzelnen. Bewährtes gilt es fortzuführen, wie beispielsweise das Krankenpflege praktikum. Einen breiten Raum nahmen in den Ausführungen Genossen Professor Schmidts Gedanken zur vorklinischen Ausbildung ein. Er orientierte auf eine stärkere Verflechtung von klinischen und vorklinischen Ausbildungselementen. Es klemme auch - so Magnifizenz - bei der wirkungsvolleren Durchsetzung von Theorie und Praxis. Wir müssen darüber nachdenken, wie wir die Vorlesung mit dem Praktikum wirkungsvoller verbin den. Das wissenschaftlich-produktive Studium ist durchgängiger zu gestalten. Das ließe sich bei einer Reduzierung der Zahl passiver Unterrichtsformen errei chen. Der Student muß bestimmte Fähig keiten und Kenntnisse nachweisen, z. B. ein Testatheft vorlegen, um zur Prüfung zugelassen zu werden. Es komme vor - sicher etwas übertrieben daß einige Studenten derzeit das Studium der Medi zin als Fernstudium betreiben. Eine Be schäftigung mit internationalen Entwick lungstendenzen führte in keinem Fall zum Abbau von Prüfungen. Es wird aber immer wieder gefordert, daß man be stimmte Leistungsnachweise eben brin gen muß, z. B. Untersuchungstechniken, Testate oder ähnliches. Magnifizenz bemängelte an unseren gegenwärtigen Studienplänen, daß sie zu einseitig Kurativ orientiert seien, zu we- nig den Anforderungen der Allgemein medizin (akute Notfallsituationen) ent sprächen. Auch sei es an der Zeit darüber nachzudenken, inwieweit die Grundlagenausbildung in Physik, Che mie, Biologie in der traditionellen Form durchgeführt werden muß. International sei das entweder schon völlig ausgeglie dert oder diese Bildungselemente wur den in die Fächer Physiologie oder Bio chemie integriert. „Wir sind der Mei nung", so Professor Schmidt, „daß bei einer weiteren Qualifizierung des Stu Im Präsidium unserer Hochschullehrervollversammlung hatten Platz genommen (von links nach rechts) Genosse Professor Arnold, Prorektor für Erziehung und Aus bildung, Genosse Professor Jentzsch, Prorektor für Gesellschaftswissenschaften und Versammlungsleiter, Genosse Dr. Tautz, Parteisekretär, Magnifizenz Genosse Professor Schmidt, Genosse Dr. Löchel, Leiter der Abteilung Medizinische Bildung im MHF, und der FDJ-Sekretär, Genosse Dr. Näke. Das obere Foto zeigt Teilnehmer dieser Vollversammlung, ins Bild gesetzt von Kol legin Seidel, Institut für pathologische Anatomi. diums eine stärkere Integration von pa tientenbezogenen Ausbildungselementen in die vorklinischen Hauptfächer erfolgen muß." Es sollte eine engere Verzahnung klinischer und vorklinischer Ausbildung vorgenommen werden. Das betrifft die Mitwirkung vorklinischer Partner an klini schen Ausbildungsabschnitten, gemein same Themenbearbeitung in der For schung, Gemeinsamkeit in der Weiterbil dung. Eine weitere wichtige Frage, mit der man sich beschäftigt, ist, wie kommt man aus der Vielzahl der verschiedenen Fach gebiete, deren Nebeneinander heute wie der hervorgehöben wurde, zu bestimm ten Schwerpunktsetzungen? Inwieweit ist es möglich, zur konzentrierten Ausbil dung in besonders bedeutungsvollen Fachgebieten überzugehen? Man muß darüber nachdenken, ob es beispiels weise möglich ist, in dem Ausbildungs komplex Chirurgie die Urologie und die Orthopädie mit einzuordnen. Ein weiterer wichtiger Fakt, den der Rektor ansprach, war die Beziehung zwi schen Arzt und Territorium und das en gere Zusammenwirken mit territorialen Gesundheitseinrichtungen bei der Ausbil dung von Studenten. Ein hohes gesellschaftliches Verant wortungsbewußtsein müsse immanenter Bestandteil des Studiums sein, weil ärztli che Tätigkeit in hohem Maße gesell schaftliche Tätigkeit ist. Auch sei die Be fähigung zu lebenslangem Lernen im Studium stärker auszuprägen. Insgesamt eine Fülle von Vorstellun gen, Gedanken und Hinweisen, die bei einer Neukonzipierung des Studiums Be achtung finden sollten. Daß die Hochschullehrer ebenfalls mit sehr klaren, teils schon sehr detaillierten Vorstellungen zu einer Neugestaltung des Studiums stehen, bewies die sich dar an anschließende Diskussion. NEU —== BEI DIETZ Autorenkollektiv Sozialstruktur der DDR Diese Publikation ist die erste umfas sende Darstellung der Herausbildung der Sozialstruktur der entwickelten sozialisti schen Gesellschaft der DDR. Die 13Auto- ren aus vier wissenschaftlichen Einrich tungen weisen überzeugend nach, wie sich die soziale Stellung und das soziale Profil aller Klassen und Schichten im Pro zeß der sozialistischen Umwälzung grundlegend verändert haben und wes halb sie heute und für lange Zeit in der Sozialstruktur einen festen Platz haben. Wer über Entwicklungsrichtungen sich auftuender Widersprüche mehr erfahren will oder einfach nur wissen möchte, ob die Lebensweise einer Bevölkerungs gruppe sich soziafstrukturell von anderen unterscheidet, dem sei die Lektüre dieser Arbeit empfohlen.