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L80L lieren zu dürfen, um sie durch ihre geistliche Macht iu Schranken zu halten und mit einem Verdammungsspruche, wie mit einem Schwerte, diese verbrecherische, gegen die heiligen und die öffentlichen Dinge sich vergehende Secte zu treffen und zu zerfleischen." Wir glauben, -wenn die Päpste sich weniger mit Fluchen, und etwas mehr mit praktischer Fürsorge für ihre Unterthanen „abgegeben hätten, das Erbe Petri jetzt nicht ein so gottesjämmerliches Schau spiel darbieten würde." Uebrigens vermissen wir in der päpstlichen Ansprache Eines: nämlich, daß die Freimaurerei auch die Cholera verschuldet habe. In Frankreich will man keineswegs glauben, daß Alles, was gegenwärtig in Betreff der Räumung Roms behauptet und eingeleitet wird, blos den Zweck habe, auf die öffentliche Meinung ' Italiens zu wirken und dieselbe für die allgemeinen Abgeordneten wahlen günstiger zu stimmen. Es wird auf's bestimmteste versichert, daß Graf Sartiges, der am Sonntag Abend nach Rom zurückge reist ist, ganz unzweideutige Erklärungen der französischen Regierung dorthin überbringe. Und es wird beigefügt, daß noch vor dem Schluffe dieses Jahres die französische Besatzung von Rom so be schränkt sein werde, daß man nur noch einen einfachen Brigade- General an ihrer Spitze zu lassen brauche. Die ultramontanen - Blätter wollen freilich wissen, daß auch orei französische Soldaten nebst einem Corporal schon genügen würden, den Papst gegen alle Unb'lden zu schützen, wenn es anders der französischen Regierung ernstlich darum zu thun sei, denselben nicht schutzlos preiszugeben. Allein, daß auch der letzte Mann der seitherigen Besatzung Rom verlassen wird, darüber ist in Florenz kein Zweifel mehr, seit Graf Treilhard die offiziellen Eröffnungen der französischen Regierung daselbst vorgetragen hat. Aus denselben geht unter Anderem her« vgx, daß die französische Regierung unverzüglich mit der Räumung beginnen pud ihre Truppen in Rom, Viterbo und Civitavecchia zu sammenziehen wird, um sie an den Grenzen von den päpstlichen Truppen ablösen zu lassen. Bezeichnend ist in dieser Richtung eine Weisung, welche die ilalienische Regierung an die Offiziere ihres Heeres hat ergehen lassen und derzusolge diese die freundlichsten Beziehungen mit den päpstlichen Truppen anknüpfen und unterhalten sollen. Die Abberufung des österreichischen Gesandten Bach aus Rom wird im Allgemeinen als ein für die Aussöhnung zwischen Rom und Italien günstiges Zeichen angesehen. Stur glaubt man, um die Bedeutung dieser Maßregel ganz richtig würdigen zu können, noch abwarten zu müssen, wer von der österreichischen Re gierung an seiner Stelle hingeschickt werden wird. Bekannntlich ist Herr von Hübner dazu designirt. Tagesgeschichle. Aus Sachsen, I. October. Die belebte Nachfrage nach Stein kohlen und die erhöhten Preise derselben, die auf der eiuen Seite den Producenten zu gönnen, auf der andern Seite aber den Kon sumenten empfindlich fallen, sind Erscheinungen, die theils in dem neuen Aufschwünge der Industrie, theils in der Abfahrt der sächsischen Steinkohlen nach dem südlichen Deutschland, besonders nach Baiern und Württemberg ihren Erklärungsgrund finden. Was insbesondere das letztere Land betrifft, dessen Industrie sehr entwickelt ist, so ist in der Neuzeit der Mangel an Steinkohlen dort so allgemein fühl bar hervorgetreten, daß selbst die Stände die Aufmerksamkeit der Regierung auf diesen Uebelstand aufmerksam zu machen sich veran laßt sanden unter der ausdrücklichen Hinzufügung, eine Einfuhr an Steinkohlen namentlich aus Sachsen einzuleiten. Denn Saarbrück, — hart an der französischen Grenze im preußischen Regierungsbe zirk Trier gelegen — mit seinem außerordentlichen Koblenreichthum — es soll derselbe nach neuester Berechnung noch 3000 Jahre aus- reichen — ist in Folge eines Vertrages, den die preußische Re gierung mit der französischen abgeschlossen hat, den Zollvereinsstaaten so gut wie verschlossen, d. h. die Franzosen nehmen dermaßen das ganze Kohlenausbringen zu Saarbrück in Beschlag, daß selbst die benachbarte preußische Industrie darüber Klage zu führen sich ver anlaßt sieht. Bei dieser Gelegenheit theilt übrigens ein großes süd deutsches Blatt folgende statistiiche Notizen mit: im gesammten Zollverein wurden im Jahre 1864 der Steinkohlenbau in 671 Werken mit 90561 Arbeitern und einer Förderung von 338,134,152 Zollctr. im Werthe von 28,489,558 Thalern; der Braunkohlenbau in 843 Werken mit 20,000 Arbeitern und 109,189,899 Zollctr. Förderung im Werthe von 5,061,241 Thlr. betrieben, d. h. der Kohlenbergbau der Staaten des Zollvereines repräsentirte im Jahre 1864 ein Kapital von 36 Millionen Thaler. England fördert alljährlich im Durchschnitt 86 Millionen Tonnen fit 20 Ctr.) Steinkohlen zu Tage, Frankreich 10 Millionen, Belgien ebenfalls 10 Millionen, Oesterreich 2,500,000 Tonnen, Spanien nur 400,000 Tonneu. D Berlin, 6. Oct. Ge. Majestät der König ist, nach hierher gelangten Nachrichten, von seinem infolge einer Erkältung herbei« geführten leichten Unwohlsein vollkommen wieder hergeftellt. Die Abreise der Majestäten von Baden nach Münster soll am 16. oder 17. d. M., die Rückkehr des Königs nach Babelsberg am SO. d. erfolgen. Dagegen dürfte sich die Verlegung der Residenz nach Berlin bis in den November verzögern. — Mit der beabsichtigt«! Verlegung der Artilleriewerkstätten von Berlin nach Spandau wird man erst in einigen Jahren vorgehen können, weil der Neubau der in Spandau zu gründenden Central-Artilleriewerkstatt erst dann beendet sein wird. Es -soll dies die größte derartige militärische Fabrik Preußens werden und mit den Werkstätten Berlins auch diejenigen jetzt noch im Betriebe befindlichen in Danzig, Neiße und Deutz, welche aufgelöst werden, in sich vereinigen. Spandau, diese Vorstadt Berlins, soll zu einem der bedeutendsten Waffenplätze der Monarchie erhoben werden, wie es denn schon jetzt durch seine Gewehrfabrik, Geschützgießereien, Pulverfabrik und FeuerwerkSlaby. ratorium, welches durch eine FeuerwerkSabtheilung bedient wird, Bedeutung hat. DaS Gesammtbetriebspersonal umfaßt 3000 Mann. Außerdem ist in Spandau noch eine Schießschule errichtet, in welch« während der Wintermonate 330 Mann und 40 Offiziere aus allen Regimenten der Armee thätig sind. Wien, 5. October. Die Herabsetzung der KrtegSzulage für die österreichischen Truppen in Holstein (um zwei volle Drittel ihre« Betrags) soll angeordnet worden sein, ist aber vom KriegSmini- sterlum dem auswärtigen Ministerium noch nicht amtlich mitgetheilt worden. Die dadurch für Holstein — denn gerade die Kriegszulage hat das Land zu zahlen — eingetretene Erleichterung ist selbstver ständlich eine sehr bedeutende und wird dort ohne Zweifel nach Gebühr gewürdigt werden. Triest, 4. October. Die Central-SanitätS-Commission macht bekannt, daß vom 28. September bis 3. d. M. zwölf conftatirte Cholerafälle vorgekommen sind, und zwar drei in Prosecco, fünf in der Vorstadt und vier in der Stadt. Von diesen zwölf Fällen endeten sieben mit dem Tode, fünf sind noch in Behandlung. Die Commission fügt noch hinzu, daß alle DesinfectionS«, JsolirungS- und sonstigen Sanitätsmaßregeln in diesen Fällen aufs Gewissen hafteste eingehalten worden seien. Angesichts dieser sporadischen Fälle habe die Commission in Permanenz zu bleiben beschlossen, um jede mögliche Hilfe leisten zu können. Ans Oldenburg (im östlichen Holstein), 3. Octobrr, wird den „H. N." gemeldet, daß der Statthalter Freiherr v. Gablenz von einem Districlsschullehrer aus der Nähe dieser Stadt ein Schreiben erhielt, in welchem Letzterer seine und seiner College« Noth klagt, indem die Durchführung des RegierungSpatenteS vom 16. Juli 1864 verzögert werde. (Nach diesem Patente sollen die festen Leh- verstellen, vom 1. Januar an gerechnet, auf dem Lande um 20°/„ in den Städten und Flecken um 25°/« sämmtlicher, in Geld anzu schlagender Einnahmen verbessert werden). Die Ernte sei in diesem Jahre eine mäßige und daher die Einnahme eine geringe. Neujahr komme näher, und mit Neujahr kommen die Rechnungen der Hand werker, der Apotheker und des Arztes. Sollte denn das liebe Weihnachts- und Neujahrsfest ihm und seinen College« nur Sorge und Kummer bringen? Wenige Tage nach Abgang seines Gesuche« ward dem Schulmann folgende schriftliche Antwort deS Statt halters : „Bereits vor Erhalt Ihres Schreibens habe ich mich mit der An- gelegenbeit, welche Sie berühren, eingehend beschäftigt. DaS betref fende Gesetz ist mir bekannt, und ebenso auch, daß die Durchführun- desselben im Herzogthume nur theilweise in'S Leben getreten ist. Wa ich in meiner Kundmachung gesagt habe, das halte ich und werde ich halten. Beruhigen Sie sich demnach, und seien Sie überzeugt, daß e» meine besondere Aufgabe sein wird, darüber zu wachen, daß diejenigen Lehrer, welchen der Zuschuß laut Gesetz gebührt, die ihn aber noch nicht erhalten haben, nicht verkürzt werden, sondern daS Rückständige ihnen nachträglich erfolgt werde. Gehören Sie daher, wie ich nicht zweifle, in die Kategorie, die Anspruch auf Zuschuß haben, so werden Sie nicht in die Lage kommen, wie Sie das zu befürchten scheinen, zum Neujahr die rückständigen Rechnungen nicht auSzahlen zu können. Dies in Beantwortung Ihres Schreibens. Gablenz." Sonderburg, 2. October. Die Befestigungsarbeiten sind, wie die „Ny Sonderb. Avis" berichtet, vorgestern mit 1500 Mann in Angriff genommen. Außer den Batterien auf Alsen- werden auf der Sundewitter Seite zwei Schanzen angelegt, nämlich der alte Brückenkopf (die nördliche Flasche) und eine Batterie schrägt südlich dem Schlosse gegenüber, welche letztere den Einlauf in den Hafen dominirt. — Eine Bekanntmachung des Sonderburger Amthause« bringt in Gemäßheit NescriptS des schleSwigschen Gouvernement« vom 28. v. M. und mit der Warnung, sich innerhalb des Bereiche» der Schußlinie zu begeben, zur öffentl chen Kunde, daß die Fre-