Volltext Seite (XML)
deutet das Königreich Griechenland, das weder leben noch sterben kann? Was ist aus dein Königreiche Polen geworden und seit wann ist die Leibeigenschaft in Rußland verschwunden? Endlich diese österreichischen Reichstage, diese preußischen Landtage, wer hat sie in's Leben gerufen, und wo ist das Ziel und Ende aller dieser Umgestaltungen? Was soll aus Deutschland und Europa werden? vermischtes. * Ueber ein schreckliches Unglück in Peter-Hain meldet der „Görl. Anz." Folgendes: „Am Nachmittage des 7. August waren Arbeiter unter Aufsicht von einem Steiger, Namens Wünsche, damit beschäftigt, aus dem Kohlenschachte „Bescheert Glück", den, Schenkwirlh Andreas Barthel gehörig, eingetretenes Wasser au- demselben mittelst Kübeln herauszuschöpsen, als einer der Kübel sich aus der Kette hakte und in den circa Kit Fuß tiefen Schacht hinunter siel. Der Bergmann Kaspar stieg mit Erlaubniß des Steigers hinunter, um den Kübel wieder einzuhake», unten angekommen, rief derselbe um Licht, da ihm dasselbe auSgegangcn sei; doch bald darauf hörten die Obcnstehcnden ein kurzes Schnarchen und einen Fall in's Wasser. Jetzt stieg nun, statt daß man sofortige Vorsichtsmaßregeln anwandte, der obeugenante Steiger eilig in den Schacht hinein, um den rc. Kaspar zu retten, hinter ihm der Arbeiter Pollnick. Letzterer konnte es jedoch der schlechten Lust wegen unten nicht aushalten und sah nur, wie Wünsche den Körper des KaSpar faßte. Er rief ihm noch zu, erhielt aber keine Antwort. Nach mehrer» vergeblichen Versuchen des Pollnick und eines andern Arbeiters, Namens Worreschk, erschienen vor dem Schacht der Steiger Kretschmar und der Bergmann Kaiser von der nahegelegenen Grube „Andreas", die sich sofort in den Schacht begaben, und denen, da ihnen unten das Grubenlicht auSgegangcn, nochmals Licht in einem Kübel hinunter gelassen wurde. Die Obenstehenden sahen noch, wie die Lichter aus dem Kübel herauSgenommen wurden, dann wurde jedoch Alles still und das Rusen blieb erfolglos. Jetzt begaben sich nun die Bergmänner Heinrich und Kiehle in den Schacht. Nach zweimaligen Hinunter- und Herausstcigen, weil unten die Lichter wegen zu schlechter Lust auSgiugcn, versuchte nochmals der Bergmann Heinrich allein mit einem Feuerkübel fein blecherner Kübel, in welchem Holz entzündet wird) hinabzugehen, und ließ sich eine Kette hinabwerfen, um die Körper der 4 Unglücklichen hinaufziehen zu lassen. Er brachte nun einen nach dem andern an's Tageslicht, mußte jedoch jedesmal oben frische Lust schöpfen; er würde vielleicht keinen Erfolg gehabt haben, aber das größere Feucr mag die Luft etwas gebessert haben. Der Steiger Kretschmar wurde von ihm in sitzender Stellung schon vollständig leblos «»getroffen, die 3 Ander», Steiger Wünsche und die Bergleute Kaspar und Kaiser, wurden in dem Wasser, daß sich noch in der Grube befand, vorgesunden. Als die 4 Körper oben ankamen, erklärte der herbeigerustne IU. Klitsch aus Niesky, daß sie sämmtlich vollständig todt seieu. * Vor einiger Zeit verließ ein französisches Schiff einen Hafen Brasiliens mit einer Ladung Kaffee nach Havre. Während der Ver ladung benutzte ein jungcr Neger, der Sclave eines Pflanzers, die Gelegenheit, sich im Schiffsräume zwischen den Kaffeeballen zu ver bergen. Als das Schiff die Anker gelichtet und in See gestochen war, vernimmt man ein klagendes Geschrei und entdeckt den jungen Neger zwischen den Ballen, der um Gnade und die Gunst bittet, ihn mit zunehmen. Man gab ihm als Küchenjunge Beschäftigung, und als das Schiff in Havre ankam, verschaffte die Schiffsmannschaft ihm eine Stelle als Koch. Bald zeichnete derselbe sich durch Thätigkeit und Geschicklichkeit aus, und nach kurzer Zeit ging er nach Paris, wo er eine sehr vortheilhafte Stellung in einem großen Hause erhielt. Gegenwärtig ist er beim Ministerium mit der Bitte eingekonnnen, französischer Bürger und getauft zu werden. * Am Napoleonstage sind 158 Städte Frankreichs mit den lebens großen Bildnissen des Kaisers und der Kaiserin erfreut worden. Auch Kirchen sind mit Altargemäldcn aus der heil. Geschichte beschenkt worden. Es hat dadurch eine große Anzahl von Künstlern Beschäftigung und Verdienst erhalte». * Ein Amerikaner hat einen Ballon erbaut, der den Riesenballon NadarS noch übertrifft. DaS Luftschiff ist mit Apparaten für das Aussteige», für da- Herablassen und für die Lenkung versehen. Es mißt 387 Fuß im Umfange, enthält 700,000 Kubikfuß Gas und trägt eine Last von 22 Tonnen. Der Erfinder „Lowe" gedenkt in 50 bis 60 Stunden damit die Reise über den atlantischen Ocean zu machen. > * Amerikanische Blätter bringen folgende drastische Charakteristik der Finanzgrößen New-Uorks: „W. B. Astor ist 50 Millionen werth, 67 Jahre alt, mit rundem Gesichte, ^in angenehmer ruhiger Gentleman; er besitzt 2000 Häuser und ist ein sehr nachsichtiger Miethsherr. A. T. Stewart ist 30 Millionen werth, 60 Jahre alt, mager, reizbar und fühlt seine Würde; er ist freigiebig, wo er Gutes thun kann, und wenn man an sei» Herz appcllirt. Comodore Vanderbilt besitzt 40 Millionen, hat weißes Haar und rothe Backen, ist 70 Jahre alt, hält ein Renn pferd und schnellsegelndcs Boot, besitzt zwei Eisenbahnen, hält sich zu Leuten, die rasch lebe» und giebt sein Geld mit »ollen Händen weg. August Belmout (ein Deutscher, der seinen Namen „Schönberg" über setzt hat), Herr von 20 Millionen, ist von kernigem Stoff, untersetzt, 50 Jahre alt und sehr deutsch. George Opdyke, mit 5 Millionen, ist 50 Jahr alt, sieht aber jünger aus und ist ein sehr angenehmer Gentleman. James Gordon Bennet, 5 Millionen werth, 73 Jahr alt, würdevoll, spricht mit breitem schottischen Accent und ist sehr mild- thätig gegen Arme." Wieviel an diesen Millionen baar Geld, Papier und — Humbug ist, darüber schweigt der Reporter. * sAmerikanische Reporter.) Man kann sich in Deutsch land kaum einen Begriff von den Kosten machen, zu welchen die englischen und amerikanischen Zeitungen gezwungen sind, um sich schnell Nachrichten von allen Theilen der Erde zu verschaffen. Die „Time-" hat ein NedactionS-Budget, welches das mancher deutschen Fürsten- thümcr übersteigt. Ebenso in Amerika der „New-Uork-Herald". Die« Journal hat m der That nicht weniger als 720,000 Thlr. für De peschen, Korrespondenzen und Zeichnungen von Karten während des Krieges mit dem Süden verausgabt. Die Correspvndenten. welche es bei den beiden Armeen unterhielt, betrugen 63! Mehrere hatten Specialstudien gemacht und den Grad von Kapitänen, Majors und Obristcn eingenommen. Einer ist auf dem Schlachtfelde getödtet, zwei sind vor Anstrengung umgekommen, sechs sind verwundet worden, sieben oder acht waren gefangen gewesen. Die einen wurden ziemlich gut be handelt und srcigegeben, die anderen haben alle Schrecknisse und Leiden im Gefängnisse von Libby und Schloß Richmond erfahren. M. P. Andersen ist 14 Monate in einen, Kerker geblieben, ohne Licht und mit 3 Dieben und 2 Mördern als Gefährten. Einer der Flotten- Correspondenten hat 27 Seegefechten aus dem Panzerschiffe beigewohnt und 6 Wunden empfangen und war auf dem Montauk, als dieser durch die Höllenmaschine zertrümmert wurde und aus dem Hartford, als Admiral Faragut den Eingang in die Bai von Mobile erzwang, die Forts, welche denselben beherrschen, zum Schweigen brachte und das schönste Panzerschiff, daö aus den Werften der Conföderirten hervor gegangen, kampfunfähig machte. Eine Sinekure war danach der Posten eines Korrespondenten des „Herald" nicht und verdiente deshalb eine gute Bezahlung. Diese Herren hatten alle vorzügliche Pferde, Zelte, Proviautvorräthe und zuweilen sogar einen eigenen Packwagen. Ihre Instructionen gingen dahin, Alles zu sehen und Alles zu wissen, und ihre telegraphischen und schriftlichen Depeschen mit der größten Schnellig keit und alle ohne Rücksicht ans den Kostenpunkt zu expediren. Um diesen Preis war das Publikum von New-Kork, von Washington, von allen Städten des Nordens so wohl unterrichtet von allen Ereignissen und waren die großen Schlachteü wie die kleinen Gefechte mit so großer Genauigkeit beschrieben. * Ueber die Frage: „Wie Moosen auf Wiesen zu begegnen und ein reicher Graswuchs zu erzielen sei", sagt eine Lorrespondenz des „Schweizerboten": „Den verschiedenen Mitteln, die zu diesem Zwecke schon in Vorschlag gebracht worden find, reihen wir eines an, da« nach gemachter Erfahrung, bechnders auf etwas schwammigen Wiesen alle andern übertrifft. Man sahre Sand oder auch stark sandigen Boden zu einem Hausen zusammen, begieße denselben täglich mit Jaucht, damit er fortwährend durchfeuchtet ist. Nach jedesmaligem Begießen strebe man dünn GypS darüber. Derselbe hindert bekanntlich den stark riechenden Stoff Per Jauche, genannt Amoniak, am Verflüchtigen. Etwa alle acht Tage wühle man den Haufen tüchtig durcheinander. Hat man 4 bis 5 Wochen lang den Sand täglich so gedüngt und gegypst, dann bringt man ihn auf die Wiese. Dort au-gestreut, wird der Sand seiner Schwere wegen das MooS Niederdrücken und so dem selben den Luftzutritt abschneiden. Die dem Sande durch die Jaucht beigegebenen Düngestoffc (Amoniak und Kali) werden da« MooS vollends ersticken. Seit 7 Jahren haben Landwirthe mit diesen, Verfahren Versuche angestellt, deren Resultate so überraschend günstig waren, daß sich der so bereitete Sandcoinpost bei Allen, die die betreffenden Wiesen früher kannten und später sahen, des größten Beifalls'zu erstellen hat." ' Mn großer Todter.j Auf dem St. Johanniskirchhofe zu Leipzig, erzählt Bitter in seinem jüngst erschienenen zweibändigen Werke „Joh. Sebastian Bach", ward Bach zu: Ruhe bestattet. Seinen Leichenhügel deckt kein Stein, kein Kreuz sagt, wo er begraben worden. Gleich Mozart schlummert der große Tondichter unerkannt unter den Tausenden, deren Gebeine dort ruhen. DaS Letzte, was von seinem Leben und Sterben bekannt geworden, ist ein auf der Stadtbtbliothek zu Leipzig befindlicher, aus der Leichenschreiberei herstammender Zettel, welcher besagt: „Ein Mann 67 Jahr alt, Hr. I. S. Bach, Kapell meister und Cantor der Schule zu St. Thomas, wurde mit dem Leichenwagen begraben, den 30. Juli 1750". Am 28. Juli war Bach gestorben und bereits am sülzenden Tage wurde im enger» Rathe, noch ehe also der große Todte zur Erde bestattet war, über seine» Amtsnachfolger verhandelt.