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^Merger Anzeiger und Amtsblatt deS Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter u. der Stadträthe zu Freiberg, Sayda u. Brand. Prei« vittttljjhrl. LV Ngk Snsnat« werden die gespaltene Zeile oder deren I Raum mit S Pf. berechnet. LOW 1S3 ' Sonnabend, den 8. Juli Erscheint jedm Wochentag stütz!l U. Inserat« werden ti« Nachm. 3 Uhr für die nächste Nr. angenommen. Altona, 5. Juli. Aus dem nördlichen Schleswig wird ge meldet: Wie früher das Lied: „Meer umschlungen", verpönt war, so geht eS jetzt der dänisch sprechenden Bevölkerung mit dem „ta pferen Landsoldaten", und ein Knecht ist für das Absingen dieses Liedes 3 Tage bei Wasser und Brod eingesperrt worden. Die Farben roth und weiß sind überall nicht geduldet; selbst Gardinen dieser Farben wurden von den Fenstern entfernt, und einem Dienst mädchen, welches eine roth-weiße Cravatte trug, hat der Polizei- meister solche eigenhändig abgenommen. Ein Hausbesitzer wurde mit 10 Mark bestraft, weil er am Geburtstage des Königs von Dänemark vor seiner Thüre weißen Sand gestreut hatte. Ein an derer Bürger erhielt eine Strafe von 100 Mark, weil er sich an einer Adresse an die oberste Civilbehörde, welche die Wiedervereini gung NordschlrSwigs mit Dänemark zum Gegenstand hatte, be- Tagesgeschichte. Hosen, 5. Juli. In den hiesigen Blättern veröffentlicht der Oberpräsident ein an ihn gerichtetes Schreiben des Kronprinzen, der kürzlich die Provinz hauptsächlich zum Zwecke militärischer Jn- spectionen durchreiste. Der Kronprinz dankt darin für die erfahrenen Zeichen der Anhänglichkeit, die diesmal doppelt werthvoll für ihn stien, weil sie zugleich der Kronprinzessin bei ihrem ersten, dem Großherzogthum abgestatteten Besuche dargebracht wurden; er nehme sie gern für einen neuen, bedeutungsvollen Beweis dafür, daß in der Provinz die Gefühle der Treue und Ergebenheit für den König und sein Haus feste Wurzeln geschlagen und damit zugleich An hänglichkeit und Liebe zum gemeinsamen Paterlande ihre sichere Begründung erlangt haben. Der „Danziger Zeitung" schreibt man aus Thorn: „Nach Vernehmen von zuverlässiger Seite dürften ehestens die Verhand lungen zwischen Preußen und Rußland behufs Abschließung eines Zoll- und Handelsvertrags des deutschen Zollvereins mit dem ge nannten Kaiserreich in St. Petersburg beginnen. Ein Beamter de» königl. Finanzministeriums, der dorthin gehen wird, soll zuvor die preußischen östlichen Grenzlandschaften besuchen, um die Bedürf nisse des Handelsstandes derselben bezüglich jenes Handelsvertrages in Erfahrung zu bringen. Diese Bedürfnisse haben ihren Ausdruck erhalten in der bekannten Denkschrift, welche der bleibende Ausschuß des deutschen Handelstags über den Abschluß besagten Handels vertrags veröffentlicht hat". Schleswig-Holstein. Die „Hamb. Ztg." vom 4. Juli enthält folgendes Schreiben: „Die Nr. 152 der „Hamb. Ztg." vom 1. Juli bringt an ihrer Spitze die Nachricht, daß ich, wie die Blätter melden, zum 6. Juli, dem Geburtstage des Herzogs Friedrich, welcher überall in Städten und auf dem Lande in Schleswig-Holstein festlich begangen werden wird, auf ein bald offenes Einschreiten angetragen habe." Die Blätter, auf welche die Zeitung sich hierbei bezieht, sind, wenn sie dies melden, falsch unterrichtet. Ich habe, nachdem ich von den Aufforderungen zur Feier dieses Tages Kenntniß erhalten hatte, allerdings durch die Pflicht der Sorge für die öffentliche Ruhe, Ordnung und Sicherheit sowohl, als durch die Rücksicht auf die allerhöchsten Regierungen, welche zur Zeit allein die höchste Auto rität im Lande bilden, Vorkehrungen für geboten betrachtet, welche Ausschreitungen der Feier nach der einen oder andern Richtung hin verhüte«, und glaube, daß eine Verweisung der Feier in die hierdurch bezeichneten Grenzen im allseitigen Interesse liegt. Daß ich auf ein bewaffnetes Einschreiten angetragen habe, ist durchaus unwahr. Schleswig, den 3. Juli 1865. Der königl. preußische CivilcomMissar Freiherr v. Zedlitz. theiligte. Der Flensburger Kaufmann Schröder endlich, welcher be schuldigt war, die an den Kaiser Napoleon gerichtete Adresse ähn lichen Inhalts mit unterschrieben zu haben, ist 9 Tage lang bei Wasser und Brod in Untersuchungshaft eingesperrt gewesen. Eine Haft bei Wasser und Brod ist als Strafe Wohl denkbar und nach den dortigen Gesetzen auch gestattet, allein e» ist unerhört, bei einem Untersuchungsgefangenen dergleichen Maßregeln in Anwendung zu bringen. Der Kaufmann Schröder hat übrigens noch heute Stadt arrest. Paris, 3. Juli. Der „Moniteur" veröffentlicht den Tert de» Vertrages, der zum Schutze des literarischen und artistischen Eigen thums zwischen Frankreich und dem Königreiche Sachsen abgeschlos sen worden ist. — Heute Nachmittag wurde eine Uebereinkunst we gen des Schutzes des literarischen und artistischen EigenthumS zwi schen Frankreich und Preußen und dann zwischen Frankreich und Hessen-Darmstadt im Hotel des Auswärtigen unterzeichnet. — Omer Pascha, der sich seit einigen Tagen hier befindet, wurde heute von dem türkischen Gesandten Herrn Drouyn de l'HuhS vorgestellt. — Im Senate wurde neulich bei Gelegenheit einer Petition über die Prostitution der Versuch gemacht, über die zunehmende Sittenver wilderung in Frankreich ein ernstes Wort zu reden. Die alten Herren beeilten sich jedoch, die Sitzung zum geheimen Comits zu erklären, so daß der Bericht der Prüfungscommission bei geschlos senen Thüren erstattet und demselben die Veröffentlichung durch den „Moniteur" versagt wurde. Der ältere Dupin mußte-seinen Köcher voll Pfeile, den er bereit hatte, murrend wieder heimtragen und hat jetzt seine Rede unter dem Titel: „Gutachten des Herrn Generalprocurators Dupin, Senators, über den zügellosen Luxus der Frauenzimmer", als Manuscript drucken und in Umlauf setzen lassen. „Die Polizei, das will ich meinen", äußert der alte Prac- ticus, „thut ihre Pflicht und hat von oben bis unten herunter ge nug zu thun; denn man spricht wohl von den untern Classen, aber von den höhern Regionen schweigt man still, da diese schwerer zu erreichen sind, obwohl sie nicht weniger in die Augen fallen. . . . Das dringt (der Luxus nämlich) in die untern Schichten aus Nach- ahmungssucht, auch aus Gleichheitssinn. Jede will so prächtig an- gethan sein wie jede andere. Lafontaine spöttelt in seiner Fabel vom Frosch, der so dick sein will wie der OchS; mit unseren jetzi gen Moden hätte er leichtes Spiel; das Thierlein brauchte ja blo» seinen Leib in die jetzt üblichen elastischen Umrisse zu hüllen, die es so dick machen würden, daß es sein Musterbild leicht erreichen — 5. Juli. Man hat die Bemerkung gemacht, daß in letz terer Zeit die deutschen Zeitungen hier weniger streng beurtheilt werden als früher, wo mitunter wöchentlich nur eine oder zwei Nummern einer bestellten Zeitung in die Hände der Abonnenten gelangten. Die Veranlassung zu dieser für die hiesigen Deutschen erfreulichen Wendung gab, wie ich höre, Fürst Metternich, welcher die Abwesenheit des Kaisers in Algier benutzte, um sich bei der Kaiserin für eine mildere Behandlung der deutschen Presse zu ver wenden. ES ist ihm dies auch geglückt, denn die hohe Frau gab sofort dem Minister des Innern die entsprechenden Weisungen. — Der Schrift des Kaisers Napoleon über Algier, welche die „Köln. Ztg." im Auszug- mittheilt, entnehmen wir nachfolgende Stellen: „Frankreich ist seit 36 Jahren im Besitze von Algier. Diese Eroberung muß für dasselbe in Zukunft ein Zuwachs an Kraft, aber keine Ursache zur Schwächung sein. Damit eS so sei, ist die Beruhigung der Rivalitäten und die Eintracht der Interessen auf jener afrikanischen Erde unumgänglich nothwendig" . . . Schließlich gelangt der Kaiser zu folgendem Resums: Ms jetzt bestehen die Wohlthaten der Civiltsatton, an denen Thefi zu nehmen