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Tageblatt. Amtsblatt deS Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter u. der Stadträthe zu Freiberg, Sayda u. Brand. 1/» 4 Erschein, jeden Wochentag früh S U. , Preis »terteljShrl. 20 Ngr. Inserat . H/g I Inserate werden bi« Nachm. 3 Uhr SONNüdeNd, dtN I«. IUM. werden die gespaltme Zeile oder deren I E---» V I - für dü nächste Nr angenommen. Raum mit ü Pf berechnet. Tagesgeschichte. Berlin, 14. Juni. Zu welchen traurigen Resultaten die Leute gelangen, welche, ohne witzig zu sein, dennoch Witze versuchen, davon stiebt die „Nordd. Allg. Ztg." folgendes abschreckendes Beispiel: (Praktischer Vorschlag.) Das akademische Gymnasium zu Hamburg hat — wie das Programm des gegenwärtigen Rectors L. K. Aegidt mittheilt — seit Ostern dieses Jahres einen, sage einen Gymna siasten auf fünf Professoren! — Wäre es da nicht praktisch, wenn die 4, gerade mit dem einen Schüler nicht beschäftigten Herren unterdessen die preußische Armee organisirten? Wir könnten gerade noch einige Professoren dazu gebrauche«. — Bon der Insel Rügen unterm 8. Juni geht der „Oder- Ztg." von mehrerer« Seiten übereinstimmend die Nachricht zu, daß der Landrath des Kreises durch die GenSdarmen die Ortsschulzen dahin habe instrniren lassen, jedem Einwohner der betreffenden Ortschaft bekannt zu machen, daß zu der Zeit, wo der König sich von Stralsund nach Stubbenkammer begebe, sich Niemand in Ar- beitskleidern und mit Pantoffeln auf der Landstiaße sehen lassen dürfe, sondern nur im Sonntagsanzuge, widrigenfalls er gewärtig sein müsse, daß man ihn von der Straße entferne. In einigen Dörfern herrsche nämlich eine bittere Armuth, die man natürlicher weise bei derartigen Gelegenheiten nicht an daö Tageslicht treten lassen könne. — Au« Magdeburg vom 12. Juni berichtet die „Magdeb. Z.": „In der auf heute Abend im Robert'schen Locale angesetzten Bür gerversammlung hatten sich nach ungefährer Schätzung über 2000 Personen eingefunden. Nach Erledigung der üblichen Einleitungs formen durch Bestätigung des Hrn. Uhlich als Leiter der Ver sammlung und nachdem Letzterer den Sachverhalt an der Hand der Berichte über die Sitzungen des Abgeordnetenhauses dargelegt, wurde eine Erklärung an den Abg. 0r. Virchow beschlossen."- Diese Er klärung lautet: Hochzuverehrender Herr! Mit freudiger Genugthuung haben wir vernommen, daß Sie die von dem Ministerpräsidenten v. Bis marck an Sie ergangene Forderung zum Duell abgelehnt haben. Sie sind mit dem unbeugsamen ManneSmuthe, den wir in Ihnen kennen, einem der hartnäckigsten Borurtheile unserer Zeit entgegen getreten; einer Unsitte, welche der Vernunft und dem Gewissen, der Religion und dem Rechte, der Humanität und dem Gesetze in gleicher Weise widerspricht. Sie haben zugleich eines unserer hei ligsten Verfassungsrechte, die Unverletzlichkeit des Volksvertreters, gewahrt und sich als ein treuer Hüter des Pfandes, das Ihnen an vertraut ist, bewährt. Hochverehrter Herr! Sie haben sich durch Ihre Handlungsweise um das Vaterland verdient gemacht nnd sich den Dank desselben in hohem Maße erworben! Die unterzeichneten Bürger Magedburgs sprechen Ihnen denselben hiermit aus. Sie glauben damit im Sinne von Millionen zu handeln! Aus Minden, 12. Juni, berichten die „K. Bl.": „Gestern hat in dem Dorfe Dützen, eine Stunde von Minden, ein Streit zwischen Artilleristen von hier und den Ortseingesessenen stattgefunden, der die beklagenswerthesten Folgen gehabt hat. Im Dorfe war Kranz reiten, ein Volksfest, zu welchem stets Auswärtige Hinzuströmen. Der eigentliche Streit brach beim Tanzen aus, als die Einheimischen sich durch die vielen Fremden im Platze beengt glaubten. Die Artilleristen zogen ihre Waffe; ein Mann, Familienvater von sechs Kindern, der, am Streite unbetheiligt, Frieden stiften wollte, fiel sofort, von einem Schlage über den Kopf getroffen ; ein Anderer wurde so schwer verwundet, daß man an seinem Aufkommen zweifelt; außerdem sollen noch 20 Personen verwundet sein, und unter diesen einige, welche auf das Läuten der Sturmglocken herbeigeeilt waren, in der Meinung, im Dorfe sei Feuer ausgebrochen. An den Ge bäuden sind arge Zerstörungen angerichtet. Wien, 13. Juni. Die „Generalcorrespondenz" erklärt, daß die Nachricht aus Bern, nach welcher Oesterreich die Gleichstellung der Schweiz mit den meistbegünstigten Nationen bezüglich des neuen Zolltarifs noch für unthunlich halte, verfrüht sei. Bet den noch wenig geförderten Verhandlungen des ReichsratHS dürste die kaiser liche Regierung nicht sobald in der Lage sein, eine Antwort auf dir erst vor wenigen Tagen hier erfolgte Anfrage der eigenössischen Behörden betreffs dieses Gegenstände« zu ertheilen. — Die „C. Oe. A." schreibt: „Wir haben Gelegenheit gehabt, eine Anzahl Privatbriefe einzusehen, die mit der gesterü hier einge troffenen Post au« Mexico angekommen sind. Dieselben.sprechen sich sämmtlich sehr hoffnungsvoll aus, in keinem einzigen haben wir auch nur eine Andeutung gefunden, wodurch die in der letzten Zeit verbreiteten alarmirenden Gerüchte bestätigt würden. Was die Ver handlungen zwischen Mexico und der Curie betrifft, so sind dieselben keineswegs abgebrochen, im Gegentheil sieht man mit Bestimmtheit einer Verständigung entgegen. Die von einer bekannten Wiener „Correspondenzfabrik" darüber gemachten Angaben erweisen sich als Erfindungen. Kaiser Maximilian befindet sich noch immer auf seiner Rundreise, die Kaiserin dagegen residirt in Mexico, ein Be weis, daß die Sicherheit in der Residenz keineswegs so gefährdet ist, wie dies behauptet wurde. Bei dem vor Kurzem in Mexico stattgefundenen Brande, bei welcher Gelegenheit u. A. der franzö sische Zuavenoberst Tourre ein Opfer seiner Menschenfreundlichkeit geworden ist, wollte ein französischer Civilist die von österreichischen Soldaten gebildete Linie durchbrechen. Ein österreichischer Soldat wies ihn zurück, was sich aber der Franzose nicht gefallen lassen wollte und mit seinem Stocke auf den Oesterreicher losschlug. Letzterer aber durchstieß den Franzosen mit dem Bayonnet, so daß dieser einige Minuten später verschied. Seit dieser Zeit hat man Vor den österreichischen Posten großen Respekt. Die Gerüchte über den angeblich bevorstehenden Verkauf der Sonora an die Vereinigten Staaten können wir einfach als Erfindungen bezeichnen. - — Aus Wien wird der „D. A. Z." unterm 13. Juni ge schrieben: „Die schleswig-holsteinische Angelegenheit scheint in eine neue Phase gelangt und deren Lösung dadurch um ein Bedeutendes wieder — in die Ferne gerückt worden zu sein. Gestern hatte nämlich Hr. v. Werther eine längere Besprechung mit dem Minister des Aeußern, in welcher über diese Frage verhandelt wurde und wobei der preußische Gesandte unter anderm auch nach Hervor hebung der preußischen Erbansprüche auf die Herzogthümer dem Vernehmen nach die Verzichtleistung des österreichischen Mitbesitz rechts in Anregung gebracht haben soll: ein Ansinnen, welches jedoch, wie glaubhaft versichert wird, bei dem Grafen MenSdorff keine entsprechende Aufnahme gefunden habe. Die Verhandlungen über das Schicksal der Herzogthümer werden jedenfalls dadurch in unbestimmte Länge gezogen werden und auch die Beziehungen zwischen den beiden Regierungen, die ohnehin schon merklich gemessenere ge worden, auf diese Weise mindestens sich nicht inniger gestalten. Wie übrigens verlautet, soll der angeblich beabsichtigte Besuch des Kaisers bei dem König von Preußen während dessen Anwesenheit in Karlsbad noch keineswegs definitiv festgestellt sein. Die Volks-Ztg." bemerkt in Betreff der Reise deS Kai sers von Oesterreich nach Ungarn: „Entkleidet man die jetzige Reise des Kaisers nach Ungarn all' des officiösen Qualm», der allent halben und zu allen Zeiten stets derselbe ist, so kann man sie nur als einen Beginn eine« neuen Versuch» bezeichnen, den der Kai^r