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I » i Tageblatt. Amtsblatt de« Kgl. Bezirksgericht« zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter u. der Stadträthe zu Freiberg, Sayda u. Brand. .1° 1SL. Erscheint jeden Wochentag früh 9 U. Inserate werden bi» Nachm. Z Uhr für die nichste Nr. angenommen. Mittwoch, dew 3. Juli Prei« vierteljjhrl. LV Ngr. Inserat« Pret« vierteljähri. rv Ngr. Inserat« werdtn di« gefhalt«n« Z«il« oder derm I Raum mit b Pf. berechnet. W denen er niemals, gehen wollte", zum ungarischen Hofkanzler er ¬ den Herzogthümern einzugehen. Graf Meusdorfs bleibt unberührt von dem Wechsel, und da er lediglich der Träger der Politik des Kaiser- ist, so ist um so deutlicher markirt, daß diese Politik sich nicht geändert hat, noch voraussichtlich ändern wird. ES giebt im Gegentheil Anhaltspunkte genug für die Annahme, daß man in Wien bald das Bedürfniß empfinden wird, noch festeren Ganges als bisher mit Deutschland zusammen zu gehen. Denn je mehr eine Lockerung des Einheitsbande« in Aussicht steht, das die Glieder des Kaiserstaats zu einem Ganzen binden sollte, desto mehr wird man in Deutsch-Oesterreich da» Bedürfniß fühlen, sich enger an Deutschland anzuschließen. Wenn der Zusammenhang der einzelnen Kronländer loser wird, so ist nur noch die Stärkung des deutsches Geistes, der die habsburgische Monarchie geschaffen hat, im Stande, sie zu erhalten gegen die Antastungen von Außen, und im Innern gegen den Andrang der auseinanderstrebenden Nationalitäten. Diese höhere Nothwendigkeit, weit entfernt, mit dem Ausscheiden des Herrn v. Schmerling aufzuhören, wird gerade von jetzt an erst recht in die Erscheinung treten. , , - nannt ward, ohne daß er ein Wort davon erfuhr, bis es geschehen war. Zum Glück sind die großen Factoren, die Oesterreich zu Deutschland drängen, mächtiger als alle anderen. Die vier Jahre eines konstitutionellen Leben« können nicht ohne nachhaltige Wirkung geblieben sein. Wenn die Schwergeburt des neuen Regi ments vollendet ist, wird es sich zeigen, daß der Jubel der preußischen Regierungsblätter zu früh gekommen und daß nach Außen hin kein Systemwechsel in Oesterreich eingetreten ist. Sollte e», sagen jetzt schon die Berliner Ofstciösen, dem neuen Eabinete gelingen, eine wirkliche Versöhnung mit Ungarn durch- Ueber die Lage in Oesterreich enthält in einem längern Artikel die „Leipz. Abendp." FoldendeS: Seit der Reise des Kaisers nach-Ungarn war die Stellung des Herrn v. Schmerling unhaltbar geworden. Die Magvaren waren dem Kaiser so stürmisch entgegengekommeu, daß irgend ein Versuch zur Lösung unternommen werden mußte. — Zwischen drei ungarischen Parteien konnte man wählen: da war die soge nannte „Adreßpartei" unter De-ik, die „Beschlußpartei" mit einer Masse hinter sich, die höchstens zur Sensationspolitik zu brauchen wäre, und die Altconservativen, die wohl bereit sind, dem Kaiser zu dienen, wenn es nur in magyarischer Tracht geschehen kann. Diesen Conservativen gelang e», den Kaiser zu gewinnen. Damit war Herr v. Schmerling gestürzt, ehe er es nur ahnte. Seit er sich durch die „deutsche" Mehrheit im Äbgeordnetenhause zu jenem Ausspruche hatte drängen lassen, daß er niemals mit den (ungarischen) Conservativen gehen werde, waren alle Kräfte doppelt eifrig auf die Untergrabung seiner Stellung gerichtet worden. Sein allzu starrer Centralismus hatte ihm die Worte entlockt, daß er auch von dem nächsten ungarischen Landtag nichts hoffe. Schmer- Üng hatte gesagt, Oesterreich könne warten, und es gelang, am entscheidenden Orte die Ueberzeugung zu wecken, daß Oesterreich nicht warten könne, daß der üble Zustand der Finanzen nur durch den Ausgleich mit Ungarn gebessert werden könne, und daß dieser Ausgleich unverzüglich stattftnden müsse, damit die Stellung des StaatS gegen Preußen haltbar gemacht werde und eine LebenSbedingung Oesterreichs, der Einfluß in Deutschland, nicht mehr und mehr zusammenschwinde. Die Erbitterung der Conservativen und da« große Geschick des Grafen Moritz Esterhazy hätte Herr v. Schmerling nur dann nachhaltig zu bekämpfen der- mocht, wenn er im Abgeordnetenhaus eine Stütze gefunden hätte; aber diese entging ihm. Herrn v. Schmerling'« Werth siel beim Kaiser mit jeder ungünstigen Abstimmung des Reichsraths. Nur so konnte eS kommen, daß gerade einer jener Conservativen, „mit Tagesgeschichie. In BreSlau ereignete sich am 29. Juni auf dem Neubau der St. Michaeliskirche ein furchtbares Unglück. Dem im ersten Treppenthurme dreifach übereinander gebauten, 80 Fuß Hohm Gerüste, auf welches die Baumaterialien vermittelst Pferdekraft hinaufgewunden werden, hatte man wahrscheinlich eine zu große Last aufgebürdet, die durch 9 auf demselben befindliche Personen, unter denen der Baumeister Aloys Langer, Zimmermeister Gliwitzky, Zimmermeister Söhrig und Kanonikus vr Klopsch, noch vermehrt wurde. Plötzlich stürzte die Rüstung zusammen und die oberste Balkenlage schlug die beiden darunter befindlichen durch. Alle oben Stehenden, mit Ausnahme des Kanonikus vr- Klopsch, der wie durch ein Wunder erhalten blieb- stürzten mit dem Trümmerhaufen zugleich herab. Der 15 jährige Handlanger Müller wurde todt aus dem Schutte hervorgezogen: ein Balken hatte ihm den Kopf zerschmettert, während die Uebrigen mehr oder minder innerlich und äußerlich schwer verletzt sind. Zwei, Söhrig und ein Zimmerlehr ling, starben noch denselben Tag. Wien, 1. Juli. In der „Grazer Tagespost" finden wir folgende telegraphische Mittheilung: „Ein Handschreiben des Kaiser» an den Kriegsminister vom 30. Juni befiehlt die durchgängige Herabsetzung der Armee auf den Friedensfuß. Dabei sind die Truppen in Italien mitbegriffen". — Die „O. P." bemerkt hierzu: Wenn sich diese Nachricht bestätigt, und wir haben keinen Grund, daran zu zweifeln, so hätte das insbesondere mit der Ministerkrisis in Verbindung gebrachte Gerücht von einer bevorstehenden weiteren Armeereduction bald seine Erfüllung gefunden. Der kaiserliche Ent schluß wird gewiß in ganz Oesterreich freudige Aufnahme finde» und dazu dienen, die Last des Armeebudgets zu erleichtern. Mit der Durchführung von reellen Ersparungen steht es wohl auch im Zusammenhänge, daß laut Erlaß des Kriegsministers die zweiten Leutnantsstellen in der ganzen Armee ekngezogen worden sind. — Die „Neue Freie Presse" bemerkt zum Rücktritt des StaatS- - - - Ministers: „Nie werden wir vergessen, daß Schmerling ein politisch zuführen, so würde Oesterreich trotz der mehr conservativen makelloser Charakter ist, daß seine Geschäftsführung sich durch eine Minister umsoweniger geneigt sein, auf Preußens Forderungen in gewisse Geradheit, Ehrenhaftigkeit ausgezeichnet und von. politischen " Jntriguen fern gehalten hat; immer werden wir bedauern, daß die Partei ihn verloren, aber seinen Fall beklagen kann nur, wer so kurzsichtig ist, nicht zu begreifen, daß dieser Fall unausbleiblich ge worden war"; und definirt ihren Standpunkt in folgendemPassn»: „Wir zählen zu der Partei, deren Opposition in der