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. .. " ' ' - ——— - " -m— Ireiliemer Fitzeiger 7',Ulis UUüUlIN/ Tageblatt. Amtsblatt deS Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter u. der Stadträthe zu Freiberg, Sayda u. Brand. 131 18«5. Dienstag, den 4. Juli Erscheint jeden Wochentag früh S U. Inserate werden bi« Nachm. S Uhr für die nächste Nr. angenommen. zu antworten. So lange nicht wenigstens die entscheidenden Thatsachen in he-laubi-ter Form, scheint es uns mißlich, die Situation, wie sie sich NU» entwickelt, kritisch zu beleuchten. Das ist klar, daß die Krise au» der ungarischen Angelegenheit ihren Ursprung hat. Dies verräth sich tn der allen andern Veränderungen vorangehenden Thatsache der ErnMYUN- des ehemaligen TavernicuS zum ungarischen Hofkanzler, und der ^har<cktsr des sich bildenden Ministeriums ist schon damit, daß der mit der Hefk-nzlerschaft des Baron Bay entlassene Tavernicus nun selbst die Muy- der ungarischen Hofkanzlei übernimmt, gekennzeichnet. M-N «ehß auch wohl im Allgemeinen, was man sich dabei vorzustellen hat, wenn Graf Belcredi, welcher im Abgeordnetenhause zu der minder «NlraMsch gesinnten aristokratischen Partei gehörte, an die Stelle von Schmerling tritt, und wenn das noch nicht Fingerzeig genug ist, d ann zeigt es die Ernennung des Grasen Rcchberg, des Miturhebers des Ottober-DiplomS, zum StaatSraths-Präsidenten. Das neue Ministerium wird hernach, wenn nicht Alles trügt, stark mit octobristischen Elementen versetzt sein und hat Ungarn gegenüber jedenfalls die Mission der Transaetisn. Das unmittelbare Drängende ist die Stellung des neuen , Prei» vinteljährl. 2» Ngr. Jnstr-te werden die gespaltene Zeil« oder deren . , Raum mit 5 Pf. berechnet. Ministeriums zum Vbgeordnetenhause, die Vereinbarung über ein Flwanztztsch und die hiervon abhängige Unentbehrliche Creditbewilligung. WenN 'schon das Ministerium Schmerling daran vermuthlich gescheitert Mrij so wissen wir in der That nicht, wie ein Ministerium Beleredi itn Stande sein wird, sich im Sturme die Majorität im Abgeordneten hanse z« erobern. Eine Vertagung oder verfassungsmäßige Auflösung des Hauses ; oder ein Sessionsschluß, ohne daß ein Finanzgesetz ver- sässüngsMäßig z« Stande gekommen wäre, ist daher jedenfalls eine der sein und am -l- Freiberg, 3. Juli 1865. DaS unstreitig wichtigste Ereigniß ist der Sturz des öster reichischen Ministeriums. Man ist in Wien des Parla mentarismus müde: das scheint das Geheimniß des plötzlichen Wechsels zu sein. Daneben, um wenigstens nach einer Seite Ruhe zu erhalten, strebt man nach der Versöhnung mit Ungarn, natürlich nur mit den Altconservativen. So ist denn auch in Oesterreich die sogenannte liberale Aera vorüber ; die Oesterreicher waren von einer ähnlichen Vertrauensseligkeit heimgesucht, wie einst Preußen unter dem Regime des Prinz-Regenten. Ein« ist uns unklar — warum nämlich die feudal-aristokratische Partei, die jetzt an das Ruder kommt, nicht wenigsten» so lange noch gewartet hat, bis das Abgeordneten haus etwas mehr als die winzigen 13 Millionen bewilligt hätte; bei einigen schlauen MaNnövern wäre es dem gestürzten Ministerium gewiß noch möglich gewesen, etwas mehr herauszulocken. Die österreichischen Blätter sprechen sich im Ganzen noch sehr reservirt über die Situation aus. Der sehr magyarisch gesinnte „Wanderer" sagt: , .. Kür Ungarn bedeutet die Ernennung Majlaths die Anerkennung des histqpischen Rechtes und den entschiedenen Bruch mit der VerwirkungS» theorie, und damit ist ein Boden gewonnen, auf welchem eine ver fassungsmäßige Lösung der ungarischen Frage möglich wird. Die Merale Partei in Ungarn ist, wie wir dies schon vor einigen Tagen »»deuteten, auf solch' eine Wendung gefaßt gewesen; sie ist nicht willens, mit Sack und Pack in'S eonservative Lager überzugehen, aber sie erwartet von der Partei, die jetzt an's Ruder gelangt, und mit welcher sie den Boden des historischen Rechts iheilt, volle Freiheit der Discussion und die Möglichkeit, ihre eigenen Ten denzen mit konstitutionellen Mittelmzur Geltung zu bringen. Man sieht, der „Wanderer" betrachtet die Krisis vom rein ungarischen Standpunkte; damit ist für die deutsche constitutionelle Entwickelung nichts gewonnen. Die „N. Fr. Pr." geht etwas mit der Sprache heraus; sie schreibt: Tausende Fragen schweben angesichts solcher Neuigkeiten auf Jeder- M-nn- Lippen. Wir widerstehen der Versuchung, mit Combinationen Eventualitäten, welche sich jedem Beobachter alS ziemlich nqhe liegend aufdrängt. Die Krise ist mithin eine sehr tiefgreifende. Ob sie auch eine heilsame sein wird, das hat sich zu erproben. Die „Ostd. P." vermag die außerordentliche Tragweite des Ereignisses und die unübersehbare Reihe seiner Folgen noch nicht, zu beurtheilen; sie schreibt: . .,, „Es versteht sich von selbst, daß die Nachrichten in Üngar» mit Jubel ausgenommen werden. Wie weit dje Länder diesseits der Leitha Ursache haben, sich mit der eingetretenen Wendung einverstanden zu erklären, das wird bereits die nächste Zukunft lehren. Vom Stand punkte des Ausgleichs, den wir von Herzen wünschen und mit» Wärme vertreten haben, kann die Wendung vielleicht zum Guten führen; voM Standpunkte der freiheitlichen Entwickelung ist jedoch dieselbe gewiß kein Fortschritt. ES liegt uns heute nicht ob, über die Tendenzen der altconservativen Partes in Ungarn uns zu ergehen, aber daß mit dem Eintritt ihrer Chefs in den Rath der Krone und mit der Besetzung des Staatsministeriums durch den Grafen Belcredi oder einen andern Herrn seiner Farbe das altconservative Element auch in dem Staatsleben der Länder diesseits der Leitha in den Vordergrund tritt, darüber können wir uns keine Illusionen machen. Wenn selbst Männer von der Richtung des Frhrn. v. Lichtenfels «S für angemessen erachten, ihre Entlassung zu geben, dann scheint uns mehr, al- ein Paragraph unserer Verfassung, in Gefahr zu sein." Das feudale „Vaterland" triumphirt natürlich über die Wendung der Dinge, denn es gelangt ja nun die Partei dieses Blattes, das noch weiter geht, als die „Kreuz-Ztg.", zur Herrschaft. Was die Stellung des neuen Ministeriums zu Preußen und speciell zu der schleswig-holstein'schen Frage betrifft, darüber läßt sich natürlich noch nichts Bestimmtes sagen. Wenn man aber glauben sollte, ein konservatives österreichisches Ministerium werde mit Herrn v. Bismarck durch Dick und Dünn gehen, so möchten wir doch vor voreiligen Schlüssen warnen. Fürst Schwarzenberg war außerordentlich conservativ, zehnmal conservativer als sein preußischer College v. Manteuffel, der den Weg nach Olmütz ging; und kein österreichisches Ministerim war so preußen-feindlich, als das eonservative Schwarzenberg'sche. Uehrigens ist in der schleswig- holstein'schen Angelegenheit in neuerer Zeit weder ein Fortschritt noch Rückschritt erfolgt; .es hängt noch Alles in der Schwebe und da gegenwärtig in Karlsbad die preußischen und österreichischen Diplomaten sehr viel mit einander conferiren, so braut man viel leicht dort den Bret, welcher als Surrogat später dem Verlangen der deutschen Nation beschieden ist. Die ministeriellen Organe des Herrn v. Bismarck dringen noch fortwährend auf die Entfernung des Augustenburger. Die „Prov.- Corresp." sagt gerade heraus, daß es eher nicht zu einem Einverständniß zwischen Preußen und Oesterreich kommen könne, ehe Herzog Friedrich nicht entfernt ist. DaS Scheitern der zwischen Italien und Rom bisher ge pflogenen Unterhandlungen ist auch auf den Einfluß zurückzuführen, welchen Oesterreich durch die Jesuiten auf den päpstlichen Stuhl wieder auSgeübt hat. Diese letzteren brachten es dahin, daß Rom sich in Betreff der Concessionen, die es der italienischen Regierung zu machen hatte, wieder starrer und anmaßender als jemals benahm. , UebrigeNS erachtet man das Scheitern für einen Sieg der Minister Sella und Lonya und als eine Niederlage für den General tama- romora. Man behauptet nämlich, daß Sella und Lonya auf Ver handlungen mit Rom nur deshalb eingegangen sind, weil sie d e Unmöglichkeit eines Vergleichs im Voraus einsahen und nun die ganze Schuld des Mißlingens der päpstlichen Curie in die Schuhe schieben können. Mit Ausnahme LamarmoraS soll es überhaupt keinem einzigen Minister mit den Unterhandlungen Ernst gewesen ich Begezzi soll ganz aus Seite Sellas gestanden hadtn