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1SL1 dünn, wenn die Arbeit fortdauernd eine beschwerliche sein und der Körper doch dabei kräftig und arbeitsfrisch bleiben soll. Leider unter schätzen unsere Arbeiter meist den Werth des Fleischgenusses und füllen sich lieber den Magen nur mit mehligen Speisen, ohne zu bedenken, daß sie durch die Menge der letzteren ersetzen müssen, was ihnen an Nahrungsgehalt abgeht. Freilich bekommt man für dasselbe Geld, für welches man viel Brod oder Kartoffeln hat, nur ein kleines Stück Fleisch, aber in diesem kleinen Stücke Fleisch steckt auch mehr Nahrung, als in Massen minder guter Nahrungsmittel. Ein Pfund gutes saftiges Ochsenfleisch ist eben so nahrhaft, als Pfunde Weizenbrod. Nun frage sich ein Jeder, ob es nicht besser ist, einmal kräftiges Fleisch zu essen, als immer nur Kartoffeln und wieder Kartoffeln. Selbst der, der nur ein kleines Stück Fleisch kaufen kann, kann sich wenigstens eine Fleischbrühe daraus kochen lassen; wo aber das Kochen Schwierigkeiten hat oder wegen Ent fernung vom Hause unmöglich ist, da ist für wenige Pfennige Wurst zu haben, die nicht gekocht zu werden braucht und auch Fleischnah rung bietet. Wie sich sonst noch kräftiges Essen beschaffen läßt, Werden wir weiter sehen. Immer aber werde es nicht vergessen: Fleisch macht Fleisch. Stellen wir endlich die verschiedenen Fleischarten nach ihrem Nährwerthe, also nach ihrer Nahrhaftigkeit und Verdaulichkeit, noch mals zusammen und setzen wir diejenigen an die Spitze der Reihe, die den größten, an das Ende aber diejenigen, die den geringsten Nährwerth haben, so ergiebt sich folgende Zusammenstellung: Tau ben- und Hühnerfleisch, Ochsenfleisch, Hammelfleisch, Pferdefleisch, Schweinefleisch, Kalbfleisch, Ziegenfleisch, Eingeweide (Kalbsmilch, Wurst, Därme, Herz, Hirn, Leber, Milz, Lungen und Nieren), Fische. V ermischtes. * sEtn Corpsbefehl aus einer „neuen Aera". Der Stuttgarter „Beobachter" 'veröffentlicht nachstehenden, von den Würtembergischen Corps- und Regiments-Commando's neuestens er lassenen Befehl: 1) Es ist höchsten Orts mit Mißfallen ausgenommen worden, daß, wenn Se. König!. Magestät Ihre Loge im k. Hostheaier betreten, sich nicht sämmtliche Offiziere zugleich, sondern auf der einen Seite später als aus der andern erheben. 2) Es wird den Offizieren eingeschärft, daß wenn Ihre Majestät die Königin in die k. Loge nach Er. Majestät dem Könige tritt, HöchstLiesejbe nochmals besonders zu grüßen ist. 3) Es wurde wiederholt mißfällig ausgenommen, daß die Wachen vor II. MM. die vorgeschriebenen Ehrenbezeigungen zu spät abgeben. Es wird die Entschuldigung, als habe der Posten vor dem Gewehr die Wache zu spät ins Gewehr gerufen, nicht mehr ange nommen, vielmehr der Wachtccmmandant für rechtzeitige Abgabe der Ehrenbezeigungeu persönlich verantwortlich gemacht werden. 4) Da über die vor Sr. K. Hoheit dem Prinzen Friedrich abzugebenden Ehrenbezeigungen Irrungen entstanden find, so wird darauf aufmerksam gemacht, daß zwar nicht vor dem Prinzen K. Hoheit allein, wohl aber, wenn Hochderselbe zugleich mit seiner Gemahlin Prinzessin Katharine K. H. an der Wache vorbeikommt, die für Prinzen und Prinzessinnen des K. HauseS in grader Abstammung vorgeschriebenen Ehrenbezeigungen abzugeben sind. Um Jrrthümern vorzubeugen, wird, falls die beiden K. Hoheiten zugleich in geschlossener Chaise an einer Wache vorbei fahren sollten, der hintenstehende Lakai durch Erheben des Armes der Wache ein Zeichen geben. 5) Es wird die Entschuldigung, als habe ein Soldat die Abgabe der vorgeschriebenen Ehrbezeigungen aus Un- kenntniß mit der Person Sr. Majestät des Königs unterlassen, nicht mehr angenommen werden. Sämmtliche Personen haben sich mit der Person Sr. Majestät genau bekannt zu machen. Es sind zu diesem Behuse genaue Photographien Höchstdessclben aus Regimentsmitteln anzuschaffen und in den Mannschastszimmern aufzu legen. 6) Es kann die Entschuldigung nicht angenommen werden, als sei die vorgeschriebene Ehrenbezeigung vor Ihren Majestäten nicht abgegeben worden, weil Höchstdieselben, in geschlossener Chaise fahrend, von dem Begegnenden nicht erkannt worden seien. ES wird den Soldaten angerathen, im Zweifelsfalle vor jeder geschlossenen Hofchaift die vorgeschricbenen Ehren bezeigungen abzugeben. * Der glücklichste Souverän lebt in Graz im Irrenhaus. Wenn man ihn fragt, wer er sei, antwortet er: der König der Welt. Seinen breitkrämpigen Hut hält er für eine Krone und legt sich mit ihr sogar ins Bett. UebrigenS hat er seine Krone fest an den Kops gebunden; denn, sagt er, cs sei stürmisches Wetter. * Von Paris aus macht gegenwärtig eine interessante Spielerei unter den Namen „Die Schlangen Pharao'S" die Runde. Aus einem Ei, das aber nicht eiförmig gestaltet, sondern ein kleiner, pyramiden förmiger, ungefähr 1 Zoll hoher, in Stanniol gehüllter Körper ist, steigt, wenn man die Spitze desselben durch ein Zündhölzchen in Brand gesetzt hat, etwas wie eine Schlange empor, das die unglaubliche Länge von fast 2'/,—3 Schuh erreicht. Die Sache grenzt ans Wunderbare' und erregte in Paris Sensation, die der Fabrikant dieser Schlangen eier, ein Herr Barnett, auSzubeuten verstand. Schon in den ersten Tagen wurden mehrere Tausend der Schlangen Pharao'S gekauft, Graf Bacciochi entnahm für 50 Francs und sandte sie dem kaiserl. Prinzen in'S Lager von ChalonS, ein Russe kaufte für 2000 Frcs. und beeilte sich, die köstliche Waare nach St. Petersburg zu entführen, die Börsenmänner selbst, denen die Stockung der Geschäfte jetzt unfreiwillige Muße gönnt, übten sich von 1—3 Uhr in der Schlangenerzeugung. Die Geschichte der Entdeckung ist folgende: In den „Annalen der Physik und der physikalischen Chemie", herausgegeben von Gilbert, Bd. IX, S. 271, im 11. Stück des Jahrgangs von 1821 schreibt der damalige otuä. meä. Friedrich Wöhler aus Göttingen: „Um wasserfreie Schweselblau- säure darzustellen, wählte ich ein Verfahren, das dem analog ist, wo durch man die reine Blausäure erhält. Ich bereitete nämlich Schwefel« Cyan-Quecksilber durch Vermischen einer Auslösung von Schwefel-Cyan- Kalium mit der Auslösung von salpetersaurem Quecksilber-Oxydul. Das hierbei niederfallende Schwefel-Cyan-Quccksilber zeigt, getrocknet, folgen des merkwürdiges Verhalten: erhitzt man es gelinde, so schwillt es plötzlich, sich gleichsam aus sich selbst in wurmartigen Gestalten windend, um das Vielfache seines vorigen Umfangs aus, zu einer sehr leichten Masse von der Sorte des Graphits, unter Entwickelung von etwas Schwefelkohlenstoff, Stickgas und Quecksilber...." Diesen überraschend hübschen Versuch, der in Gerhardt's „ttsite äc okuma orgsnigne" sich erwähnt findet, wiederholte ein junger Chemiker in dem Laboratorium der Lcole ä« möäeoine. Durch Zufall erhielt Herr Barnett, Verkäufer von Gasbeleuchtungsapparaten, Kenntniß von der Sache; schlug dem jungen Manne eine Associirung vor, um diese Spielerei im Großen auSzubeuten, und sand Annahme. Ein Brevet wurde schnell geschafft, ein Aufsehen machender Name gefunden. Das schmutzig«weißlichgelbc Pulver wird in kleine Kegel geformt, von denen je vier vorsichtig in Baumwolle gelegt, den Inhalt einer Schachtel bilden. (Das Spiel zeug besteht übrigens, wie aus dem Vorgehenden erhellt, aus der Ge sundheit schädlichen Substanzen.) * Zur Abwechslung fahren einmal die Russen preußisch, nachdem dic Preußen lange genug russisch gefahren sind. Eine Berliner Fabrik (Kühlstein) hat aus Petersburg eine Bestellung auf mehre Hundert Droschken erhalten. Auch darin ist Wien, dessen Wagen die gesuchtesten waren, von Berlin ausgestochen worden. * Die Mormonen sind nach dem „Cour. d. V. St." eben am babylonischen Thurmbau angekommen. Sie bauen in ihrer Hauptstadt Great-Salt-Lake-City einm Tempel, der an Umfang und Großartigkeit alle Ueberlieferungcn jenes uralten babylonischen Thurmbaues noch weit überragen soll. Der eben gelegte Grund schon zeigt, daß eS eins der riesigsten Werke werden soll, welche die menschliche Kühnheit jemals unternommen hat. Doch dürfte dieser Tempelbau wohl nimmermehr vollendet werden. Der Grund ist aus Stcinblöcken gelegt, von denen einzelne bis zwei Tonnen schwer sind. * In Ncw-Uork gehen bei'm dortigen Postamte jetzt Tag für Tag 35 Tonnen mit Briesen und Zeitungen ein und ebenso viel werden nach auswärts versendet, so daß jeden Tag 70 Tonnen Korrespondenz durch die Postbeamten expcdirt werden. Im Jahre 1864 Dagegen kamen täglich nur 18 Tonnen Briese an und nur 9 Tonnen wurden abge schickt. Oertliches. Untkrnchtistuil-ko von 1—2 Uhr »dir nicht? Obschon die hier aufgeworfene Frage streng genommen in das Gebiet der Erziehungslehre (Pädagogik) gehört und darum eigentlich für unser Blatt nicht geeignet ist, so dürfte sie sich doch auch hier ein Anrecht auf eine wenigstens kurze Besprechung erworben haben, da sie bereits eine öffentliche Discussion hervorgerufen und infolge dessen eine örtliche Färbung erhalten hat. Um nuu gleich von vorn«, herein unsere Leser von der Ueberzeugung, die wir uns durch lang jährige Erfahrung gebildet haben, in Kenntniß zu setzen, so sei eS kurz ausgesprochen, daß wir die Unterrichtsstunden von 1 — 2 Uhr schlechterdings für unhaltbar ansehen zu müssen glauben. ?len»8 venter nan «tuäet liboittsr, d. h.: „ein voller Magen ist zu geistiger Thätigkcit nicht aufgelegt", sagten schon die Mönche des Mittelalters; und die heutige Physiologie, welche die hochwichtige Vermittlerrolle unseres Nervensystems zwischen Geist und Körper nachzuweisen so bestimmt im Stande ist, eine Wissenschaft, welche der Pädagogik gar manche Lehre zur Be herzigung oder Warnung vorgelegt, bestätigt diesen alten Mönchssatz vollkommen. Demgemäß ist es kein Wunder, wenn die gesundheits widrigen Lehrstunden von 1 — 2 Uhr für Lehrer und Schüler des Segens nur wenig haben. Auch ist eS eine durch zahlreiche Bei spiele erhärtete Thalsache, daß, wenn während der Verdauungsperiode die Sehkraft irgendwie dauernd und in regelmäßiger Wiederkehr