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zu Dresden in Folge einer Lungenentzündung verschieden ist und dadurch der Herzog, welchem seine sämmtlichen Brüder binnen Jahresfrist entrissen worden, sowie die gesammten Mitglieder des herzoglichen Hauses in tiefste Betrübniß und Trauer versetzt wor den sind. Der Prinz war geboren am 21. Februar 1796 und zwei Mal vermählt ; zuerst am 6. August 1825 mit Prinzessin Ca roline Auguste Louise Amalie, Tochter des Prinzen Carl Günther von Schwarzburg-Rudolstadt, welche am 14. Januar 1829 starb; sodann zum zweiten Male morganatisch am 4. October 1831 mit Therese Emma von Erdmannsdorf, Gräfin von Reina, welche am 28. Februar 1848 starb. Aus erster Che sind Prinzessin Louise von Anhalt und die verstorbene Fürstin Helene von Schwarzburg- Rudolstadt, aus zweiter Ehe sechs Kinder (drei Söhne und drei Töchter), Grafen und Gräfinnen von Reina, entsprossen. Paris, 17. Oct. Der „Abend-Moniteur" bricht heute das Schweigen, indem er meldet, daß die Cholera in Paris ausgebro chen sei. Sein Bericht enthält aber nichts, was der Erwähnung Werth wäre. Er beschränkt sich darauf, zu sagen, daß die Cholera in der französischen Hauptstadt in Folge des durch den Kaiser be fohlenen Umbaues derselben nicht mehr die früheren Verheerungen anrichten könne, und giebt dann Verhaltungsmaßregeln, welche man während der Epidemie zu beobachten habe. Die Cholera, vor der sich bis vor wenigen Tagen Niemand fürchtete, hat auf beunruhi gende Weise zugenommen, wie auch dadurch bewiesen wird, daß ge stern 263 Personen daran starben, als ungefähr 60 mehr als vor gestern. Die Zahl derer, welche Pgris verlassen haben, ist ziemlich bedeutend; sehr viele haben sich nach Versailles geflüchtet. Athen, 6. Oct. Der König der Hellenen kehrte den 28. Sept, von Korfu nach Athen zurück, nach zweimonatlichem Aufenthalte auf dieser Insel. Die Mitglieder des diplomatischen Corps, welche Sr. Majestät nach Korfu gefolgt waren, sind noch nicht alle nach Athen zurückgekehrt. Graf Bludoff, der den König nicht begleitete, ward zum außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister Rußlands in Dresden ernannt und wird im Monat November ab reisen, wenn sein Nachfolger, Herr Novtkoff, hier eingetroffen sein wird. — Die griechische Kammer hat ihre Arbeiten noch mcht wieder aufnehmen können, da die gesetzliche Zahl ihrer Mitglieder nicht vollständig ist. Seit ihrer vor 14 Tagen erfolgten Eröffnung bemüht sich der Präsident vergebens, die Deputirten auf ihren Plätzen zu versammeln. — Die äußerst beunruhigenden Gerüchte, welche hier seit einem Monate über die öffentliche Ruhe coursiren, verbreiten auch über die Gemüther eine außergewöhnliche Furcht. Jedermann schien überzeugt, daß eine neue Revolution stattfinden werde, ohne, daß Jemand den Urheber und den wahren Zweck der selben hätte nennen können. Obgleich sich nun diese Furcht bedeutend vermindert hat, so hört doch der traurige Zustand, in dem sich der Staatsschatz befindet, nicht auf, ernste Besorgnisse und große Un behaglichkeit zu verursachen. Das Ministerium hat mehrere Com missionen ernannt, die beauftragt sind, demselben Projecte vorzulegen, wie dem Uebel abzuhelfen sei. Einige dieser Projecte sind schon erschienen; die Einen schlagen vor, die Armee zu vermindern, Andere die Ministerien von sechs auf vier zu reduciren, noch Andere rathen, die Hälfte der Schulen aufzuheben, die Kriegsmarine auf zulösen, und die Dienstleistungen, welche sie der Handelscompagnie erweist, den griechischen Dampfbooten zu übertragen. Sie weisen nach, daß dadurch die öffentlichen Ausgaben um vier Millionen vermindert würden. Diese Projecte werden ohne Zweifel der Volksvertretung vorgelegt werden, welche darüber zu entscheiden hat. Dadurch werden sämmtliche Civil- und Militärbeamte in große Unruhe versetzt, die sich alle der Entlassung nahe glauben. Der König gab ein edles Beispiel, indem er zu Gunsten des Staates auf ein Drittel seiner Civilliste, d. i. 400,000 Drachmen, verzichtete; man hoffte, daß alle Beamten ihm nacheifern würden, doch hat bis jetzt kein einziger dies gethan. Graf Sponneck versammelte die Kaufleute und forderte sie auf, der Regierung ein Darlehen zu gewähren, allein sie verweigerten es. Die Zeitungen beweisen, daß dieser Vorschlag in Korfu ebenso wenig Erfolg hatte, und suchen Graf Sponneck wegen einer solchen Handlung, deren Verantwort lichkeit er nicht übernehmen könne, anzugreifen und beschuldigen ihn, den Credit und das Ansehen der Nation geschwächt zu haben. Die griechische Staatsverwaltung ist sehr getheilt in ihren Meinungen über diese Fragen. Jeder der Minister denkt seine eigene Popula rität auf das Spiel zu setzen, wenn er sie gutheißt, und beeilt sich im Gegentheil, gegen jedes Project zu protestiren, welches damit umgeht, so viel Personen abzusetzen, welche nur die Reihen der Unzufriedenen vermehren würden, die bloS noch durch die Hoffnung auf eine Anstellung im Zaume gehalten werden. Von der polnischen Grenze, 18. Oct. Die sogenannte sibi- rische Verschwörung hat, wie der „Elbf. Ztg." geschrieben wird, auch in vielen Kreisen des Königreichs Polen eine große Bestür- zuktg hervorgerufen. Bestimmtes ist darüber noch nicht in die Oef- fentlichkeit gedrungen; was man jedoch glaubwürdig erfährt, ist Folgende«: In Sibirien befinden sich gegenwärtig einige hundert politische Verbannte polnischer Nationalität, um deren Befreiung es sich handelt; jedoch nicht durch Gewaltmittel, die hier nicht an wendbar sind. Einige wenige Gefangene sind nach unsäglichen Müh- salen glücklich entkommen, und durch diese ist der Gedanke angeregt worden, die Flucht der Verbannten durch Bestechung der russischen Aufsichtsbeamten möglich zu machen, wobei es sich vorzugsweise um die in Ostsibirien Jnternirten, die sich nach Amerika begeben wollen, handelt. Die Leitung der Angelegenheit übernahm die Emigration, der es auch gelang, bedeutende Geldmittel zusammenzubringen. Der Plan war: die Aufsichtsdeamten so reichlich zu belohnen, daß sie in Amerika, wohin sie die Verbannten begleiten sollten, ein sorgen freies Leben führen können. Sachsen. Freiberg. Oeffentliche Gerichtsverhandlung, den 25. Oct., Vormittags 9 Uhr: Hauptverhandlung in der Untersuchung wider den Agent Karl August Hartwig allhier, wegen Unterschlagung. Hohentanne. Am 13. d. M. fand in der Schule des zur Kirchgemeinde Bieberstein gehörigen Dorfes Hohentanne eine er hebende Feier statt. Der dasige Lehrer, Herr Traugott Theodor Zenker, legte, nach mehr als 50jähriger Amtsthätigkeit, sein Amt nieder und nahm von seinen in der Schulstube versammelten Schülern Abschied. Es waren dabei anwesend: Herr Pastor und Local-Schul-Jnspector Quaas aus Bieberstein, die Lehrer von dort, der Gemeinderath des Orts, mehrere Mitglieder der Gemeinde und die Gattin des scheidenden Lehrers. Nach dem Choralgesange, womit die Feier begann, trat Herr Pastor Quaas, Leiter des Festes, auf und schilderte, in vortrefflicher Rede herzlicher Ansprache, das schwere Werk der Kindererziehung, gedachte der langen, mühevollen Arbeit des Jubilars im Amte und Berufe, seiner Verdienste als Lehrer und Erzieher um die Schule und Gemeinde zu Hohentanne, dafür ihm Letzterer Dank schuldig sei, und ermahnte endlich, mit Bezug auf die biblischen Worte: „Gehorchet eueren Lehrern und folget ihnen rc." auch die Kinder, ihren scheidenden Herrn Lehrer nie zu vergessen und ihm für seinen Unterricht, Mühe und Arbeit an ihnen, stets dankbar zu bleiben. Gerührt von dieser schönen Rede, wie alle Anwesende, trat nun Herr Löwe, Gemeindevorstand und Gutsbesitzer daselbst, herzu und richtete, in Vertretung der Gemeinde, recht wohlgemeinte Worte dankbarer Anerkennung an den Jubilar, den er zuletzt mit einem neuen Pelzrocke und einem Paar dergleichen Pelzschuhen beschenkte. Der Herr Jubilar dankte gerührt für die ihm bei seinem Abschiede von der Schule gemachte Festfreude und die ihm überreichten Geschenke und empfahl mit frommen Wünschen die Schüler, die Gemeinde und alle Anwesenden dem göttlichen Schutze und Segen, worauf nach dem Scblußgesange und Gebete die Schüler mit der Hand von ihrem Lehrer schieden und die Versammlung auseinander ging. Die ganze Feier schloß zuletzt unter freundlichen Gesprächen im dasigen Gasthause mit einem einfachen Mittagsmahle. Der Herr Jubilar bleibt künftig in der Gemeinde wohnhaft, und gewiß werden die Erinnerungen an diese schöne Abschiedsfeier die Gesinnungen der Liebe und des Dankes, zwischen ihm und der Gemeinde, dauernd und unverlöschlich erhalten. Dresden, 11. Oct. Der Herr Abgeordnete, Advocat Schreck aus Pirna, war heut' zu der in Braun's Hotel abgehaltenen Volksversammlung erschienen, um über den Frankfurter Ab ge ordneten tag, dem er persönlich beigewohnt, näheren Bericht zn erstatten. -s- Dresden, 19. Oct. Noch ganz vor Kurzem konnte man bei uns in geselligen Kreisen die allgemeine Klage vernehmen, daß mit dem Tode des alten Vater Rehahn die Liste der Sonderlinge oder der sogenannten Originale geschlossen sei. Aber wie wir fast täglich durch auswärtige Zeitungen erfahren, wuchert hier ein ganz neues Geschlecht obscurer Sonderlinge hervor, welche der Welt Dinge erzählen, von denen bei uns Niemand etwas hört und sieht. Wie in Berlin die Mitarbeiter des „Kladderadatsch" ihre regel mäßigen Zusammenkünfte haben, um den mitunter sehr trivialen Witz für die nächste Nummer zusammenzuscharren, so soll anch bei uns eine Coalition von Correspondenten in einer abgelegenen Winkel« kneipe an bestimmten Tagen der Woche stattfinden, um der wißbe gierigen Welt immer Neuigkeiten mitzutheilen, die nur im Kreise dieser literarischen Sturmvögel ausgebrütet werden. Aus dieser Quelle wird z. B. die „Köln. Ztg." gespeist, deren Correspondent die Sehnsucht nicht groß genug schildern kann, welche die Bewohner Sachsens für'« „preußisch" werden empfinden. Noch ärger macht es der hiesige Correspondent der „Politik"; er begnügt sich uicht mit allgemeinen Phrasen, sondern giebt positive Nachrichten. Da mehrere deutsche, besonders auch Wiener Blätter, von diesen Mach«