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mb MM und Tageblatt. Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter u. der Stadträthe zu Freiberg, Sayda u. Brand. 14«. Erscheint jeden Wochentag früh 8 u. Inserate werden bis Nachm. 3 Uhr für die nächste Nr. angenommen. Mittwoch, den 21. Juni Preis vierieljährl. LV Ngr. Inserate werden die gespaltene Zeile oder deren Naum mit S Pf. berechnet. 1883. -l- Freiberg, 20. Juni 1865. In Frankreich hat es während der Regentschaft der Kai serin weder in der innern Lage, nock nach Außen hin an Momen ten gefehlt, welche eine kluge und maßvolle Politik erheischten: die Vorgänge in Amerika nach dem Tode Lincolns und die Beziehun gen des TuileriencabinetS zu dem von Washington in Betreff Me xikos; die Arbeitseinstellungen in Paris und Lyon, welche gegen 100,000 Arbeiter ohne Beschäftigung ließen; der Streitfall zwischen dem Jockey-Club und dem Herzoge von Montmorency, ein Ereig- niß, welches durch die dabei hervorgetretene, fast einmüthige Oppo sition der vornehmen Welt gegen einen Act des Staatsoberhauptes, trotz der unbedeutenden Veranlassung, von schwerer politischer Be deutung war; in noch höheren Regionen endlich der offene Zwie spalt mit dem Prinzen Napoleon: — alle diese und andere Schwie rigkeiten sind, wie man nicht leugnen kann, von der Kaiserin mit Ge schick glücklich behandelt oder glücklich beendet worden. Jndeß hat man schwerlich ein Recht zu der Behauptung, daß die Regent schaft die Feuerprobe bestanden habe, da es wohl auf der Hand liegt, welch' ein Unterschied zwischen einer Regentschaft stattsindet, die mit dem Kaiser fortwährend noch in Verkehr blieb, und zwischen einer solchen, die vyn dem eisernen Willen des Alleinherrschers, dessen Milde auch ein Cayenne nicht scheut, nicht mehr unterstützt wird. Mit der Rückkehr des Kaisers hofft man nunmehr, daß die französische Politik wieder nachdrücklicher in den Gang der euro päischen Ereignisse eingreifen werde, und man meint, daß dies in einem durchaus konservativen Sinne geschehen werde. Allerdings spricht dafür der Erlaß eines zweiten noch schärferen Briefes an den Prinzen Napoleon, der nun einmal als Widersacher der kleri kalen Reaktion gilt, wenn auch die Hoffnungen, welche von seinen Freunden an sein Vorgehen in der Unterrichtsfrage und in der rö mischen Frage geknüpft werden mochten, so gut wie dahin sind. Ueber die Entschlüsse, welche der Kaiser hinsichtlich der mexika nischen Frage gefaßt hat, kann man nach den in die Seehäfen bereits abgegangenen Befehlen wohl nicht mehr in Zweifel sein, wenn auch der „Moniteur" es noch für gerathen hält, das Gerücht, daß nach Mexiko Verstärkungen der Truppen geschickt werden sollen, vor der Hand zu entkräften. Darüber, daß die Dinge in Mexiko schlecht stehen, ist so ziemlich alle Welt einig, und daß die 25,000 Mann, auf deren Nachsendung Marschall Bazaine in den letzten Depeschen gedrungen hatte, zur Herbeiführung einer besseren Wen dung bereits nicht mehr hinreichend sind, wird auch dem Kaiser einleuchten. — Akan erinnert sich, daß vor einiger Zeit davon die Rede war, daß in Folge der Unterhandlungen zwischen Italien und Rom die katholischen Mächte, mit Ausnahme Oesterreichs, sich be reit erklärt hätten, falls der Papst die September-Convention an zunehmen geneigt wäre, für die gewissenhafte Ausführung der darin enthaltenen Bestimmungen Garantie zu leisten. Jetzt versichert man, daß die ganze Nachricht jeder Begründung entbehrt, und man macht darauf aufmerksam, d-ß dieselbe sogar in direktem Wider spruche mit jenem Zwecke stehe, um dessen Willen die Convention abgeschlossen worden ist. Dieser Zweck besteht, wie eine dem ita lienischen Cabinet nahe stehende Feder auseinandersetzt, darin, daß die einzige fremde Intervention, welche noch in Italien besteht, näm lich die der Franzosen, ihr Ende erreiche. Es wäre also geradezu widersinnig, wenn in Folge dieser Convention die fremde Einmi schung nicht nur beseitigt, sondern durch das Herbeiziehen anderer katholischer Mächte noch erweitert würde. Wollte man eine^ solche Intervention überhaupt noch fortbestehen lassen, dann wäre auch jene Frankreichs allein für den Schutz des Papstes vollständig hin reichend. Da die zahlreichen Meeting's, in denen gegen den Accord mit Rom gesprochen wird, der italienischen Regierung unbequem werden, so müssen die ihr ergebenen Organe die Frage aufwerfen, wie man denn gegen etwas eifern könne, was man noch gar nicht kenne und was von einem Abschlusse, wofern es überhaupt zu einem solchen komme, vielleicht noch sehr fern sei. Nur die Ultrapartei, welche hinter der Abneigung gegen jeden Vertrag mit Rom die gefährlichsten Unisturzpläne verberge, führe in jenen Meetings da« Wort. Jndeß seien nicht die von diesen irregeführten Massen, sondern die sreigewählten Parlamentsmitglieder die echten Vertreter der öffentlichen Meinung und nur diesen stehe das Recht zu, ihr den maßgebenden Ausdruck zu verleihen. Pinter den Concessionen übrigens, welche der Pap st an die italienische Regierung zu machen für gut fand, nennt man, wie der „A. Z." aus Turin geschrieben wird, auch die Abschaffung der sogenannten sekundärer; Festtage, der halben Feiertage und der localen Kirchenfeste, so daß, wie bisher in Piemont, in Italien künftig einschließlich der vier hohen Feste nur noch zehn Feiertage gefeiert wurden. Wie derselben Zeitung aus Rom versichert wird, hat Hr. Vegezzi auch hierauf besonders gedrungen. Die Verhandlungen mit dem selben werden jetzt von einer aus neun Cardinälen bestehenden Commission geführt, von denen einige starke Opposition machen; doch wird am Gelingen der Verhandlungen nicht gezweifelt. Lamarmora steht und fällt mit dem Concordate; scheitert es, so wird, wie man der „K. Z." schreibt , Ricasoll die Geschäfte so lange in die Hand nehmen, bis die Kloster-Angelegenheit und was damit in Zusammenhang steht, geordnet ist; in diefem Falle würde ein sehr radicales Parlament aus den Wahlen hervorgehen, für welche in Toskana übrigens jetzt schon außer der Ultrapartei auch die reaktionäre sehr thätig ist, während die gemäßigten Liberalen kein rechtes Terrain mehr finden und auch ihre Reihen schon sehr gesichtet sehen. — Von der in fremden Blättern gemeldeten Revolution, welche in Sicilien ausgebrochen sein und an deren Spitze zwei garibaldinische Offiziere, Badia und Mobile, stehen sollten, ist in Italien selbst nichts bekannt. Aus Spanien kam in den letzten Tagen die Nachricht von dem ersten positiven Versuch, der in Valencia zu der lange vor ausgesagten Jnsurrection gemacht wurde. Allerdings hat Herr Gonzalez Bravo in der Deputirtenkammer erklärt, daß die Gerüchte, wonach auch in mehreren anderen Provinzen Unordnung stattgefunden, grundlos seien. Jndeß scheint die Regierung denn doch ihrer Sache nicht sicher, da sie gleichzeichtig dem Senate einen Gesetzentwurf vorlegte, der die Negierung zur Aushebung tz. 23 des Preßgesetzes ermächtigen soll, dessen sich Spanien bekanntlich erst seit Kurzem erfreut. Ebenso scheint man am Hofe den Ernst der Zustände richtig zu schätzen, und es heißt, die Königin werde mit der ganzen königlichen Familie in die baskischen Provinzen abreisen. Die Nachrichten aus Amerika bringen nichts von Bedeutung. Das Wichtigste ist, daß der bereits mitgetheilten Versicherung der „Morning-Post", der zufolge die Unterhandlungen zwischen der englischen Regierung und den kanadischen Deligirten beendigt sein und ein befriedigendes Resultat zu Wege gebracht haben sollten, von dem Londoner Correfpondenten der „K. Z." widersprochen wird. Insbesondere sei die Geldfrage nicht erledigt, welche die größte Schwierigkeit bilde. Neueste Post. Wien, 20. Juni. Wie der heutige „Botschafter" vernimmt, ist vorgestern eine österreichische Depesche nach-Berlin abgegangen, welche die preußische Mittheilung vom 13. d. M. beantwortet. Oesterreich, meldet der „Botschafter", erkläre sich in dieser neuesten Depesche mit der dem Freiherrn v. Zedlitz bezüglich Einleitung der