Volltext Seite (XML)
-1- Der Kampf in Süd Amerika. »«g. von iten; der- So lange Brasilien ein eigener Staat ist, hat es nach dem Besitze von Montevideo gestrebt. Schon 1821, als in Rio die Revolution ausbrach, standen in Montevideo Portugiesen und seit» dem ist es brasilianische Politik gewesen, sich einzumischen und die gefährlichsten Störenfriede zu unterstützen. So trat Brasilien mit dem verjagten Expräsidenten Flores vor drei Jahren in ein nicht weniger als feines Compagniegeschäft. Seit Mai 1863, wo Flores offen das Land zu verheeren begann, empfing er aus BuenoS-Ayres Waffen und Munition, seine Banden aber rekrutirte er vorzugs weise aus der brasilianischen Provinz Rio-Grande, welche an diese« „Kalifornien", wie sie dort zu Lande heißen, sich betheiligten, um Neger und Vieh zu rauben und über die Grenze zu bringen. Diese an die brasilianischen Neger-Barone verhandelten Schwarzen waren der Sklavenpeitsche entwachsen, und sie entflohen natürlich, sobald sie konnten, massenhaft nach dem Süden. Obwohl in Uruguay Auslieferungs-Gesetze bestehen, so war die öffentliche Meinung doch hier stärker und die flüchtigen Schwarzen waren in den seltensten Fällen zurückzuerlangen. Diesem „Skandal" gegenüber glaubten die Pflanzer in Rio-Grande mit gleicher Rücksichtslosigkeit entgegen treten zu dürfen: es wurden Streifzüge über die Grenze gemacht und Schwarze, wo und wie viel man fand, in die Sklaverei geführt oder weiter hinein ins Land verkauft, ja, es gab Neger-Barone, welche die Verwegenheit hatten, sich in Grenzdistricten der Banda- Oriental selbst niederzulaffen und in frecher Verhöhnung der Gesetze ihre Plantagen mit Sklavm bewirthschaften zu lassen, so daß vor Ausbruch des jetzigen Krieges an 15—18,000 brasilianische Sklaven auf montevideo'schem Gebiete arbeiten mußten. Sonza Netto, der mächtigste unter den brasilianischen Pflanzern, die sich in Uruguay festgesetzt haben, schloß offene Gemeinschaft mit Flores, die Banden raubten auf gemeinschaftliche Rechnung die Estancias aus und Netto erhielt das dabei erjagte schwarze Menschenfleisch. Während die Brasilianer auf solche Weise ihre Güter mit „Händen" versahen, arrondirten sie dieselben, indem man bei den Raubzügen systematisch die Besitz-Urkunden u. s. w. der geplünderten Nachbarn verbrannte und dadurch seinen Ansprüchen auf die Beine half. Netto fand unter seinen Standesgenossen in Rio-Grande nicht bloS Beifall und Vorschub, er wußte es bei dem neuen Ministerium in Rio zugleich durchzusetzen, daß dieses die alten, neuen und neuesten Beschwerden und Ansprüche des Kaiserthums in schroffster Weise formulirte und sein Ultimatum mit unverkennbarer, ja unverhohlener Absichtlichkeit stellte, Uruguays Verlegenheiten zu einem neuen Eroberung-- und Einverleibungsversuche zu benutzen. ES liegt auf der Hand, daß bei so verworrenen und so vielfach vergifteten Verhältnissen ein Bruch leicht herbeizuführen war, selbst wenn alte Geldforderungen und chronisch gewordene Grenzstreitig keiten nicht vorhanden gewesen wären. Ein nicht unerhebliches Gewicht warf der Schmuggel in die Wagschale: man braucht bloS zu wissen, daß in Uruguay die Eingangszölle bei keinem Artikel Der Kampf, der jetzt am La Plata zwischen Staaten spanischen Ursprungs und Brasilien begonnen hat, ist das Scitenstück zu dem Kriege, der nun schon seit vier Jahren in Nordamerika mit seinen ungeheueren Wirkungen die Welt mit Staunen erfüllt. Dort wie hier sind die nächsten Veranlassungen nur Nebensachen, und auch die agirenden Persönlichkeiten haben weniger Einfluß auf den Gang der Ereignisse, als es den Anschein hat: über ihnen waltet die zwingende Nothwendigkeit eines Princips, das so oder so auS- gefochten werden muß. Dieses dunkle Geschick ist in der Süd-, wie in der Nordhälfte der neuen Welt das Institut der Neger- Sklaverei. Von diesem Standpunkte aus betrachtet, treten die Vor gänge in den südamerikanischen Oststaaten erst in ihr rechtes Licht. Wir müssen daher die Sache von dieser Seite ins Auge fassen. Zwischen den Brasilianern und Bewohnern der Republiken, welche das Kaiserthum im Süden und Westen umschließen, herrscht ein erheblicher Unterschied. Brasilien ist eine Oligarchie mit kaiser licher Spitze, diese haben mehr oder minder radikale republikanische Verfassungen; zwischen jenen und diesen ist die ungeheuere Kluft vorhanden, welche Sklavenstaaten von freien Staaten scheidet. I» der nordamerikanischen Union waren^es die Südstaaten, welche mit den freien Nordstaaten stets wegen entlaufener Sklaven haderten und welche gegen West und Süd Jnvasions - und Annexionspläne verfolgten; in Süd-Amerika sind eS die großen Landinhaber, die Menschenfleisch-Barone, welche in Uruguay und Paraguay ihr schamloses Institut zu fördern und zu restauriren suchen, zu diesem Zwecke den Streit geradezu vom Zaune gebrochen haben und der Welt den Skandal bieten, daß ein Kaiserthum mit einem halb blütigen Bandenführer und Bluthunde, einem Flores, gemeinschaft liche Sache macht. In dem unermeßlichen Kaiserthum gehört fast alles Land den Neger-Baronen, von denen manche mehr besitzen, als unsere deut schen Kleinstaaten Quadratmeilen. Nun ist aber Arbeit bei den Weißen in Brasilien eine Schande, und wenn man den herunter gekommensten Lump fragt, der bettelt: „Warum arbeiten Sie nicht?" so antwortet er: „Ich habe keine Hände!" Was der Brasilianer unter „Händen" versteht, sind nicht die an seinen eigenen Armen, die nur zum Essen und zum Schwingen der Peitsche- als von Gott geschaffen gelten, nein, es sind Neger-Sklaven, Indianer und Deutsche, jene armen Teufel, die sich durch Parceira-Contracte versklaven ließen. In der Banda Oriental de Uruguay wurden die Sklaven im Jahre 1843 zur Vertheidigung des Vaterlandes zu den Waffen gerufen und in Folge dessen für frei erklärt. Zu Anfang der fünfziger Jahre wurden auch in der Argentina die letzten Sklaven, die noch auf einzelnen abgelegenen Gehöften lebten, zu freien Leuten lasse- aße. 8. nd 3 Uhr cMit- -ungen erklärt, während in Paraguay alle von Sklavenmüttern geborenen . .... Kinder frei werden, so daß mit der jetzigen Generation die letzten 12 bis 1b Procent übersteigen, während in Brasilien die wichtigsten Sklaven verschwinden. - Einfuhr-Artikel dreifach so schwer belastet sind und die Schmugglet — Anzeiger und Tageblatt. Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter u. der Stadträthe zu Freiberg, Sayda u. Brand. Preis »ierteljährl. 29 Ngr. Inserate werden die gespaltene Zeile oder deren I Raum mit 5 Pf. berechnet. Wo 6« Montag, den 13. März. Erscheint jedm Wochentag früh 9 U. Inserate werden bi« Nachm. 3 Uhr für die nächste Nr. angenommen.