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Tageblatt. Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter u. der Stadträche zu Freiberg, Sayda u. Brand. ^?3S. Erscheint jeden Wochentag früh S U. Inserate werden di« Nachm. 3 Uhr für die nächste Nr. angenommen. Sonnabend, den 11. März. Preis vierteljährl. 20 Ngr. Inserate werden die gespaltene Zeile oder deren Raum mit S Pf. berechnet. 1888. Tagesgeschichle. Berlin, 8. März. Wie die „Schlesische Zeitung" mittheilt, ist der durch die Graudenzer Vorgänge zu so trauriger Berühmt heit gelangte Hauptmann Besser im Jrrenhause zu Schwetz gestorben. Aus ldlogan schreibt man der „Brest. Ztg.": „In dem be kannten Ofenklappenproceß gegen die Redaction des „Niederschles. Anzeiger" wird demnächst die Appellationsrechtfertigung' eingereicht werden. Wir wollen bei dieser Gelegenheit mittheilen, daß die hiesige königliche Staatsanwaltschaft den berühmten Professor Maschka in Prag, von welchem sie gehört, daß er sich mit der betreffenden Angelegenheit auf das eingehendste beschäftigt habe, aufgefordert hat, sein Gutachten über den Tod der Agnes Sander ihr einzu senden. Dies ist geschehen und soll dieses, wie wir aus sicherer Quelle erfahren, dahin lauten, daß das Mädchen nicht infolge von Einathmen von Kohlendampf, vielmehr am Stick- und Schlagfluß infolge von Aufregung gestorben ist. Wir können ferner mittheilen, daß eine sehr bedeutende wissenschaftliche Capacität der Universität Göttingen sich gleichfalls gutachtlich dahin geäußert hat, daß jenes Mädchen nicht am Kohlendampf erstickt ist und das Obductions- protokoll nichts enthalte, was eine Ausschließung einer andern Todes art unmöglich machen könnte." Aus Wien wird der „Augsb. Allg. Ztg." vom 6. März ge schrieben: „Die österreichische Antwort auf die preußische Depesche vom 23. Februar ist gestern Abend nach Berlin abgegangen. Da sie nur den Charakter einer „vorläufigen" Antwort trägt, konnte sie kurz gehalten sein. Dies ist sie formell wie inhaltlich, denn sie lehnt die preußischen Forderungen ganz ab. Den Grundcharakter der Depesche bildet die entschiedene Wahrung des Mitbesitzes und die Betonung, daß Oesterreich auf der strengen Durchführung des Art. 3 des Friedensvertrags bestehen müsse, und diese zu wahren wissen werde." — Der officiöse Berliner Correspondent der „Hamb. Börsen- Halle" schreibt: „Preußen kann und wird nicht anders, als die Durchsetzung der im eigenen und im wesentlichsten Interesse Deutsch lands gestellten Forderungen mit aller irgend erforderlichen Energie und mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln seiner Macht durch zusetzen suchen. Möge sich also doch in dieser Beziehung nur Nie mand Illusionen machen und seinen politischen Calcul auf Voraus setzungen basiren, die sich nothwendig sehr bald als völlig bodenlos erweisen müßten!" — Wie die „Berliner Montags-Zeitung" meldet, hätten sich die Kronsyndici zu Gunsten der preußischen Ansprüche auf die Elb« herzogtbümer ausgesprochen. „Bestätigt sich diese Mittheilung", sagt die Wiener „Presse", „so gewinnt die Situation eine ganz ver« änderte Gestalt, und die Discussion über die „Anlehnungsbe dingungen" ist zu Ende. Dann kann nur noch von der Annexion die Rede sein." Krakau, 5. März. (Botsch.) Sowohl vom Südabhange der Karpathen als auch von den galizischen Karpathen laufen höchst be trübende Nachrichten über den dort herrschenden Nothstand ein. Die am meisten betroffenen Gegenden dürften die Comitate Arva und Zips, der Neu-Sandecer und der südliche Theil des Wadowicer Kreises sein. Der Grund der in diesen Gegenden herrschenden Noth liegt in dem schlechten Ergebnisse der letzten Ernte. Die Kartoffelernte ist bekanntlich mißrathen und der Ersatz durch Brod- früchte ist nur ein theilweiser. In den Gebirgsgegenden Ungarns und Galiziens entscheiden für das Landvolk nämlich die Kartoffeln. Brodfrüchte werden dort wenig gebaut und beschränkt sich die Cultur derselben in einigen höher gelegenen Landstrecken lediglich auf den Bau von Hafer. Untex solchen Umständen wäre es höchst dringlich, der galizische Landesausschuß, oder da dieser bisher nichts gethan, die Regierung nähme die Angelegenheit in die Hand, da bei der völligen Apathie der galizischen Gebirgsbauern auf eine Selbsthilfe derselben nicht zu rechnen ist. Aus Laibach, 5. März, wird der „Wiener Ztg." geschrieben: Morgen verläßt uns abermals ein Theil unsrer mexikanischen Frei« willigen, der bestimmt ist, sich am 16. d. M. in St. Nazaire an Bord eines Packetbootes einzuschiffen. Die Abtheilung, unter den Befehlen des Ariilleriechefs Majors Weinhara, begleitet von circa 10 Truppenoffizieren, zählt nur 170 Freiwillige, mit Einschluß von 30 Unteroffizieren. Außerdem werden sich diesem Commando gegen 20 Aerzte, Apotheker und Thierärzte anschließen. Frankfurt a. M., 7. März. (N. Pr. Ztg.) Unser Werbe system ist nicht mehr haltbar, weil man aber keinen geeigneten Er satz dafür auffinden kann, hat sich der Senat entschlossen, mit einer benachbarten Regierung über Stellung de« Frankfurter Bataillon» gegen die geeignete Vergütung in Verhandlung zu treten, und der gesetzgebende Körper hat diesen Plan gebilligt. Wie lange diese Verhandlungen noch dauern werden, kann ich nicht wissen, aber ge wiß ist, daß sie eingeleitet sind. Daß Preußen nicht der Staat ist, mit dem man verhandelt, hat keineswegs eine kleinliche Jntrigue zum Grunde. Paris, 7. März. Der neueste „Moniteur" bringt folgende Mittheilung: „Die wichtigen Fragen, die durch den Bericht de» Unterrichtsministers über den Volksschulunterricht aufgestellt worden sind, sind während mehrerer Sitzungen von den Ministern und den Mitgliedern des geheimen Naths unter dem Vorsitz des Kaiser« erörtert worden. Infolge dieser Besprechungen hat Se. Majestät beschlossen, daß der Prüfung des StaatSraths ein Gesetzentwurf, der folgende Vorschläge enthält, überwiesen werde: I) Die freien Elementarlehrer sollen nicht der vorgängigen Er langung eines Fähigteitszeugnisses unterworfen sein. — 2) Die Ge meinden , deren Bevölkerung über SVO Seelen zählt, find verpflichtet, eine öffentliche Mädchenschule zu halten. S) Prämien für Fleiß können Kindern zuerkannt werden, die vom 7. bis zum 13. Jahre die öffent liche Schule regelmäßig besuchen. — 4) Das Minimum des jährlichen Gehalts für öffentliche Lehrerinnen wird auf SVO FrS. sestgestellt. Sj Der Gehalt der Unterlehrer und Unterlehrerinnen wird verbessert und ihre Ernennung dem Präfecten anvertraut, k) Die Ausübung des Rechts, das den Gemeinden bereits durch frühere Gesetze verliehen ist, ganz unentgeltliche Schulen zu gründen, wird eine größere Ausdehnung erhalten und es kann zu diesem Zweck ein Zuschlag zu den Gemeinde- abgaben auferlegt werden. Im Falle der Unzulänglichkeit kann die Ge meinde eine Unterstützung von Seiten des Departements beanspruchen, und der Rest wird von dem Staate zugeschossen. Der Gehalt de» Volkslehrers einer Freischule darf nicht niedriger sein als die Emolu mente, die ihm aus dem bisherigen Schulgelde und festen Gehalte erwuchsen. „Dieser Gesetzentwurf beruht nicht auf den vom Minister de« öffentlichen Unterrichts entwickelten Principien; sein Bericht ist in dessen als ein Ausdruck seiner persönlichen Meinung und wegen der Wichtigkeit der Aufklärungen, welche er enthält, der OeffentlichleK übergeben worden". — Der „Köln. Ztg." berichtet man au« Pari- vom 7. März: „Am verflossenen Sonntag wurden die FrühUng-steaplechafe» in der Marche eröffnet unter großem Zudrang der eleganten ganze»