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727 Schule, wie der Conscription entziehen dürfen, und das Schulgesetz, welches alle Franzosen zwingen wird, tesen und schreiben zu lernen, wird die nothwendige Ergänzung des politischen Gesetzes sein, wel che« alle Franzosen zur Wahlurne beruft. Das Land des allge meinen Stimmrechtes soll auch das Land des allgemeinen Schul unterrichtes sein, sonst dürfte der Stimmzettel in der Hand des Unwissenden wohl das werden, was oft in der Hand des Kindes eine Waffe ist." Zu diesen und den übrigen theoretischen Gründen M Duruv noch praktische Belege bei, vor Allem das Großherzog- thum Baden, das noch vor 100 Jahren eines der am meisten zu rückgebliebenen Länder Deutschlands gewesen sei und heut zu Tage, zunächst durch die allgemeine Schulpflichtigkeit, in Bezug auf Wohl stand und Bildung eines der vorgeschrittensten sei. „Lehren wir die Leute lesen", fährt Dnruh fort, „so wird man, um wahre Wunder zu vollbringen, ihnen nur noch gute und nützliche Bücher in die Hand zu geben haben. Lehren wir sie rechnen, und sie wer den bald heransgebracht haben, was eine Revolution kostet. Er schließen wir ihien Geist, und sie werden erkennen, daß eine Ge sellschaft wie die unserige gleichzeitig der empfindlichste und der furchtbarste Organismus ist; daß, wenn die Arbeit eine solche Thätigkeit entfaltet, dies sich wie mit der Dampfmaschine verhält. Sie stürmt in aller Schnelle voran und führt zahllose Menschen und Dinge zum guten Ziel, wenn die Bahn frei und sicher ist; sie schleudert sie in den Tod und in's Verderben, wenn sie durch ein Hemmniß gewaltsam und plötzlich zum Stehen gebracht wird." Seit vielen Jahren hat die Stadt Rom nicht so viele Fremde in ihren Mauern beherbergt, als in der letzten Charwoche und an dem Osterfeste. Aus allen Erdtheilen waren sie herbeigeströmt, um die kirchlichen Feierlichkeiten mit anzusehen. Das wunderschöne Wetter hat den Glanz und die Pracht, welche das Pontificat ent faltete, noch mehr erhöht. Der Papst hat seine ganze Kraft zu- sammengenommen, um sich in voller Rüstigkeit zu zeigen. Nur einmal sank er ermattet in seinen Thronsessel zurück. Unter den fremde» Fürsten machte sich der greise König Ludwig I. von Bayern durch sein lebhaftes Wesen besonders bemerkbar. Berichte aus Mexiko, die über Havanna in Paris eingetroffen sind, melden die Niederlage und den Tod Marechal's, des franzö sischen Commandanten von Veracruz. Auf der Rückkehr von einer Razzia begriffen, ward er in einer Schlucht von etwa 340 Liberalen überfallen und getödtet. Ungefähr 150 seiner Soldaten theilten sein Geschick oder wurden verwundet. Seine Leiche ward nicht aufge- funden. Nach einigen Angaben ward sie in kleine Stücke zerhackt und nach allen Richtungen hin verstreut, während sie andern An gaben zufolge von den Liberalen anständig beerdigt wurde. Sachsen. Freiberg, 26. April. Aus den jüngsten Annalen des Frei berger Gymnasiums glaubt auch unser Blatt es für eine Pflicht ansehen zu dürfen, Folgendes dem größeren Publikum mit- zutheilen, und zwar um so mehr, da es uns nicht unbekannt sein kann, daß diese wissenschaftliche Anstalt seit länger als 3 Jahrhun derten unter den Ehren Freibergs genannt wird. In Folge der in ehrenvollster Weise erfolgten Emeritirung des Rectors Prof. Frotscher und des Ouartus vr Dietrich — fortdauernde Kränk lichkeit gewährte ihnen nur geringe Aussicht, zu ihren bisherigen Verdiensten noch neue hinzuzufügen — ist theils durch Berufungen, theils durch Aufrücken das Lehrercollegium neu constituirt worden, und zwar in folgender Weise: Prof. l)r. Müller, Rector; vr. Prölß, Religionslehrer und Lehrer der französischen Sprache; vr. Brause, Classenlehrer in Secunda; Vr. Erler, von der Thomasschule aus Leipzig durch das Cultusministerium berufen, Hauptlchrer in Tertia; vr. Michaelis, Lehrer der Mathematik und Physik; W. Prössel, Classenlehrer in Quarta; vr. Rich ter, Classenlehrer in Quinta; Hoffmann, Lehrer der Natur wissenschaften, und vr. Werner, ebenfalls von der Thomasschule in Leipzig hierher berufen, Hauptlehrer in Sexta. Der Unterricht im Turnen, Zeichnen, Schreiben und in der Musik ist in den bis herigen Händen geblieben. Gestern hat nun die feierliche Einfüh rung des auf diese Weise neu constituirten Collegiums Seiten der Schulcommission in Gegenwart des gejammten Cötus stattgefunden; durch Gesang und Reden erhielt dieser ernste Act seine Weihe. — Daß auch der ausgeschiedenen College« gedacht ward, darf als selbstverständlich vorausgesetzt werden; sie empfingen aus den Hän den ihrer zeitherigen Amtsgenossen ehrende Zeichen der Erinnerung an die langjährige gemeinschaftliche Berufsthätigkeit. — Tags zu vor war die Aufnahmeprüfung abgehalten worden: 17 neue Schü ler wurden ausgenommen, von denen 10 in die sechste, 5 in die sünfte, 1 in die vierte und 1 in die zweite Classe gesetzt wurden. Uebrigenö theilen gewiß mit uns nicht blos die durch ihren gegen wärtigen Beruf oder in Folge Hptr Perg-ngenheit dem Gymna sium Nahestehenden, sondern auch alle Diejenigen, die an dem sitt lichen und wissenschaftlichen Gedeihen der Jugend Gefallen finden, den Wunsch in vollster Aufrichtigkeit, daß die alte ehrwürdige An stalt, die im Laufe der Jahrhunderte über Tausende von Zöglitt- gen ihre geistigen und materiellen Segnungen verbreitet hat, dieser schönen Aufgabe durch das Bewußtsein erneuerter Kraft mit Erfolg sich gewachsen fühlen möge! D Dresden, 26. April. Gestern Abend fand in dem Saale des hiesigen Schneiderinnnngshauses in der Webergasse eine zahlreich besuchte Versammlung hiesiger Schneidergesellen statt, um sich über Mittel und Wege behufs Verbesserung ihrer Lage durch Verd'ienst- erhöhung zu berathen. Man kam schließlich darin überein, die von den Leipziger Collegen aufgestellten Forderungen als maßgebend zu bezeichnen und eine Commission mit weiterer Durchführung der Sache zu betrauen. ... . , Annaberg, 20. April. Wer zu Anfang und dann wieder in der zweiten Hälfte dieses Monats die hiesige Gegend besucht hat, kann sich nicht genug wundern über den sonderbaren Witterungs wechsel. Am 6. d. M. lag in Oberwiesenthal auf den Wegen 2 bis 3 Ellen hoch Schnee; dasselbe Verhältnis; war am 10. in. Satzung und da nur noch Aussicht auf neuen Schnee. Acht Tage darauf in der Stadt Oberwiesenthal nur noch ein wenig Schmuz, im Freien aber — Staub. In den Feldern ist Attes voller Leben, man sät Hafer, schickt sich zum Kartosfellegen an und sieht mit Freuden auf den Wiesen die Blumen sich entfalten. Das schnelle Verschwinden der Unmasse von Schnee grenzt an's Märchenhafte. In Schandau war am 24. April Nachmittags der Schiffs herr S. mit seiner Mannschaft beschäftigt, einen am User gelegenen Mastbaum hinab in die Elbe zu rollen. Während dieser Baum in's Rollen kam, lief das im vierten Jahre stehende Töchterchen S.'s darauf zu, umklammerte denselben in der Angst und ward von ihm erdrückt, so daß es alsbald seinen Geist aufgab. Neueste Post. Wien, 27. April. (Dr. I.) Sicherm Vernehmen nach ist Oesterreich geneigt, dem Vorschläge Preußens auf Einberufung der Stände der Elbherzogthümer zuzustimmen, wenn denselben zuerst die staatsrechtliche und nicht blos die finanzielle Frage vorgelegt werde. Paris, 27. April. Nachrichten aus Rom zufolge hält sich der heutige „Moniteur" zu der Annahme berechtigt, daß die auf Besei tigung der Schwierigkeiten betreffs Wiedereinsetzung der Bischöfe bezüglichen Unterhandlungen zwischen dem Cardinal Antonelli und Baron Vegezzi (aus Turin) auf gutem Wege seien. London, 26. April. Ausführlichere Berichte aus New -Jork vom 15. April Mittags pr. „Nova Scotian" über die Ermordung des Präsidenten Lincoln sagen, daß derselbe in seiner Loge im Theater ermordet, daß der Mörder Namens Booth darauf von der Loge auf die Bühne gesprungen und nach Baltimore geflohen, dort aber gefangen sei. Zu gleicher Zeit habe sich ein Bruder des Booth in das Krankenzimmer des StaatSfecretärs Seward begeben und diesen, wie den herbeieilenden Sohn defselben, Friedrich Seward, lebensgefährlich verwundet. Der letztere sei bereits gestorben, die Wiederherstellung Seward's unwahrscheinlich. General Grant, der mit dem Präsidenten der Theatervorstellung beiwohnen sollte, war zu einer Ministerberathung abberufen worden. Berantwortlich« Redacteur: I. G. Wolf. kirchliche Kuchrichlen. Prebigtr. vom. Msericorü. vomi. Vorm.-Text: Joh. 21, 15-17. — Nachm.-Texte: n) Matth. 18, 10—14. b) Spr. Sal. 22, 17—19. c) Ephes. 6, 1—4. Dom: früh 9 Uhr, Herr viuc. vr. pk. Teichgräber. — Beichte und Communion früh 7 Uhr, Derselbe. Petri: früh halb 9 Uhr, Herr Pastor Walter. — Nachm. 1 Uhr, Herr vmc. Reinhold. — Beichte und Communion früh halb 7 Uhx. ... , Nicolai: früh halb 9 Uhr, Herr Pastor Sturm. (Musik: der 95. Psalm von Naumann.) — Beichte und Communion früh 7 Uhr. Jacobi: früh 8 Uhr, Herr Pastor Rosenkranz. — Beichte und Communion früh halb 7 Uhr. Katholische Kirche: Missionsgottesdienst zu Hainichen, daher früh 9 Uhr und Nachmittags 2 Uhr bloß Betstunde.