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"—-- reiberger Anzeiger «» und Tageblatt. Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter u. der Stadträthe zu Freiberg, Sayda u. Brand. 1 /»/» TrschUnI jedm Wochentag ftüh « U. - PM« vtnteljLHU. LV Ngr. Jnsn«te .-HO I »HUH Inserate werden bi« Nach«. 3 Uhr DONNerstag, dell SV. Jult werden die gespaltene Zeile oder deren » KLIH^ M. di, nächste Nr. angenommen. Raum mit 3 Pf. berechnet. Tagesgeschichte. Münster, 12. Juli. (K. Z.) In der heutigen Sitzung der hiesigen Stadtverordnetenversammlung kam die Geldbewilligung für, das im October zu feiernde 50 jährige Jubiläum der Vereinigung, beziehentlich Wiedervereinigung der Provinz Westphalen mit Preußen zur Verhandlung. Die Provinzialstände haben für diese Feslfeier 12,000 Thlr. votirt, in der Voraussicht aber, daß diese Summe nicht ausreichen werde, die Stadt Münster angegangen, etwaige Mehrausgaben in Höhe von 5000 Thlr. zu decken, und war heute über die Eingehung dieser eventuellen Verbindlichkeit von den Stadt verordneten zu beschließen. Der Oberbürgermeister Offenberg er schien persönlich und verlangte unter Zustimmung von Mitgliedern der Versammlung, welche notorisch für die Bewilligung waren, ge heime Berathung. Die Versammlung beschloß jedoch Verhandlung in öffentlicher Sitzung, und wurde nach einer sehr erregten Er örterung der Antrag, 5000 Thlr. zu bewilligen, durch geheime Ab stimmung abgelehnt mit 24 gegen 3 Stimmen, dagegen der Antrag, die Hälfte mn 2500 Thlr. zu bewilligen, angenommen mit l 5 gegen 12 Stimmen. Die Wortführer der MinoriM, welche gar nichts bewilligen wollte, motivirten ihre Abstimmung sehr eingehend, na mentlich durch Abneigung gegen solche Festfeier unter dem gegen wärtigen RegierungSshstem unter Hinweisung auf die neuliche gleiche Feier in der Rheinprovinz und die nachmalige Darstellung der po litischen Stimmung der dortigen Bevölkerung. Wien, 16. Juli. Die beginnende Woche soll das neue Ministerium bringen. Die heutige Ministerliste lautet: Minister des Aeußern Graf Mensdorff, Minister des Innern Graf Belcredi, Graf Merkandin Polizeiminister, Finanzminister Fürst Jablonowski, Handelsminister Graf Larisch, Juslizminister Ritter v. Komers. — Der „Botschafter", das Organ v. Schmerling'«, wird, wie eS heute selbst anzeigt, mit Ende dieses Monats zu erscheinen auf hören. Herr v. Schmerling selbst ist zum Präsidenten des obersten Gerichtshofes ernannt. — Die Wiener officiösen Correspondenzen sprechen immer offener von dem bevorstehenden Bruch mit Preußen. So bezeichnet der Correspondent der „H. B. H." die Phase, in welcher die öster reichische Politik in Folge der mit dem Berliner Cabinet einge tretenen Spannung sich befindet, als sehr bedenklich. Diese sei veranlaßt durch das jüngste Benehmen Preußens gegen Italien, behufs dessen Anerkennung Seitens des deutschen Bundes, wozu denn noch der Congreßsturm gekommen wäre. Man sei jetzt in Oesterreich zu der Erkenntniß gelangt, daß Oesterreich von Preußen Alles zu besorgen und nichts Gutes zu erwarten habe. Deshalb werde man wohl dazu schreiten, unter Pariser Vermittelung mit Italien ein besseres Verhältniß anzubahnen, um für die großmächt- liche Stellung im Süden sich den Rücken zu decken, und nicht gleich zeitig sich einem etwaigen Angriffe von zwei Seiten auszusetzen. Zunächst werde man nur in Bezug auf die TruppenreducirungS- frage, wenn Preußen in-dieselbe nicht willige, die Brigade Kalik dem preußischen Oberbefehle entziehen, und sie auf eine dem öster reichischen Mitbesitzrecht entsprechende Höhe bringen. Die clericalen Ausschreitungen nehmen in Nassau immer mehr überhand. Der katholische Pfarrer v. Linde in Oberursel ver weigerte die Beerdigung eines jungen Kaufmanns, weil derselbe die Sterbesacramente nicht empfangen habe. Als der Arzt dem Pfarrer versicherte, der Kranke habe unmöglich sein nahes Ende voraussehen können, ließ sich der Pfarrer zwar zur Vornahme der Beerdigung herbei, dagegen überhäufte er die Verwandten mit Vor ¬ würfen, weil sie nicht für die letzte Oelung gesorgt hätten, und am offenen Grabe brach er in die Verwünschungen aus: „So wahr sich dieses Grab schließen wird, schwöre ich, daß des Himmels Rache die erreichen wird, welche verhindert haben, daß dem Verstorbenen die Sterbesacramente gereicht worden sind." Die Verwandten haben bei Gericht Klage gegen den Pfarrer erhoben. Bremen. Zur Begrüßung der Amerikaner, welche zum deutschen Schützenfeste kommen, begab sich am 14. Juli in aller Frühe eine Empfangsdeputation nach Bremerhafen. Dieselbe be stand aus den Herren Or. Meher von der „Weser-Zeitung," Habe nicht und Clause, denen sich sechs Mitglieder des Bremerhafener Comitö's anschlossen. Um 7 Uhr vom Leuchtthurm aus signalistrt, lief der transatlantische Steamer in der Rhede von Bremerhafen ein, von Kanonendonner und den Klängen des Vaterlandsliebe» empfangen. Das Empfangscomite begab sich auf dem Schlepp dampfschiff „Simson" an Bord des Steamers. Dort hatten sich inzwischen die Mitglieder von zwei New-Iorker Schützencorps, die einen 48 Mann stark unter Führung des Hauptmanns Busch, die andern 17 Mann stark'unter Führung des Hauptmanns Schmalz, in Reih und Glied ausgestellt und nahmen die Einladung des Bremerhafener Comitä'S, bis Sonntag früh in Bremerhafen zu verweilen, an. Or Meyer begrüßte darauf die amerikanischen Schützen in einer Ansprache, deren wesentlicher Inhalt dahin lautete, daß die Deutschen in Amerika sich in dem großen Kriege, den sie durchgemacht, in den Dienst einer Idee gestellt hätten, und daß sie die Kraft, im Dienste einer Idee zu wirken, nur durch die enge Verbindung mit den: Mutterland sich erhalten würden. Busch er widerte, auch er wünsche eine engere Verbindung ddr Deutschen in Amerika, die deutsche Sitten und Bräuche nach Kräften pflegen, mit dem Mutterland, und hoffe, die erwiesene Gastfreundschaft der einst erwidern zu können. Die Amerikaner gehören meist der Klasse der Gastwirthe an und machen den Eindruck eines gesitteten und an strenge Disciplin gewöhnten Corps. Apenrade, 13. Juli. (Kiel. Z.) Dem Vorstande des hiesigen Bürgervereins ist soeben ein Schreiben des Herrn Bürgermeisters zugegangen, wodurch die Versammlungen des Vereins untersagt werden, weil nach der Aussage von fünf preußischen Soldaten bei der Geburtstagsfeier unsers Herzogs im Vereinslocale im Chor gesungen worden sein soll: „Schleswig-Holstein stammverwandt, jagt die Preußen aus dem Land". Wenn man bedenkt, daß dem Vereine die angesehensten Bürger der Stadt angehören, welche an jenem Abende fast sämmtlich versammelt waren, und daß dieselben eidlich bekunden wollen, nichts von dem angegebenen Gesänge ge hört zu haben, so wird man sich den Eindruck denken können, welchen jenes Verbot macht. Als Kläger ist der hiesige Stadtcommandant, Major von Cranach, aufgetreten. Paris. Die französische „Presse" empfiehlt eindringlichst die Anlegung eines Canals, welcher Paris in directe Verbindung mit dem Meere setzen und die Hauptstadt zu einem mit London rivali- sirenden Handelsemporium machen würde (nicht mehr als 200 Mill. Frcs. würden zur Ausführung dieses Projectes hinreichen), sowie Herstellung unterirdischer Schienenwege in verschiedenen Richtungen unter der Hauptstadt. St. Petersburg, 14. Juli. (H. Bl.) In der Nacht vom Dienstag zum Mittwoch wüthete hier und in der Umgebung ein furchtbarer Sturm. Infolge dessen stieg das zurückgedrängte Wasser der Newa so reißend schnell, daß die Bewohner der Inseln an vielen Orten ihre Häuser verließen und viele sogar ihre Wohnungen zn räumen begannen. Glücklicherweise änderte der Wind zwischen 3 und 4 Uhr Morgens seine Richtung und das Wasser siel. D«